Wie begründet John Stuart Mill den Glückskalkül?

Philosophischer Essay


Essay, 2012

8 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. DasNützlichkeitsprinzip

2. DerMill’scheUtilitarismus

3. Die Begründung des Glückkalküls

4. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Einleitung

„ (...) Der Mensch strebt nicht nach Glück; nur der Engländer tut das.”[1]

Mit diesem Satz meint Friedrich Nietzsche natürlich nicht den Engländer an sich, son­dern er zielt auf die Vertreter des Utilitarismus, die beiden Engländer Jeremy Bent­ham (1748-1832) und John Stuart Mill (1806 - 1873). Dabei scheint es, als läge er gegenwärtig falsch, denn der Begriff des „Glücks“ scheint omnipräsent: Eine Suchan­frage bei Google ergab in 0,11 Sekunden mehr als 25.400.000 Ergebnisse[2]. In fast al­len Lebensbereichen finden wir Produkte die uns zu unserem Glück verhelfen sollen: Sei es Glückstee, Glücksratgeber, Glückpillen, Glücksschokolade, usw. - an einer Hei­delberger Schule wird gar das Unterrichtsfach „Glück“ gelehrt und der Himalaja-Staat Bhutan hat die Maximierung des „Bruttonationalglücks" als oberstes Staatsziel ausge­geben. Doch zurück zum Utilitarismus. John Stuart Mill hat in seinem Werk „Utilitari­anism" den von Jeremy Bentham entlehnten „Glückskalkül" weiterentwickelt und neu begründet. Dieser Begründung soll im Folgenden auf den Grund gegangen werden.

Um die Frage nach der Begründung beantworten zu können ist es sinnvoll, den Ver­such zu unternehmen, den Utilitarismus zunächst in seinen Grundzügen, und im An­schluss, nämlich wie ihn John Stuart Mill beschrieben hat, darzustellen.

1. DasNützlichkeitsprinzip

Das „Nützlichkeitsprinzip", wie die anerkannte deutsche Übersetzung für „Utilitaria­nism" lautet, lässt sich im Wesentlichen durch drei Merkmale beschreiben. Erstens sind für die Beurteilung einer Handlung ausschließlich die Konsequenzen derselben von Relevanz. Entscheidungen werden also von absehbaren Folgen abhängig ge­macht. Zweitens sind die Folgen danach zu bewerten, wie viele Menschen durch eine Handlung Glück erfahren. Drittens sind Handlungen zu bevorzugen, durch die das Glück möglichst vieler Menschen befördert wird. Wir müssen Glück in diesem Zu­sammenhang immer mit dem Nutzen gleichsetzen. Jeremy Bentham, der als erster eine utilitaristische Ethik ausarbeitete, spricht vom „(...JGlück der größten Zahl“ - “(...Jgreatest happiness of the greatest numberf...)“[3]. Seine Definition berücksichtigt ausschließlich den rein quantitativen Aspekt der Glücksmaximierung. Mill geht einen Schritt weiter.

2. DerMill'scheUtilitarismus

“It is better to be a human being dissatisfied than pig satisfied; better to be Socrates dissatisfied than a fool satisfied.“[4]

Diese beiden Schlüsselsätze sind die, mit Recht, wohl meist zitierten Sätze im Zu­sammenhang mit dem von John Stuart Mill vertretenem Utilitarismus. Der wesentli­che Unterschied zu Benthams Ansatz, der von seinen Zeitgenossen auch als soge­nannte „Schweineethik" kritisiert wurde, ist, dass Mill dem Streben nach dem Glück, der Lust, eine qualitative Komponente hinzufügt. Unterscheidet der Bentham’sche Ansatz qualitativ nicht zwischen der Lust die man beispielweise bei der Befriedung seiner Grundbedürfnisse wie der Nahrungsaufnahme empfindet, und der, die man erfährt, wenn man einer geistigen Tätigkeit, wie zum Beispiel das erfolgreiche Schrei­ben eines Essays, nachgeht, so tut Mill das sehr wohl: „“Human beings have faculties more elevated than the animal appetites, and when once made conscious oft them, do not regard anything as happiness which does not include their gratification.“[5] Gleich­zeitig differenziert er dabei aber auch zwischen Menschen, die sich mit höherer, be­ziehungsweise niederer Lust zufrieden geben. “And if the fool, or the pig, is of a different opinion, it is because they only know their own side oft he question. The other party tot he comparison knows both sides.“[6] Es gibt also nach Mill, im Bezug auf den Bentham’schen Ansatz Menschen, die dem Schwein näher sind als andere.

Halten wir also fest: Das letztendliche Ziel menschlichen Handelns ist die Glücksma­ximierung, wobei Mill zwischen qualitativ höheren und niederen Glückszuständen unterscheidet. Wie sich Mill dieses Glückskalkül erschließt, soll im folgenden Ab­schnitt dargestellt werden.

[...]


[1] Nietzsche, Friedrich: Götzendämmerung. Apple EBook #7203, Sprüche 12

[2] Google Suchanfrage „Glück" am 02.01.2012

[3] Bentham, Jeremy: A Fragment on Government, Preface, S.93

[4] Mill, John Stuart: Utilitarianism, Chapter II, S. 32

[5] Mill, John Stuart: Utilitarianism, Chapter II, S.27

[6] Mill, John Stuart: Utilitarianism, Chapter II, S. 32

Ende der Leseprobe aus 8 Seiten

Details

Titel
Wie begründet John Stuart Mill den Glückskalkül?
Untertitel
Philosophischer Essay
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München
Veranstaltung
Einführung in die praktische Philosophie
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
8
Katalognummer
V201103
ISBN (eBook)
9783656270478
Dateigröße
424 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mill, John Stuart Mill, Glück, Glückskalkül, Jeremy Bentham, Bentham, Utilitarismus, Nützlichkeitsprinzip
Arbeit zitieren
Tobias Schmidt (Autor:in), 2012, Wie begründet John Stuart Mill den Glückskalkül?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201103

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Im eBook lesen
Titel: Wie begründet John Stuart Mill den Glückskalkül?



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden