Systeme in Balance. Wege zur Integration durch PsyQ


Fachbuch, 2012

94 Seiten

Karin Bliemel (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Editorial zur 2. Auflage

Abstract: deutsche Version/english Version

Einleitung

1 Die Entdeckung des PsyQ 2002 - eine Formel von Linda Roethlisberger Spiritualität und (Human-) Wissenschaften

2 Systeme in BALANCE - Komplementarität in der Materie
2.1 Körpersysteme - Balancesysteme
2.1.1 Die Materie - Geist - Verbindung

3 Wahrnehmung - eine unvollendete Geschichte
3.1 Mehrgenerationenperspektive - eine Geschichte von Verdrängung

4 Systeme in BALANCE - Komplementarität im Bewusstsein
4.1 Der therapeutische Zugang - Bewusstsein in BALANCE mittels (gestalt-) psychotherapeutischer Intervention
4.2 Der spirituelle Zugang - Bewusstsein in OPTIMALER BALANCE mittels trilogischer PsyQ-Schulung
4.2.1 Die Trilogos-PsyQ-Methode: Michael Weiss, ein Trilogos Übungsleiter und Aspirant Zert. 2 zur Trilogos Diplomausbildung schildert seine persönlichen Erfahrungen

5 PsyQ - Ganzheitliche Wahrnehmung/Intuitive Intelligenz und die Bedeutung für „world in balance“

English Summary

Danksagung

Literatur

Zum Autor

Editorial zur 2. Auflage

Die Publikation „Systeme in Balance“ von Karin Bliemel erschien in der ersten Auflage 2008 in der „IN_SPIRIT“ Reihe im Trilogos Verlag, Zürich. Der zweite Untertitel dieser ersten Auflage lautete „Ein Beitrag zum EU-Jahr des Interkulturellen Dialoges 2008“. Auch wenn dieser Untertitel bei der vorliegenden zweiten Auflage (aus Mangel an Aktualität) weggelassen wurde, so unterscheidet sich der Inhalt dieser zweiten Auflage, bis auf das Editorial, nicht von der ersten.

Das Thema „Integration“ ist nach wie vor ein brisantes in der europäischen Gesell- schaft. Auch wenn der Begriff heute zusehends durch den Begriff der sozialen Inklu- sion ersetzt wird, bleibt das Ziel mehr oder minder das gleiche: soziale Einbindung sowie Respekt und Achtung von kultureller Diversität. Das Thema Integration wird daher meist - wenn auch nicht nur - im Bereich der Politik sowie der kulturellen Bil- dung lokalisiert.

Im Alltag aber erhält Integration oft eine erfahrbare, spürbare Dimension, die nicht unmittelbar etwas mit Politik oder mit kultureller Bildung zu tun hat. Erfahrbar deshalb, weil diese Dimension oft in Form von existentiellen Ängsten zum Ausdruck kommt, die ihren Ursprung vermeintlich in kulturellen Unterschieden haben. Der andersdenkende, anders glaubende, anders lebende Mensch wird dann oft als Bedrohung wahrgenommen. Als jemand, der die eigene Existenz oder die seiner Nächsten, z.B. in der Schule, am Arbeits- und am Spielplatz etc., kurz, in verschiedensten Lebensräumen zu ver- und bedrängen scheint.

Den Prozess der Verwandlung von existentiellen Ängsten nannte C.G. Jung Schat- tenintegration. In einfachen Worten ausgedrückt, geht es dabei darum, unsere eige- nen, persönlichen Schattenseiten „ins Licht zu tragen“ und zu „erlösen“, d.h. sie an- zuerkennen und zu transformieren. Genau mit diesem Transformationsprozess setzt sich auch Karin Bliemel in vorliegender Publikation auseinander. Sie fragt dabei, wel- che Interventionstechniken dafür zur Verfügung stehen und untersucht dazu im Be- sonderen die Trilogos-PsyQ-Methode (TPM) sowie die Formel „IQ + EQ +SQ = PsyQ“, wie sie von Linda V. Roethlisberger in Theorie und Praxis entwickelt und ge- prägt wurden. Ohne nun den argumentativen Inhalt von Karin Bliemels Werk vor- wegnehmen zu wollen, sei dennoch angemerkt, dass die Autorin auf innovative Weise Schnittstellen zwischen Psychotherapie, Spiritualität und gelebter Ethik auslotet, die maßgebend für gesellschaftliche Zukunftsgestaltung zu sein scheinen - auf dass Systeme, ob sie nun kultureller, psychologischer, ethischer oder spiritueller Natur sind, in Balance kommen können.

Linda V. Roethlisberger und Michael N. Weiss Die Reihenherausgeber

Abstract: deutsche Version

Karin Bliemel wird in der vorliegenden Auseinandersetzung mit der Literatur vom Glauben an ein fächerübergeifendes Prinzip „Systeme in Balance“ getragen. Die Natur dieses Zugangs ist logischerweise eklektisch, wobei ein Schwerpunkt den GeistMaterie-Zusammenhang darstellt. Sie setzt sich mit Blick auf einen gelingenden „Interkulturellen Dialog“ mit der dafür notwendigen Entwicklung der menschlichen Wahrnehmung auseinander. Dabei gelangt sie zu dem Ergebnis, dass die Praxis der trilogischen PsyQ-Schulung in besonderer Weise Menschen religions- und völkerübergreifend in ihr integrales Bewusstsein führt. Die Alltagsrelevanz dieser Methode in Theorie und Praxis schätzt sie als wegweisend ein.

Abstract: english verison

In the present examination of literature, Karin Bliemel is guided by the belief in a multidisciplinary principle of “systems in balance.” The nature of this approach is rather eclectic, one of the center focuses being the connection between psyche and matter. In view of the success of “intercultural dialogue”, she explores the thus necessary development of human perception. She draws the conclusion that especially the application of “Trilogos-PsyQ-training” is able to lead men into their integral consciousness, reaching across religion and people. This technique’s relevance in theory and application in everyday life is considered groundbreaking by her.

Einleitung

„Überall geht ein fr ü hes Ahnen dem sp ä teren Wissen voraus “

Alexander von Humboldt

Seit Mitte der 90ziger-Jahre habe ich mich auf die Suche nach Wesentlichem (nach dem, was wir im Grunde sind) begeben. Beim Literaturstudium, das mich in die Fach- lichkeit von Philosophie, Psychologie, Biologie, Physik usw. führte, fand ich Puzzle- steine, die als Erklärung für die Phänomene des menschlichen Seins dienten. Ein stringentes Gemeinsames fand ich nicht. Bemerkenswerte Bücher und Artikel von Au- toren, die den Blick aus ihre Fächer hinaus wagten, wiesen den Weg. Ob es um Er- gebnisse der Hirnforschung, Quantenmechanik, (Energie-)Medizin oder philosophi- sche Erkenntnisse ging, diese Wissenschaftler integrierten in ihre Interpretationen stets „Nachbarwissen“.

Oft wurde die Schwingungsebene von Gedanken und Gefühlen - und das interessierte mich besonders - in Zusammenhang gestellt mit elementaren Grundlagen im subatomaren Bereich. Ich vertiefte mich in die Erkenntnisse dieser Wissenschaftler und folgte der gewonnenen Überzeugung, dass menschliche Entwicklung über die Lebensspanne nur mit einem eklektischen Ansatz erfasst werden kann. Weiter fächerübergreifend suchend, fand ich sich ergänzende Aspekte in der Vielfalt der Literatur und ich erstellte einen ersten Entwurf der „Neurosignaturen“.

Später, als ich über die Arbeit von Linda Roethlisberger, die 1990 Trilogos gründete, las, entschloss ich mich, ihr dieses Papier zu senden.

Es weckte ihr Interesse und hatte zur Folge, dass wir uns regelmäßig trafen. Ein reger Austausch begann. Wir erkannten unser ähnliches Anliegen, der menschlichen Entwicklung in ihrer Komplexität über individuelle und ganzheitliche Betrachtung gerechter zu werden (Roethlisberger 1995). Ihren Zugang beschreibt sie (2006) mit der von ihr entwickelten Formel „IQ + EQ + SQ = PsyQ“.

Mich ermutigte sie schließlich, die „Neurosignaturen“ (Bliemel 2006) zu veröffentlichen.

Danach galt mein weiteres Interesse den untrennbaren bio-psycho-sozialen Zusam- menhängen, die das menschliche Sein kennzeichnen. Im Mittelpunkt stand jetzt die

Frage, welchem Bedingungsgefüge Systeme (soziale, geistige, materielle) unterliegen, wenn wir ihre Funktion als optimal wahrnehmen.

Erkenntnisse aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen bündelnd, glaube ich, dass „OPTIMALE BALANCE“ nur erreicht werden kann, wenn aus (potentiell) gegensätzlichen Eigenschaften in Systemen ein Nutzen gezogen werden kann.

Wenn die Möglichkeit zum „Sowohl-als-auch“ gegeben ist, arbeiten Körper- und Geistsysteme hoch effizient. Dabei stehen unser Bewusstsein und unser Körper in Wechselwirkung. Der Mensch muss, dem Balancegedanken folgend, sowohl als geistiges System wie auch als materielles System wahrgenommen werden. Bewusstsein und Körper durchdringen einander und unterliegen einer permanenten Mensch - Umweltinteraktion, wobei intra- und interpsychische Prozesse unsere Beziehungen gestalten. Schwierigkeiten im Umgang miteinander kennen wir alle.

„Wunden heilen nach Ehekrach schlechter", so lautet eine Zeitungsüberschrift unserer Tage. Wissenschaftler vom Institute for Behavioral Medicine Research der Ohio State University konnten nachweisen, dass Streit nicht nur auf die Seele wirkt, sondern auch Auswirkungen auf den Körper hat. Das Immunsystem braucht länger zur Heilung als unter harmonischen Beziehungsbedingungen. Die Spiegel der verschiedenen Immunbotenstoffe zeigen dabei unterschiedliche Werte. Das enge Zusammenspiel zwischen Psyche und Immunsystem wird so deutlich. Dabei ist interessant, dass Gedanken und Gefühle von Feindseligkeit einen größeren Risikofaktor für die Entstehung von Herzerkrankungen darstellen als Rauchen, fettes Essen usw.

Goleman (1996), fasste verschiedene Studien zusammen, die sich auch mit Eheproblemen auseinandersetzen. Als ein Ergebnis wird die Bedeutung emotionaler Intelligenz - besonders für die Partnerschaft - beschrieben. Auf die Emotionen des anderen Partners achtsam einzugehen, das sogenannte „Spiegeln“ (wir besitzen Spiegelneuronen, deren umfassende Bedeutung Wissenschaftler gerade erforschen), geht über die Erfassung nur der Gedanken des Gegenübers hinaus. Erst ein empathisches Miteinander ist dem Verhalten in Beziehungen wirklich förderlich. Respekt und Liebe können feindselige Haltungen verändern.

Die nachfolgende Übersicht verdeutlicht, wie unsere tiefen bewussten oder unbewuss- ten Glaubenssätze verschiedene Emotionen in Beziehungen hervorrufen und gleichzeitig Körperfunktionen bestimmen. Außerdem zeigen sie, wie bedeutungsvoll die Frage nach dem „Wie“ einzuordnen ist, wenn ich in Kontakt zu mir und/oder einem „Du“ trete.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1 (Quelle: Childre 1999, S. 63)

Selbst wenn wir uns nahestehenden Menschen gegenüber wertschätzend verhalten wollen, gelingt das in der Regel nicht durchgängig. Ob es darum geht eine Beziehung zu uns selbst, zu Familienangehörigen, zu Freunden, zu Bekannten oder zu Fremden einzugehen, immer nehmen wir unsere Vergangenheit mit. Unsere Glaubenssätze - und das gilt für jede Kultur - unterscheiden in Freund und Feind und zwar innerhalb der eigenen Kultur und interkulturell.

Dieses Jahr 2008 zum „Jahr des Interkulturellen Dialoges“ auszurufen, ist eine Initiati- ve, die wie viele andere Maximen - z.B. „Vom Logos zum Holos“ - das Ziel eines friedlicheren Miteinanders in dieser einen Zivilisation anstrebt. Interkultureller Umgang in der Realität ist oft gezeichnet von Bewertungen und Urteilen, die Menschen über Menschen fällen.

Immer häufiger sind es Kriegsparteien, religiöse oder ethnische Gruppierungen, die kollektive Konflikte austragen. Dies tun sie nicht aus Bösartigkeit, sondern sie sind verhaftet in dem Glaubenssystem ihrer Tradition und sozialisiert in ihrer Kultur. Immer verzerren diese (frühkindlichen) Erfahrungen die Wirklichkeit. Die individuell und kol- lektiv erworbene Weltsicht tragen wir in unsere Beziehungen hinein. Entwickelte Iden- titäten sind eine Voraussetzung, Feindbilder auszumachen. Die Beziehungen, ob im Privatbereich oder zwischen Nationen, sind dann gekennzeichnet von Konkurrenz und Machtstreben. D.h. Menschen sind von Gedanken und Gefühlen beherrscht, die letztlich von tiefer Unsicherheit zeugen. Oder wie es der Dalai Lama einschätzt, Krie- ge geschehen aus Angst.

Wenn unser Glaubenssystem so weit- und folgenreiche Implikationen hat, ist es sinn- voll, sich mit Interventionen zu beschäftigen, die unsere zersplitterte Sicht auf uns und auf die Welt heilt. Ich will der Kernfrage nachgehen, was die Integration aller bewuss- ten sowie un- und unterbewussten Teile, die nun einmal zu uns gehören, verhindert. Der notwendige Veränderungsprozess führt das Bewusstsein in seine Balance. Wie genau gelangen wir dahin? Wie muss sich unser Bewusstsein, das untrennbar mit Körperfunktionen verbunden ist, verändern? Subjektive Wahrnehmung wird als Teil der persönlichen und gesellschaftlichen Geschichte begriffen und gleichzeitig folgt die Auseinandersetzung zur Eigenverantwortung bezüglich derselben.

Um der Komplexität dieser Fragen auch nur annähernd gerecht zu werden, beziehe ich folgende Ebenen in meinen Aufsatz ein:

- Körper (Organ-, Zell-, Atom- und subatomare Ebene)
- Körper (Balancesysteme)
- Wechselwirkung von Biologie und Biografie
- Entstehung von Glaubenssätzen
- Erweiterung von Wirklichkeitskonstruktionen (Schattenintegration)

Die Erweiterung von Wirklichkeitskonstruktionen wird zuerst am Beispiel gestaltthera- peutischer Intervention dargelegt. Gleichsam wird die Grenze von therapeutischem Zugang und spiritueller Wachstumsarbeit aufgezeigt, aber auch ihre Schnittstelle be- achtet. Die Trilogos-PsyQ-Methode mit ihrem ganzheitlichen, stringenten Zugang wird unter dem Aspekt beschrieben, wie unser Bewusstsein (IQ+EQ+SQ=PsyQ) aus der Ohnmacht befreit und sich somit in „optimaler Balance“ befindet. D.h. auch wie die menschliche Fähigkeit, im Alltag zu kooperieren, friedlich miteinander umzugehen usw. zugelassen werden kann.

Karin Bliemel

Saarbrücken, im April 2008

1 Die Entdeckung des PsyQ 2002 - eine Formel von Linda Roethlisberger Spiritualität und (Human-) Wissenschaften

Linda Roethlisberger hat m.E. mit ihrer Formel PsyQ (menschliches Potential) = IQ (Intelligenzquotient) + EQ (Emotionalquotient) + SQ (spiritueller Quotient) eine grundlegende und wesentliche Betrachtungsweise zur Entwicklung des Menschen über die Lebensspanne entdeckt. Gleichzeitig entwickelte sie mit ihrer Trilogos-PsyQ-Schulung eine methodenübergreifende Basis von Theorie und Praxis der Intervention, die der Einmaligkeit und Ganzheit der Person gerecht wird.

Diese spezielle Wahrnehmungsschulung fördert das Erkennen der individuellen Wahr- heit. Ihr integraler Ansatz sieht den Menschen in radikaler Selbstverantwortung und unendlicher Verbundenheit zugleich. Die Entwicklung der Intuition wird gefördert und damit die Persönlichkeitsbildung unterstützt. Die Intuition schlägt Brücken nach „in- nen“ zum individuellen Lebenskern und nach „außen“ zum Alltag (Gesundheit, Bezie- hung, Beruf usw.). Da Beziehungsstress (bis hin zu Kriegen zwischen Kulturen) auf der irrigen Annahme „vom abzulehnenden Fremden“ fußt, gilt es, primär unsere ei- genen Glaubensannahmen (SQ) zu verändern. Sie ziehen nämlich entsprechendes Fühlen und Denken nach sich. Davon wiederum hängen unsere menschliche Kompe- tenz/ Handlungsmöglichkeiten (PsyK) ab.

