Beratung - Kollegiales Beratungsgespräch


Hausarbeit, 2010

17 Seiten, Note: sehr gut erfüllt


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abstract

1. Persönlich geleitetes Beratungsgespräch
1.1 Vorbereitung
1.2 Leitideen
1.2.1 Leitideen bezüglich Phasen
1.2.2 Leitideen bezüglich Strategien
1.2.3 Leitidee bezüglich Fertigkeiten

2. Beschreibung und Analyse des Beratungsgesprächs
2.1 Gesprächsaufbau - Wissen
2.2 Beraterische Fähigkeiten & Fertigkeiten
2.2.1 Zuhören können und Beobachten
2.2.2 Nicht feststellende Aufforderung
2.2.3 Reflektierende Fertigkeiten
2.2.4 Verbalisieren von emotionalen Erlebnisinhalten
2.2.5 Sondieren und Konkretisieren
2.3 Einstellung & Haltung
2.3.1 Akzeptanz
2.3.2 Empathie
2.3.3 Kongruenz

3. Umsetzung der Leitideen
3.1 Umsetzung der Leitideen bezüglich Phasen
3.2 Umsetzung der Leitidee bezüglich Fertigkeiten
3.3 Umsetzung der Leitideen bezüglich Strategien

4. Entwicklung der Berater-Kompetenzen
4.1 Erkenntnisse und Entwicklungsziele
4.1.1 Entwicklungsziel im Bereich Gesprächsaufbau
4.1.2 Entwicklungsziele im Bereich Fertigkeiten
4.1.3 Entwicklungsziel im Bereich Strategien
4.1.4 Entwicklungsziele im Bereich Einstellung/Haltung
4.2 Planungsskizze

5. Literatur

6. Anhang
6.1 Gesprächsleitfaden
6.2 Gesprächsblatt

Abstract

In der folgenden Arbeit wird eine kollegiale Beratung: Beratung einer Schulischen Heilpädagogin, einer Arbeitskollegin von mir, aufgezeigt. Im 1. Teil erfolgen die Vorbereitung der Beratung und die Formulierung der Leitideen für die Beratungssequenz. Im Mittelteil wird eine Sequenz der von mir geleiteten Beratung auf die Punkte Gesprächsaufbau-Wissen, Beraterische Fähigkeiten und Fertigkeiten analysiert. Anschliessend überprüfe ich die in der Vorbereitungsphase gesetzten Leitideen und schliesse die Arbeit mit der Formulierung von Entwicklungszielen für meine eigenen Beraterkompetenzen inklusive Planung der nächsten Schritte

1. Persönlich geleitetes Beratungsgespräch

1.1 Vorbereitung

In der Phase der Vorbereitung des Beratungsgesprächs habe ich mir Gedanken darüber gemacht, welche Theorien dem Gespräch als Basis dienen sollen.

Die theoretische Basis meiner Beratung bildet einerseits die Theorie der klientenzentrierte, nicht direktiven Beratung nach Carl Rogers. Rogers ist ein Hauptvertreter der humanistischen Psychologie, die die Ganzheitlichkeit und Selbstentfaltung der menschlichen Psyche betont. Der Mensch verfügt über eine aktualisierende Tendenzen des gesamten Entwicklungspotentials, die den Organismus erhält, wachsen und reifen lässt. Diese werden Aktualisierungstendenzen genannt (Rogers, 1985).

Probleme und Störungen entstehen durch die Inkongruenz vom Selbst und nicht integrierbaren Erfahrungen. Diese Inkongruenzen werden dem Klienten erlebbar gemacht. Das Konzept bleibt personenzentriert und beinhaltet keine von aussen herangetragenen Interventionsmassnahmen (Nussbeck, 2006).

