Wie können Mikrofinanzinstitute erfolgreich sein?


Bachelorarbeit, 2012

53 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis/Glossar

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung

2 Grundlagen
2.1 Länderprofil Bangladesch
2.2 Mikrokredite
2.2.1 Allgemeine Definition
2.2.2 Verbreitung von Mikrokreditprogrammen
2.2.3 Der informelle Kreditsektor

3 Modellierung der betrachteten Mikrofinanzinstitute
3.1 Die Grameen Bank
3.1.1 Geschichte und Organisation
3.1.2 Das Geschäftsmodell
3.2 Die Association for Social Advancement
3.2.1 Geschichte und Organisation
3.2.2 Das Geschäftsmodell

4 Vergleich der Institute Grameen Bank und ASA
4.1 Leistungsfähigkeit der Institute
4.2 Reichweite

5 Fazit
5.1 Reflexion
5.2 Schwächen der Ausarbeitung

6 Literaturverzeichnis
6.1 Bücher, Zeitschriften, Artikel
6.2 Internetquellen

Abkürzungsverzeichnis/Glossar

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Verbreitung Mikrokreditinitiativen weltweit. Größe der Punkte spiegelt Anzahl vorhandener Institute pro Land wider

Abbildung 2: Entwicklung der Mitgliederzahl der Grameen Bank von 1992 bis 2009 in Mio.

Abbildung 3: Entwicklung der jährlich ausgezahlten Kreditsumme von 1992 bis 2009 in USD Mio.

Abbildung 4: Entwicklung der Bilanzsumme der Grameen Bank von 1992 bis 2010 in Mio. USD

Abbildung 5: Organigramm der ASA

Abbildung 6: Entwicklung der Mitgliederzahl der ASA von 1992 bis 2009 in Mio

Abbildung 7: Entwicklung der jährlich ausgezahlten Kreditsumme von 1992 bis 2009 in Mio. USD

Abbildung 8: Entwicklung der Bilanzsumme der ASA von 1992 bis 2010 in Mio. USD

Abbildung 9: Average Deposit Balance per Depositor / GNI per Capita für die Grameen Bank und ASA in %

Abbildung 10: Average Loan Balance per Borrower / GNI per Capita für die Grameen Bank und ASA in %

Abbildung 11: Administrative Expenses / Assets für die Grameen Bank und ASA in %

Abbildung 12: Operational Self-Sufficiency für die Grameen Bank und ASA in %

Abbildung 13: Write-Off Ratio für die Grameen Bank und ASA in %

Abbildung 14: Number of Active Borrowers der Grameen Bank und ASA

Abbildung 15: Number of Voluntary Depositors der Grameen Bank und ASA

Abbildung 16: Gross Loan Portfolio der Grameen Bank und ASA in USD

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Verteilung der Besitzanteile im Jahr 2006.

1 Einleitung

Die Finanzdienstleistungen, die heute als Mikrokredite bekannt sind, haben ihren Anfang in den 1970er und 1980er Jahren genommen, als Professor Muhammad Yunus von der Universität Chittagong in Bangladesch damit begann an die Ärmsten der Armen in der Region Privatkredite zu vergeben und ihnen damit eine Möglichkeit bot unternehmerisch tätig zu werden. Aus speziell diesen Anfängen ist, neben anderen, eines der größten Mikrofinanzinstitute (MFI) der Welt erwachsen: die Grameen Bank. Dass Mikrokredite in Bangladesch ihren Anfang nahmen, ist kein Zufall. Das Land gehört zu den niedrig entwickelten dieser Welt und ein Großteil der Bevölkerung lebt in Armut und muss ständig um seine Existenz kämpfen.

Die besondere Situation, in der sich Bangladesch und ähnlich entwickelte Länder befinden, in Verbindung mit der geringen Erfolgsquote staatlicher Hilfsprogramme, machte die Entwicklung einer Initiative wie der von Muhammad Yunus quasi notwendig. Staatlich gestützte Projekte, die Kredite an Arme vergeben, sahen sich dem Problem ausgesetzt, dass sie eher als Wohlfahrtsprogramme wahrgenommen wurden und die Rückzahlungsquoten sehr schlecht waren. Die Menschen begriffen das zur Verfügung gestellte Geld als Subvention und nicht als Kredit, den sie zurückzahlen müssen[1]. Die Gesamtsituation der Bevölkerung konnte in der Folge nicht langfristig verbessert werden, weil die Gelder nicht in Einkommen generierende unternehmerische Tätigkeiten investiert wurden. Genauso erging es Projekten, die staatlich gefördert und ähnlich strukturiert waren wie die heutigen MFIs. Sie konnten nicht dieselben Erfolge vorweisen, weil ihnen wiederum der Wohlfahrtscharakter anhing[2].

Missverständnisse dieser Art wussten die MFIs von vornherein zu vermeiden und schafften es eine Alternative mit beeindruckender Effizienz anzubieten. Heute werden Mikrokredite weltweit angeboten und genießen steigende Anerkennung als wirksames Mittel zur Entwicklungshilfe. Allerdings sieht sich die Mikrofinanzbranche auch großen Herausforderungen ausgesetzt. Die Ärmsten mit Finanzdienstleistungen zu versorgen ist mit großem Aufwand verbunden, durch den viele MFIs nicht in der Lage sind kostendeckend zu arbeiten. Der Aufwand fällt hauptsächlich durch die intensive Betreuung der Kunden an, sodass die Verwaltung die Erträge aus den Zinsen übersteigt. Eine willkürliche Erhöhung der Zinsen auf ein Niveau, auf dem die Banken in der Lage wären kostendeckend zu arbeiten, würde die Kunden, die ohnehin schon zu den Ärmsten der Armen zählen, großen finanziellen Belastungen aussetzen. Die Folge ist, dass die meisten Institute auf Unterstützung angewiesen sind, z.B. von staatlicher Seite, von Stiftungen oder auf Spenden.