Wenn es zu den Grundfragen unserer Zeit gehört, gelingende Beziehungen zwischen Interaktionspartnern (auf der privaten Ebene wie zwischen Völkern) zu gestalten, be- darf es eines Ansatzes, der jedweder menschlichen Erfahrung Raum bietet und alle Dimensionen menschlichen Seins beachtet. Diesen erkenne ich in der Trilogos-PsyQ- Methode. Grundlegende philosophische Einsichten, die von Achtung und Respekt dem „Fremden“ in uns und im anderen geprägt sind, werden geweckt, denn was da so schlicht daherkommt - IQ + EQ + SQ = PsyQ - ist eine Formel voller Brisanz für die Entwicklung humanen Handelns (PsyK). Die Essenz der Philosophie von Linda Roethlisberger ist m.E. mit gelingender Anbindung an unseren Wesenskern und damit an unsere spirituelle Existenz zu beschreiben. Ihre Methode ist religions- und kultur- übergreifend.

Forschungsergebnisse, wie z.B. die vom Mediziner Newberg, bestätigen ihren Ansatz. Er postuliert: „..., dass wir den Beweis für einen neurologischen Prozess erbracht hat- ten, der es uns Menschen ermöglicht, die materielle Existenz zu transzendieren und mit einem tieferen, geistigeren Teil von uns selbst in Verbindung zu treten, der als absolute, universelle Realität wahrgenommen wird, die uns mit allem Seienden verbindet“ (Newberg 2001, S. 19).

Die Tiefung des spirituell psychologischen Zugangs von Roethlisberger, der auch die transpersonale Ebene einbezieht, macht es potentiell möglich, sich mit diesem Teil zu verbinden.

Transzendenz, lange abgetan als unwirklich, als unbeweisbar - sie kommt heute da- her als Quantenbewusstsein oder Quantenengel, wie es z.B. die Experimente mit ver- schränkten Teilchen nahelegen. Antoine Suarez vom Center for Quantum Philosophy (Zürich) stellte dabei Fernwirkungen fest, die ihren Grund offensichtlich außerhalb der Raumzeit haben. Eine transzendente Realität hinter unserer sichtbaren Welt?

„Beweis der Transzendenz?“

Verschränkte Teilchen, etwa Photonen, die aus derselben Laserquelle stammen, blei- ben auf magische Weise miteinander verbunden. Das kann man mit einem Experiment mit Strahlteilern testen: Beobachtet man den Aufenthaltsort von Photon A, „entschei- det“ sich Photon B augenblicklich für den gleichen Ort. Suarez führte dieses Experi- ment mit zwei Strahlteilern durch, die sich voneinander wegbewegen (siehe Grafik). Nach Einsteins spezieller Relativitätstheorie („bewegte Uhren gehen langsamer“) wür- de ein Beobachter auf Strahlteiler A „sein“ Photon zuerst eintreffen sehen - beim Strahlteiler B wäre es ebenso. Die zeitliche Kausalität bricht also zusammen - trotz- dem nehmen beide Teilchen den gleichen Weg. Suarez schließt daraus auf eine Intel- ligenz außerhalb der Raumzeit, die er „Quantenengel“ nennt (Baukhage, Vasek 2007, S. 20).

An dieser Beschreibung wird deutlich, dass wissenschaftliche Forschungsansätze zu- nehmend Ergebnisse zeigen, deren Implikationen für das menschliche Körper-Geist- System als komplementäres Wissen so bedeutungsvoll sind, dass es im vorherr- schenden Paradigma der Humanwissenschaften Niederschlag finden muss. Dies ist allerdings noch nicht durchgängig der Fall. So wundert es nicht, dass Menschen sich

Interventionen zuwenden, deren Grundannahmen kompatibel sind mit neuesten Forschungsergebnissen (s.o.).

Aus meiner Sicht ist die Trilogos-PsyQ-Schulung eine energetisch/philosophische In- tervention, die über die Ansätze der traditionellen Psychologie hinausdenkt. Die Pho- tonenebene ist dabei implizit einbezogen. Roethlisbergers Philosophie von der Ent- wicklung des menschlichen PsyQ fußt genau auf den von Suarez postulierten Zu- sammenhängen.

Materielle und geistige Welt zeigen den Wissenschaftlern immer offensichtlicher ihre untrennbare Wirklichkeit. Die Trennbarkeit von Subjekt und Objekt wird zunehmend - auch und im Besonderen von Wissenschaftlern bezweifelt. Schon Bohm hat postuliert, dass die physikalischen Grundgesetze nicht von einer Wissenschaft entdeckt werden können, die versucht, die Welt in Teile aufzuspalten. Er spricht von der „impliziten Ordnung“, die in einem unmanifesten Zustand existiert. Auf dieser beruht die gesamte manifeste Realität. Diese manifeste Realität bezeichnet Bohm als die „explizite Ordnung“. Das Konzept des Hologramms erklärt, dass jeder Teil das Ganze enthält und das Ganze aus dem Teil rekonstruiert werden kann.

McClintock - forschend am Genom - postuliert ähnliche Überzeugungen. Sie glaubt, dass uns die Wissenschaft von der Einheit der Dinge nur eine Natur in Stücken geben kann und noch öfter nur Stücke von der Natur geben kann. „Im Grunde ist alles eins. Man kann keine Trennungslinie zwischen den Dingen ziehen.“ (McClintock 1993, S. 314).

Auch Primas hält die heutige dualistische Naturwissenschaft für zu einseitig. Dem Komplementaritätsgedanken folgend, beschreibt er pluralistisches Denken als Hori- zonterweiterung und stellt fest: „Jedenfalls ist das Ideensystem, aus dem heraus die heutige Naturwissenschaft lebt, nicht a priori über jeden Zweifel erhaben. Es ist die Aufgabe philosophischer Reflexion, Vorurteile bloßzustellen und neue Sichtweisen zu ermöglichen. Gemäß der Quantentheorie ist die materielle Welt ein ungeteiltes Gan- zes, das nicht aus Teilen besteht“ (Primas 1993, S. 101). In diesem Zusammenhang ist Denken über ganzheitliche komplementäre Sachverhalte komplementäres Denken.

Physische (materielle) Teile und Energiefelder gestalten dieses Ganze. Die Interkommunikation zwischen ihnen ist immens groß und komplex. Die Idee vom linearen Informationsfluss greift zu kurz, denn das Wesen dieser Prozesse zeigt sich ganzheitlich. In diesem Sinne ordne ich auch die Frage des Dalai Lama ein: „Kann uns die Wissenschaft letztendlich eine umfassende Einsicht in das gesamte Spektrum der Wirklichkeit und des menschlichen Lebens vermitteln?“ (Dalai Lama 2005, S. 234).

2 Systeme in Balance - Komplementarität in der Materie

Die neue Physik ist ohne den Gedanken der Komplementarität (Ort und Geschwindig- keit sind zueinander komplementär) nicht erklärbar. Was heißt das? Wissenschaftler gelangen zunehmend zu Forschungsergebnissen, die sie zwingen, ihr eigenes Theoriegebäude zu erweitern. Die drei Grundpfeiler der klassischen Physik, wie Kausalität, Stetigkeit und Objektivierbarkeit müssen angesichts der Forschungser- gebnisse im Quantenbereich relativiert werden. Die quantenoptischen Grundlagen der Photonentheorie lassen den Schluss zu, dass die Photonen als Mittler zwischen Mate- rie und Geist zu beschreiben sind.

Die Geburt der Quantentheorie war die Tatsache, dass die Wärmeenergie häppchen- artig, in sogenannten Energiequanten, abgegeben wird. Einstein erweiterte diese Hypothese, indem er feststellte, das Licht selbst aus Lichtquanten oder Photonen be- steht. Die Doppelnatur des Lichts: Welle oder Teilchen. Heisenberg: Ort und Ge- schwindigkeit werden unscharf, d.h. es ist unmöglich, sowohl den Ort als auch den Impuls eines beliebigen atomaren Teilchens gleichzeitig genau zu erkennen.

Lichtquanten sind masselose Elementarteilchen (bona fide). Man kann ein Elementarteilchen auch als „Energiepaket“ bezeichnen. Diese „Teilchen“ zeigen lediglich eine Tendenz zu existieren. Sie entstehen aus Energie, verwandeln sich in andere Teilchen und lösen sich wieder in Energie auf. Dies geschieht unaufhörlich. Wenn wir von Quanten sprechen, haben wir es nicht mehr mit einer objektiven, beobachterunabhängigen Wirklichkeit zu tun.

Was wir ein Ding genannt haben, ist in Wirklichkeit ein Ereignis oder ein Pfad, der zu einem Ereignis führen kann. Es existieren wellenförmige Muster von Zusammenhän- gen. Nicht physische Wellen liegen vor, sondern Wahrscheinlichkeitswellen. Das gan- ze Universum erscheint als ein dynamisches Gewebe von Energiemustern. Es gestal- tet sich als bruchlose Einheit, in die der Beobachter ständig einbezogen ist. Wir sind demzufolge das Ganze.

Wenn eine feingewebte Ordnung das Universum durchzieht, dann sind die Dinge (auch jede unserer Zellen, jedes Atom, jedes Photon) in der Welt miteinander ver- knüpft. Ein Quantensystem ist nur als System zu betrachten, denn die Eigenschaften der Quantensysteme sind holistisch. Schlüsseleigenschaft des Quantenholismus ist die Nichtlokalität. Zwischen Proton und Neutron entsteht bei deren Zusammenprall ein kurzlebiges Elementarteilchen, das Pion. Dieses zerfällt in zwei Photonen (Lichtteil- chen), die rasen dann auseinander und können an weit voneinander entfernten Orten beobachtet werden. Nach den Regeln der Quantenmechanik besitzen die beiden Pho- tonen keine wohldefinierte Existenz, bevor sie beobachtet werden. Stattdessen bilden sie ein sogenanntes „verwickeltes“ System. Messbare Eigenschaften des einen Pho- tons hängen in raffinierter Weise von Eigenschaften des anderen, weit entfernten Pho- tons ab. Es zeigt sich, dass sich Gruppen von Quantenteilchen ganz entschieden nichtlokal verhalten. Auf irgendeine Weise scheint jedes Photon zu „wissen“, was mit dem anderen geschieht, obwohl sie sich an verschiedenen Orten des Labors befinden. Die Messung des Weges eines Photons verändert sein Verhalten. Immer, wenn zwei Atome oder zwei subatomare Teilchen auf natürliche Weise zusammenstoßen und sich wieder trennen, sind sie durch nichtlokale Quanteneffekte miteinander verstrickt. Die unaufhörliche Aktivität des Mikrokosmos webt ständig an einem Muster von Quan- tenverbindungen quer durch das ganze Weltall. Dieses Muster kann sich bis in die Unendlichkeit erstrecken. Zwei Photonen können ihre Quantenverstrickung auch dann noch aufrechterhalten, wenn sie Millionen Lichtjahre voneinander entfernt sind.

Naturwissenschaftler versuchen experimentell zu beweisen, dass es eine universale, unmittelbare Verbundenheit gibt. Seit 1964 ist das Theorem von Bell bekannt. Bell be- weist auf mathematischem Wege, dass alles, was auf ein Elementarteilchen einwirkt, auch auf andere Auswirkungen hat. Interessant ist es, dass diese Wirkung augenblick- lich ist. Sie bedarf nicht der Zeit, d.h., auch Wirkungen könnten schneller als Lichtgeschwindigkeit sein.

Weitere Zusammenhänge zeigt das Einstein-Podolsky-Rosen-Experiment. Es weist experimentell die Existenz nichtlokaler Zusammenhänge nach. Es existieren subtile Verbindungen zwischen weit entfernten Elementarteilchen. Was einem Teilchen ge- schieht, kann unmittelbaren Einfluss auf das weit entfernte andere Teilchen haben. Zeitreisen werden für prinzipiell möglich gehalten, unendliche Universen sind in der Diskussion. Jede Möglichkeit existiert in einer Welt, die aber nicht die unsere sein muss.

Ein unbeobachtetes Elementarteilchen befindet sich an mehreren Orten gleichzeitig. Jede Möglichkeit verwirklicht sich in einem exklusiven Kosmos. Über den Zeitpunkt entscheidet unsere Wahrnehmung. Das Universum zeigt sich als ein unermessliches Gewebe interagierender Wahrscheinlichkeiten. Da wir unauflöslich ein Teil des Gan- zen sind, können wir uns in einen holistischen Seinszustand begeben. Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen dem Gegenwärtigen und dem Zukünf- tigen. Die „Unschärfe“ ist Ausdruck einer holistischen Struktur der Welt. Das zukünftige Geschehen ist nicht determiniert, sondern nur ein Feld von Möglichkeiten. Die Realität ist keine dinghafte Wirklichkeit. Die Wirklichkeit hat Potentialität. Dieses „Sowohl-als-auch“ ist ihr ureigenstes Prinzip. Diese Erkenntnisse der Quantenmecha- nik verbindet Goswami (1995) mit dem Bewusstsein des Menschen. D.h. seine Quan- tentheorie der Selbstbezüglichkeit zeigt auf, dass das Selbst in zwei Modalitäten agiert. Einerseits in der des konditionierten klassischen Egos, andererseits in der nichtkondi- tionierten Quantenmodalität. M.E. ist die Bedeutung dieser Annahme fundamental für spirituell psychologische Entwicklung von Bewusstsein. Das Selbst in der nichtkondi- tionierten Quantenmodalität anzuerkennen bedeutet auch, energetisch philosophische Ansätze zu nutzen, um tiefe Bewusstseinsarbeit zu ermöglichen.

Dürr erachtet einen neuen Wirklichkeitsbegriff auf Basis der Quantentheorie für not- wendig. „Die Wirklichkeit in der neuen Physik ist Potenzialität, eine Welt der Kann- Möglichkeiten, sich auf verschiedene Art materiell-energetisch zu verkörpern.“ (Dürr 2007, S. 41)

Wir bleiben in der Welt der Quanten, wo alles miteinander zusammenhängt.

Die folgende Übersicht zeigt, wie sich ein biologisches Laserfeld um die „Laserschwelle“ stabilisiert. An dieser Phasengrenze reichen sich das „geordnete Regime“ des kristallinen Zustands und das „chaotische Regime“ des thermischen Gleichgewichts (sowohl als auch) gerade die Hand.

Wenn lebende Zellen sich an dieser Schwelle aufhalten, stabilisieren sie sich dort und können sowohl die Vorteile der kohärenten Funktionsweise des Biophotonenfeldes als auch die der chaotischen Funktionsweise nutzen. Zwischen diesen beiden Zuständen zu pendeln, ist ohne Energieaufwand möglich. Unvereinbare Gegensätze bilden eine neue, höhere Einheit. Der enorme Vorteil für den Organismus besteht darin, dass alle ankommenden Signale je nach Bedürfnis abgeschwächt, verstärkt usw. werden kön- nen. Bischof setzt sich bei seinen Ausführungen auch mit den Erkenntnissen von Popp auseinander.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2 Die Laserschwelle f = 1 (Quelle: Bischof 1995, S. 206)

2.1 Körpersysteme - Balancesysteme

Dieser Punkt beinhaltet Beispiele zum Balancegeschehen in unserem Körper und wird nur wie ein Streifzug sein können. Im Folgenden geht es um Ordnung und Chaos als Element der Gesundheit.

Unser Körper besteht aus Organen, Geweben, Zellen, Atomen und der subatomaren Ebene. Die letztere bildet mit ihrem Teichen/Welle-Charakter die eigentliche Grundlage unseres Seins. Das Schwingungsgeschehen auf dieser Ebene ist deshalb so bedeutsam, weil es unserer Umwelt immanent ist.

Der Zellbiologe Lipton beschäftigt sich mit Zellfunktionen und ihren Fähigkeiten, auf Signale aus der Umwelt zu reagieren. Die Zellen besitzen dafür besonders ausgebildete Rezeptoren, mit denen sie jedes Umweltsignal ablesen können. Mit diesen „Antennen“ sind sie in der Lage auch Schwingungsenergiefelder wie Licht, Klang usw. zu empfangen. Dabei entsteht Resonanz, was eine Veränderung der Ladung des Proteins zur Folge hat. Diese „Signaltransduktion“ ist zu einem eigenen Forschungsgebiet geworden. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Gene ihre Aktivität nicht selbst steuern, sondern es sind die Effektorproteine der Membran, die das „Ablesen“ der Gene steuern, damit verbrauchte Proteine ersetzt werden können. Hier findet sich die grundlegende Einheit der zellulären Intelligenz (Lipton 2006).

Aus der Balance zwischen Ordnung und Chaos (dynamische Frequenzstabilität der Biophotonenemission) folgert Bischof dass die „optimale Kohärenz“ an der Laser- schwelle als Maß für Gesundheit gewertet werden kann. Dies wird im folgenden Ver- gleich deutlich.