Nicht das Problem steht im Mittelpunkt, sondern die unabhängige Rat suchende Person. Ziel ist, den Klienten zu helfen, sich so zu entwickeln, dass er das Problem selber lösen kann, um auch mit späteren Problemen fertig zu werden (Rogers, 1972). Die Einflussfaktoren im Beratungsgespräch sind das Aktivieren des Erlebens, die Verbesserung der Erfahrungsmöglichkeiten, die Beziehung zwischen Klient und Berater. Wichtige Beratermerkmale sind Empathie, Akzeptanz und Kongruenz.

Die Theorie der Systemischen Beratung wird insofern in meinem Beratungsgespräch tangiert, dass jede Person zur Bildung des Systems beiträgt. Alles Verhalten kann eine Störung herbeiführen und jede Veränderung eines Teils des Systems bringt das ganze System aus dem Gleichgewicht. Der Berater nimmt eine neutrale Position ein. Er generiert Hypothesen über die Beziehung innerhalb des Systems. So kann er nicht belehrend auf das System einwirken und Systemveränderungen nur auslösen (Nussbeck, 2006,).

Das Ziel ist die Aufdeckung von Strukturen innerhalb des Systems, um einen Anstoss für eine Veränderung der Dynamik des Systems zu geben.

Ebenfalls angeschnitten wird die Theorie der lösungsorientierten Beratung dahingehend, indem der Blick von den Problemen weg zu den Lösungen hin gerichtet wird. Ein Problem wird als Diskrepanz zwischen dem momentanen und gewünschten Zustand = Ziel erlebt (Nusseck, 2006). Gut funktionierende Bereiche werden genutzt, um Lösungen zu erarbeiten.

Des Weiteren habe ich als Gesprächsvorbereitung einen persönlichen Gesprächsleitfaden mit Hilfe des erworbenen Wissens im Modul Beratung und einen Ablaufplan als Visualisierungsmittel für das Gespräch erstellt (ersichtlich im Anhang).

1.2 Leitideen

Leitideen unterscheiden sich nicht von den Zielen der persönlich geleiteten Beratung. Sie werden in Hinblick auf die Umsetzung kontrolliert, deren Gelingen gewertet und aus diesen Erkenntnissen werden persönliche Entwicklungsziele für die zukünftige Beratungstätigkeit definiert. Die Leitideen für die aktuelle Beratung beziehen sich auf die Phasen der Beratung, auf die Strategien und auf die Fertigkeiten der Beraterin.

1.2.1 Leitideen bezüglich Phasen

Die Beratung wird durch verschiedene Phasen definiert und in verschiedene aufgeteilt. So entsteht eine Ordnung im Gegensatz zu einer zufälligen, chaotischen Aktivität (Culley, 2002). Die Phasen werden in Anfangs-, Mittel- und Schlussphase gegliedert. Die zentralen Elemente des Prozess innerhalb einer Phase sind Strategien und Fertigkeiten, die verwendet werden, um die Ziele jeder Phase zu erreichen.

Die Leitideen bezüglich Anfangsphase sind:

-> Eine tragfähige, persönliche Beziehung wird aufgebaut.
-> Das Ausgangsproblem wird bewertet.
Die tragfähige, zwischenmenschliche Arbeitsbeziehung ist von fundamentaler Bedeutung. Der Eindruck des Vertrauens und der Akzeptanz gegenüber dem Klienten soll vermittelt werden, damit eine Verbindung entsteht und dass ein Kennlernen auf mehr als oberflächlicher Weise stattfinden kann.

„ … der Erfolg oder Misserfolg des gesamten Bratungsprozesses hängt davon (=tragfähige Beziehung) ab“ (Culley, 2002 S. 15).

1.2.2 Leitideen bezüglich Strategien

„Beratung ist eine zweckhafte Tätigkeit“, sagt Culley (2002, S. 14). Um den Zweck einer Phase erfüllen zu können, braucht es Strategien der Beratungstätigkeit. Die Ziele und die Frage des „Warum“ müssen geklärt werden, um eine bestimmte Strategie zu bestimmen.