In dieser Arbeit sollen zwei MFIs betrachtet werden, die es geschafft haben kostendeckend zu arbeiten und in der Lage sind ihr Geschäftsmodell selbst zu tragen. Zum einen handelt es sich dabei um die Association for Social Advancement, kurz ASA. Die ASA war 2007 laut Forbes das erfolgreichste Mikrofinanzinstitut der Welt[3]. Zum anderen handelt sich um die bereits erwähnte Grameen Bank. Sie gehört zu den bekanntesten Mikrofinanzinstituten der Welt, besteht seit über 40 Jahren und gehört wie die ASA mit zu den erfolgreichsten Instituten weltweit.

Die Vorgehensweise der Arbeit gestaltet sich so, dass in Kapitel 2 ein Länderprofil von Bangladesch vorgestellt wird und wichtige Begriffsdefinitionen vorgenommen werden. Kapitel 3 dient der Vorstellung der beiden Mikrofinanzinstitute und in Kapitel 4 werden sie anschließend einem kennzahlenbasierten Vergleich unterzogen. Den Abschluss bildet Kapitel 5 mit einer Reflexion unter Einbezug von Kritikpunkten und Schwächen der Arbeit.

2 Grundlagen

Eingangs sollen ein paar theoretische Grundlagen allgemeiner Art und speziell zum Thema Mikrokredite bzw. Mikrofinanz erörtert werden, um den Rahmen der Arbeit abzustecken. Dazu wird mit der Erstellung eines Profils des Landes Bangladesch begonnen, um den sozialen, ökonomischen und kulturellen Hintergrund des Aufkommens der Mikrokredite in Bangladesch einzuordnen[4]. Desweiteren wird der Begriff Mikrokredite unter Zuhilfenahme der, von der Grameen Bank veröffentlichten Begriffsdefinition eingegrenzt[5], die Verbreitung von Mikrofinanzinstituten weltweit betrachtet[6] und der informelle Kreditsektor näher beschrieben[7]. Die Begriffsdefinition erfolgt, um semantische Mehrdeutigkeiten auszuräumen, die sich in den Diskussionen über dieses Themengebiet eingeschlichen haben. Die Verbreitung wird betrachtet, weil durch sie die große Bedeutung, die die Mikrofinanz seit den 70er Jahren erreicht hat, besonders deutlich wird. Der Mikrofinanzmarkt ist in mehrerer Hinsicht ein außergewöhnliches Phänomen, dessen Wachstum nach wie vor kaum Vergleiche findet. Die Erläuterung des informellen Kreditsektors erfolgt, weil sich MFIs bei der Vergabe von Krediten hauptsächlich auf diesem Sektor bewegen. Sie erfüllen seine Charakteristika im Hinblick auf nicht vorhandene materielle Sicherheiten und das Vergeben von Krediten bei gleichzeitigem Verzicht auf den Abschluss eines schriftlichen Vertrages.

2.1 Länderprofil Bangladesch

Bangladesch, auch Volksrepublik Bangladesch, ist ein junges Land im Süden Asiens. Es liegt zwischen Indien und Burma und wurde 1971 gegründet. Bis 1947 hieß das heutige Bangladesch noch Ost Bengal und war Teil Indiens. Im Jahr 1947 spalteten Pakistan und Ost Bengal sich von Indien ab. Ost Bengal wurde Ost Pakistan und war politisch ein Teil Pakistans. Geografisch trennte die beiden Länder jedoch Indien, eine über 1.000 Kilometer breite Grenze. Politische Zerwürfnisse, deren Ursachen zu einem Großteil in dieser Entfernung zu suchen sind, führten dazu, dass sich 1971 Ost Pakistan vom restlichen Pakistan lossagte und nach kriegerischen Auseinandersetzungen am 26.03.1971 unter dem neuen Namen Bangladesch seine Unabhängigkeit erklärte. Die Staatsgründung erfolgte offiziell am 16.12.1971. Seitdem ist der 16. Dezember als „Tag des Sieges“ bekannt und erinnert als Nationalfeiertag an die Gründung des Staates.

Bangladesch ist mit einer Gesamtfläche von 147.569 km², davon 130.168 km² reine Landmasse, ein relativ kleines Land. Das besondere ist die im Vergleich zur Landmasse riesige Bevölkerung. Allein in der Hauptstadt Dhaka, eine von 20 Megastädten weltweit, leben über 14 Mio. Menschen. Zusammen mit dem Rest der Bevölkerung zählt Bangladesch insgesamt 161 Mio. Einwohner (Rang 8 im internationalen Vergleich) und kommt auf eine Bevölkerungsdichte von über 1.000 Personen pro Quadratkilometer. Das Land liegt mit diesem Wert unter den 10 am dichtesten besiedelten Ländern der Welt. Derzeitig wächst die bengalische Bevölkerung mit ca. 1,569% pro Jahr (Schätzung 2012). Positiv zu bewerten ist, dass das Bevölkerungswachstum seit mehreren Jahren leicht rückläufig ist.