Diese Balance wird auch von dem Mediziner und Forscher Gerok als Kennzeichen für Gesundheit beschrieben. Er führt aus, dass die geordneten Reaktionen den biologi- schen Systemen Stabilität und Konstanz verleihen. Die chaotischen Reaktionen erlau- ben dagegen die Flexibilität eines biologischen Systems. Dies ermöglicht die rasche Anpassung an veränderte Umweltbedingungen und die Kreation neuer Eigenschaften des Systems. Gesundheit beschreibt er folgerichtig als Wanderung auf der Schwelle, auf der sich Chaos und Ordnung ständig die Waage halten. Ein eindrucksvolles Bei- spiel dafür ist der Verlust der Oszillationen bei Osteoporose. Beim Gesunden muss eine Ordnung (konstante mittlere Konzentration der Calzium und Hormonkonzentration) mit einem chaotischen Verhalten (regellose Oszillationen) kombiniert sein. Nur dann ist eine normale Dynamik und Struktur des Knochens garantiert (Gerok 1990).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3 Gesundheit und Krankheit (Quelle: Bischof 1995, S. 289)

Der Organismus kann bei arteigenen Modulationen von f = constant mit Sensibilität auf Umweltreize reagieren, seine Kommunikation erweitern und damit offen, lebendig und ganzheitlich funktionieren.

2.1.1 Die Materie - Geist - Verbindung

Als Gestalttherapeutin möchte ich bezüglich dieser Zusammenhänge mit den Erkennt- nissen des Mediziners Fritz Perls beginnen. Sein wichtigstes theoretisches Konzept ist der Holismus. Er vertritt die Überzeugung, dass alle Elemente des Universums koexi- stieren. Damit postuliert er eine organismisch/psychosomatische Sicht, die zur Folge hat, dass er im psychischen Geschehen des Organismus analoge Regulationsmecha- nismen wirken sieht, wie im physischen Geschehen. Weiterhin beruht seine Theorie auf der Annahme, dass alles Leben und Verhalten dem Prozess der Homöostase un- terliegen. Dies ist der Vorgang, durch den der Gesamtorganismus sein Gleichgewicht und seine Gesundheit aufrechterhält. Alle Bedürfnisse berühren dieses Gleichgewicht. So ist der Organismus fortwährend von Ungleichgewicht und Gleichgewicht gekenn- zeichnet. Dieser homöostatische Prozess ist ein Prozess mit dem Merkmal der Selbst- regulierung. Wenn das physische Gleichgewicht gestört ist, merken wir das an Hunger, Durst usw., wenn das psychische Gleichgewicht gestört ist, wünschen wir uns z.B. Nähe. Beide Prozesse gehören für Perls aber zusammen. Seine Theorie soll den psy- cho-physischen Parallelismus überwinden (Perls 1988).

Das ist auch das Anliegen der Medizinerin Page. Ihr Denken in Balancesystemen sieht Körper und Geist als untrennbar an. Entsprechend schlägt sie Interventionen vor, die den Patienten anregen, sein Bewusstsein von der äußeren Welt (EGO) mit dem Bewusstsein der Seele zu verbinden.

Am Beispiel von Symptomen, die in der Nacht auftauchen (Panikanfälle, Hyperventilation, Muskelkrämpfe usw.), tagsüber aber nicht spürbar sind, stellt sie den Zusammenhang zwischen dem bewussten Verstand, der den Körper beherrscht und dem Unbewussten (äußert sich in körperlichen Symptomen in der Ruhephase) her. Sie sieht das Symptom als Signal, z.B. eine Pause einzulegen, um das Geist-Körper-System wieder in Balance zu bringen (Page 1994).

Die Persönlichkeit bildet sich aus einem sehr komplexen Wechselspiel zwischen Erb- gut und Erziehung heraus. Alles was wir glauben, fühlen und denken geht durch un- ser Gehirn. Scheinbar chaotische Muster elektrischer Ströme rasen durch das immen- se Netzwerk der Neuronen und nehmen auf, was unsere fünf Sinne an Informationen von draußen liefern. Sie leiten es weiter, verbinden Zellen und formen selbst noch wenn wir schlafen, ein nie fertiges Bild. Unsere ganz persönliche Sicht von der Welt und uns selbst in dieser Welt ist geboren. Emotionen und Persönlichkeitsmerkmale sind somit auch etwas Biologisches.

Deshalb ist der Umgang mit unseren Gefühlen und unserem Denken für die Stärkung unseres Immunsystems sehr bedeutungsvoll. Sie spielen im Körper-Geist- Interaktionsgeschehen eine wesentliche Rolle. Mentale Zustände und physiologische oder physikalisch-chemische werden in engem Zusammenhang gesehen, so dass

Forscher zunehmend von zwei Seiten einer Medaille sprechen. Die Vorstellung, dass mentale Vorsätze (Psychonen) die Hirnrinde wirksam stimulieren, schließt sich hier an. Unsere psychologischen Programme haben offensichtlich mehr Einfluss als lange Zeit geglaubt. Wie sieht die Brücke aus, die das Neuronale mit dem Mentalen verbindet? Gefühle und Gedanken sind über das Immunsystem, das endokrine System und das zentrale Nervensystem mit dem Körper verbunden. Alle Gedanken und Gefühle, auch verdrängte und nicht ausgesprochene, haben physische Auswirkungen. Was die Wissenschaft also jetzt entdeckt hat, hat mit der Integration von Geist und Materie zu tun. Die alten Schranken zwischen Gehirn und Körper fallen. Im Gehirn gibt es Endorphine, die Euphorie und Schmerzlinderung verursachen. Dieselben Endorphine befinden sich auch in unserem Immunsystem. Gefühlsregungen gelangen demnach bis in die letzte Zelle des Organismus.

Ein- bis zweihundert Milliarden Nervenzellen sind dabei beteiligt und jede ist mit bis zu zehntausend anderen verbunden. Diese Entdeckung kann wohl dazu beitragen, ein wesentliches Kommunikationsnetz zu erhellen, nämlich unser „Bauchgehirn“. Die neuesten Forschungen zeigen, dass psychische Prozesse und das Verdauungssy- stem enger gekoppelt sind, als bisher angenommen wurde. Es wurde festgestellt, dass je tiefer im Verdauungstrakt sich Prozesse abspielen, desto schwächer der Einfluss des Kopfhirnes ist. Am Rektum und Anus regiert das Kopfhirn wieder mit. Das Darm- hirn hat also Macht. Man kann sagen, dass das Darmhirn denkt. Z.B. Seratonin wird zu fünfundneunzig Prozent im Darm produziert. Das Bauchhirn ist eine riesige Che- miefabrik, die mindestens vierzig Nervenbotenstoffe produziert. Es wurden mehr Ner- venstränge vom Bauch ins Gehirn gefunden als umgekehrt. Früher Lebensstress ist eingebrannt in Gehirn und Bauch. Im Bauch werden Stimmungen generiert.

Das Korrelat menschlicher Bauchgefühle sind die Nervenfasern, die Bauch und Kopf- hirn verbinden. Wir können diese Zusammenhänge als Emotions-Gedächtnis-Bank bezeichnen.

Unser Glaubenssystem liefert bewusst oder unbewusst den Grundstein unserer Ge- fühle und damit verbunden unserer Gedanken. Unsere Emotionen folgen dem indivi- duell erworbenen Glaubenssystem (Glaubenssätze). Jede Denkart zeigt nur eine be- grenzte Möglichkeit unseres gesamten Potentials. Glaubensannahmen lösen immer Emotionen aus. Wird die Glaubensannahme oder Überzeugung verändert, wird sich auch die Emotion verändern. Emotion ist Energiebewegung mit einer definierten Schwingungsenergie. Deren Frequenz ist verantwortlich für das Qualitätsniveau unserer Handlungen.

Auch das metamedizinische Modell der Geist-Körper-Physiologie (Baron, 1990) geht über die engen Grenzen der medizinischen Betrachtungsweise hinaus. „Denken macht den Menschen“, so einer ihrer Leitsätze, d.h. in diesem Modell findet ganz selbstverständlich das Bewusstsein seinen Platz. Ausgangspunkt dieser Betrachtungsweise ist die Grundannahme, dass alles Existierende aus Energie besteht. Diese Energie kann genau wie Materie weder verloren gehen, noch geschaffen werden. Es gibt nur Umwandlungsprozesse in Geist und Körper.

Das Denken ist der Aspekt, der zwischen der Person und der Realität vermittelt. Es ist auf die physische Welt ausgerichtet. Wir verkabeln also das Gehirn gemäß unseren Überzeugungen. Der mentale Prozess des Gehirns verarbeitet die Informationen aus unserer Umwelt, indem er die folgenden fünf Sinne benutzt: den visuellen Kanal, den auditiven, den kinästhetischen, den olfaktorischen und den gustatorischen Kanal. Ge- danken sind zwar „immateriell“, aber sie bringen physisches Handeln hervor.

Am praktischen Beispiel der Herzintelligenzübung sollen diese Zusammenhänge verdeutlicht werden. Weshalb muss unser Herz überhaupt in Balance gebracht werden? Jeder kennt die belastende Erfahrung einer Stresssituation. Jeder weiß nur zu gut, wie wir unter Alltagsbedingungen (Streit, Sorgen, Nöte usw.) in unseren Lebenszusammenhängen Stressphänomene produzieren. Stressauslöser sind z.B. Belastungen wie Angst, Ärger, Wut, Leistungsdruck und Liebeskummer. Der Organismus reagiert nach uraltem Schema (Flucht oder Kampf). D.h. Herzschlag und -frequenz sowie Blutdruck erhöhen sich, die Muskeldurchblutung steigt. Um mehr Sauerstoff zu erhalten erweitern sich die Bronchien, die Atmung geht schneller, die Speicher der Leber setzen Glucose als Energielieferanten frei. Das Gehirn schaltet von komplizierten Denkvorgängen auf einfache, schematisch ablaufende Programme. Auslöser dieser Prozesse ist das vegetative Nervensystem, es steuert unbewusste Körperfunktionen wie Herzschlag, Atmung und Verdauung. In Stresssituationen über- nimmt der Sympathikus die Kontrolle, seine Nerven schütten Hormone wie Adrenalin und Noradrenalin aus. Diese sorgen in den Organen für die Umstellungen, die für Kampf oder Flucht notwendig sind. Die Reaktionen unseres Körpers sind wie vor drei- ßigtausend Jahren. Wir können aber nicht mehr flüchten oder kämpfen (etwa wenn der Chef Stress macht). Wir können den Stress nicht wie früher abbauen und so kann er sich in körperlichen Beschwerden zeigen.

Ein Ereignis kann noch so harmlos sein, es gibt Menschen, bei denen eine Stressreak- tion ausgelöst wird. Jeder hat individuelle Stressauslöser, das folgt der Logik unserer unbewussten Anteile. Die Stressreaktion ist allerdings bei allen Menschen gleich. In der Stressforschung hat sich gezeigt, dass Stress an sich nicht gesundheitsschädi- gend ist, sondern - wie bereits dargestellt - unsere Reaktion auf die Geschehnisse in der Welt. Unsere in Neurosignaturen gespeicherten Gefühle und Gedanken sind der Schlüssel zum Verständnis unserer Reaktionen. Bei allen als belastend erfahrenen Situationen reagiert der Körper wie auf existentielle Gefahren. Das Gefühl bedroht oder überfordert zu sein, wird in Körperchemie übersetzt und das Immunsystem ge- hemmt, denn Adrenalin wird vom Nebennierenmark ins Blut freigesetzt. Das Immun- system reagiert auf dieses Hormon mit einer Reduzierung der Lymphozyten. Vierzig verschiedene Neurotransmitter, Peptide und Hormone sind an diesen komplexen Vor- gängen beteiligt. An der grundlegenden Tatsache, dass stressauslösende Situationen das Immunsystem beeinträchtigen, besteht heute kein Zweifel mehr. Die Körperorgane und das Immunsystem besitzen nicht nur diese Rezeptoren, sondern können sie auch chemisch produzieren. Der von Bauer (2002) beschriebene „Cirkadiane Biorhyth- mus“ ist ein weiteres Beispiel für ein Balancesystem. Im gesunden Körper halten sich Immunsystem und Stresssystem in einem 24-Stunden-Rhythmus die Waage. Wenn dieses Gleichgewicht gestört wird (z.B. durch Erhöhung des körpereigenen Cortisols), sind verschiedene chronische Gesundheitsstörungen die Folge.

Was hilft uns in einer Stresssituation wirklich? Was genau bringt unser Körper-Geist- System wieder in Balance?

Doc Childre, der Gründer des Institute of Hearth Math (IHM), hat die Herzintelligenz neu entdeckt und ein Verfahren entwickelt, wie diese für unser Wohlbefinden zu nutzen ist. In fünf Schritten ist es möglich, aus der Stressfalle zu gelangen und neue Handlungsmöglichkeiten zu erlernen.

1. Der Stress muss wahrgenommen und erkannt werden,
2. die Aufmerksamkeit wird vom Stressgeschehen abgezogen und bewusst zehn Sekunden auf die Herzgegend gelenkt,
3. ist es wichtig, sich an eine positiv besetzte Situation zu erinnern (erinnertes Wohlbe- finden),
4. Intuition und gesunder Menschenverstand werden nun bemüht, welche Reaktion den Stress verringert,
5. auf die Antwort des Herzes hören (Childre 1999).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4 Physiologische Vorteile der Freeze-Frame-Herzintelligenzübung (Quelle: Childre 1999, S. 62)

Über die Variabilität der Herzfrequenz lässt sich das Gleichgewicht des Nervensystems nachweisen. Die Wahrnehmungen und Reaktionen des Menschen können ihren Herzrhythmus beeinflussen. Das ist von besonderer Bedeutung, weil die elektrischen Signale des Herzes sich wie Radiowellen verhalten und in jede unserer Zellen gelangen (auch über uns hinaus). Verschiedene emotionale Zustände verändern diese vom Herz ausgehenden elektrischen Frequenzen.

Wenn wir also in einer stressbeladenen Situation dem Bewusstsein Zugang zu höheren Systemen (Glauben, Fühlen und Denken) verschaffen, dann bringen wir die Parameter unserer Herzfunktion in Balance (Childre 1999). Dieser Blick nach innen eröffnet eine Welt voller Empfindungen und Emotionen. Dieses Herstellen der Kohärenz ermöglicht das Wahrnehmen des intuitiven inneren Ichs. Die innere Weisheit ist zugänglich und fördert den Willen, unser Bestes zu geben (Schreiber 2006).

Erinnertes Wohlbefinden ist schlicht eine Veränderung der subjektiven Wahrnehmung - eine andere Wirklichkeitskonstruktion. Studien, die Benson (1997) ausgewertet hat, ergaben, dass unser Glaube erinnertes Wohlbefinden auslösen kann und dadurch der Gesundheitszustand verbessert wird.

„Energiebahnen“ im Körper, fließende Lebenskraft, Schwingungen, energetische Zustände in unseren Zellen und quantenphysikalische Felder gehören zum materiellen Substrat unseres Körpers und gleichsam wirken die Schwingungen unseres Glaubens, Denkens und Fühlens auf diese ein.

Symptome werden als Resultanten sowohl körperlicher als auch seelischer Prozesse beschrieben. Die PNI (Psycho-Neuro-Immunologie) Forschung konnte sich etablieren. Interventionen, die den Körper-Seele-Zusammenhang in den Vordergrund stellen sind z.T. schon sehr alt. Die traditionell chinesische Medizin, Homöopathie usw. zählen da- zu.

Auch neuere energetische Verfahren stellen die Körper-Geist-Verflechtung in den Mit- telpunkt. Z.B. EMDR (Englisch: Eye movement desensitization and reprocessing) – die Methode der Desensibilisierung und Neuorientierung durch Augenbewegung. Besondere Wirksamkeit hat sich bei der Behandlung des posttraumatischen Stress- symptoms erwiesen. Auch auf alltägliche emotionale Probleme spricht diese Interven- tion gut an. EMS - Emotionales Selbstmanagement - beruht auf dem Verständnis der im Osten postulierten Körpermeridiane. EMS kombiniert dabei kognitive Ansätze aus dem Westen mit fernöstlichen Akupressurmethoden (Lambrou, Pratt 2005).

Die Mediziner R. und U. Banis (2002) haben ein Verfahren entwickelt, das auf dem Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele beruht. Ihre „Psychosomatische Energetik“ geht von emotionalen Konflikten aus, die ausgemessen und mit Hilfe homöopathischer Komplexmittel aufgelöst werden können. Sowohl auf der körperlichen als auch auf der seelischen Ebene lösen sich dabei Symptome auf.