Die Strategie-Leitideen, in der Schlussphase angesiedelt, sind:

-> Die Ziele werden gesetzt.
-> Die Zielformulierung ist positiv, prozesshaft, zukunftsorientiert und spezifisch.
-> Konkrete Handlungen werden geplant.
-> Der Klient kennt alle verfügbaren Optionen, kann zwischen diesen auswählen und plant die eigenen Handlungen.
-> Die Evaluation der Handlungen werden auf ihren Erfolg hin geplant. Die Indikatoren hierzu sind ersichtlich.
-> Die Beraterphase wird durch die Wahrnehmung der Veränderung beendet: ein Rückblick und eine Vorausschau umranden diese (Culley, 2002).

1.2.3 Leitidee bezüglich Fertigkeiten

Fertigkeiten können mit den Kompetenzen des Beraters gleichgesetzt werden. Mit den Fertigkeiten, als Werkzeuge, werden die Strategien operationalisiert, um sich so dem Ziel einer Phase nähern zu können (Culley, 2002).

Die Leitidee bezüglich Fertigkeiten, in der Anfangsphase und in der Mittelphase angewendet, ist:

-> Die Fertigkeit des Paraphrasierens wird angewendet.

Die Leitlinien des Paraphrasierens haben folgende Attribute inne: kurz, direkt und sich selber bleiben, Stimme auf gleichmässiger Höhe halten, die eigenen Worte benutzen, respektvoll bleiben, keine Urteile fällen, vorläufig bleiben und das Gesagte als schwebende Frage anschauen.

2. Beschreibung und Analyse des Beratungsgesprächs

Die Kompetenzen einer beratenden Person können in Wissen, Fähigkeiten & Fertigkeiten und Einstellung & Haltung aufgeteilt werden (Piller, 2009).

2.1 Gesprächsaufbau - Wissen

„Jede Methode und jede Technik der Beratung lebt vor allem in der beratenden Person“ (Piller, 2009, S. 17).

Jeder, der in der Beratung in irgendeiner Form tätig ist, soll sich ein eigenes Beratungskonzept in Form eines Gesprächsleitfadens erarbeiten. So kann eine Distanz zum Ratsuchenden bewahrt und das Beratungsgespräch trotzdem reflektierend gehandhabt werden.

Gleichzeitig dient das Beratungskonzept als Orientierungsrahmen für die Durchführung und Auswertung Piller, 2009).

Die Klientin wird durch die Beraterin begrüsst, der Anlass der Zusammenkunft wird kurz umrissen, der Problembereich wird knapp erwähnt. Diese Einführung ist als Entwicklungsbereich der Beraterin zu werten. Der geplante Ablauf wird durch die Beraterin erklärt, unterstützt durch einen Ablaufplan in Form einer schriftlichen Formulierung der Meilensteine auf dem Gesprächsblatt.

Die Einleitungs- wie auch die Anfangsphase wird entsprechend dem persönlich erarbeiteten Gesprächsleitfaden durchgeführt.

Dem Bereich „Aufbau einer tragfähigen Beziehung“ wurde weniger Rechnung getragen, einerseits weil sich die beiden Personen bereits gut kennen, anderseits besteht hier Entwicklungspotential, um der gewünschten Haltung in einem Beratungsgespräch mit Empathie gerecht zu werden.

Das Problem wird reflektiert, eruiert, sondiert und eingegrenzt. Das Ziel der klaren Fragestellung wird erreicht, aber nicht strukturell optimal, explizit geäussert und notiert. Hier herrscht ganz klar Entwicklungsbedarf.

2.2 Beraterische Fähigkeiten & Fertigkeiten

2.2.1 Zuhören können und Beobachten

Das Zuhören der Beraterin wird als aktives Zuhören getätigt. Der Zweck des aktiven Zuhörens ist, durch verbale und nonverbale Äusserungen Verständnis und Gehör der Klientin mitzuteilen.

Die Klientin legt ausführlich erzählend, incl. vieler Details, das Problem dar. Die Beraterin hält mit der Klientin direkten Augenkontakt und hört aufmerksam zu.

