Menschenbild und Naturzustand bei Hobbes und Locke


Hausarbeit, 2010

27 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Thomas Hobbes
2.1 Das Menschenbild bei Thomas Hobbes
2.2. Der Naturzustand bei Thomas Hobbes

3. John Locke
3.1 Das Menschenbild bei John Locke
3.2 Der Naturzustand bei John Locke

4. Vergleich der Konzeptionen von Hobbes und Locke

5. Schlussbemerkung

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Thomas Hobbes und John Locke werden als Begründer der politischen Philosophie der Neuzeit angesehen. Die Philosophen Hobbes und Locke lebten beide im 17. Jahrhundert in England. Zu dieser Zeit entwickelten sie Theorien zur Gründung eines Staates, zur Legitimation von Macht und zählen zu den bedeutungsvollsten Vertretern der Vertragstheorie.

In den Werken „Leviathan- oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates“ und „Zwei Abhandlungen über die Regierung“ beschäftigen sich beide mit der politischen Stabilität und der Legitimation des Politischen sowie mit Elementen des Kontraktualismus. Auch stellten sich beide Theoretiker die Frage nach dem Sinn eines Staates für uns Menschen.

Zu der Lebzeit der beiden Theoretiker herrschten in ganz Europa gewaltsame Auseinandersetzungen, wie von 1618- 1648 der Dreißigjährige Krieg. Schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts existiert zwischen dem englischen Königtum und Bürgertum ein Machtkampf bei welchem sich die Gegensätze verschärfen und schließlich der Bürgerkrieg ausbricht. 1649 wird die Monarchie abgeschaffen und König Karl I. hingerichtet. Das „Commonwealth“ unter der Führung von Oliver Cromwell etabliert sich (Schneider, Thomas: Hobbes, Thomas, in: Metzlers Philosophenlexikon, Stuttgart 1989, S.363).

Doch obwohl Thomas Hobbes 44 Jahre vor John Locke geboren wurde, wurden beide Philosophen von den politischen Verhältnissen dieser Zeit geprägt.

Trotz dieser gemeinsamen Prägung durch die krausarmen Umstände der Zeit entwickelten sie zwei politische Systeme mit verschiedenen Orientierungen.

Sowohl Thomas Hobbes Konstruktion des Menschenbildes, als auch das Menschenbild von John Locke, hatten erwiesener Maßen großen Einfluss auf die politischen Philosophien der Theoretiker (vgl. Maier/ Denzer 2001: 16).

Im Folgenden werden wir das Menschenbild und den Naturzustand, den beide Philosophen in ihren politischen Theorien konkretisieren, näher untersuchen und miteinander vergleichen. Zunächst wird im ersten Teil der Arbeit ein genauerer Blick auf das Leben von Hobbes geworfen, um die Umstände die ihn bei der Entwicklung seiner Theorien beeinflussten besser zu verstehen. Danach werden dann das Menschenbild und der Naturzustand analysiert. Dieser Teil der Arbeit beruft sich in erster Linie auf das Hauptwerk des Philosophen, den Leviathan. Besonders relevant sind hierbei bei der Betrachtung des Menschenbildes die ersten neun Kapitel. Für die Untersuchungen des Naturzustandes sind Kapitel 13 „Von den natürlichen Bedingungen der Menschheit im Hinblick auf ihr Glück und Unglück“ und 14 „Vom ersten und zweiten natürlichen Gesetz und von Verträgen“ von besonderer Bedeutung.

Im zweiten Teil der Arbeit wird dann in gleicher Reihenfolge das Leben von John Locke, dessen Konzeption von Menschenbild und Naturzustand ergründet. Hierbei wurde besonders Bezug auf eines seiner Hauptwerke, „Zwei Abhandlungen über die Regierung“ genommen (engl. „Two Treatises of Government“), welches Einfluss auf die amerikanische Verfassung von 1787 sowie auf die französische Revolution 1789 hatte. Im ersten Teil will er unter anderem die Thesen von Sir Robert Filmer, einem Vertreter des absoluten Gottesgnadentums der englischen Monarchie, widerlegen. Dabei geht es unter anderem um Vorstellungen von Filmer, dass die Monarchen uneingeschränkt über ihr Volk herrschen können und sich diese Herrschaft aus der Schöpfungsgeschichte ableitet. Demnach wird Adam als erstem Menschen die Herrschaft über die Erde verliehen. Die Monarchen sehen sich als Nachfolger Adams und folglich als von Gott legitimierte Herrscher.