Für die Medizinerin Judith Ohloff (2003) hat Heilungsgeschehen wesentlich mehr Aspekte, als die Schulmedizin wahrhaben will. Diese Aussage kann als Quintessenz ihrer Erfahrungen mit Patienten, mit denen sie auch auf energetischer Ebene inter- agiert, betrachtet werden. Ihr Credo des „Sowohl-als-auch“ zeigt sich dabei, verletzbar und gleichzeitig stark zu sein. D.h. sie behält ihre Kraft und bleibt gleichzeitig offen. Für sie ist kein Schutz der beste Schutz. Ähnlich sieht es Chopra (2004), er hält die fried- liche Koexistenz gegensätzlicher Werte für ein grundlegendes Merkmal des Uni- versums. Ohne eine innere Anlage zur Feigheit kann kein Mensch tapfer sein, so sei- ne Überzeugung.

Der amerikanische Mediziner Joy (1985, S. 149) formuliert es so: „Ich meine, die Heilung kann, wird und muss aus dem integralen menschlichen Bewusstsein des einzelnen kommen, das sich selbst zu heilen vermag. Was immer die Ärzte tun mögen, sie können lediglich den Heilungsprozess des Körpers selbst fördern. Die Erweiterung des menschlichen Bewusstsein ist nur ein weiteres diagnostisches und therapeutisches Werkzeug, das diesen elementaren Prozess fördern kann.“

Der Mediziner Ruiz, zu dessen Vorfahren auch Schamanen gehören, drückt es so aus: „Es mag sein, dass wir dem Schicksal des Menschseins nicht entgehen können, doch haben wir eine Wahl: unser Dasein zu erleiden oder zu genießen. Zu leiden oder zu lieben und glücklich zu sein. In der Hölle zu vegetieren oder im Himmel auf Erden zu leben. Was ist Ihre Wahl?“ (Riuz 2001, S. 116)

Das klingt drastisch und es fällt schwer zu glauben, dass wir wirklich eine Wahl haben. Wir denken doch eher, äußere Umstände entscheiden über unser Wohl und Wehe. Aber vielleicht irren wir hier gewaltig. Der Schlüssel zum Verständnis liegt m.E. im Phänomen der menschlichen Wahrnehmungsleistung.

Der Apostel Paulus drückt es so aus: „Jetzt sehen wir noch dunkel, wie durch einen Spiegel rätselhaft; einst aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt noch ist mein Erken- nen unvollkommen; dann aber werde ich erkennen, so wie ich auch erkannt werde. (1. Korinther 13,12)

Eine Physikerin beschreibt unser Wahrnehmungsdilemma unter dem Gesichtspunkt unserer Selbstdefinition. Der Umriss stellt den Schleier zwischen dem, für das die Person sich hält (begrenztes Selbstbild) und dem unbegrenzten Selbst.

Die Wahrnehmung zwischen Leben und Tod interessiert den Physiker Niemz (2006). Er verfolgt Indizien, die zeigen, dass wir im irdischen Leben nur einen Teil der Realität wahrnehmen können. Er sieht die Verbindung zwischen Physik und Theologie in der Beförderung der Seele ins Jenseits.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5 Begrenzung des Wahrnehmungskegels durch Definition der persönlichen Wirklichkeit (Quelle: Brennan 1990, S. 307)

3 Wahrnehmung - eine unvollendete Geschichte

Subjektive Wahrnehmungen sind macht- und kraftvoll, wenn wir in der Lage sind, zu entscheiden, was wir glauben, fühlen und denken. Das gelingt uns allerdings in der Regel nicht. Andere Kräfte sind schneller und mächtiger, denn alle Erfahrungen aus der Kind-Umwelt-Interaktion werden in „Schemata" organisiert (mental, emotional), die zu einem Netzwerk umfassender „Schemata" (Theoreme) zusammengefasst werden.

Die emotionale Seele ist viel schneller als die rationale. Sie handelt augenblicklich. Dem liegt ein Mechanismus von Bewertung einer Wahrnehmung zugrunde, der unge- heuer schnell ist. Das geschieht automatisch, ohne in die bewusste Wahrnehmung einzudringen (das Gehirn arbeitet mit Einheiten von Tausendstelsekunden). Die Reak- tion überkommt uns, ehe wir begreifen, was geschieht. Der alte Schutzmechanismus ist uns zwar treu, jedoch sind wir heute Erwachsene, die andere Möglichkeiten brau- chen. Die emotionale Seele folgt einer assoziativen Logik, sie nimmt „Elemente“ für die Realität selbst. Freud nennt es „primärprozessuales Denken“. Es ist vergleichbar mit der Logik des Traums und des Mythos. Was zählt, ist, wie die Dinge wahrgenommen werden. Die Dinge sind das, als das sie erscheinen. Das, woran uns etwas erinnert, kann weit wichtiger sein, als das, was es ist. Im Gefühlsleben können Identitäten wie ein Hologramm sein. In dem Sinne, dass ein einziger Teil ein Ganzes evoziert. Die rationale Seele verknüpft logisch zwischen Ursachen und Wirkungen. Die emotionale verknüpft Ähnlichkeiten. Je stärker die Reaktion, je kindlicher die Seele. Dieses kindli- che Denken ist selbstbestätigend, denn die emotionale Seele hält ihre Ansichten für absolut wahr. Zwischen uns und der Welt befindet sich der Filter - unsere Vorerfah- rungen.

Auf dieser Grundlage konstruieren wir unsere individuelle Wirklichkeit, gehen aber da- von aus, dass andere Menschen selbstverständlich die Welt so wahrnehmen wie wir. Nach den Ausführungen wird aber klar, dass so individuell wie unsere Kindheitserfah- rungen sich gestaltet haben, so individuell und vielfältig auch unsere Bedeutungszu- schreibungen auf die Dinge der Welt sind. Die Entwicklung von Menschen verläuft niemals parallel (auch nicht bei eineiigen Zwillingen), sondern jeder muss seinen Rhythmus finden und ihm folgen.

Diesen selbstorganisationstheoretischen Prämissen folgend, sind Wahrnehmungen keine Repräsentation der äußeren „wirklichen“ Welt. Es sind unsere eigenen persönlichen Konstruktionen. Diese Kernaussage des Konstruktivismus verdeutlicht, dass unsere Sinne und unser Verstand die Welt nicht einfach abbilden, denn das Nervensystem ist operational geschlossen und autonom.

Hier aber wiederholt sich ein folgenschwerer Vorgang im Familiensystem. Solche un- günstigen Programmierungen führen bei traumatischen Erfahrungen dazu, dass sich das Kind elend fühlt und diese frühen schlechten Erfahrungen, genau wie einst seine Eltern, abspalten muss. Dieser Vorgang wird in der gestalttherapeutischen Theorie als „Kontaktunterbrechung“ bezeichnet. Dabei kann das Denken partiell vom Fühlen ge- trennt werden. Die dabei verdrängten emotionalen und mentalen Inhalte sinken in den Körper. Das Abspalten derartiger früher Erfahrungen verhindert das Wahrnehmen in- nerer Ganzheit. Es trennt sich von seiner inneren Lebendigkeit ab und wird seinen Selbsthass nähren (Gruen 1989). Die Worte unserer Eltern entwickeln aufgrund ihrer enormen Macht eigene Überzeugungen in den Kindern. Z.B. „Das schaffe ich niemals", „Keiner liebt mich“, „Ich bin nicht gut genug“ und vielerlei mehr in dieser Art. Abhängig von der emotionalen und sozialen Kompetenz der Bezugspersonen entwickeln sich sogenannte Glaubenssätze (Glauben, Denken, Fühlen).

Körperliche und geistige Prozesse durchdringen sich und das Kind spannt seinen Kör- per stark an dabei. Zuvor lieferten die Nervenzellen Botschaften an das endokrine Sy- stem. Parallel zu den intrapsychischen Prozessen entwickeln sich Nervenzell- Netzwerke (Neurosignaturen). Genau deshalb haben die Worte und Gefühle, mit de- nen der Erziehungsstil vermittelt wird, große Macht in Bezug auf die frühkindliche Ent- wicklung. Daraus entsteht die individuelle, von unseren Glaubenssätzen beeinflusste Theorie von uns und der Welt. Wir spalten unser Bewusstsein in den Teil, der unser Selbstbild bestätigt und den Teil, den wir Schatten nennen und der in unserem Unbe- wussten (Unterbewussten) wohnt. Diese Spaltung verhindert den „Blick auf die Wirk- lichkeit“. Nicht die tatsächlichen Ereignisse sind es, die unsere physiologischen und biochemischen Reaktionen auslösen, sondern unsere Interpretationen der Realität. Somit werden über diesen Weg von Wahrnehmen und Bewerten (Glauben, Fühlen, Denken) körperliche Prozesse in Gang gesetzt. Unser Körper ist also in der Lage, das auszudrücken, was im Geist bereits vorhanden ist (sowohl die bewussten Anteile als auch die unbewussten). Unsere psychischen Programme werden im Gehirn in ein Muster von Nervenimpulsen und chemischen Botenstoffen umgesetzt. Diese beeinflussen die Funktion des Immunsystems. Es handelt sich bei der Verbindung von Geist und Körper um einen interaktiven Prozess, denn Neurotransmitter kommunizieren ständig mit den Zellen der Zielorgane.

Die Welt wird so zum Modell unserer Wirklichkeit. Wirklichkeit liegt aber jenseits dua- len Bewusstseins. Meine Einstellungen und Haltungen sind immer ein Teil des Pro- blems.

Alle Erlebnisse und die damit verbundenen Emotionen unseres Lebens haben Neurosignaturen. Diese stenografischen Notizen, die das Gehirn gespeichert hat, können immer abgerufen werden. So findet ein ständiger Dialog mit unserem Nervensystem statt. Wir alle haben einzigartige Neurosignaturen.

Wie gehen die Kinder mit ihren frühen Erfahrungen um, was glauben sie von der Welt, wie konstruieren sie ihre individuelle Wirklichkeit und was geschieht dabei in ihren Körpern?

Abhängig von der emotionalen und sozialen Kompetenz ihrer Eltern entwickeln sie sogenannte Glaubenssätze. Schon in jungen Jahren erfahren Kinder Angst und Frustration. Das Körperdenken speichert alle Erfahrungen und stellt diese später aus dem Körper-Geist-Kontinuum - oft unbemerkt - zur Verfügung.

Das Problem und die Lösung zugleich sind unsere Ängste und die Überwindung derselben. Aber wie kommt es, dass wir sie entwickeln und zulassen, dass sie bewusst und unbewusst unsere Beziehungen mitgestalten? Um dies zu verstehen, ist es unumgänglich, uns in die Welt unserer Vorfahren zu begeben.

3.1 Mehrgenerationenperspektive - eine Geschichte von Verdrängung

Jede Individuation ist immer auch ein unbewusster über mehrere Generationen wirk- samer Prozess, an dem die Familie als Ganzes beteiligt ist. Es geht hierbei nicht um Schuldzuweisungen in Richtung der Eltern, denn auch sie waren kleine Kinder und sind hineingeboren in ihren Mikrokosmos Familie mit den sie umgebenden sozialen Gegebenheiten.

Dem Elternverhalten liegen unbewusst oder bewusst Systemkräfte zugrunde, die sehr machtvoll sind. Die Wurzeln der gegenwärtigen Welterfahrung reichen weit in die Ge- schichte der Menschen. Unsere Gedanken und unsere Gefühle und damit unsere Kommunikation sind immer auch von unserem Familienerbe abhängig. Das wissen und merken wir aber oft nicht. Der Mensch muss auch als aktiver Bestandteil eines sich in der Geschichte entwickelnden Systems betrachtet werden, um sein Verhalten besser verstehen zu können. Die Mehrgenerationenperspektive (Boszormenyi-Nagy 1975) erweist sich deshalb als hilfreich, weil hier der Versuch unternommen wird, den Menschen im Kontext der über die Zeit gewachsenen sozialen, kulturellen sowie auch materiellen Bezüge zu sehen. Moralische, religiöse, politische Regeln, Ordnungen und Gesetze fließen in diese Betrachtungsweise ein. Alles, was einer Person jemals ge- schehen ist (auch wenn nicht persönlich widerfahren), ist in ihrem Familiensystem le- bendig gegenwärtig. Die Themen und Glaubenssätze können sehr komplex und un- durchsichtig sein, weil sie oft mit früheren Ereignissen in der Familie korrelieren. So- genannte „schwarze Schafe“ des Systems offenbaren verdeckte Systeminhalte, deren Symptome als Resultanten gestörter Beziehungen und unverarbeiteter Konflikte in früheren Generationen gesehen werden.

Es sind historisch gewordene, den Familienmitgliedern größtenteils unbewusste Ver- mächtnisse, die zum Tragen kommen. Positive Kräfte, Ressourcen und Wachstums- potentiale sind in der Familie oft dort zu suchen, wo sie anscheinend fehlen. Also bei „kranken“, „schwachen“ oder „verrückten“ Mitgliedern. Auch ein abwesendes Famili- enmitglied ist hier einzuordnen. Da die Familie ein System darstellt, bekommt sie als Ganzes die Auswirkungen zu spüren, wenn ein Familienmitglied sich verändert. Wenn z.B. ein Elternteil sein Selbstbewusstsein stärkt, können auch die anderen sich „frei- er“ bewegen.

Was wirkt über Generationen? Die wesentlichen Systemkräfte sind narzisstische Pro- jektionen der Familienmitglieder aufeinander. Es herrschen weiterhin innerhalb der Familienbeziehungen unsichtbare Loyalitäten, Scham- und Schuldverstrickungen so- wie blockierte Trauerprozesse. Über Generationen hinweg findet eine Kontoführung statt, deren Ergebnisse weitergereicht und ausgeglichen werden müssen. Die Dialektik der interpersonalen Gerechtigkeit ist das entscheidende Agens interfamiliärer Bezie- hungen. Vertikale und horizontale Dynamik verknüpft sich für jedes Familienmitglied mit der Frage nach Verdienst, Schuld, Verpflichtung und Anspruch. Vertikale Loyali- tätsverpflichtungen werden der vorangegangenen oder der nächsten Generation ge- schuldet. Horizontale dagegen dem Ehegatten, den Geschwistern oder Altersgenos- sen.

Oft sind es die Eltern, von denen Aufträge ausgehen. Ein Kind muss dann z.B. die un- gelebten Seiten der Eltern ausleben. Diese unbewussten Vorgänge können auch er- klären, warum ein Kind die unerfüllten Berufs- und Lebensmodelle eines Elternteils ausleben muss. Sogenannte Sündenböcke kann man dann mit allem beladen, was dem System nicht bewusst ist. Es wird immer deutlicher, dass das Unbewusste der Eltern mehr erzieht, als das „bewusste Erziehungsverhalten“. Und immer geht es da- bei um Glaubenssätze, Gefühle und Gedanken. Bewusst und unbewusst, heute und über die Generationen.

Mit diesem Rucksack beladen wachsen wir auf und werden irgendwann zu Eltern. Es wird deutlich, wie komplex und kompliziert es nun auch für die folgende Generation wird. Oft wird die eigene Kindheit wiederholt oder nach genau dem Gegenteil davon erzogen. Logischerweise handelt jeder Mensch aus seinen Systemzusammenhängen heraus.

Ein Kind wird mit der genetischen Ausstattung des elterlichen Systems geboren und wächst im System mit den dort vorherrschenden bewussten und unbewussten Glau- benssätzen seiner Mitglieder heran. Diese Sozialisierungsbedingungen haben, wie wir heute wissen, bereits während der intrauterinen Entwicklung Einfluss auf das Körperdenken des Embryos. Diese Erinnerung des Zellbewusstseins geht nicht verloren. So wird die Wahrnehmung des mütterlichen Herzschlags als wichtiges vorgeburtliches Ereignis eingestuft. Ist die Mutter nervös und angespannt, so erhöht sich auch der Herzschlag des Embryos. Das Bewusstsein der Mutter (Bezugsperson) und ihre Selbstachtung werden zum bestimmenden Anteil der Entwicklung des Selbst ihrer Kinder. Diese spüren die emotionale Färbung von Sprache und Sprachmelodie, den Rhythmus mit seinen Höhen und Tiefen.

Für die Vorgänge um die Geburt spielen äußere Bedingungen eine wichtige Rolle, wie z.B. der Stressindikator - Adrenalinspiegel - , der sich bereits einige Tage nach einer natürlicher Geburt neutralisiert, während er über zwei Monate anhält, wenn das Kind in einer europäischen Klinik zur Welt kam. Dies ist ein Aspekt der Diskussion um Pro und Kontra von Hausgeburten bzw. Geburtshäusern. Selbstredend geht es nicht um vorhersagbare Risikogeburten. Auf jeden Fall hinterlassen intrauterine Bedingungen und früheste Umweltbedingungen erste wichtige Spuren in der Psyche (biochemische Prozesse und Körperdenken) eines Menschen.