Bangladesch wird parlamentarisch demokratisch regiert und das Rechtssystem setzt sich aus größtenteils englischem allgemeinen Recht und einem Teil islamischen Rechts (Scharia) zusammen. Amtssprache des Landes ist Bangla bzw. Bengali. Neben dieser wird aber auch zu einem nennenswerten Anteil Englisch gesprochen. Die Währung des Landes ist der Bengalische Taka, engl. Bangladeshi Taka, oder kurz BDT. 2011 lag der Wechselkurs zum Dollar bei 1,00 USD = 73,70 BDT und die Inflation betrug ca. 10,7%[8]. Die Währung ist somit als vergleichbar schwach einzustufen, bewegt sich im Vergleich mit benachbarten Länderwährungen aber auf einem sozusagen normalen Niveau.

Die Zusammensetzung der Bevölkerung Bangladeschs ist sehr homogen. Die ethnisch größte Gruppe sind mit einem Anteil von 98% Bengali und die größte Religionsgemeinschaft mit 89,5 % die Islamisten. Die Alphabetisierungsrate der über 15-jährigen liegt bei insgesamt 47,9%, wobei sie zwischen Männern und Frauen bzw. Jungen und Mädchen stark variiert. Der männliche Bevölkerungsanteil ist zu 54%, der weibliche nur zu 41,4% in der Lage zu lesen und zu schreiben. Das Verhältnis von Männern zu Frauen in der Bevölkerung beträgt 95%, d.h. der Frauenanteil überwiegt. Im Human Development Report des Jahres 2011 belegt Bangladesch beim HDI mit einem Wert von 0,500 Platz 146 von 187. Bangladesch gehört damit immer noch zu den niedrig entwickelten Ländern. Im Vergleich zum Vorjahr ist allerdings eine Verbesserung um 0,031 Punkte zu beobachten (Bangladesch HDI 2010: 0,469)[9].

Das wirtschaftliche Wachstum liegt seit 1996 jährlich zwischen fünf und sechs Prozent, obwohl dem politische Instabilität, unzureichende Energieversorgung, Korruption, schlechte Infrastruktur und langsame Umsetzung von Reformen bremsend entgegenwirken. Insgesamt gibt es ca. 75,4 Mio. Arbeitnehmer im Land, ca. 47% der Bevölkerung. Der Bevölkerungsanteil, der unter der Armutsgrenze lebt, beträgt 31,5%. Der Landwirtschaftssektor stellt 45% der Arbeitsplätze zur Verfügung, der Industriesektor 30%, der Dienstleistungssektor 25%. Aber: der Dienstleistungssektor trägt 50% zum Bruttoinlandsprodukt bei. Das mit Abstand wichtigste Produkt ist Reis. Das BIP betrug 2011 ca. 282,5 Mrd. USD.

Neben der problematischen Kombination aus kleiner Landmasse und großer Bevölkerungszahl gibt es in Bangladesch noch weitere Problemquellen, die eine Entwicklung des Landes erschweren. Viele Einwohner sind landlos und gezwungen in den überflutungsgefährdeten Flussdeltas der Flussläufe, die aus dem Himalaya entspringen, zu leben und diese Landstriche zu bewirtschaften. In der Monsunzeit von Juni bis Oktober ist ein Drittel des gesamten Landes von Überschwemmungen bedroht. Außerdem drohen den Rest des Jahres durch Dürreperioden ebenfalls Verluste der landwirtschaftlichen Erträge. Zu den natürlichen Bedrohungen zählen außerdem Zyklone, die das Land regelmäßig verwüsten.

Trotz der immensen Schwierigkeiten und den schlechten Grundvoraussetzungen, die versucht wurden hier kurz in Zahlen und Fakten darzustellen, ist die Entwicklung Bangladeschs auf einem positiven Weg. Bildung, Gesundheit und Lebensstandard der Bevölkerung stiegen in den letzten Jahren[10], was sich im HDI niederschlägt. Dennoch ist das Land von innovativen Ansätzen der Entwicklungshilfe anhängig und der Erfolg der Mikrokredite in diesem Land zeigt, wie sehr die Bevölkerung auf sie angewiesen ist.

2.2 Mikrokredite

2.2.1 Allgemeine Definition

Das Finanzprodukt Mikrokredit gibt es in seiner heute bekannten Form erst seit den 1970er Jahren, wobei die generelle Idee von Mikrokrediten bereits im 19. Jahrhundert entstand. Eine allgemein bekannte Form dieser Idee sind Banken, die auf dem Genossenschaftsmodell basieren, wie es Friedrich Wilhelm Raiffeisen[11] erdacht hat[12]. Die Literatur ist sich in der Definition des Wortes Mikrokredit nicht einig in seinem Bedeutungsumfang und welche Art von Krediten tatsächlich gemeint ist[13]. Yunus hat mit der Grameen Bank eine Gliederung von Mikrokrediten in dreizehn Kategorien vorgenommen, um die Vieldeutigkeit des Begriffes aufzulösen[14]. Grund für die Kategorisierung ist die Notwendigkeit, dass jederzeit deutlich sein muss um welchen Typ von Mikrokrediten es geht, damit die bereits herrschende Verwirrung im Diskurs über Mikrokredite nicht noch vergrößert wird. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass die Kategorisierung der Grameen Bank keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit erhebt. Andere Möglichkeiten zur Klassifizierung werden zwar nicht genannt, aber auch nicht ausgeschlossen. Die Kennzeichen von Mikrokrediten sind[15]:

a. Sie fördern Kredite als menschliches Grundrecht.
b. Ihr Zweck ist es Armen zu helfen aus eigener Kraft ihre Armut zu überwinden. Die Zielgruppe der Kredite sind Arme, speziell arme Frauen.
c. Die Kredite werden ohne die Forderung von Sicherheiten oder den Abschluss eines Vertrages vergeben. Die Basis ist Vertrauen und kein gesetzlich durchsetzbares Recht[16].
d. Die Kredite werden angeboten um Selbstständigkeit zur Einkommensgenerierung zu schaffen, nicht für Konsumzwecke.
e. Sie stellen eine Herausforderung an die konventionellen Banken dar, die die Armen ablehnen, weil sie sie als „nicht kreditwürdig“ einstufen.
f. Sie bieten Service, basierend auf dem Prinzip, dass die Menschen nicht zur Bank, sondern die Bank zu den Menschen gehen soll.
g. Um einen Kredit aufnehmen zu können, muss die Kreditnehmerin einer Gruppe beitreten.
h. Kredite können fortlaufend aufgenommen werden. Neue Kredite sind verfügbar, wenn der vorherige Kredit zurückgezahlt wurde.
i. Alle Kredite werden in wöchentlichen oder 14-tägigen Raten zurückgezahlt.
j. Eine Kreditnehmerin kann mehr als einen Kredit gleichzeitig aufnehmen.
k. Das System umfasst sowohl obligatorische als auch freiwillige Sparprogramme für die Kreditnehmerinnen.
l. Generell werden die Kredite durch non-profit Organisationen oder durch Institutionen, die hauptsächlich den Kreditnehmerinnen gehören, gewährt. Es wird angestrengt, dass das Zinsniveau angemessen in Bezug auf Nachhaltigkeit ist, anstatt die Rendite der Investoren zu maximieren. Die Zinsen sollen dem Marktzins so nah wie möglich gebracht werden, ohne Nachhaltigkeit zu opfern. Die Armen zu erreichen ist das nicht verhandelbare Ziel. Nachhaltigkeit zu erreichen ist ein richtungweisendes Ziel.

m. Auf den Aufbau sozialen Kapitals wird hoher Wert gelegt, sowie die Bildung von Humankapital und die Sensibilisierung für den Umweltschutz. Die Ausbildung der Kinder wird beaufsichtigt und Stipendien werden vergeben. Für die Bildung von Humankapital wird Technologie zur Verfügung gestellt, wie z.B. Handys, Solarenergie und der Einsatz von Maschinen vorangetrieben.

Mit dieser Einteilung bekommen die Mikrokredite einen klaren Kontext, in dem sie zu begreifen sind. Schon Punkt a. deutet an, dass ein eher soziales Ziel verfolgt wird, als ein ökonomisches. Die Zielgruppe wird in b. enger gefasst und auf die Ärmsten der Armen und unter diesen explizit auf Frauen spezifiziert. Desweiteren wird der Nachhaltigkeitscharakter der Kredite betont. In diesem Zusammenhang ist besonders zu erwähnen, dass die Kreditgeber hauptsächlich non-profit Organisationen bzw. NGOs sind, dass das Zinsniveau möglichst niedrig gehalten werden soll und dass der Aufbau von humanem und sozialem Kapital und der Umweltschutz eine zentrale Rolle spielen[17]. Die Mikrokreditinitiativen sind sich ihrer sozialen Verantwortung, die mit der Wahl von Armen als hauptsächlichen Kundenkreis notwendigerweise einhergeht, zwar bewusst, haben aber Probleme damit nachzuweisen, dass sie dieser Verantwortung auch gerecht werden. So sucht man bei der Grameen Bank und der ASA bisher vergeblich nach Zertifizierungen gemäß internationaler Standards, die die erfolgreichen Bemühungen der Institute im Bereich Nachhaltigkeit zweifelsfrei belegen könnten. Nicht ausschließlich, aber auch auf das Fehlen solcher Siegel ist es zurückzuführen, dass sich die MFIs konsequent der Kritik ausgesetzt sehen, dass sie zwar erfolgreich Finanzdienstleistungen für die Ärmsten der Armen anbieten, aber nicht belegen können, dass diese Dienstleistungen maßgeblich für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensumstände der Empfänger verantwortlich sind. Teil der Kritik ist regelmäßig auch die Zinspolitik der Institute.

