„Der Terrorismus mit dem anderen Gesicht“ oder „Eine Schande für Deutschland“ lauteten zwei der Überschriften in deutschen Tageszeitungen nach den Ereignissen bei der Fußballweltmeisterschaft in Lens 1998, als deutsche Hooligans einen französischen Polizisten brutal zusammenschlugen und diesen lebensgefährlich verletzten. Solche und ähnliche Ereignisse, wie sie immer wieder geschehen, sind Anlass zu hinterfragen, wodurch Gewalt von Jugendlichen, bei der vermehrt fremdenfeindliche Tendenzen deutlich werden, insbesondere bei Fußballspielen, entsteht. Sind Identitäts- und Integrationsprobleme ursächlich, die von der erwachsenen Mehrheitsgesellschaft heraufbeschworen sind oder ist derartige Gewalt das Produkt subkultureller Tendenzen bei Jugendlichen, wo die Gruppe bedeutsamer ist als traditionelle und soziale Kontrollsysteme?
Die vorliegende Hausarbeit ist aufgrund der wiederkehrenden Auseinandersetzungen anlässlich von Fußballspielen aktueller denn je. Sie liefert einen treffenden Einblick in die Hintergründe von Gewalttaten. Die Arbeit wurde durch Dipl. Päd. Klinkert mit der Note sehr gut (1) bewertet.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Gewaltbegriff
- 3. Erscheinungsformen der Gewalt
- 3.1. Gewalt im Sport
- 3.2. Gewaltkriminalität – „Brutalisierung“ bei Jugendlichen
- 4. Gruppenidentifikation und Konformismus
- 4.1. Die Gruppe als Ausweg aus sozialer Desintegration
- 4.2. Gruppendynamik und „hegemoniale Männlichkeit“
- 4.3. Subkulturen
- 4.3.1. Subkulturen und sozialabweichendes Verhalten
- 4.3.2. Hooliganismus als besondere Form der Subkultur
- 4.4. Gewalt als Ergebnis sozialer Interaktionsprozesse
- 4.5. Gruppe und Fremdenfeindlichkeit
- 5. Ursachen von Gewalt und Gewaltakzeptanz bei Jugendlichen
- 5.1. Gesellschaftliche Ursachen der Gewalt
- 5.1.1. Desintegrationsprozesse und Paralysierung von staatlichen Institutionen und Organen
- 5.1.2. Schwache gegen Schwächere – Gewaltanwendung und Gewalterfahrung
- 5.1.3. Die normative Widersprüchlichkeit des Handelns
- 5.1.4. Gewalt als Produkt zweier konträrer Systeme
- 5.1.5. Fließender Übergang der Gewalt
- 5.1.6. Kommerzialisierung und Professionalisierung im Fußballsport
- 5.2. Triebe als Auslöser von Gewalt nach Freud und Lorenz
- 5.3. Bedingungen aggressiven und gewalttätigen Verhaltens
- 5.3.1. Lernprozesse als Ursache von Gewalt
- 5.3.1.1. Lernen am Modell
- 5.3.1.2. Instrumentelle Aggression – Operantes Konditionieren
- 5.3.2. Die Frustrations-Aggressions-Hypothese
- 5.3.3. Aggression als Produkt situativer und personaler Bedingungen
- 5.3.1. Lernprozesse als Ursache von Gewalt
- 5.1. Gesellschaftliche Ursachen der Gewalt
- 6. Präventions- und Interventionsansätze zur Konfliktreduktion
- 6.1. Prävention
- 6.1.1. Delegitimierung „privater“ Gewalt
- 6.1.2. „Problemgruppenorientierte“ Projektarbeit - Fanprojekte
- 6.1.3. Soziale Sicherheit und berufliche Perspektive
- 6.1.4. Verhinderung von Desintegrations- und Auflösungsprozessen
- 6.2. Interventionsmöglichkeiten durch die Polizei
- 6.2.1. Konsequentes und unmittelbares Einschreiten
- 6.2.2. Polizei als Vorbild für den Bürger – Konfliktlösungsmöglichkeiten
- 6.1. Prävention
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Ursachen von Fußballkrawallen und jugendlicher Gewalt, insbesondere im Kontext von Gruppenidentifikation und sozialer Desintegration. Es wird analysiert, inwiefern Gewalt als Ausdruck unverstandener Bedürfnisse einer jungen Generation interpretiert werden kann.