Neugeborene verfügen über ein differenziertes Sensorium. Sie zeigen auf äußere Wahrnehmung schon verschiedene Antworten im Verhalten. Im Frequenzbereich der menschlichen Stimme reagieren Neugeborene selektiv auf akustische Signale. Aus dem komplexen Muster von Interaktion und Kommunikation wird im Folgenden schwerpunktmäßig die psychische Entwicklung in den Zusammenhang von Bindung, Zuwendung, Ermutigung, Förderung und Grenzsetzung gestellt. Die basale und prä- symbolische Kommunikation findet in der Beziehung schon ganz früh statt. Die spätere symbolische, sprachliche Kommunikation hat erstere stets noch im Gepäck.

Es geht um Denken und Fühlen (Phantasie ist noch Wirklichkeit), d.h. die emotionalkognitive Entwicklung wird betrachtet in der Abhängigkeit von frühen Kommunikationsgesten. Selbstsicherheit und Vertrauen aufzubauen, das geschieht im ersten Lebensjahr und dafür ist eine konstante Bezugsperson wichtig. Der soziale Austausch mit den Hauptbezugspersonen und deren Einfluss gewährleistet unter optimalen Bedingungen, dass das Kind sich die Bilder von der Welt einverleibt und zwar in Ruhe und Sicherheit. Voller Spaß und Neugierde kann sich Entwicklung -organismisch - gestalten, denn Autonomie beinhaltet die Fähigkeit, ein Selbst zu haben, das auf dem Zugang zu eigenen Gefühlen und Bedürfnissen gründet.

Responsivität ist vorhanden, wenn die Eltern in der Lage sind, die Signale ihrer Kinder sensibel aufzunehmen und auf diese deutlich und zeitnah zu regieren. Das setzt vor- aus, die Signale des Kindes adäquat zu interpretieren. Erst dann ist eine angemesse- ne Reaktion möglich. Die Signale können sehr subtil sein und müssen regelrecht ent- schlüsselt werden. Das Kind braucht das sichere Gefühl, dass seine ausgesandten Signale in seiner unmittelbaren Umgebung Wirkungen erzielen. „Mehrere neurobiolo- gisch installierte Systeme, beispielsweise die Spiegel-Neuronen oder die Aktivierung des Bindungshormons Oxytocin, zeigen, dass nicht nur unser seelisches Empfinden, sondern auch die Neurobiologie unseres Gehirns ein auf zwischenmenschliche Bin- dung eingestelltes und von Bindungen abhängiges System ist (Bauer 2002, S. 90).

Es ist bedeutsam, dass die Werbung des Kindes um Aufmerksamkeit der Mutter er- folgreich ist. Sie muss sich ihm nicht nur zuwenden, sondern auch bei ihm bleiben, d.h. real wie emotional zugänglich sein. Das sind die Augen der Mutter, die den Blick ihres Kindes liebevoll erwidern kann. Wie sie den Säugling anblickt, so erblickt sich das Kind. Abweisende Signale der Mutter muss das Kind zwangsläufig auf sich beziehen.

Es wird deutlich, dass qualitativ verschiedene Formen der Bindung zu unterscheiden sind:

1. Sichere Bindung: Hierbei kann das Kind seine Gefühle offen zeigen. Wenn es kurzzeitig zur Trennung kommt, ist das Kind in der Lage, die Bindungsperson ohne Probleme wieder in das aktuelle Geschehen einzubeziehen.
2. Unsichere, vermeidende Bindung: Das Kind zeigt kein offenes Bindungsverhalten. Kontakt und Interaktion mit der Bezugsperson sind gering. Nach einer Trennung vermeidet das Kind Körperkontakt und Nähe.
3. Unsichere, desorganisierte Bindung: Das Kind ist nicht in der Lage, Bindungsverhal- ten zu zeigen. Es kann sich schwer orientieren. Die Qualität der Bindung hängt also von der Art und Weise des sozialen Austausches und immer auch vom genetischen Erbe ab. Das Bindungsverhalten der Mutter (Eltern, Hauptbezugspersonen) wird als Basis für eine stressfreie Persönlichkeitsentwicklung angesehen (Grossmannn 2003).

Leider haben Menschen die instinktive Sicherheit der Tiere, das „Richtige“ zu tun, in ihrer Evolution überlagert. Unsere Gedanken und Gefühle bestimmen unser Erziehungsverhalten, die unserer Eltern bestimmten ihres usw.

Was passiert da genau? Kinder sind emotional abhängig von ihren Eltern und auf de- ren Liebe angewiesen. Zeigt ein Kind ganz authentisch seine wahren Gefühle, z.B. bei einem Wutausbruch, so können seine Eltern mit diesem nicht adäquat umgehen, wenn sie früher selbst an dieser Stelle ihre Gefühle unterdrücken mussten. Ihr eigenes Kör- pergedächtnis reagiert schmerzvoll und dieses Gefühl muss abgewehrt werden. Die- ser Mechanismus ist Eltern in der Regel nicht bewusst, sie glauben oft, nur mit ihrer Erziehungslogik zu reagieren.

Wenn das Kind das Bewusstsein für sein Selbst verliert, dann ist das ein Zeichen für Selbstverrat, denn nur die Verbindung mit den inneren und äußeren Erfahrungen stimuliert eine gesunde psychische Entwicklung.

Kinder lernen von den Eltern nicht nur Tatsachen und Wertvorstellungen, sondern bekommen auch emotionalen Ballast im System als Teil des Familienerbes mit. Diese können Muster für Konflikte und Spannungen sein.

Sind Eltern lieblos, zwingen sie ihre Kinder zum Gehorsam, dann muss das Kind die- ses Fremde zum Eigenen machen. Sich selbst wird das Kind dann aber fremd. Die Angst, die Verbindung zu den Eltern zu verlieren, verhindert die Wahrnehmung der Gefühle, die zu ihm gehören. Die Unterdrückung des Eigenen macht letztlich aggres- siv. Es geht nicht um eine Erziehung ohne Autorität, jedoch um eine mit Autorität aus Ganzheit gespeist, die von Herzen kommt, die naturgegeben ist. Das Kind braucht echte Zuwendung. Die Intuition der Mutter ist sehr bedeutungsvoll für die Erziehungs- aufgaben. Eltern wollen das Beste für ihre Kinder, definieren und leben können sie es aber nur mit ihrem eigenen Systemhintergrund. D.h. also ihre subjektive Bedeutungs- bildung, ihre individuellen Wirklichkeitskonstruktionen, bestimmen ihr Verhalten zum Kind.

Die persönliche Geschichte, die immer auch eine gesellschaftliche ist, bildet das psy- chische Fundament und die Grundlage, um förderliches Bindungsverhalten leben zu können. Da alle Eltern mehr oder weniger verletzte Kinder in sich tragen, ist unser Ge- fühlsdenken auch davon mitbestimmt. Folgerichtig schwankt ihr Verhalten zwischen Akzeptanz und Ablehnung. Natürlich beginnen Teufelskreise, wenn Eltern ihren Kin- dern einfach nicht geben können, was diese brauchen, denn es hat zur Folge, dass das Kind seine eigenen Reaktionen nicht zum Ausgangspunkt der Entwicklung seines Wesens nehmen kann. Das Verhalten des Kindes wird immer angepasster und es entwickelt Überlebensstrategien. Ersatzgefühle für echte Lebendigkeit stellen sich ein. Die Entwicklung eines echten Selbst wird über diese Anpassung an die elterlichen Überzeugungen verhindert. Es weiß irgendwann genau, dass seine authentischen Ge- fühle nicht erwünscht sind. Es lernt, diese zu unterdrücken und weitere Verspannun- gen und Verkrampfungen stellen sich ein. Gleichsam führen diese Vorgänge zur Ver- leugnung und damit zur Spaltung seiner psychischen Struktur, denn seine Wahrneh- mungen und Gefühle wurden nicht anerkannt und bestätigt. Fortan wird die Innenwelt des Kindes von seinen Umweltinteraktionen getrennt. Das Kind akzeptiert sich schlimmstenfalls selbst nicht. Sein gesundes Wachstum wird über Abhängigkeit und Verwöhnen verhindert, genauso alles, was in Konflikten mit den elterlichen Überzeugungen steht (Gruen 1986).

Jede neue Erfahrung des Kindes gleicht das Gehirn mit bereits gespeichertem Material ab. Gespeichert wurde es in synaptischen Mustern. Synapsen sind Orte, an denen Nervenzellen Botenstoffe (Neurotransmitter) austauschen. Werden dort viele Informationen ausgetauscht, so wird in den Nervenzellen die Aktivität bestimmter Gene angeregt, d.h. die Gene produzieren Proteine.

Bewertet die Großhirnrinde die neue Erfahrung als bedrohlich, werden ausgehend vom Mandelkern (Amygdala, ein entwicklungsgeschichtlich uraltes erbsengroßes Ner- venbündel, das Informationen rein emotional beurteilt, ohne die Einschätzung des „jüngeren“ Bewusstseins abzuwarten), der zum limbischen System (dort werden Sin- neseindrücke und Erfahrungen beurteilt) gehört, der Hypothalamus und der Hirnstamm aktiviert. Die Bewertung über die Großhirnrinde erfolgt blitzschnell. Der Hypothalamus tritt in Aktion, dabei wird in dessen Nervenzellen ein Stressgen aktiviert. Die Nerven- zellen senden Botenstoffe aus, in deren Folge dann wiederum Gene aktiviert werden, die weitere Alarmbotenstoffe produzieren. Stresshormone werden ausgeschüttet, die den Informationsfluss im Gehirn so verändern, dass das Kind später diese Ereignisse nicht mehr im Bewusstsein hat. Unbewusst begleiten diese Ereignisse die Person le- benslang oder bis zur späteren Bewusstwerdung. Erinnerungen sind nicht nur im Ge- hirn gespeichert, sondern jede Zelle unseres Körpers besitzt so eine Art Gedächtnis (Bauer 2002).

Später gehen wir in die Welt, leben in Beziehungen aller Art. Die oben beschriebenen Zusammenhänge nehmen wir mit und die bewussten und unbewussten Inhalte von Glauben, Fühlen und Denken bestimmen unseren Weg. Diese Mechanismen treffen in ihren Mustern auf jedes Kind der Welt zu. Inhalte, Werte usw. variieren von Kultur zu Kultur. Die so angeeigneten Glaubenssätze verhindern das Wahrnehmen der Wirk- lichkeit, denn die Interpretation dieser ist so mannigfach wie es Menschen gibt. Wir beschreiben eine Realität, die letztlich individuell bleiben muss. Die Inhalte unserer Glaubenssätze haben Einfluss darauf, ob sich unser Bewusstsein in „optimaler Balan- ce“ befinden kann.

Aufgrund früher Erfahrungen haben wir uns Glaubenssätze zu eigen gemacht, die uns von unserer wahren Natur entfernt haben. Unsere über die Lebensspanne angeeigne- ten Mechanismen sind unglaublich kraftvoll und schnell. Als wir klein und abhängig waren, dienten sie als wichtiger Schutz für uns. Tief in uns sind diese Emotionen gespeichert.

In unserer Gesellschaft wird nicht viel von Gefühlen gehalten. Ohne Gefühl ist jedwede Kreativität aber undenkbar. Genauso wie unsere Gefühle, wird auch unser ursprüngli- ches Denken verbogen. Die Menschen glauben an die Macht von Wissen, glauben an Faktenwissen, daran, dass die Wirklichkeit über diesen Zugang allein zu erschließen wäre. Es gibt den Schrei nach Spezialisten, weil wir den Glauben an die eigene Kraft und an ein Wissen über uns selbst verloren haben. Wir sind zu Konformisten gewor- den, die in der Illusion leben, Individuen mit eigenem Willen zu sein. Im Grunde ist un- ser Selbst stark geschwächt, weil unser schöpferischer Fluss unterbrochen ist. Wir fühlen uns im Grunde sehr unsicher, unglücklich und unerfüllt. Wir spüren den Hunger auf Leben, aber da wir nicht spontan erleben können, gibt es Nervenkitzel aus zweiter Hand. Alkoholsucht, Drogenabhängigkeit, Beziehungssucht usw. sind die Folge.

Oberflächlich gesehen funktioniert der Mensch gut, jedoch sind viele Menschen voller Angst, denn der Kontakt-Rückzug-Mechanismus ist schon lange aus dem Takt ge- kommen. Der Mensch kann nicht mehr entscheiden, was er wirklich will. Sein Haupt- problem ist die Unfähigkeit, sich selbst Ausdruck zu verleihen. Alle unerledigten Ge- schäfte seines Lebens und alle Blockierungen haben seinen Orientierungssinn gestört. Er kann nicht die seinen Zielen angemessenen Mittel wählen, denn er kann die Alter- nativen nicht sehen. Verantwortung zu übernehmen heißt aber, fähig zu sein, die eige- nen Reaktionen selbst auszuwählen.

Unser „Maskenselbst“ sind wir nur an der Oberfläche. Erst die Trennung von fixieren- den Identifikationen ermöglicht die Offenheit für jegliche Identifikation. Das Vordringen in immer tiefere Schichten besteht im Loslassen aller Gegenstände. Diese Identitätsfi- xierungen (Geld, Erfolg, Theorien usw.) bergen, wenn der Mensch zu sehr an ihnen haftet, die Gefahr in sich, zum identitätsstiftenden Grund unseres Seins zu werden. Dies jedoch ist ein Grund, der letzten Endes nicht trägt. Der Verlust des Selbst und sein Ersatz durch ein Pseudoselbst erzeugen im Menschen ein Gefühl tiefer Unsicher- heit. Er ist in seinem tiefsten Inneren von Zweifeln besessen, weil er tief im Innern weiß, dass er gewissermaßen seine wahre Natur verleugnet hat. Der Mensch wird gewissermaßen zum Spiegelbild von dem, was andere erwarten. Die Billigung und Anerkennung durch andere ist für ihn existentiell geworden. Deshalb ist der Mensch auch bereit, sich Autoritäten unterzuordnen, weil er von ihnen vermeintliche Sicherheit erhofft. Im täglichen Leben treffen wir Entscheidungen, die wir eigentlich gar nicht wol- len, indem wir einem inneren oder äußeren Druck nachgeben. Konventionen und Pflichtgefühl beherrschen uns, sie stehen im Vordergrund des Seins. Weil wir als Kin- der an irgendeinem Punkt kapitulierten, fallen wir heute auf die scheinbare Normalität herein. Menschen, die die Verbindung zu ihrer Gefühlswelt suchen, werden oft als krank bezeichnet. Andere, die sie erfolgreich verdrängen können, gehören zu den Normalen. Es sind aber neurotische Mechanismen, durch die wir uns vor dem vermeintlichen existentiellen Zusammenbruch schützen (Gruen 1989). Oder wie ein Psychiater es treffend ausdrückt: „Ohnehin scheint mir die Frage des Wahnsinns in der gesamtgesellschaftlichen Debatte überzogen, da die wesentlichen Katastrophen eher von Negativisten ohne Wahnsinn angerichtet werden“ (Linke 2005, S. 102).

Persönlich wahre Wünsche werden verdrängt und das ursprüngliche Denken und Fühlen wird durch Pseudoansichten ersetzt. Es entsteht ein Pseudoselbst. Dieses ist aber nur ein Stellvertreter, denn es spielt die Rolle, die erwartet wird - tut dies aber im Namen des Selbst. Es sind Rollenspiele und damit keine authentischen Selbstausdrücke. Das führt dazu, dass der Mensch in einem Zustand geringer Vitalität lebt. Fehlende Spontaneität zeichnet oft seine Alltagshandlungen aus.

4 Systeme in Balance - Komplementarität im Bewusstsein

Ganz prinzipiell ist unser Bewusstsein in Balance, wenn unsere Wahrnehmung in der Lage ist, das - „Sowohl-als-auch“ - Prinzip des Hier und Jetzt explizit oder implizit als wahr zu erkennen. Das ist immer auch ein Stück Integration des Schattens.

Es ist wichtig, sehr sichere Wurzeln zu haben und in der äußeren Welt (im persönli- chen, therapeutischen oder spirituellen Prozess) fest verankert zu sein, um sich dem Abenteuer „Innen“ hinzugeben. Dort wartet der persönliche Schatten. Wir müssen freundlich zu ihm sein. Es ist ein großer Gewinn, Schattenthemen zu integrieren, denn unser Bewusstsein wird dadurch erweitert. Das Unbewusste (Unterbewusste) muss im Bewusstsein des Individuums einen Kanal finden. Wenn die Kanäle breit sind, können sie Gegensätze umfassen. Die Spannung der Gegensätze (siehe Sackgasse) muss ausgehalten werden, so kann der dunkle Gegensatz einbezogen werden. Das Ich muss dann der Natur weichen. Nicht das Unbewusste ist wirklich gefährlich, sondern die Panik, die wir davor haben.

