Jugendsprache am Beispiel von Schüler- & Studentensprache in Deutschland


Hausarbeit, 2012

39 Seiten


Leseprobe


Inhaltverzeichnis

1. Einleitung

2. Kurzer Überblick über die Soziolinguistik
2.1. Der restringierte und elaborierte Kode
2.1.1. Der restringierte Kode
2.1.2. Der elaborierte Kode

3. Zum Begriff ‚Sprache‘ 10
3.1. Die Entstehung der menschlichen Sprache
3.2. Was ist Sprache?

4. Standardisierte Sprachvarietäten
4.1. Zum Begriff ‚Dialekt‘(Mundart)
4.1.1. Ein historischer Überblick zur Entwicklung der Dialekte
4.2. Dialekte und Jugendgruppen
4.3. Die Gliederung der deutschen Mundart
4.4. Bestimmungsbegriff „Fachsprachen“
4.4.1. Merkmale und Lexikon der Fachsprachen
4.5. Soziolektforschung
4.5.1. Die geschriebene-gesprochene Sprache
4.5.2. Jugendsprache und Soziolekt
4.6. Idiolektforschung
4.6.1. Merkmale des Idiolekts
4.6.2. Jugendsprache und Idiolekt

5. Sondersprache und ihre Abgrenzung
5.1. Ein kleiner Überblick über die historische Sondersprache
5.2. Sondersprache und Standardsprache

6. Jugendliche Gruppen

7. Jugendsprache
7.1. Jugend und soziale Umwelt
7.2. Sprache der Wandervögel
7.3. Bildungsbürgertum und Lebensform der Wandervögel
7.4. Musik und Liederbuch als Lebensstil er Wandervögel
7.4.1. Wandervogel-Mädchen und ihre Charakteristik
7.5. Pennälersprache
7.5.1. Was ist Pennal?
7.6. Wortschatz
7.7. Einige spezielle deutsche Wörter der Schüler-Sprache

8. Die Studenten in Deutschland
8.1. Studentensprache und Wortschatz
8.1.1. ‚Smollis‘ und ‚Fuducis‘
8.1.2. ‚Philister‘

9. Die Situation des deutschen Studenten: zu Hause

10. Der deutsche Student außerhalb des Hörsaals bzw. zu Hause

11. Charakteristik der Studentensprache

12. Schluss

13. Literaturverzeichnis

Jugendsprache

am Beispiel von Schüler-Studentensprache

in Deutschland

1. Einleitung

Die Jugendsprache ist eines der wichtigsten und bedeutendsten Themen unserer Zeit. Sie reflektiert die sprachliche Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft, denn die Untersuchung der Sprache und der Gesellschaft sowie vor allem des Individuums sind eine wichtige Grundvoraussetzung, auf der die Forschung „die Jugendsprache in Deutschland“ basiert.

Die vorliegende Untersuchung soll zudem einen geschichtlichen Überblick über die Sprachentwicklung Jugendlicher in den 60er Jahren geben, z.B. die „Pennälersprache“ und die „Wandervogelsprache“ behandeln, in denen man auch einige heute veraltete Ausdrücke, Wörter und Redewendungen des 19. Jahrhunderts antrifft.

Die Sprache des Individuums, das zu einer bestimmten Gesellschaft gehört und die sich von Person zu Person unterscheidet, nennt man „Idiolekt". Daneben findet man die Sprache der Gruppe, die sich auch von anderen Gruppen unterscheidet, den „Soziolekt". Durch Idiolekt und Soziolekt ist eine bestimmte Sprachform entstanden: der Dialekt. Dieser kann sich von Region zu Region unterscheiden. In dieser Untersuchung soll auf verschiedene Dialekte zurückgegriffen werden, um bestimmte Wörter, Redewendungen und Aussprüche mit aufnehmen zu können.

Dialekte, Fachsprachen, Soziolekt und Idiolekt grenzen sich von der Sondersprache ab. Gleichzeitig haben sie einen großen Einfluss auf die Jugendsprache.

Die Grundlage der Untersuchung sind Interviews, die in Form von Fragenbögen mit Jugendlichen durchgeführt wurden.

Die meisten Schüler und Studenten waren zum Zeitpunkt der Befragung zwischen 13 und 26 Jahre alt. Die Fragen betrafen die Sprachwahl (Dialekt) der Befragten in den Schulen und in den Universitäten (Oldenburg, Osnabrück, Bielefeld, Münster, Essen, Düsseldorf etc.) sowie auch zu Hause , außerhalb der Schule und der Universität.