2.2.2 Verbreitung von Mikrokreditprogrammen

Das Phänomen Mikrokredit hat sich seit seinem Entstehen im Jahr 1976 nicht nur etabliert, sondern auch über den ganzen Globus weiterverbreitet. In Ländern wie Bangladesch, Bolivien und Indonesien haben sie sich mittlerweile seit Jahrzehnten sehr gut etabliert, in Mexiko und Indien wächst das Mikrofinanzsegment seit Jahren stetig[18]. Würde man ein Regionen-Ranking des Mikrofinanzmarktes nach Kreditvolumen aufstellen, würde dieses von Lateinamerika und Asien, die ca. 70% des Volumens auf sich vereinen, angeführt werden[19]. In Abbildung 1 kann man diese Verteilung sehr gut nachvollziehen. Die Regionen mit den meisten MFIs erkennt man an der Größe und Färbung der Markierungen, wobei die Farbskala von gelb (kleine Anzahl MFIs) bis rot (große Anzahl Institute) reicht. Darüber hinaus unterstreicht die Größe der Markierungen die hohe Dichte von Instituten in dem markierten Land. Die drei größten Cluster sind, in dieser Reihenfolge, Indien, Russland und die Phillipinen. Weitere Dokumentationen der heutigen Ausdehnung und des rasanten Wachstums des Mikrofinanzmarktes findet man bei der Microcredit Summit Campaign, die ihre gesammelten Daten in einem jährlichen Bericht veröffentlicht. Im Bericht des aktuellen Jahres wurden die Zahlen für den Betrachtungszeitraum von 1997 bis 2010 dargelegt und sie bestätigen der Mikrofinanzbranche wieder ein sehr positives Jahr. Im Vergleich zum Jahr 2009 ist die Anzahl der Institute um 1,7% von 3.589 auf 3.652 in 2010 gestiegen. Zum Vergleich: 1997 betrug die Anzahl der Institute 618. Innerhalb von 13 Jahren hat sich die Anzahl also fast versechsfacht[20].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Verbreitung Mikrokreditinitiativen weltweit. Größe der Punkte spiegelt Anzahl vorhandener Institute pro Land wider[21].

Neben der reinen Anzahl an Instituten sind auch die Gesamtzahl der insgesamt erreichten Kunden sowie die Gesamtzahl der Kunden, die unter der Armutsgrenze leben, wieder deutlich gewachsen. Die Zahl der insgesamt erreichten Kunden hat sich im Vergleich zum Vorjahr von rund 190 Mio. auf über 205 Mio. gesteigert. Diese Steigerung ist zwar die niedrigste seit 2005, dennoch ist die Entwicklung des Marktwachstums seit 1997 stetig positiv und bewegt sich im hohen einstelligen bzw. zweistelligen Prozentbereich. Für einen Markt, der sich auf die zahlungsschwächste Bevölkerungsgruppe der Welt konzentriert sind diese Zahlen ein sehr positives Ergebnis und Nachweis für ihren Erfolg. Eine ebenso positive Entwicklung wie die Gesamtkundenzahl weist auch der Anteil der Kunden, die unter der Armutsgrenze leben, auf. In 2010 betrug deren Anzahl ca. 137 Mio., rund 9 Mio. Menschen mehr als noch ein Jahr zuvor. Dies entspricht einem Wachstum von 7,3% bei der Kernzielgruppe der Mikrofinanzbranche. Dieses Zahlenmaterial belegt, dass die MFIs in der Lage waren ihrem Ziel gerecht zu werden und ihre Reichweite bei den Ärmsten ein weiteres Mal deutlich steigern konnten. Angenommen die MFIs wären in der Lage diese Wachstumsraten beizubehalten, dann wird die Zahl der erreichten Kunden, die unter der Armutsgrenze leben, bereits 2015 180 Mio. Menschen übersteigen und 2020 könnten schon knapp 250 Mio. Menschen dieser Bevölkerungsgruppe von den Finanzdienstleistungen der MFIs profitieren. Doch nicht nur in den Ländern, die zu den niedrig entwickelten der Welt gehören[22], auch in den hoch entwickelten Ländern sind die Mikrokredite bereits gut etabliert und erfahren eine steigende Aufmerksamkeit. Allerdings existieren in den Industrieländern meist nur abgewandelte Formen der klassischen MFIs. In Deutschland beispielsweise gibt es vornehmlich Mikrofinanzinstitute ohne eigene Bankzulassung, die lediglich als Intermediäre zwischen den Kreditnehmern und echten Banken vermitteln[23]. In den Industrieländern gibt es mittlerweile ca. 160 Institute, die Mikrofinanzdienstleistungen anbieten. Sie erreichten damit 2010 über 5 Mio. Kunden, wobei diese Zahl im Jahr 2009 noch über 6 Mio. lag und damit rückläufig ist[24].

2.2.3 Der informelle Kreditsektor

Eine der größten Herausforderungen für eine Bank ist sicherzustellen, dass die Kunden ihren Verpflichtungen nachkommen und z.B. die Zinsen bedienen, die sie für aufgenommene Kredite zahlen müssen. Auf dem formellen Kreditsektor wird dies durch Verträge und Sicherheiten geregelt, die die Kunden unterschreiben bzw. der Bank im Falle von Zahlungsausfall übertragen müssen. MFIs sehen sich dem Problem ausgesetzt, dass ihre Kunden über keinerlei Sicherheiten verfügen und Verträge zu aufwendig sind, um sie im Geschäft mit den Ärmsten der Welt zu verwenden. Deswegen finden für MFIs die Gesetzmäßigkeiten des informellen Finanzsektors Anwendung. Dieser umfasst laut Beck „Gefälligkeitskredite unter Nachbarn, Verwandten und Freunden ebenso wie kommerzielle Institutionen (professionelle Geldverleiher, indigene Bankiers, Händler, insbesondere Ernteaufkäufer) und einen Zwischenbereich vorwiegend genossenschaftlich organisierter Institutionen[25] “. Wegen der fehlenden Regulierung sind Nachteile dieses Sektors die bereits erwähnte fehlende Sicherheit durch Verträge und hohe Zinsraten. Er hat allerdings auch Vorteile, die sich im Falle der Mikrofinanzinstitute durch einen engen Kontakt zu den Kreditnehmerinnen und hohe Effizienz[26] äußern.