In uns ist alles, das absolute Wissen. Jede Bewusstseinserweiterung bringt uns mehr Frieden für die Seele. Schwierigkeiten, die wir im Leben haben, beruhen auf einem zu engem Bewusstsein. Wir sind in unseren Auffassungen nicht weit genug, um sie zu verstehen. Es ist ein unvoreingenommener Geist notwendig, um die Wahrheit über alles zu stellen. Gutes und Böses sind ein paradoxes Ganzes. Für unsere Alltags- wahrnehmung ist die Schattenseite immer ein kritischer Punkt. Sie ist das Gegenteil unserer bewussten Wahrnehmung. Es bereitet Mühe und Schmerzen, sie zu integrie- ren. Jede Bewegung wird einseitig, wenn wir zu lange in ihr verharren. Die dunkle Sei- te benötigen wir für ein echtes Gleichgewicht. Erst wenn wir die Gegensätze miteinan- der vermählen, werden wir wahren Frieden finden. Die Vereinigung der Gegensätze ist ein göttliches Prinzip. Es gibt keine Wirklichkeit außerhalb von Bewegung und Wandel. In der Vereinigung der Prinzipien sind wir mit der ganzen Welt verbunden, die dem gleichen Gesetz von „stirb und werde“ unterliegt. Es wird die Spaltung von einem beo- bachtenden Subjekt und einem beobachtetem Objekt aufgehoben.

Es ist so wichtig, seine dominierenden Bedürfnisse gut spüren zu können. Es ist kon- flikthaft, wenn zwei unvereinbare Situationen unsere Aufmerksamkeit verlangen. Des- halb ist eine Hierarchie der Bedürfnisse notwendig. Wenn wir uns der Tätigkeiten des Augenblicks nicht bewusst werden können (lästige Pflichterfüllung), mangelt es an be- friedigenden Erfahrungen im Hier und Jetzt. Da wir aber aufgrund der frühen Erfahrun- gen und der damit verbundenen Abspaltung dazu neigen, das auszuschließen, was wir als gefährlich für uns bewerten, können wir nicht im Kontakt sein. Wir haben blinde Flecken. Selbsthass und innere Isolation sind unsere Wirklichkeit. Als Folge der Preis- gabe des Selbst fliehen wir später vor unserer inneren Leere. Gefühle von Hilflosigkeit und Schwäche wollen wir nicht aushalten, denn darin holt uns die Vergangenheit ein. Die innere Welt muss aber zugänglich sein, um lebendig und kreativ sein zu können. Um zu wirklicher Freiheit zu gelangen, müssen wir unser Selbst verwirklichen. Wir sind von Geburt an auf Integration ausgelegt. Die Abspaltung vom Inneren macht die Ent- wicklung des echten Selbst unmöglich. Der Mensch muss dazu seine emotionalen und intellektuellen Möglichkeiten zum Ausdruck bringen. Nur spontanes Tätigsein der ge- samten integrierten Persönlichkeit kann die Spaltung zwischen Vernunft und Natur beseitigen.

Die Liebe als spontane Bejahung des anderen, als Schöpfungsidee bei der täglichen Arbeit und als Geburt der Individuation führt dazu, dass der Schmerz des Alleinseins auf höherer Ebene durch das spontane Tätigsein des Menschen aufgelöst wird. Bei jeder dieser spontanen Tätigkeiten nimmt der Mensch die Welt in sich auf. Das Selbst kann erstarken. Es verändert sich genau in dem Maß wie es aktiv tätig ist. Nur das gehört uns, auf das wir genuin bezogen sind. Genau das müssen wir zum Ausdruck bringen. Es gibt leider nichts, dessen wir uns mehr schämen, als nicht wir selbst zu sein. Nichts macht uns glücklicher, als das zu denken und zu fühlen, was wirklich un- ser Eigentum ist.

Wir müssen vielleicht nicht den Weg von Tenzin Palmo gehen, die sich in die Einsamkeit (lebt zwölf Jahre in einer Höhle im Himalaja unter extremsten Lebensbedingungen) zurückgezogen hat, um als Frau Erleuchtung zu erlangen. Als sie in die Zivilisation zurückkehrt, kann sie mit Gelassenheit und wahrhaftiger innerer Stärke gleichzeitig in und über den Lebensprozessen stehen (Mackenzie 2003).

Sich dem Urgrund unseres Bewusstseins zu nähern ist auf sehr verschiedenen Wegen möglich.

4.1 Der therapeutische Zugang - Bewusstsein in Balance mittels gestaltpsychotherapeutischer Intervention

Fritz Perls hat eine Therapieform entwickelt, deren Essenz der Intervention Fühlen und Spüren ist und zwar im Hier und Jetzt. Eine Therapieform, die stark EQ-orientiert ar- beitet. Die Gestalttherapie ist eine Philosophie, die in Harmonie sein will, mit der Medi- zin, mit den Naturwissenschaften, mit dem Universum, mit allem, was ist. Das klingt nicht gerade unbescheiden, was da ein Mediziner, Psychoanalytiker und Weggefährte von Freud postuliert. In der Tat impliziert sein Therapieansatz die Synthese zwischen Orient und Okzident. Er verbindet Kunst und Religion und Wissenschaft. Auf jahrhun- dertealten Traditionen basiert sein Verständnis vom Menschen. Die Gestalttherapie ist ein klinisch-phänomenologischer Ansatz, weil sie die subjektive Beschreibung der Empfindungen des Klienten immer in den Mittelpunkt stellt. Auch die intersubjektive Wahrnehmung aller Aspekte zwischen Therapeut und Klient wird in den therapeuti- schen Prozess einbezogen. Deshalb wird die Gestalttherapie auch als aktiv-klinisches Verfahren bezeichnet. Während traditionelle Therapien auf verbale Kommunikation beschränkt sind, fördert die Gestalttherapie das Auflösen der Unverbundenheit von Denken und Fühlen. Sie folgt dem Anspruch, das gesamte Ausdrucksverhalten der Person zu fördern. Alle Aspekte des Seins sind prinzipiell integrierbar. Der Mensch ist in die physikalische Matrix des Körpers eingebunden. Gleichsam wird er der sozialen und kosmischen Einbettung des Menschen in seiner Theorie gerecht, denn sein Ge- dankengebäude beruht auf systemischen Grundlagen. Er begreift den Menschen und die Welt in ihrer ständigen Interaktion. Physiologische und psychische Bedürfnisse können nur in der Interaktion zwischen Organismus und Umwelt erfüllt werden.

Für Perls war klar, dass die Art und Weise, wie das menschliche Wesen in seiner Umwelt funktioniert, darauf zurückzuführen ist, was an der Kontaktgrenze zwischen dem Individuum und seiner Umwelt passiert. Hier finden psychische Ereignisse statt. Es ist eine Beziehung von dialektischen Gegensätzen. Alle Lebewesen, so postuliert er weiter, sind dazu in der Lage, im Außen all das zu erspüren, was notwendig ist, um die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Physiologische und psychische Bedürfnisse können nur über Interaktion zwischen Organismus und Umwelt erfüllt werden. Er be- zeichnete sich als „Entdecker bzw. Wiederentdecker“, weil seiner Meinung nach das Prinzip Gestalt uralt ist. Seit Menschengedenken müssen die Menschen physiologi- sche und psychische Bedürfnisse erfüllen. Es ist sein Verdienst, alte Weisheiten für die Psychotherapie nutzbar gemacht zu haben. Der Kern seiner Entdeckungen war die Sackgasse (Engpass, Impass, Blockierung). Im Zusammenhang damit entwickelte er das Modell von den Schichten der Neurose. Als Person und Therapeut hat er sich ste- tig weiterentwickelt. Nur so konnte er auch seine Therapie fortentwickeln. Seine Faszi- nation bezüglich der menschlichen Fähigkeit, sich eines hochdifferenzierten nonverba- len Ausdrucks (Körpersprache) zu bedienen, bestand schon in seiner Jugend, als er Max Reinhard in Berlin verehrte. Diesem gelang es, dass seine Schauspieler die Kon- gruenz zwischen verbalem und nonverbalem Ausdruck herstellen konnten. Das ist wohl der Hintergrund, auf dem Perls die Gestalttherapie gern die Philosophie „des Au- genfälligen“ nannte.

Gestaltpsychologie war ursprünglich eine akademische Ausrichtung, keine Therapie. Perls interessierte sich z.B. für die Existentialisten Buber und Tillich. Besonders beein- druckt war er von Kurt Goldstein, der feststellte, dass Menschen unter verschiedenen subjektiven Voraussetzungen die gleiche „objektive Realität“ unterschiedlich wahr- nehmen. In der Gestaltpsychologie geht es um die Realität der Wirklichkeit in Abhän- gigkeit von den Wahrnehmungen der Menschen. Eine Gestalt ist eine Koordination von Einzelelementen, deren wechselseitige Abhängigkeit in einem ganzheitlichen Zu- sammenhang Eigenschaften hervorbringt, die keinem der Einzelaspekte allein zuge- schrieben werden können. Sie gehören immer dem Ganzen. Als Gestalt kann eine Melodie bezeichnet werden, nicht aber ihre einzelnen Töne. Ein Hauptgestaltmerkmal ist die Figur-Grund-Beziehung. Unsere Wahrnehmung von dieser Beziehung be- stimmt, ob wir eine starke, schwache oder diffuse Gestalt beschreiben. Die Gestaltthe- rapie basiert auch auf den Grundlagen der Phänomenologie und des Existentialismus.

Phänomenologie: im Vordergrund steht die Beschreibung, nicht die Erklärung, das bedeutet das „Wie“ hat vor dem „Warum“ den Vorrang. Im Mittelpunkt steht das unmittelbare Erleben des Klienten, was er wahrnimmt oder im Körper empfindet. Der Therapieprozess spielt sich im Hier und Jetzt ab. Unsere Bedeutungsbildung, d.h. wie wir die Welt wahrnehmen, hängt von unseren „Filtern“ ab.

Existentialismus: Das konkrete Erleben hat Vorrang vor abstrakten Prinzipien, denn jeder Mensch empfindet seine Existenz als sehr persönlich. Jede subjektive Erfahrung ist individuell und einmalig.

Die Eigenverantwortlichkeit des Einzelnen steht im Mittelpunkt, diese gibt seinem Le- ben Sinn. Bei aller Verbundenheit steht auch jeder Mensch allein. Die Gestalttherapie arbeitet an der Nahtstelle zwischen Psychoanalyse (diese arbeitet mit den Phantasien des Menschen, selten findet Konfrontation mit der Realität statt) und Verhaltenstherapie (hier sollen die in der Alltagsrealität auftretenden Schwierigkei- ten und Symptome überwunden werden). Diese Nahtstelle gestattet und ermutigt die Hinwendung zum Traum, zur Kreativität einerseits und andererseits wird die Verbin- dung zwischen dem Traum und der konkreten, intersubjektiven und sozialen Wirklich- keit hergestellt.

Gestalt ist keine Technik, es ist immer die Möglichkeit, dem Klienten persönliche Ent- faltung zu ermöglichen. Es geht um die Erfahrung des Lebens in der Gegenwart und zwar über die Fähigkeit der Bewusstheit im Hier und Jetzt. Bewusstheit (Awareness) ist diffuser als Aufmerksamkeit, denn sie ist eine entspannte Wahrnehmung der gan- zen Person. Es ist Präsenz und Gegenwärtigkeit der Person. Gestalttherapie ist eine Erfahrung des Lebens in der Gegenwart. Dies ist eine lebendige Situation und der Klient lernt für sich selbst, wie er seine Gedanken, Gefühle und Handlungen integrie- ren kann. Das findet nicht nur im therapeutischen Prozess statt, sondern auch wäh- rend seines alltäglichen Lebens. Hier existieren seine Bedürfnisse. Das jeweils vor- herrschende Bedürfnis eines Organismus ist „Figur“. Die anderen treten zumindest zeitweilig in den Hintergrund. Das vorherrschende Bedürfnis muss erkannt werden, damit die Gestalt geschlossen werden kann. Danach kann sich der Mensch der näch- sten Tätigkeit zuwenden.

Nur bei neurotischen Störungen ist der Mensch unfähig, seine dominierenden Bedürf- nisse zu spüren. Er verhält sich dann ineffektiv und versucht mehrere Dinge gleichzei- tig zu erledigen. Dem Neurotiker gelingt es nicht, sein Verhalten der notwendigen Hierarchie der Bedürfnisse anzupassen, denn es mangelt ihm an Konzentration. Der Neurotiker ist gezeichnet von Fremdbestimmung und Abhängigkeit. Das Leben des Neurotikers befindet sich nicht im Fluss. Ständige Selbstunterbrechungen verhindern diesen Fluss. Das neurotische Gleichgewicht ist gekennzeichnet von Abwehrmecha- nismen, weil sekundäre Bedürfnisse befriedigt werden. Dies sichert sein Überleben. Sein Ich (seine Identifikationen in der Welt) ist nicht in Kontakt mit seinem Selbst.

Bei anstehenden Lebenskrisen und in der therapeutischen Arbeit können diese Selbstunterbrechungen spürbar werden und das Selbst kann wieder hervortreten. Ge- fühle und Gedanken, die der Mensch schon Jahre nicht mehr hatte, treten nun an die Oberfläche. Wir müssen uns dem Schmerz über die Selbstunterbrechung und den Selbstverrat stellen. Die innere Welt muss zugänglich sein, damit wir lebendig und kreativ sein können. Künstlern gelingt dies am besten. Diese drücken sich in der Regel spontan aus. Spontanes Tätigsein ist eine Lösung für das Problem der Freiheit. Die wichtigste Komponente dieser Spontaneität ist die Liebe. Wie schaffen wir es in leben- digem Kontakt zu unserer Umwelt zu stehen? Wir müssen es lernen, wobei Lernen die Entdeckung ist, das etwas möglich ist. Es geht dabei nicht darum, Informationen auf- zunehmen. Es geht um Wachstum und Entwicklung von Potentialen. Die Energie, die wir in unsere Abwehr stecken, ist immens groß. Diese für unsere Sensibilisierung ein- gesetzt, könnte unsere Kreativität Stück um Stück bergen und der dynamischen und unmittelbaren Seele Raum schaffen. Die Stille und Einfachheit des Selbstseins wären präsent.

Der Gestalttherapie liegt der Glaube zugrunde, dass der Mensch in der Lage ist, ein reiches und erfülltes Leben zu führen. Seine Energie und seine echte Begeisterung ist wieder zugänglich zu machen, wenn er sich im therapeutischen Prozess im Hier und Jetzt mit seinen Gefühlen auseinandersetzt. Die psychische Aktivität ist eine Aktivität der ganzen Person, die sich in körperliche Aktivität umwandeln lässt. Der therapeutische Prozess dient der persönlichen Veränderung von Menschen. Er ist gekennzeichnet von Prozessen, die das Ziel haben, den Klienten für Offensein und Bewusstheit (Awareness) für sich und die Umwelt zu sensibilisieren.

Zu Anfang kommt der Klient mit einer Unzufriedenheit oder einer Krankheit. Die Moti- vation sich verändern zu wollen, ist Voraussetzung, sich überhaupt auf den therapeuti- schen Prozess einzulassen. Der Mensch lässt sich ein, weil er in irgendeiner Weise feststeckt. Was passiert während der Therapie? Das Herzstück dieser Psychotherapie ist, in Kontakt mit sich und seinen Gefühlen zu sein. Das Konstrukt der Kontaktunter- brechung bildet die Basis der gestalttherapeutischen Intervention. Die Vergangenheit des Klienten wird wirksam in der Bewusstheit des Hier und Jetzt reaktualisiert. Für den Gestalttherapeuten stehen die heutigen Schwierigkeiten des Klienten zwar oft in Zusammenhang mit dem, was ihm früher passiert ist, dennoch hat er das Problem im Hier und Jetzt. Er braucht jetzt Selbst-Support, um heute mit bestimmten Situationen besser umgehen zu können. Seine Selbstblockierungen, die abgeschlossenen Situa- tionen aus seiner Vergangenheit müssen noch einmal erlebt werden. Der Therapeut lässt sich von dem leiten, was der Klient mitbringt. Der Satz „Jetzt bin ich mir be- wusst“ führt ihn dazu, das quälende Material an die Oberfläche zu bringen. Das konti- nuierliche Wahrnehmen kann als aktiver Konstruktionsvorgang beschrieben werden. Das irrige Bild des Selbst (Ich) würgt jede genuine Selbstverwirklichung ab. Erst mit Hilfe der Awareness-Prozesse kann der Klient erforschen, wie er sich kontrolliert, zu- rückzieht usw. Das Gewahrwerden des gegenwärtigen Prozesses ist das wichtigste Mittel zur Wiederherstellung von Selbstregulierung in der Therapie. Mit Fragen wie: „Was fühlst Du? Was willst Du? Was tust Du? Was erwartest Du?“ fordert er den Klien- ten ununterbrochen auf, sich seiner Gegenwart zuzuwenden. Er lernt umso mehr von sich, je mehr er seiner selbst gewahr wird. Diese Fragen zielen auf den Prozess, sie fragen in die Struktur hinein. Der einst unterbrochene Kontakt kann dann wieder her- gestellt werden. Dabei deckt die permanente Bewusstheit Zusammenhänge auf. Die- ses intensive Erleben der Person führt aus der alten (neurotischen) Struktur heraus. Der einst unterbrochene Kontakt kann wieder hergestellt werden. Damit ist uns die innere Welt ein Stück zugänglicher und wir können lebendiger und kreativer sein. Wir gewinnen verlorene Seelenanteile wieder zurück. Die psychischen Ereignisse zwi- schen dem Individuum und seiner Umwelt können jetzt mit neuer Bewusstheit bewer- tet werden, denn Gefühle und Gedanken, die der Person schon lange nicht mehr zur Verfügung standen, sind jetzt an die Oberfläche getreten. Gegensätzliches (ich bin ein friedfertiger Mensch - ich bin ein aggressiver Mensch) kann auf einer höheren Ebene aufgelöst werden.