2.2.2 Nicht feststellende Aufforderung

Diese sind so genannte „Türöffner“ (Gordon, 1977, S. 62).

Die Rat suchende Klientin wird wiederholt mit Hilfe von bejahenden Äusserungen und Gesten wie Nicken ermuntert ihre Sicht zu schildern. Nicht festlegende Aufforderungen werden gut angewendet.

2.2.3 Reflektierende Fertigkeiten

Die Reflektierenden Fertigkeiten dienen der Identifikation der zentralen Botschaft, diese in eigenen Worten ausdrücken und zurückspiegeln zu können. So kann das Verständnis der Beraterin ausgedrückt und überprüft werden. Nach ausführlicher Schilderung des Problems durch die Klientin setzt die Beraterin gekonnt reflektierende Fertigkeiten wie das

Paraphrasieren, das Wiederholen, das Zusammenfassen repetitiv ein, um das Problem klar zu umreissen, eingrenzen zu können und zu konkretisieren.

Beim Paraphrasieren werden zentrale Aussagen in eigenen Worten der Beraterin zurückgespiegelt und umschrieben. Die Zusammenfassung dient dem organisatorischen Überblick von wichtigen Themen und Anliegen (Culley, 2002).

2.2.4 Verbalisieren von emotionalen Erlebnisinhalten

In eigenen Worten werden die Gefühle der Ratsuchenden ausgedrückt. Die indirekt ausgedrückten Gefühle der Ratsuchenden werden direkt gespiegelt. Gefühle können so besser erkannt werden und man kann sich besser mit ihnen auseinandersetzen. Wichtig ist, dass man dabei nicht interpretiert (Bachmair, 2007).

Bei 0:00:04:25: „…das ist für dich ein Problem. Er ist für dich zu einem Problem geworden“ und bei 0:00:04:30: „… dich beschäftigt dies auch“ verbalisiert die Beraterin emotionale Erlebnisinhalte.

2.2.5 Sondieren und Konkretisieren

Das Sondieren in Form von Fragen und Treffen von Feststellungen ist „ eine Betrachtungsweise des Problems des Klienten im Lichte des jeweiligen Bezugsrahmens von Beratern“ (Culley, 2002, S. 18). Es ist als Intervention des Beraters zu betrachten, um die Richtung des Gesprächs zu beeinflussen.

Alles, was beredet wird, soll klar, konkret und speziell sein.

Mit einem Rückblick in die Vergangenheit sondiert die Beraterin mit Hilfe von Fragen, Feststellungen und dem Paraphrasieren die Problemsituation und die Situation davor, als sich der Schüler im Förderunterricht noch unproblematisch verhalten hat. Mit der Anwendung der Fertigkeit des Sondierens wird der Übergang von der Anfangsphase in die Mittelphase gestaltet.

Alle geforderten Fertigkeiten eines Beratungsgesprächs werden angewendet. Ein zentraler Entwicklungsbedarf besteht im Bereich der reflektierenden Fertigkeiten, spezifisch im Bereich des Paraphrasierens. Das Paraphrasieren wird wiederholt gekoppelt mit einer Frage angewendet. Fragen gehören zur Anfangsphase, aber nicht in einer gekoppelten Anwendung mit dem Paraphrasieren.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Beratung - Kollegiales Beratungsgespräch
Hochschule
Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik, Zürich  (Sonderpädagogik)
Veranstaltung
Beratung
Note
sehr gut erfüllt
Autor
Jahr
2010
Seiten
17
Katalognummer
V201167
ISBN (eBook)
9783656272212
ISBN (Buch)
9783656272441
Dateigröße
453 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Beratung, Kollegiale Beratung, Sonderpädagogik
Arbeit zitieren
MA in Special Needs of Education Nicole Hofstetter (Autor:in), 2010, Beratung - Kollegiales Beratungsgespräch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201167

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