Der informelle Kreditsektor und allgemeiner der informelle Finanzsektor haben überall dort einen hohen Stellenwert wo Armut vorherrscht. In einem Land wie Bangladesch, in dem der Anteil der Armen an der Bevölkerung ca. 50% beträgt, ist der informelle Finanzsektor daher sehr wichtig und sehr stark vertreten. Offizielle Anerkennung und wachsende Beachtung erfährt dieser Sektor erst seit den 1980ern. Im informellen Sektor werden all diejenigen Finanzdienstleistungen angesiedelt, die nicht staatlich erfasst und reguliert sind. Für die Armen ist dieser Sektor der einzige Weg Kredite aufzunehmen, weil ihnen der Zugang zum formellen Sektor und regulierten Finanzdienstleistungen in der Regel nicht offen steht. Dies ist darin begründet, dass sie keine Mittel zur Kreditsicherung anbieten können, wie zum Beispiel Grundbesitz oder Gegenstände von Wert und ihre Kreditwürdigkeit somit aus Sicht normaler Finanzinstitute zu niedrig ist, um für einen Kredit in Frage zu kommen[27]. Aufgrund der Art und Weise wie Mikrofinanzinstitute Kredite vergeben und welche Kunden sie ansprechen, werden sie im Allgemeinen dem informellen Kreditsektor zugerechnet. Diese Einstufung wandelt sich jedoch zunehmend, weil sich der Fokus der MFIs in den letzten Jahren immer mehr verschiebt. Sie versorgen zwar immer noch die Ärmsten der Armen, aber es sind gleichzeitig Entwicklungen zu beobachten wie bei der BancoCompartamos (Mexiko), die im April 2007 den Gang an die Börse wagte und damit einen deutlichen Schritt in Richtung des formellen Finanzsektor ging. BancoCompartamos zeigte einerseits, dass MFIs kommerziell erfolgreich und mit normalen Finanzinstituten wettbewerbsfähig sein können, andererseits wurde Kritik laut, die das Geschäftsmodell der Bank in Frage stellte (Zu hohe Zinsen, Vorwurf der Ausbeutung der Armen)[28].

3 Modellierung der betrachteten Mikrofinanzinstitute

Nachdem die allgemeinen Definitionen abgeschlossen sind, folgen in diesem Kapitel die Beschreibungen der beiden Mikrofinanzinstitute, die im Fokus stehen. Die Grameen Bank und die ASA gehören zu der mittlerweile riesigen Gruppe Banken, die die Versorgung der Ärmsten der Armen mit Finanzdienstleistungen zu ihrer Aufgabe gemacht haben. Sie betreiben dieses Geschäft seit über 30 Jahren äußerst erfolgreich, wie ihre Historien eindrucksvoll zeigen. Diese Historien der Institute, ihre Organisation und ihr Produktportfolio werden im Verlauf dieses Kapitels aufgegriffen.

3.1 Die Grameen Bank

3.1.1 Geschichte und Organisation

Die Grameen Bank hat in diesem Vergleich einen Sonderstatus, weil sie das erste Kreditinstitut ihrer Art weltweit war und durch ihre große Popularität eine große Fülle an allgemeinen Informationen über sie vorhanden ist. Aus diesem Grund sind die im Vergleich zur ASA ausführlicheren Schilderung in diesem Kapitel als exemplarisches Beispiel für MFIs zu sehen.

Die Idee einer Bank, die Kredite an die Ärmsten der Armen vergibt, hatte Muhammad Yunus bereits 1976. Er erprobte sie im Rahmen des Grameen Bank Project. Diese Idee stieß jedoch auf große Skepsis in Banken und Führungsebenen des Landes und so mussten große Hürden genommen werden. Nicht nur die Durchführbarkeit des Vorhabens wurde angezweifelt, auch seine Sinnhaftigkeit stand auf dem Prüfstand. Obwohl Yunus in einem Projektversuch in Jobra[29] beweisen konnte, dass seine Idee funktioniert, wurde die Möglichkeit der Übertragung auf ein Projekt mit nationaler Reichweite dennoch angezweifelt. Der Erfolg des Projektversuches wurde allein der Person des Gründers zugeschrieben und da seine Präsenz begrenzt sein würde, müsste ein groß angelegtes Projekt zwangsläufig scheitern[30].

Nachdem Yunus sich bereit erklärt hatte den Beweis anzutreten, dass der Erfolg nicht auf seiner Person beruht, wurde er in die Gegend um Tangail in der Division Dhaka geschickt. Dort war er unbekannt und sollte den Erfolg von Jobra wiederholen. Die Schwierigkeiten in Tangail waren zum einen, dass Yunus und seine Mitarbeiter die Dorfbewohner überzeugen mussten ihnen zu vertrauen und die Kredite überhaupt erst anzunehmen. Zum anderen befand sich die gesamte Gegend am Rande eines Bürgerkrieges und die Lage war sehr instabil, sogar teilweise lebensgefährlich für die Projektmitarbeiter[31].