Gleichzeitig wird der Mensch nun in der Lage sein, Verantwortung zu übernehmen. Die individuellen Wirklichkeitskonstruktionen können sich im therapeutischen Prozess verändern. Jede eingeengte Persönlichkeit kann Zugang finden zu ihrer wahren Sensitivität. Wenn der Therapeut nach einer „Wie“-Frage auf die Struktur schaut, gelingt ihm ein tiefes Verständnis des Geschehens. Vom „Warum“ zum „Wie“ ist das Verlassen der linearen Kausalität hin zum Prozess. „Warum“-Fragen bringen Erklärungen und mit „weil,...“ rationalisieren wir. Erklären ist eine Scheinaktivität, ein „weil,...“ rationalisieren wir. Erklären ist eine Scheinaktivität, ein scheinbares Tun. Die Zeit und die Energie soll in der Therapie jedoch dem Erleben zur Verfügung gestellt werden. Integration ist das Ziel. Besser verstehen können wir über das „Wie“, das die Identität von Struktur und Funktion zeigt. Das Wesentliche für das Verstehen im thera- peutischen Prozess sind die Worte „jetzt“ und „wie“. Alles, was existiert, umfasst die- ses Wort „jetzt“.

Der Klient fühlt sich sicher in seiner Neurose, denn sie ist ihm sehr vertraut. Jede Schicht der Neurose muss umgewandelt werden, damit der Klient mehr SelbstSupport gewinnt. Nur die nicht störbare Aufmerksamkeit für das, was jetzt lebendige, aber auch schmerzhafte Realität ist, wird als letztlich wirklicher Halt im Leben angesehen. Auch mit jeder negativen Erfahrung zu fließen bringt Sicherheit, denn im beweglichen Punkt der stärksten Lebensströmung bleiben zu können, ist das Ziel. Was hindert uns am meisten, uns diesem Ziel zu nähern? Es ist unsere Angst. Dieses Gefühl wird klassischerweise als das neurotische Gefühl angesehen. Der exemplarische Satz lautet: „Ich würde ja gern, aber mir fehlt der Mut dazu.“

Die Angst hat immer widersprüchliche Impulse und damit zwei Pole. „Ich würde gern“ steht für den Aspekt der Erregung, und „ich traue mich nicht“ für den Pol der Unterdrückung. In dieser Phase spürt der Klient einen Zustand innerer Spannung. Jetzt kommt er in eine Phase, die von Orientierungslosigkeit und Richtungslosigkeit gekennzeichnet ist. Er weiß eigentlich nicht so recht, was mit ihm los ist. Er spürt irgendwie „nichts“. In dieser Phase wird klar, dass das Problem nicht inhaltlich zu lösen ist. Dieses „nichts“ ist die Erfahrung eines unstrukturierten, inhaltsleeren Prozesses. Hier lassen sich sprachlich kognitive Strukturen nicht aufrechterhalten.

Dieses „nichts“ ist die Wiege des Augenblicks. Diese totale Hingabe ist immer mit der Aufgabe von Halt verbunden. Wir gehen in der Fülle des Augenblicks auf. Die Erfahrung der Verbindung von Fülle und Nichts, von Leben und Tod bedarf einer energetischen Ausdrucksweise.

In der nächsten Phase erreichen die emotionalen Empfindungen ihren Höhepunkt meist als schmerzhafte oder bedrohliche Gefühle. Der Klient befindet sich im Impass (Engpass). In dieser Sackgasse weiß der Patient sich nicht mehr mit seinen gewohn- ten neurotischen Mitteln zu helfen. Er erlebt jetzt Gefühle von Angst, Schmerz, Schwindel, Panik. Hier muss er verharren, denn mit diesem Hinschauen und Nachspü- ren beginnen wir, symptomproduzierende Inhalte zu erfahren. Entwicklung ist nur möglich, wenn wir diesen Schmerz und diese Bedrohung zulassen. Dies ist die Vor- aussetzung, intensiv zu leben und den nächsten Schritt in der Entwicklung gehen zu können. Oft haben wir Katastrophenerwartungen und Angst vor der Zukunft. Das hält uns vom Sein und Dasein ab. Anstelle des Fühlens im Hier und Jetzt vermeiden wir das Erleben. Wir bleiben lieber bei unseren Einstellungen und erhalten den Status quo aufrecht. Es ist egal, wie sich die Person in der Ehe, im Beruf wirklich fühlt. Wir proji- zieren bedrohliche Phantasien auf alles im Außen. Und dies genau verhindert die Inte- gration des Schattens. Nur über das Aushalten der Gefühle in der Sackgasse wird es möglich werden, die zwei Pole einer Einstellung zu erfahren und sie zu integrieren.

Das hat Sinn, um die innere Verbindung zwischen Selbst und Erfahrung bzw. die Brücke zwischen dem Seelischen und dem Körperlichen (wieder) lebendig werden zu lassen. D.h. unvollendete Situationen aus der persönlichen Geschichte können im „Hier und Jetzt“ wieder an die Oberfläche treten und vollendet werden. Für Therapeuten erfordert dieser Schritt die Bereitschaft zu echter Konfrontation. Er muss den Klienten motivieren, sich mit seinem Bedürfnis zu identifizieren und mit ihm in Kontakt zu kommen. Gleichzeitig werden so auch die Gegenkräfte im Klienten mobi- lisiert. Es entsteht ein innerer Kampf. Jetzt muss der Therapeut es schaffen, über do- sierte Frustration gegenüber dem Ausweichmanöver des Klienten, und auch durch liebevolle Unterstützung den Weg in die Sackgasse zu begleiten. Der dann auftreten- de zentrale Schmerz, der aus früheren Kontaktunterbrechungen herrührt, muss be- wusst gespürt werden. Gerade das Erleben dieses Schmerzes ist eine notwendige Dimension menschlichen Lebens. Nur über ihn kann der Mensch seine tief in der So- zialisation verwurzelte Trennung von Fühlen und Denken aufgeben. Die fortgesetzte Verdichtung des Erlebens dieses Schmerzes führt automatisch zum Wandel des Ge- fühls. Das intensivierte Erleben des Klienten führt aus der alten Struktur heraus. Das Ich kann dann die Kontrolle aufgeben. Die Person kann sich nun einheitlich ausdeh- nen, sie ist innerlich nicht mehr zerrissen. Eine ganzheitliche organismische Erfahrung ist im Inneren. Der Klient entscheidet während des gesamten therapeutischen Prozes- ses, ob er sich kontinuierlich auf diesen Veränderungsprozess einlassen will oder ob er, an welcher Stelle auch immer, aus diesem wieder aussteigen wird. Dieser ange- strebte Wachstumsprozess besteht aus einer Vielzahl von Veränderungsprozessen und kann über die Lebensspanne andauern. So kann der Mensch im täglichen Sein Verantwortung übernehmen für jedes Gefühl, jeden Gedanken und jede seiner Hand- lungen. Der gesamte Gestaltprozess ist eine Integrationsarbeit (Perls 1988, 1990, 1991; Polster, 1990). Es geht um den Menschen in seiner ganzen Existenz. Wie wir erfahren haben, ist der Ausdruck und das Aushalten der Gefühle sehr elementar. Es hat sich gezeigt, dass der Kern krankmachender Ursachen emotionale Verschlossen- heit ist. Fließen der Gefühle wird auch als höchste Form emotionaler Intelligenz ange- sehen. Fließen ist ein Zustand, in dem ich ungeteilte Aufmerksamkeit lebe. Langeweile und Angst verhindern den Fluss. Beim Fließen befindet sich das Gehirn in einem „ge- lassenen“ Zustand. Die kortikale Erregung lässt nach und nur ein Minimum an geisti- ger Energie ist notwendig. Wir sind in Übereinstimmung mit unserem inneren Kern.

Verbunden damit ist der Übergang von geschlossener zu offener Identität. Dieser wird oft auch „erleichtert“ durch Schicksalsschläge. Deren Leidpotential macht uns oft muti- ger, wir können tiefer empfinden. Das Ich und Du wird zu einem Wir. Dieses Einander- Begegnen an der Kontaktgrenze lädt zu unserer Veränderung ein. Es ist ein Zugang, unsere Wirklichkeitskonstruktionen zu verändern mittels intensiver und vorrangiger Arbeit am EQ.

Die Vereinigung der Gegensätze führt uns dann zu unserer „inneren“ Weisheit, dem Wissen, das in uns liegt. Diese unermessliche Quelle ist ein lohnendes Ziel. Wir müs- sen uns von den Gegensätzen nicht mehr verführen lassen, wir erkennen ihr parado- xes Ganzes.

Die Intention der Gestalttherapie ist es also, die Integration aller verstreuten und ver- leugneten Teile des Selbst voranzutreiben. Damit soll die Wiederherstellung des gan- zen Menschen erreicht werden. Diese Erfahrung des Nichts, der Leere mündet in beglückende Verbundenheit. Diesem Vorgang des Lösens und der Versöhnung wohnt Freude und Liebe inne. Es ist die befreite Mitte, in der der Mensch zu Gott (Natur) und zu sich selbst gefunden hat. Dieser innere Friede entspricht einem Gefühl völliger Stille. Es gibt keine Aktivität oder Bewegung. Diese Stille ist der Weite ähnlich. Der Geist vol- ler Weite fühlt sich lebendig und wach. Mit diesen Fähigkeiten kommen wir der Wahr- heit näher, die in uns allen (angeboren) steckt. Dieses Wahrheitserleben gründet auf unserem eigenen Erleben, es führt uns in die tiefen Schichten unseres Bewusstseins. Wir sind im Inneren, wir sind einfach da - unbelastet im Kontakt mit unserer Erfahrung.

Wir können erleichtert sein, dass wir jetzt ohne Angst vor der Bewertung durch andere leben können, denn wir haben das Selbstbild des unzulänglichen Kindes losgelassen. Dieser neue innere Kontakt ermöglicht es uns, festzustellen, wer wir wirklich sind. Die Methoden der Gestaltpsychotherapie (Malen, Körperausdruck usw.) ermöglichen also dem Klienten Zugang zu Bewusstseinsschichten, die sonst im Schatten bleiben.

Der Nullpunkt zwischen zwei Gegensätzen beherbergt das ganze Potential. Vor- dergrund und Hintergrund (Gestaltprinzip) sind Polaritäten. Es herrscht der Zu- stand des „Sowohl-als-auch“1. Hierbei wird die Differenzierung im „Grund“ auf- gelöst. Dieser indifferente Grund ermöglicht Offenheit für alle möglichen Identifikationsinhalte (Frambach, 1993). Frambach bezieht sich hier auch auf die „Schöpferische Indifferenz“ des Philosophen Sigmund Friedländer. Die Gestalttherapie ist eine spezielle Behandlungsmethode zur eigenen Bedürfnisbefriedigung. Selbstverwirklichung der Person steht im Mittelpunkt.

Die folgende Skizze verdeutlicht den Prozess der Selbstverwirklichung.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 6 Intervention (Gestalttherapie)

Ich habe den Effekt gestalttherapeutischer Intervention am eigenen Leibe gespürt, bei Klienten beobachtet und erlebt. Sie ist eine effektive Methode zur Neurosenbehand- lung und damit zur Integration unserer Schatten. Stellvertretend für diesen Prozess soll an einem weit verbreiteten Beziehungsdilemma gezeigt werden, wie der fehlen- de Schatten wirken kann. Die Dualität von „ordentlich und unordentlich sein“ bietet bei diesbezüglich scheinbar unterschiedlichen Partner ein Konfliktpotential im Alltag. Die Selbstwahrnehmung (meist der Frau), „ich bin ordentlich“ führt zur Abwertung des chaotisch agierenden Partners im Haushalt. Der Schatten ist es, der die Frau nörgeln lässt, denn sie kann unbewusst den Spiegel des Schattens nicht ertragen (ihr Bewusstsein spricht, so bin ich nicht).

Im therapeutischen Prozess kann die Wirklichkeit schrittweise erweitert werden, wenn die betreffende Person über Fühlen, Spüren usw. eine vollständigere Realität erleben kann (oft existiert diese schon in einer Schublade oder versteckt in einer Kel- lerkiste).

Das Abwerten des Partners minimiert sich in dem Maße, wie die Integration der „Schattenseiten“ die Selbstwahrnehmung vervollständigt. Diesem Prozess kann sich auch der andere Partner nicht entziehen. Er wird ordentlicher - eine Binsenweisheit aus der „Systemischen Familientherapie“.

Die Gestalttherapie ist eine tiefenpsychologisch orientierte Methode mit starker Wirk- kraft, dennoch gibt es eine Grenze, die - wie es Helg ausführt - zwischen der Selbst- verwirklichung und der Selbsttranszendenz als Ziel der Intervention gezogen ist. Das eigene Bewusstsein als Aspekt des bedeutungsvollen Ganzen zu sehen, das setzt tiefgreifenden Wandel im Bewusstsein voraus. Radikale Selbstverantwortung, Wissen um die Verbundenheit und Mitgefühl als Grundlage des Handelns benötigen einen spi- rituellen Bezugspunkt.

Spirituelle Phänomene sind einerseits wirklich existent, andererseits sind sie mit der herkömmlichen materialistischen Weltsicht schwer zu erfassen. Deshalb erhält ein Therapeut nur eine Approbation, wenn er im Rahmen gesellschaftlich anerkannter Verfahren agiert. Spirituelle Lehrer hingegen können herrschende Überzeugungen frei, offen und radikal in Frage stellen (Helg 2000).

Auf der Suche nach einem spirituellen Zugang, der sich dem Weg der inneren Ent- wicklung verschreibt, bin ich zunächst zur „Psychologie der Vision“ gelangt. Diese entwickelte Spezzano (1996, 2003), der mit seinem Ansatz die gegenwärtigen Gren- zen der Psychologie überschreitet und dabei der spirituell psychologischen Ebene Raum gibt.

„SQ ist eine tiefgreifende Form von Spontaneität, eine Reaktion auf den innersten Kern des Seins, in dem dieses Selbst seinen Grund hat.“ (Zohar, Marshall 2000, S. 232)

Es ist mir an dieser Stelle wichtig zu betonen, dass bei spiritueller Arbeit der so bedeutende Fakt, seine Gefühle wirklich zu spüren, nicht übergangen werden darf (vgl. auch Tipping 2004).

4.2 Der spirituelle Zugang - Bewusstsein in OPTIMALER BALANCE

Besonders angesprochen hat mich dann die trilogische PsyQ-Schulung mit ihrem spirituell psychologischen sowie praktisch philosophischen Zugang (IQ+EQ+SQ=PsyQ). Indem Bezüge zu den verschiedenen Bewusstseinsebenen hergestellt werden, können auch Traumaarbeit, Transformation von Glaubenssätzen und damit tiefe Bewusstseinsarbeit stattfinden.

In stringenter Verbindung mit dem praktischen Alltag, (Gesundheit, Beziehung, Beruf - Persönlichkeitsbildung) gelingt es mittels der trilogischen PsyQ-Schulung, Vertrauen in das Höhere Selbst zu vermitteln. Durch Symbolische Kommunikation (bezogen auf psychologische, para- und transpersonale Bewusstseinsebenen - Bewusstseinsschu- lung) können Selbstbild und Höheres Selbst sich begegnen und die individuellen Anla- gen erwachen. Das authentische Selbst wird (wieder) geboren (Schattenintegration). Die folgende Skizze verdeutlicht den Prozess der Selbsttranszendenz.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 7 Intervention (Trilogos-PsyQ-Methode)

Den beiden Übersichten (Abb. 6 u. 7) ist zu entnehmen, dass der spirituelle Zugang (die Intuition schulend) der Seelensprache dient und damit Individuation, Integration und Kooperation optimal fördert. Dieser Zugang dient der ganzheitlichen Entwick- lung von IQ+EQ+SQ, indem er über die persönlich bezogene Selbstverwirkli- chung hinaus den Menschen immer in Bezug zu verschiedenen inneren wie äu- ßeren Bewusstseinsebenen zur inneren Weisheit führt. Der Prozess der Selbst- transzendenz sprengt die Grenze der therapeutischen Ansätze. Glauben und Vertrauen (SQ) explizit zu stärken, heißt immer auch, radikale Selbstverantwor- tung anzunehmen.