2. Kurzer Überblick über die Soziolinguistik

Die Soziolinguistik ist eine der wichtigsten wissenschaftlichen und linguistischen Disziplinen unserer Zeit, da sie unmittelbar mit unserem aktuellen Leben zu tun hat.

Die Frage ist jedoch: Ist es möglich die Studie der Soziolinguistik auf einen bestimmten Zeitraum zu begrenzen?

Die Soziolinguistik umfasst einen sehr weiten Bereich, der viele andere linguistische Disziplinen enthält.

Soziolinguistische Ansätze sind Teil vieler linguistischer Gebiete, so dass es den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, alle Theorien der Soziolinguistik zu behandeln. So soll der folgenden Arbeit nur eine empirische Definition zugrunde liegen und der „Bernsteinsche Kode“ als Basis der Soziolinguistik vorgestellt werden.

Bußmann spricht hier von einer „Wissenschaftsdisziplin im Überschneidungsbereich von Linguistik und Soziologie, die die soziale Bedeutung des Sprachsystems und des Sprachgebrauchs, das wechselseitige Bedingungsgefüge von Sprachstruktur und Sozialstruktur untersucht“

(Bußmann 1990:692)

Rudi Conrad sagt dazu: „Heute versteht man unter Soziolinguistik allgemein denjenigen Bereich der Sprachwissenschaft, der sich die Beschreibung und Erklärung der gesellschaftlichen Bedingtheit der Sprache, insbesondere der Rolle sozialer Einflüsse, soziologischer Faktoren usw. beim Sprachgebrauch und der Entwicklung des Sprachsystems zum Ziel setzt.“

(Rudi Conrad 1984: 240)

Die Methoden in der Soziolinguistik unterscheiden sich vor allem hinsichtlich des soziologischen Gesichtspunktes, so dass man z.B. zwischen empirischen, soziologischen, ethnomethodologischen und marxistischen Ansätzen unterscheiden muss.

2.1. Der restringierte und elaborierte Kode

Basil Bernstein als britischer Soziolinguist und Pädagoge stellte in den 1960er-Jahren die Defizithypothese in der Soziolinguistik, d.h., die Differenzierung im Sprachverhalten der Sprecher(innen) ergibt sich aus der sozioökonomischen Schichtung einer Sprachgemeinschaft. Dadurch bestätigt er, dass die Sprache der Unterschicht defizitär gegenüber der Sprache der Oberschicht ist. So unterscheidet Bernstein zwischen dem Sprachmilieu der Unterschicht und der Oberschicht. Die Sprachumwelt der Unterschicht bedingt den restricted code " àder „restringierten Kode", während in der Oberschicht der „elaborated code"à der „elaborierte Kode" gepflegt wird.

Der restringierte Kode ist durch die im Folgenden genannten sprachlichen Merkmale gekennzeichnet. Er erzeugt nach Bernstein eine Sprache mit starrer und syntaktischer Struktur, die sich selten untergeordneter Sätze bedient. Adjektive, Adverbien und unpersönliche Pronomina werden selten eingesetzt. Dagegen werden idiomatische Redewendungen und Sequenzen häufig verwendet.

Typischerweise verlangt der Sprecher in diesem Kode permanent die Zustimmung des Gesprächspartners.

Um potentielle Missverständnisse der Unterscheidung zwischen „elaboriertem“ und „restringiertem“ Code zu vermeiden, soll im Folgenden ihr Unterschied beispielhaft verdeutlicht werden.

2.1.1. Der restringierte Kode

1- Kurz Sätze
2- Oft unvollständige Sätze
3- Häufige Parataxe
4- Einfache Sätze und wenige, einfache Konjunktionen
5- (und Präpositionen)
6- Geringer Wortschatz
7- Starre und begrenzte Auswahl von Adjektiven
8- Seltene Verwendung von „ich" und unpersönlichen Ausdrücken (z.B.: „man, es")
9- Viele Sprachklischees: Vermehrt konkrete Beschreibungen
10- Häufig Impliziertheit und Expression
11- Wenige Sprechpausen
12- Wenige Erklärungen für den Hörer
13- Häufige kurze Befehle und Fragen
14- Rückversicherungsfloskel „nicht, ne, nicht wahr?"
15- Vermehrter Rückgriff auf Kollektivmeinungen z.B. häufige Feststellungen oder implizite Fragen

(vgl. H. Gross 1985: 178)