Hauptsächlich schenken wir jedoch der Zweiten Abhandlung über die Regierung unsere Aufmerksamkeit, da Locke hier besonders ausführlich seine Vorstellungen über seine politische Philosophie erläutert, indem er unter anderem seine christlich geprägte Naturrechtslehre und einen vorstaatlichen Naturzustand erläutert. Weiterhin beziehen wir uns in Bezug auf das Menschenbild bei Locke auf die Ausführungen dieses Werkes.

Ebenfalls relevant für uns war sein Werk „Versuch über den menschlichen Verstand, in dem er seine Erkenntnistheorie darlegt. Er versucht in seiner Schrift den Ursprung und die Grundlagen der menschlichen Erkenntnis darzulegen, nach der jede sinnliche Erfahrung die Grundlage des Denkens ist.

Abschließend soll in der Schlussbetrachtung, anhand einer kurzen. Gegenüberstellung der Menschenbilder und Naturzustände, Unterschiede und Gemeinsamkeiten der beiden Theoretiker herausgearbeitet werden.

2. Thomas Hobbes

Im Jahre 1588 wird Thomas Hobbes als Sohn eines Landgeistlichen in Malmesbury geboren. Schon im Jahre 1603, im Alter von 15 Jahren studierte er an der Universität von Oxford. Nach seinem Abschluss ist er dann zunächst als Hauslehrer tätig. Die Erfahrungen von Krieg und Bürgerkrieg sind in seinen staatsphilosophischen Werken stets dominant. 1940 musste Hobbes weil er sich in seiner Schrift "Elements of Law, Natural and Politic" als Royalist beim Krieg zwischen „der Krone und dem Parlament“ für den König Karl I. ausgesprochen hatte nach Frankreich fliehen (vgl. Vadan 2011).

1651 veröffentlich Hobbes in Frankreich sein wichtigstes und bekanntestes Werk „Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates“, welches sowohl Aufsehen als auch Entrüstung veranlasst. In diesem Buch legte Hobbes Auffassungen dar, welche die Anhänger des Königs nicht teilten und zu dieser Zeit in Frankreich keinen großen Gefallen fanden. Seine Bekennung zu souveränen Regierungen, seine Äußerungen über die katholische Kirche, die er in seinem 4. Kapitel als „Reich der Finsternis“ benennt, sowie der dritte Teil seines Werkes über den christlichen Staat gehören dazu. Somit wurde er 1662 vom königlichen Hofe verbannt und kehrte wieder nach England zurück (vgl. Fetscher 1996: XV). Alle nichtreligiösen Ansätze seiner ethischen Theorie stützen sich auf dieses Werk (vgl. Panza 2011: 178). Es wird auch vermutet, dass Hobbes mit dieser Arbeit die Herrschaft des „ Commonwealth“ befürwortet. (vgl. Euchner 1985: 353). Thomas Hobbes stirbt im Jahre 1679 im Alter von 91 Jahren auf dem Familiengut Cevendish of Hardwick. Viele sahen darin den Untergang eines „Monstrums des Unglauben und des Materialismus“ (Fetscher 1996: XVII).

Im 13. Kapitel seines Werkes „Leviathan", legt Hobbes durch Beobachtungen des menschlichen Verhaltens, das Zusammenleben der Menschen außerhalb aller Normen und Gesetze, also im Naturzustand, dar. Diesen Zustand benutzte er dann auch als Ausgangspunkt und Vorraussetzung für seine politische Theorie.