Trotz aller Widrigkeiten schafften es Yunus und seine Mitarbeiter in der Region Tangail im November 1979 die ersten Darlehen an landlose Bauern zu vergeben. In den nächsten 3 Jahren stieg die Zahl der Kreditnehmer von ehemals 500 in Jobra auf über 28.000[32]. Die Bewährungsprobe in Tangail ging Ende 1981 zu Ende und als das Ergebnis der Arbeit eingeschätzt werden sollte, die, wie von Yunus erwartet, erfolgreich verlaufen war, kamen die Juroren[33] zu dem Urteil, dass der Erfolg wiederum auf der Person Yunus und dessen großem Engagement beruhte. Ein weiteres Mal bot Yunus an das Projekt zu vergrößern, seinen eigenen Einfluss damit zu verringern und damit endgültig alle Zweifel zu beseitigen.

Ende 1981 startete das neue Projekt in fünf Bezirken, die über ganz Bangladesch verteilt lagen. Das Kapital betrug USD 6,8 Mio. und wurde zu gleichen Teilen von der Zentralbank und vom Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) bereitgestellt. Im Zuge dieses Projektes wurden 1981 bereits USD 13,4 Mio. an Krediten vergeben und 1982 weitere USD 10,5 Mio.[34]. Zu dieser Zeit lag der männliche Anteil der Kreditnehmer noch weit über dem der Frauen. Dies änderte sich jedoch im Laufe der Zeit durch die Anstrengungen der Bank.

Auch dieses Projekt verlief erfolgreich und im Herbst 1983 war es soweit, dass Yunus genug Befürworter für eine selbstständig operierende Bank gewonnen hatte und seine Idee umsetzen konnte. Im September 1983 unterzeichnete der Präsident General Ershad, der durch einen Staatstreich die Macht im Staat übernommen hatte, die Satzung der Grameen Bank. Dies bedeutete, dass das Grameen Bank Project nun endgültig in eine unabhängige Bank umgewandelt worden war. Nach dem Willen ihres Gründers Yunus sollte die Bank ursprünglich zu 100% in den Besitz der Kreditnehmer übergehen. Um allerdings die Gründung durchführen zu können war es notwendig die Besitzanteile aufzuteilen, weil die Regierung auf ein Recht mitzuentscheiden bestand. So fielen dem Staat 60% und den Kreditnehmern nur noch 40% der Anteile zu. Diese Entwicklung war nicht in Yunus Sinn, da er unbedingt vermeiden wollte, dass die Grameen Bank eine Staatsbank wird. Vorerst war an diesem Umstand jedoch nichts zu ändern[35]. In den folgenden Jahren wandelte sich das Mehrheitsverhältnis jedoch, sodass es heute folgendermaßen aussieht:

Tabelle 1: Verteilung der Besitzanteile im Jahr 2006[36].

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Grameen Bank ist eine divisional organisierte Bank. Gemäß Informationen ihres Geschäftsberichtes 2008 baut sich ihre Gliederung so auf, dass an der Spitze der Bank das Board of Directors steht. Dieses besteht laut Verordnung aus drei Personen, die von der Regierung ernannt werden und neun Personen, die aus den Reihen der Mitglieder stammen[37]. Ihm außerdem zugehörig und gleichzeitig die nächst-tiefere Hierarchieinstanz ist der Managing Director, der ein ex-officio Vorstandsmitglied ist. Diesem untergeordnet sind einerseits der Deputy Managing Director und andererseits die General Manager, denen wiederum die Deputy General Manager unterstehen, die als Bereichsleiter der Divisionen eingesetzt sind.

Die bekannteste Persönlichkeit im Vorstand war der unter Protesten[38] Mitte 2011 als Managing Director ausgeschiedene Muhammad Yunus, Gründer der Grameen Bank. Er und 12 andere bildeten zusammen das Board of Directors, zu dem neben einem Vorsitzenden zwei Vertreter der Regierung und neun Vertreterinnen der Kreditnehmerinnen gehörten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Entwicklung der Mitgliederzahl der Grameen Bank von 1992 bis 2009 in Mio.[39].

Seit ihrer Gründung im Jahre 1983 hat sich die Bank stetig vergrößert. Bis 1994 konnte sie sowohl im Bereich ihrer Mitglieder als auch ihrer Bilanzsumme Wachstumszahlen im zweistelligen Prozentbereich vorweisen. Die erste Million Mitglieder hatte die Grameen Bank bereits im Jahr 1991, nur 8 Jahre nach ihrer offiziellen Gründung und 15 Jahre seit Aufzeichnung der Mitgliederzahlen, damals noch im Rahmen des Grameen Bank Project, erreicht. Die zwei Millionen Mitglieder Grenze überschritt sie schon drei Jahre später. Ein weiterer Indikator für das rasante Wachstum der Bank ist die Entwicklung der jährlich ausgezahlten Kreditsumme (siehe Abbildung 3). Von 1995 bis 2002 hatte sie jedoch mit starken Schwierigkeiten, die sich unter anderem in stagnierenden Mitgliederzahlen äußerten, zu kämpfen. Auch die Bilanzsumme spiegelte die Probleme wider und sank in dieser Zeit im Mittel um 3% pro Jahr.

Zum einen wurden die Schwierigkeiten sicherlich bankintern verursacht, da die Bank 1995 erklärte unabhängig von Stiftungen arbeiten zu wollen und ab diesem Jahr Spenden abgelehnt hat. Es liegt allerdings nahe, dass zum anderen auch externe Einflüsse die wirtschaftliche und politische Lage betreffend als Erklärung für die schlechten Zahlen herangezogen werden können. In den Jahren 1995 und 1996 gefährdete eine innenpolitische Debatte die ökonomische Lage des Landes, die 1996 gipfelte und zu Neuwahlen führte. Als Folge kam in diesem Zeitraum das gesamte Wirtschaftsleben zeitweise zum Erliegen[40]. Die genauen Gründe konnten allerdings in keinem der Geschäftsberichte der Grameen Bank nachvollzogen werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Entwicklung der jährlich ausgezahlten Kreditsumme von 1992 bis 2009 in USD Mio.[41].

Ab dem Jahr 2002 war der Abschwung für die Grameen Bank jedoch vollständig überwunden. Die Bilanzsumme der Bank wuchs wieder mit den gewohnten zweistelligen Prozentwerten, die Mitgliederzahlen anfangs ebenso, zuletzt jedoch nur noch im mittleren einstelligen Prozentbereich. Seit 2003 durchbrach die Mitgliederzahl fast jährlich die nächsthöhere Millionengrenze. Die offizielle Anerkennung für ihren Erfolg erhielt die Grameen Bank zusammen mit ihrem Gründer Yunus 2006 durch die Verleihung des Friedensnobelpreises. Im Jahr 2010 zählt die Bank ca. 8 Mio. Mitglieder, bei einer Frauenquote von 97%[42]. Die Anzahl der Gruppen und Zweigstellen ist auf einem Rekordhoch mit mehr als 1,25 Mio. Gruppen und über 2.500 Zweigstellen, die sich mittlerweile über ganz Bangladesch erstrecken.

[...]


[1] Vgl. Armendáriz; Murdoch, 2010: S. 9 ff.

[2] Murdoch, 1999.

[3] Forbes-Magazine, 2007.

[4] Vgl. CIA, 2012.

[5] Vgl. Grameen Bank, 2011c.

[6] Vgl. Maes; Reed, 2012.

[7] Vgl. Beck, 1997.

[8] Vgl. CIA, 2012.

[9] Vgl. United Nations, 2011.

[10] Vgl. United Nations, 2011.

[11] Namensgeber der Raiffeisenorganisation.

[12] Stelczenmayr, 2009: S. 35.

[13] Vgl. Grameen Bank, 2011c und Armendáriz; Murdoch, 2005.

[14] Vgl. Grameen Bank, 2011c.

[15] Übersetzt aus: Grameen Bank, 2011c.

[16] Inwiefern dieser Punkt so zutrifft ist in Frage zu stellen, da die Mitarbeiter der Bank durchaus Druck auf die Kundinnen ausüben können und von diesem Mittel auch Gebrauch machen.

[17] Vgl. Murdoch, 1999.

[18] Armendáriz; Murdoch, 2010: S. 3.

[19] The Mix, 2007: S. 31.

[20] Vgl. Maes; Reed, 2012: S. 35.

[21] Quelle: MixMarket 2012.

[22] Vgl. HDR, 2011.

[23] Mikrokreditfonds Deutschland, 2012.

[24] Maes; Reed, 2012: S. 38.

[25] Beck, 1997: S. 82.

[26] Vgl. Hassan; Trufte, 2001.

[27] Vgl. Beck, 1997.

[28] Vgl. Armendáriz; Murdoch, 2010: S. 239 f.

[29] Dorf in der Division Chittagong, Bangladesh.

[30] Vgl. Yunus, 1998: S. 173.

[31] Vgl. Yunus, 1998: S. 174 f.

[32] Vgl. Yunus, 1998: S. 178.

[33] Zur Einschätzung von Yunus Arbeit beauftragte die Zentralbank die Leiter ihrer Mitgliedsbanken mit der Evaluation.

[34] Vgl. Yunus 1998: S. 184 f.

[35] Vgl. Yunus 1998: S.209 ff.

[36] Eigene Darstellung. Quelle: Grameen Bank, 2006.

[37] CGAP, 2008: S. 237.

[38] Da hier nicht auf die politische Dimension der Absetzung Yunus eingegangen wird, sei auf eine umfangreiche Sammlung journalistischer Artikel zu diesem Thema verwiesen: http://www.spiegel.de/thema/grameen_bank/.

[39] Eigene Darstellung. Quelle: Grameen Bank, 2011b.

[40] Vgl. Stelczenmayr, 2009: S. 39.

[41] Eigene Darstellung. Quelle: Grameen Bank, 2011b.

[42] Vgl. Grameen Bank, 2011b.

Ende der Leseprobe aus 53 Seiten

Details

Titel
Wie können Mikrofinanzinstitute erfolgreich sein?
Hochschule
Universität Ulm  (Institut für Wirtschaftswissenschaften)
Veranstaltung
Nachhaltiges Wissen, nachhaltige Bildung, nachhaltiges Wirtschaften
Note
1,7
Autor
Jahr
2012
Seiten
53
Katalognummer
V200895
ISBN (eBook)
9783656274179
ISBN (Buch)
9783656274667
Dateigröße
1004 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Microfinance, Mikrokredite, Bangladesh, Grameen, ASA, Nachhaltigkeit, Sustainability, Kennzahlen, KPI
Arbeit zitieren
Aike Stange (Autor:in), 2012, Wie können Mikrofinanzinstitute erfolgreich sein?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200895

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