- Definition und Erscheinungsformen von Gewalt
- Die Rolle von Gruppenidentifikation und Konformismus bei gewalttätigem Verhalten
- Gesellschaftliche und psychologische Ursachen jugendlicher Gewalt
- Präventions- und Interventionsstrategien zur Konfliktreduktion
- Der Einfluss von Subkulturen wie Hooliganismus
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Ausgangslage, indem sie auf die gewalttätigen Ereignisse bei der Fußballweltmeisterschaft 1998 in Lens eingeht und die zentrale Forschungsfrage formuliert: Entsteht die Gewalt durch Identitäts- und Integrationsprobleme oder durch subkulturelle Tendenzen?
2. Gewaltbegriff: Dieses Kapitel analysiert verschiedene Definitionen von Gewalt, sowohl aus kriminologischer Sicht als auch aus der Perspektive von Jugendlichen. Es wird deutlich, dass der Gewaltbegriff je nach Perspektive unterschiedlich interpretiert wird.
3. Erscheinungsformen der Gewalt: Dieses Kapitel differenziert zwischen Gewalt im Sport (Gewalt von Sportlern und Zuschauern) und der Zunahme von Gewaltkriminalität bei Jugendlichen. Es wird festgestellt, dass die Qualität und Schwere der Gewalt, anstatt deren Häufigkeit, in den letzten Jahren zugenommen hat.
4. Gruppenidentifikation und Konformismus: Dieses Kapitel untersucht die Rolle von Gruppen in der Bewältigung sozialer Desintegration. Es beleuchtet Gruppendynamiken, hegemoniale Männlichkeit und den Einfluss von Subkulturen, insbesondere den Hooliganismus, auf gewalttätiges Verhalten. Die Gruppe wird als Fluchtpunkt aus gesellschaftlicher Ausgrenzung betrachtet.
5. Ursachen von Gewalt und Gewaltakzeptanz bei Jugendlichen: Dieses Kapitel untersucht die Ursachen von Gewalt aus gesellschaftlicher und psychologischer Perspektive. Gesellschaftliche Desintegrationsprozesse, die Widersprüchlichkeit gesellschaftlicher Normen, Kommerzialisierung im Fußball und psychologische Erklärungsansätze wie die Frustrations-Aggressions-Hypothese und Lernprozesse werden beleuchtet.
6. Präventions- und Interventionsansätze zur Konfliktreduktion: Das Kapitel beschreibt präventive Maßnahmen, wie z.B. die Delegitimierung von Gewalt, und Interventionsmöglichkeiten der Polizei zur Konfliktreduktion. Es wird der Bedarf an sozialen Programmen und der Wichtigkeit des konsequenten Einschreitens der Behörden hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Fußballkrawalle, Hooliganismus, Jugendgewalt, Gruppenidentifikation, soziale Desintegration, Gewaltakzeptanz, Prävention, Intervention, Subkultur, Fremdenfeindlichkeit, Aggression, Konfliktlösung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Hausarbeit über Fußballkrawalle und Jugendgewalt
Was ist der zentrale Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die Ursachen von Fußballkrawallen und Jugendgewalt, insbesondere im Kontext von Gruppenidentifikation und sozialer Desintegration. Ein Schwerpunkt liegt auf der Analyse, inwiefern Gewalt als Ausdruck unverstandener Bedürfnisse einer jungen Generation interpretiert werden kann.