Im Folgenden gehen wir zunächst auf das Menschenbild von Hobbes und danach auf diesen vorhandenen Naturzustand näher ein. Erst aufgrund dessen wird verständlich, warum Hobbes den Staat als einen mit nahezu uneingeschränkter Macht ausgestatten Souverän konstruiert hat. Um die Anthropologie Hobbes zu erfassen, ist ein Verständnis für sein rationales und Materialistisches Bild von Wissenschaft, unerlässlich. Die Herangehensweise an ethische sowie politische Probleme wurden besonders von den großen Naturwissenschaftlern des 16. und 17. Jahrhunderts wie Galilei und Newton bestimmt (Blum et al. 1997: 107) .

2.1 Das Menschenbild bei Thomas Hobbes

Mit dem berühmten Ausspruch „Homo homini lupus- der Mensch ist des Menschen Wolf“ betitelt Thomas Hobbes in der Widmung seines Werkes „de Cive“ (der Bürger 1642) aus der Trilogie, bestehend aus „de Corpore“, „de Cive“ und „de Homine, den Menschen. Das Bild des Menschen als Wolf brannte sich sofort in die Köpfe der Menschen ein und lässt erahnen, dass es sich bei Hobbes Bild um ein negative Vorstellung vom Menschen handelt. Allerdings stammt dieses Zitat ursprünglich nicht von Hobbes selbst, sondern ist ein Ausspruch von Titus Maccius Plautus der bis circa 184 vor Christus lebte (Quelle?).

Jedoch war er der erste Philosoph, der mit diesem Zitat nach der Interpretation von Aristoteles, der den Menschen als zoon politikon beschreibt, ein neues Menschenbild veranschaulicht (Chwaszcza 2001: 215). Hobbes kontert mit seinem Entwurf, das Bild von der politischen Natur des Menschen (vgl. Chwaszcza 1996: 84). In seinem Werk Leviathan hat er neun Kapitel dazu verwendet, seinen Entwurf des naturgetreuen Menschenbildes zu Beschreiben. Sie handeln unter anderem „ Von der Empfindung“, „ Von der Einbildung“, „Von der Sprache“ und „Von Vernunft und Wissenschaft“.

Mit diesen Kapiteln schafft er das anthropologische Fundament seiner politischen Philosophie (vgl. Chwaszcza 1996: 83).

Anders, als es seit Aristoteles angenommen wurde, sucht der Mensch bei Hobbes nicht nach Zusammenschlüssen. Er zielt eine Vergesellschaftung nur an, wenn es ihm hilft, seine individuellen Ziele zu erreichen (vgl. Fetscher 1996: XX).

Ein wesentliches Merkmal ist also das egoistische Verhalten zur Nutzenmaximierung und zum Erlangen von Macht (vgl. ebd.) Hobbes kommt zu der Feststellung, dass der Mensch nach Selbsterhaltung strebt und wie bereits erwähnt von Machtzuwachs angetrieben wird. Ausschließlich Selbsterhaltung im hier und jetzt, aber auch in der Zukunft sind Ziele, welche die Menschen verfolgen. „So halte ich an erster Stelle ein fortwährendes und rastloses Verlangen nach immer neuer Macht für einen allgemeinen Trieb der gesamten Menschheit, der nur mit dem Tod endet. Und der Grund hierfür liegt nicht immer darin, dass sich ein Mensch einen größeren Genuß erhofft […] sondern darin, dass er die gegenwärtige Macht und die Mittel zu einem angenehmen Leben ohne den Erwerb von zusätzlicher Macht nicht sicherstellen kann“( Fetscher 1996: 75).

Als weiteres wichtiges Merkmal der Menschen wird die Gleichheit ihrer Fähigkeiten angesehen. Hobbes ignoriert hierbei nicht die physischen oder psychischen Gegebenheiten, welche die Menschen natürlich auch in dieser Zeit unterschieden. Jedoch bemerkt er im 13. Kapitel des Leviathan, dass auch wenn einer offensichtlich körperlich oder geistig überlegen ist, der Unterscheid nicht so enorm sein kann, das der stärkere oder intelligentere Mensch daraus einen Vorteil beanspruchen könnte (vgl. Fetscher 1996: 94). „Denn was die Körperstärke betrifft, so ist der Schwächste gerade stark genug, den Stärksten zu töten- entweder durch Hinterlist oder durch ein Bündnis mit anderen, die sich in derselben Gefahr wie er selbst befinden“ (vgl. ebd.).