2.1.2. Der elaborierte Kode

1- Längere Sätze
2- Meist vollständige Sätze
3- Häufiger Hypotaxe
4- Logische Modifikationen durch komplexe Syntax und vielfältige Konjunktionen (und Präpositionen)
5- Großer Wortschatz
6- Differenzierte Auswahl von Adjektiven und Adverbien
7- Häufige Verwendung von "ich" und unpersönlichen Ausdrücken, wie "man und es"
8- Wenige Sprachklischees
9- Häufig Abstraktion
10- Vermehrte Explizitheit und wenig Expression
11- Vermehrte Sprechpausen
12- Vermehrte Erklärungen für den Hörer
13- Vermehrte Rücksichtnahme(Respekt)
14- Wenige Rückversicherungsfloskeln
15- Häufiger individuelle Meinungen und Unabhängigkeit von einer Gruppensolidarität.

(Vgl. H. Gross 1985: 179)

Diese Merkmale, d.h., die Unterscheidungskriterien für die beiden Kodes liegen auf verschiedenen Ebenen. Sie zielen aber dennoch deutlich auf eine Erklärung höherer kognitiver Fähigkeiten beim Sprecher des „elaborierten Kodes“ ab.

3. Zum Begriff „Sprache“

Die Sprache gehört zu fast allen Lebensbereichen des Menschen.

Ohne seine eigene Sprache hätte er nicht Teil an der menschlichen Gemeinschaft. Er könnte sich nicht mitteilen und seine Meinung nicht äußern.

Durch die Sprache unterscheidet sich der Mensch vom Tier und zu Recht heißt es: Erst durch die Sprache wird der Mensch zum Menschen.

3.1. Die Entstehung der menschlichen Sprache

Die Frage nach dem Ursprung der menschlichen Sprache hat nicht nur die Sprachwissenschaft beschäftigt, sondern auch alle anderen Wissensgebiete. Dies liegt an der engen Verknüpfung von menschlicher Sprache und menschlichem Denken. Aus diesem Grund werden Überlegungen zum Ursprung der Sprache immer auch als mögliche Überlegungen zum Ursprung des menschlichen Denkens gesehen. Die Annahme, einer engen Verbindung von menschlichem Denken und menschlicher Sprache, kommt zweifellos nicht ohne Grund. Nicht nur Platon hat sich in seinem Dialog „Kratylos“ mit der Frage nach dem Ursprung der Sprache beschäftigt, sondern auch andere Philosophen; insbesondere Johann Gottfried Herder hat mit seiner berühmten Schrift „Abhandlung über den Ursprung der Sprache" zur Diskussion dieses Problems in erheblichem Umfang beigetragen: „Der Mensch empfindet mit dem Verstande und spricht, indem er denkt".

(Herder 1772-1969: 86).

3.2. Was ist Sprache?

Die Frage, was Sprache ist und welche Aufgabe sie für den einzelnen Menschen und für das menschliche Zusammenleben hat, gehört zu den Grundfragen der Menschheit. Es ist sozusagen eine der ersten Aufgaben eines Wissenschaftlers oder Linguisten, seinen Gegenstand zu definieren und neue Kriterien festzusetzen.

Als Beispiel werden hier einige Definitionen dargestellt sein, die nach ihren unterschiedlichen Merkmalen geordnet sind.

A) 1-Die Sprache ist ein Werkzeug des Denkens und Handelns.
2-Die Sprache ist die unmittelbare Wirklichkeit des Denkens (K. Marx).
B) 4-Die Sprache ist eine Menge von Gewohnheiten. (L. Bloomfield)
C) 7-Die Sprache ist ein konventionelles System von Zeichen.
D) 11-Die Sprache ist das wichtigste Kommunikationsmittel.
E) 12-Die Sprache ist eine Form sozialen Handelns.
F) 15-Die Sprache ist symbolische Interaktion.

(vgl. H. Gross.1988:20-21)

Die Kriterien dieser Definitionen sind:

Die Definitionen A und D stellen für uns den funktionalen Aspekt der Sprache zum Denken und zur Verständigung da, sie wird als Werkzeug verstanden.

Die Definitionen B und C verweisen auf einen mengentheoretischen Ausgangspunkt von den Teilen des Ganzen.

Die Definition E verdeutlicht eine Neuorientierung des Handlungsbegriffes.

Anhand dieser Kriterien kann man feststellen, dass der Begriff „Sprache" umstritten ist. Die hohe Anzahl der Definitionen für das Wort „Sprache“ verdeutlicht außerdem, dass es sehr viele unterschiedliche linguistische Schulen gibt.

Die Vieldeutigkeit des Begriffs „Sprache“ lässt sich auch an folgenden Beispielsätzen gut erklären.