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Definition und Erscheinungsformen von Gewalt, die Rolle von Gruppenidentifikation und Konformismus bei gewalttätigem Verhalten, gesellschaftliche und psychologische Ursachen jugendlicher Gewalt, Präventions- und Interventionsstrategien zur Konfliktreduktion und den Einfluss von Subkulturen wie Hooliganismus.
Welche Kapitel umfasst die Hausarbeit und worum geht es in jedem Kapitel?
Die Hausarbeit besteht aus sechs Kapiteln: Kapitel 1 (Einleitung) beschreibt die Ausgangslage und formuliert die Forschungsfrage. Kapitel 2 (Gewaltbegriff) analysiert verschiedene Definitionen von Gewalt. Kapitel 3 (Erscheinungsformen der Gewalt) differenziert zwischen Gewalt im Sport und Gewaltkriminalität bei Jugendlichen. Kapitel 4 (Gruppenidentifikation und Konformismus) untersucht die Rolle von Gruppen in der Bewältigung sozialer Desintegration und den Einfluss von Subkulturen. Kapitel 5 (Ursachen von Gewalt und Gewaltakzeptanz bei Jugendlichen) untersucht gesellschaftliche und psychologische Ursachen von Gewalt. Kapitel 6 (Präventions- und Interventionsansätze zur Konfliktreduktion) beschreibt präventive Maßnahmen und Interventionsmöglichkeiten der Polizei.
Welche gesellschaftlichen Ursachen für Jugendgewalt werden untersucht?
Die Hausarbeit untersucht gesellschaftliche Desintegrationsprozesse, die Widersprüchlichkeit gesellschaftlicher Normen, Kommerzialisierung im Fußball und den Einfluss schwacher staatlicher Institutionen. Der fließende Übergang von verschiedenen Formen der Gewalt wird ebenfalls beleuchtet.
Welche psychologischen Ursachen für Jugendgewalt werden betrachtet?
Psychologische Erklärungsansätze wie die Frustrations-Aggressions-Hypothese und Lernprozesse (Lernen am Modell, instrumentelle Aggression) werden analysiert.
Welche Präventions- und Interventionsstrategien werden diskutiert?
Die Arbeit diskutiert präventive Maßnahmen wie die Delegitimierung von Gewalt, „problemgruppenorientierte“ Projektarbeit (z.B. Fanprojekte), die Schaffung sozialer Sicherheit und beruflicher Perspektiven sowie die Verhinderung von Desintegrationsprozessen. Weiterhin werden Interventionsmöglichkeiten der Polizei, wie konsequentes Einschreiten und die Polizei als Vorbild für Konfliktlösung, behandelt.
Welche Rolle spielen Gruppenidentifikation und Konformismus?
Die Hausarbeit untersucht, wie Gruppenidentifikation und Konformismus zur Bewältigung sozialer Desintegration beitragen und wie Gruppendynamiken, hegemoniale Männlichkeit und der Einfluss von Subkulturen (insbesondere Hooliganismus) gewalttätiges Verhalten beeinflussen. Die Gruppe wird als Fluchtpunkt aus gesellschaftlicher Ausgrenzung betrachtet.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Fußballkrawalle, Hooliganismus, Jugendgewalt, Gruppenidentifikation, soziale Desintegration, Gewaltakzeptanz, Prävention, Intervention, Subkultur, Fremdenfeindlichkeit, Aggression, Konfliktlösung.
Was ist die zentrale Forschungsfrage der Arbeit?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Entsteht die Gewalt durch Identitäts- und Integrationsprobleme oder durch subkulturelle Tendenzen?
Gibt es einen Überblick über den Inhalt der Arbeit?
Ja, die Hausarbeit enthält ein detailliertes Inhaltsverzeichnis, eine Beschreibung der Zielsetzung und der Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und eine Liste der Schlüsselwörter.
- Quote paper
- Thorsten Massinger (Author), 1999, Typologie von Fußballkrawallen als „ritualer Hooliganismus“ pervertierter Gruppenidentifikation oder Gewaltakzeptanz als Signal einer unverstandenen jungen Generation? , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201002