Diese Gleichstellung führt gepaart mit dem uneingeschränkten Egoismus des Menschen, zur Konkurrenz und somit zum „Krieg aller gegen alle“ (ebd .). In diesem Krieg ist „jeder eines jeden Wolf“. Denn wer gleich beschaffen ist, strebt unweigerlich auch dieselben Ziele an. Da im Naturzustand jeder Mensch das „Recht auf alles“ besitzt führt dies in der vorherrschenden Anarchie zum ständigen Wettstreit. Dieser kann kein einfaches Ende in Form einer „natürlichen“ Herrschaft finden. Es muss ein Gebilde konstruiert werden, welches von allen Menschen respektiert wird. Es muss einen „Menschen oder Versammlung geben, dem alle ihre Kraft und Stärke“ übertragen. Der somit die Befugnis zum Herrschen über die Anderen hat, der Leviathan (Steinvorth 1981:44). Mit diesem Leviathan konstituiert er dann die Grundlage seiner Staatslehre.

2.2. Der Naturzustand bei Thomas Hobbes

„Bellum omnium contra omnes“, was so viel bedeutet, wie „Krieg aller gegen alle“. Mit diesem Satz beschreibt Thomas Hobbes, wie für ihn ein Leben im Naturzustand aussehen würde. Was die Menschen ohne eine politische Gewalt in ihrer Gesellschaft tun würden . In seinem Werk „Leviathan“ beschildert er diesen Zustand als Krieg. „Daraus ergibt sich klar, dass die Menschen während der Zeit, in der sie ohne eine allgemeine, sie alle in Zaun haltende Macht leben, sich in einem Zustand befinden, der Krieg genannt wird.“ (vgl. Fetscher 1996: 96). Hobbes möchte mit dieser theoretischen Konstruktion zeigen, was der Menschheit bei einem Leben ohne übergeordnete Macht fehlen oder auch nicht fehlen würde (Steinvorth 1981: 29).

Er begründet diesen Krieg als Normalzustand, da nach seiner Auffassung die drei Motive, die zu diesem Konflikt führen in der Natur des Menschen zu finden sind. Die menschliche Spezies steht von Natur aus in ständiger Konkurrenz „competitio“. Hinzu kommt noch das mangelnde Vertrauen untereinander und die Ruhmsucht „glory“( vgl. Strauss 1995: 83). Die Vorteile welche die Menschen gegenüber einander erreichen wollen, die Sicherheit die von ihnen angestrebt wird und auch der Versuch ständig die eigene Reputation zu vergrößern gehören zu den Grundmotivationen des Menschen. Gepaart mit der Gleichheit der Menschheit führt dies also zu Unruhen (Nida-Rümelin 1996:109). Denn die „Natur hat die Menschen hinsichtlich ihrer körperlichen und geistigen Fähigkeiten so gleich geschaffen, dass trotz der Tatsache, dass bisweilen der eine einen offensichtlich stärkeren Körper oder gewandteren Geist als der andere besitzt, der Unterschied zwischen den Menschen alles in allem doch nicht so beträchtlich ist, als dass der eine auf Grund dessen ein Vorteil beanspruchen könnte, den ein anderer nicht ebenso gut für sich verlangen dürfte.“ ( Fetscher 1996: 94).

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Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Menschenbild und Naturzustand bei Hobbes und Locke
Hochschule
Universität Koblenz-Landau
Note
1,7
Jahr
2010
Seiten
27
Katalognummer
V200993
ISBN (eBook)
9783656269847
ISBN (Buch)
9783656271185
Dateigröße
540 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
menschenbild, naturzustand, hobbes, locke
Arbeit zitieren
Anonym, 2010, Menschenbild und Naturzustand bei Hobbes und Locke, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/200993

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