1- Menschen verständigen sich durch Sprache.
2- Die deutsche Sprache wird von mehr Menschen gesprochen als die spanische.
3- Ich bewundere vor allem seine Sprache.

Der Begriff „Sprache“ erfährt in den oben genannten Beispielsätzen eine Bedeutungsverschiebung.

1- Es geht im ersten Beispiel um die Sprache im Allgemeinen und um die menschliche Sprachfähigkeit. Mit anderen Worten, es handelt sich hier um eine angeborene Fähigkeit, die nur der Mensch besitzt und die ihn von anderen Lebenswesen unterscheidet. Es muss darauf hingewiesen werden, dass die menschliche Sprachfähigkeit nichts mit der Tiersprache zu tun hat. Die Sprache ist daher ein wichtiges Kennzeichen des Menschen.

2- Nicht alle Menschen sprechen die gleiche Sprache; vielmehr haben sich im Laufe der Menschheitsentwicklung viele unterschiedliche Sprachen herausgebildet. Der zweite Beispielsatz bezieht sich auf solche Einzelsprachen wie Deutsch und nicht auf die Sprachfähigkeit.

3- Der dritte Beispielsatz weist darauf hin, dass sich Menschen, die die gleiche Einzelsprache sprechen, also eine gemeinsame Muttersprache haben, beim Sprechen und Schreiben nicht völlig gleich verhalten. Sie unterscheiden sich in der Aussprache, im Tonfall, in der Schrift oder in der Wortwahl. In diesem Sinne hat jeder Mensch seine Individualsprache und seinen persönlichen Sprachstil. Hier setzt die Erforschung der Jugendsprache an.

Man kann aus diesem kleinen Überblick der Anwendung des Begriffs «Sprache» schließen, dass Sprache menschliches Reden ist. Sie ist an den Menschen gebunden und verändert sich im Laufe der Zeit. Dabei entstehen immer wieder neue Regeln und Normen.

4. Standardisierte Sprachvarietät

4.1. Zum Begriff „Dialekt“(Mundart)

Es gab früher im deutschen Sprachgebiet keine einheitliche Sprache, sondern verschiedene Dialekte, von denen sich die meisten, wenn auch in veränderter Form, bis heute erhalten haben. So sind Dialekte Sprachformen, die in bestimmten geographischen Räumen (Gegenden, Landschaften, Orten) gesprochen werden. Mit anderen Worten: ein Dialekt ist eine Redeweise oder Mundart. Er unterscheidet sich von der Hochsprache bzw. Schriftsprache oder Standardsprache und charakterisiert sich als regional ausgeprägte Form der gesprochenen Sprache.

Dialekt und Mundart werden heute als Synonyme verwendet. Dabei sind Dialekte älter als die Hochsprache und richten sich anders als die Schriftsprache nach keinen Regeln und Normen.

4.1.1. Ein historischer Überblick zur Entwicklung der Dialekte

Die Entwicklung der Dialekte ist mit dem Handwerk verbunden. Dessen Fortschrittführte zur Ausprägung zahlreicher Dialekte.

Demnach wurden dialektische Wörter im Zusammenhang mit dem Handel verwendet.

Die Dialektsprecher zu Beginn von dessen Ausbildung gehörten der Unterschicht und der Mittelschicht an. Später kam es dann zu dem Interesse die Sprache zu pflegen und vor dem Dialekt zu schützen. Die Eliten und die Oberschicht wollten eine Sprache, die ihrem Lebensstandard und ihrem Intelligenzniveau entsprach. Aber im 19. Jahrhundert und mit der fortgeschrittenen Industrialisierung entwickelten sich die Dialekte, durch jene Arbeiter und die Bauern, die in die Städte zogen.

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Ende der Leseprobe aus 39 Seiten

Details

Titel
Jugendsprache am Beispiel von Schüler- & Studentensprache in Deutschland
Hochschule
Universität Hassan II. Casablanca
Veranstaltung
Soziolinguistik des Deutschen
Autor
Jahr
2012
Seiten
39
Katalognummer
V201141
ISBN (eBook)
9783656271703
ISBN (Buch)
9783656273011
Dateigröße
524 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Soziolinguistik, Jugendsprache, Schüler-Studentensprache, Sondersprache, Jugendgruppe, Dialekt, Soziolekt, Idiolekt
Arbeit zitieren
P. H Hamid Baalla (Autor:in), 2012, Jugendsprache am Beispiel von Schüler- & Studentensprache in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201141

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