Die Trilogos-PsyQ-Methode versetzt somit in die Lage, Vertrauen in meine ureigenste Wahrheit zu entwickeln. D.h. die eigene Wahrnehmung zu entdecken und die eigenen geistig-seelischen Anlagen zu wecken und zu schulen. Dabei wird die eigene PsyK- Kraft deutlicher. An der Schwelle (PsyQ, Grund) habe ich beides zur Verfügung - mein Alltagsleben auf der Erde mit aller Verantwortlichkeit und das ist wichtig, weil ich im Hier und Jetzt auf der Erde entscheiden und handeln darf und muss - und mein Urvertrauen, das mich leitet.

In der Mitte ruhend, mutig im Glauben, kann ich nun an der Schwelle sein, denn hier ist Wirklichkeit. Aus dieser Potentialität erwächst eine echte Wahl.

Bei dieser Intervention findet m. E. nach ein stetiger Prozess statt, der explizit - immer wieder von Neuem - hin zur Nullpunktenergie (Schwelle) mit allen dort vorhandenen Möglichkeiten führt. Gleichzeitig werden körperliche Parameter verändert.

4.2.1 Die Trilogos-PsyQ-Methode: Michael Weiss, ein Trilogos Übungsleiter und Aspirant Zert. 2 zur Trilogos Diplomausbildung schildert seine persönlichen Erfahrungen (Stand 2002)

Die Trilogos-PsyQ-Methode ist eine Persönlichkeits- und Bewusstseinsschule, deren Trainings-Setting auf katathym-imaginativem Bilderleben - oder kurz gesagt Bilderreisen - beruht.

Sie ist deshalb eine Interventionsmethode zur Bewusstseinsschulung, weil sie Men- schen dabei unterstützt, die Bewusstseinsebenen ihres Denkens (Rationalität/IQ), ihres Fühlens (Emotionalität/EQ) und ihres Glaubens (Spiritualität/SQ) zu synthetisie- ren und zu transformieren. Und sie ist eine Methode zur Persönlichkeitsentwicklung, weil sie die von Karin Bliemel im vorangegangenen Abschnitt geforderte Balance zwischen dem System ‚Ich’ (d.h. die Art und Weise, wie wir in unserem Alltag leben und handeln) und dem System ‚Höherem Selbst’ (d.h. unserem persönlichen Wesen und Potenzial) fördert. Durch die Verbindung von IQ, EQ und SQ (die hier als PsyQ bezeichnet wird) unterscheidet sich die Trilogos-PsyQ-Methode von der Gestaltthe- rapie (die ja hauptsächlich auf die Synthese von Denken und Fühlen fokusiert) inso- fern, als dass der individuelle Glaube2 explizit als zentraler Faktor der Intervention angesprochen wird.

Ich möchte in diesem Kapitel anhand zweier Bilderreisen darüber berichten, wie durch diese Methode (mittels medialem Mentaltraining3 ) bei mir Individuationspro- zesse und die Rückverbindung zwischen mir und meinem Höheren Selbst ausgelöst und unterstützt wurden (und immer noch ausgelöst und unterstützt werden). Es ist ein Versuch zu zeigen, auf welche Weise diese Methode eine Intervention bietet, um die Inhalte des eigenen Denkens, Fühlens und Glaubens mehr und mehr bewusst zu machen. Denn wenn sie bewusst sind, können sie bewusst verändert werden. Weil genau diese Bereiche sind es, die unmittelbare Auswirkung auf mein Verhalten in meiner Umwelt, die Wahrnehmung sowie Interpretation meiner Realität und meinen Körper haben. Karin Bliemel hat dies z. B. im Kapitel 2.1.1 Die Materie - Geist - Verbindung angesprochen, wenn sie schreibt:

„Wenn wir also in einer stressbeladenen Situation dem Bewusstsein Zugang zu höheren Systemen (Glauben, Fühlen und Denken) verschaffen, dann bringen wir die Parameter unserer Herzfunktion in Balance.“

Auch an anderen Stellen kommt sie auf ‚unser Denken, Fühlen und Glauben’ zu sprechen, wie etwa im Kapitel 3. Wahrnehmung - eine unvollendete Geschichte:

„Somit werden über diesen Weg von Wahrnehmen und Bewerten (Glauben, Fühlen, Denken) körperliche Prozesse in Gang gesetzt. Unser Körper ist also in der Lage, das auszudrücken, was im Geist bereits vorhanden ist (sowohl die bewussten Anteile als auch das unbewusstes Material).“

Aber nicht nur die Synthese und Transformation von unserem Denken, Fühlen und Glauben stellen bei der Trilogos-PsyQ-Methode Weiterentwicklungen im Vergleich zu herkömmlichen therapeutischen Interventionen dar. Auch die Prinzipien des „Sowohl- als-auch“ und „Entweder-oder“ erfahren in diesem Ansatz eine neue Wendung. Ge- rade an der ersten hier beschriebenen Bilderreise werden wir sehen, dass ich mittels des Trilogos-PsyQ-Trainings entweder Impulse und Informationen für mich und bzw. oder für einen anderen Übungsteilnehmer erarbeiten kann. Gleichzeitig können diese Informationen sowohl für den anderen Teilnehmer als auch für mich wertvolle Impul- se zur Selbstreflexion sein. Anhand der in der Bilderreise erträumten Symbole kann sich sowohl der andere Teilnehmer als auch ich mich fragen „Was haben diese Symbole mit mir zu tun? Was kann ich dadurch über mich erkennen und lernen?“. Auf diese Weise werden die in der Bilderreise erarbeiteten Informationen sowohl für den anderen Teilnehmenden als auch mich zu Symbolen auf dem Weg zur Selbster- kenntnis. Die parapsychologische Ebene dient hier der persönlichen Entwicklung.

Aber auch die transpersonale Ebene, die im Trilogos-PsyQ-Training angesprochen wird, kann den Persönlichkeitsentwicklungsprozess fördern, wie wir in der zweiten Bilderreise sehen werden. Mittels medialer Wahrnehmung können hier transpersona- le Impulse empfangen werden, die dann eventuell mit einem Übungsteilnehmer und dessen Erinnerungen u.ä. in Resonanz kommen. Gleichzeitig dienen sie auch dem, der sie wahrgenommen hat, als Spiegel zur Selbstreflexion und somit der Individuati- on. Wenn ein wahrgenommener transpersonaler Impuls in Resonanz mit einem Übungsteilnehmer kommt (wie diese in der zweiten Bilderreise bei Susans Onkel der Fall war), kann der medial Wahrnehmende so mehr und mehr Vertrauen in seine ganz persönliche Wahrnehmung und dadurch in sein Höheres Selbst bekommen. Die Systeme kommen ganzheitlich immer mehr in Balance. Die transpersonale Ebe- ne (d.h. der Kontakt zu seinem Höheren Selbst und darüber hinaus) wird beim Trilo- gos-PsyQ-Ansatz als die vertikale Ebene bezeichnet, die horizontale Ebene ist das „In Resonanz kommen“ mit einem anderen Gruppenteilnehmer (z.B. wenn mir dieser positives Feedback auf meine medial wahrgenommen Impulse geben kann). Beide Ebenen dienen dem Wahrnehmenden (Medium) der Selbstreflexion und dadurch einerseits der bewussten Erschaffung neuer (Selbst-)Erkenntnisse - andererseits der unmittelbaren Supervision der eigenen Selbsteinschätzung in Bezug zum persönli- chen Alltag. Horizontale und vertikale Ebene können einen Schnittpunkt bilden. An diesem Punkt steht der medial geschulte Mensch, der durch seine sensitiven Wahr- nehmungen Impulse zu seiner Individuation erhält. Er kann sich durch das Trilogos- PsyQ-Training an den von Karin Bliemel beschriebenen Nullpunkt mehr und mehr annähern und deshalb immer selbstverantwortlicher wirken und bewirken.

Das Trilogos-PsyQ-Training versteht sich als Wahrnehmungsschulung und somit als Schulung der medialen Anlagen in Bezug zu drei geistigen Bewusstseinsebenen (Psychologische, Para- und Transpersonale) und in Bezug zum eigenen (und/oder dank dem eines Mitmenschen) praktischen Alltags (Gesundheit, Beziehungen, Beruf) Die nun folgenden Berichte vorwegnehmend, lässt sich über die Trilogos-PsyQ- Methode sagen, dass sie das spirituelle Gewahrsein und das ethische Bewusstsein sowie deren praktische Umsetzung im Alltag eines Menschen ganzheitlich fördert. Sie stellt einen integralen Interventionsansatz zur persönlichen Individuation dar, der unterschiedlichste Ebenen (transpersonale, parapsychologische, psychische) mitein- ander vernetzt, um letztlich die Systeme Alltags-Ich und Höheres Selbst in optimale Balance zu bringen.

Bilderreise 1

Riesenschlange mit kleinen Flügeln

Die nun folgende Bilderreise und die damit verbundenen „Erlebnisse“ ereigneten sich während einer Trilogos-PsyQ-Trainingseinheit, die ich im Mai 2006 besuchte. Es ging in dieser Trainingseinheit um Selbstreflexion und um Intuitionsschulung, d.h. das unmittelbare Erfassen von Information für sich selber und oder für einen anderen Gruppenteilnehmer: „Intuition kommt aus dem Mittellateinischen intuitio und bedeutet Eingebung, ahnendes Erfassen“ (Roethlisberger 2006a, S. 16f). Wir werden später sehen, wie sich diese beiden Bereiche (Selbstreflexion und Intuition) verbinden lassen. Aber nun zu den erlebten Inhalten der Bilderreise.

Ein Beispiel zur Rolle von parapsychologischen Elementen in der Trilogos-PsyQ- Methode, mittels Wahrnehmungsschulung und der Entfaltung der medialen Fähigkeiten im trilogischen Sinn (vgl. Roethlisberger 1995, 2006a, 2006b).

Ich erwachte vor einer Kapelle in einem Wald. Rings um mich befanden sich Berge - ich kannte diesen Ort. Ich ging in die Kapelle hinein und setzte mich auf eine der Bänke. Es dauerte nicht lange, da kam mein Geistiger Helfer und lud mich auf einen Spaziergang ein. Sobald wir die Kapelle verlassen hatten, schlugen wir einen Weg ein, der tiefer in den Wald führte. Dieser Weg selbst war mit rotem Sand geebnet, ähnlich jenem, den es auf Tennisplätzen gibt. Nachdem wir eine Weile so dahin mar- schierten, kamen wir vor einem Reich, dem sogenannten „Reich der Tiere“ an. Wir betraten es, ein intensives Erleben von Natur, von Düften, Geräuschen von Tieren und visuellen Eindrücken überkam mich. Doch waren diese Wahrnehmungen nicht unangenehm, sondern einfach ungewöhnlich und phantasievoll. In dieser natürlichen Umgebung sollten wir für unseren rechten Nachbarn in der Übungsgruppe arbeiten - wir sollten ein Tier für ihn wahrnehmen, das symbolisch für seine momentane Ver- fassung und Lebenssituation steht.

Ich erblickte nun vor mir eine Riesenschlange, ihre Unterseite war schwarz/weiß ge- fleckt und oben war sie grün, braun, schwarz schattiert. Sie hatte stark ausgebildete Zähne, wie man sie auch von Dinosauriern kennt, also nicht nur zwei Giftzähne oben und unten. Die Schlange jagte mir jedoch nicht wirklich Angst ein, da ich schnell be- merkte, dass sie bereit war mit mir zu kommunizieren. Ein leichtes Gefühl der Unsi- cherheit aber blieb. Ein markantes Zeichen an ihr war, dass sich hinter ihrem Kopf zwei kleine Flügel befanden. Sie glichen jenen von Kugelfischen. Anfangs hatte ich das Gefühl, dass ob diese Flügel etwas zu klein und verkümmert waren, weil sie ja damit nicht fliegen konnte, sondern nur ihren Kopf heben. Ich bemerkte aber dann, dass man diese Verkümmertheit auch anders sehen konnte: mit ihnen konnte die Schlange ihren Kopf und einen Teil ihres Körpers in eine Höhe von bis zu vier Metern heben. Wenn sie das tat, sah sie ziemlich mächtig und Furcht erregend aus. So ge- sehen waren diese Flügel überaus nützlich. Vielleicht hatte ich die Schlange also nur verkannt und ihre Stärken als Schwächen gewertet. Ein weiteres wichtiges Merkmal an dieser Riesenschlange war, dass sie sich seitwärts fortbewegte. Mit der Vor- wärtsbewegung hatte sie Schwierigkeiten. (Ich muss vielleicht an dieser Stelle er- wähnen, dass der Eindruck der Seitwärtsbewegungen, die leichter vonstatten gingen als die nach vorne, nicht unbedingt ein bildlicher war. Vielmehr war dieser Umstand - so komisch es auch klingt - fühlbar.) Doch plötzlich passierte etwas Eigenartiges mit der Schlange: ihr wuchsen Beine mit großen Krallen. Sie sah nun nicht mehr wie ei- ne Schlange aus, sondern eher wie ein Leguan. Es war ihr nun ein Leichtes mit ihren starken Krallen auch Bäume hinaufzuklettern - sie konnte sich nun mit sicherem Schritt vorwärts bewegen. Gleichzeitig hatte sie aber auch noch die Fähigkeit, ihre Beine einzuziehen, um sich wiederum seitwärts zu bewegen.

Nach dieser Transformation verabschiedeten der Geistige Helfer und ich uns von der Riesenschlange und gingen weiter. Auf dem Weg trafen wir noch einen Medizinmann. Er wollte uns etwas mit auf den Weg geben - ein Geschenk - und zog aus seiner Tasche eine winzige, getrocknete Schlange, die sich selbst in den Schwanz biss. Der Medizinmann meinte, dass das ein Medikament sei und dass täglich eine schmale Scheibe abgeschnitten und eingenommen werden soll. Mit diesem Geschenk in der Tasche wanderten wir wieder zum Ausgangspunkt unserer Reise zurück, wo ich mich dann von meinem Geistigen Helfer verabschiedete.

Interpretation

„Der springende Punkt bei der Interpretation von Bilderreisen ist, dass die für mich richtige Interpretation, also das, was darin für mich wahr ist, auf emotionale Weise erfahren wird und nicht auf rationalem Wege. Rational lässt sich für mich nicht ablei- ten welche Interpretation stimmt, aber vom Gefühl her kann ich sehr wohl sagen, was für mich stimmig ist und was nicht. D.h. ich kann unterschieden und muss nicht jede Interpretation als für mich gültig anerkennen. Für jemand anderen kann eine für mich falsche Interpretation genau richtig sein - die Möglichkeit dazu liegt aber nicht im rationalen, argumentativen Bereich, sondern im emotionalen Gewahrsein.“ (Weiss, 2006, S. 40)

Auch bei der nun folgenden Interpretation gilt, dass meine Interpretation vom Gefühl abgeleitet ist und ihr keine analytischen Muster zugrunde liegen. Wie weiter oben schon erwähnt, habe ich die Inhalte der Bilderreise für meinen rechten Nachbarn und seine momentane Lebenssituation erarbeitet. Gleichzeitig werden ja im Trilogos- PsyQ-Training auch alle „erträumten“ Inhalte immer wieder vom Träumenden zu sich selbst zurückgenommen und er kann sich dann fragen: „Was hat das alles (was ich erträumt habe) auch mit mir zu tun?“. Auf diese Weise geht es also in diesem Trai- ning nicht einzig, darum die Lebenssituation des anderen intuitiv zu erfassen. Viel- mehr wird der erträumte Inhalt herangezogen, damit sich der, für den er erträumt wurde, aber auch der, der ihn erträumt hat, daran spiegeln und selbst reflektieren kann. D.h. nicht nur mein rechter Nachbar kann sich fragen, was denn die Riesen- schlange mit ihm zu tun hat, sondern auch ich kann mir überlegen, was dieses Tier mit mir zu tun hat. Der Inhalt der Bilderreise (die Traumsymbole) wird somit zum Bin- deglied - zu etwas Ver-binden-dem - zwischen den Teilnehmenden einer Übungs- gruppe (in dem Fall zwischen mir und meinem Nachbarn). Religio (wieder verbinden) wird nicht nur auf „vertikaler“ sondern eben auch auf „horizontaler“ Ebene gefördert. Aber nun zur eigentlichen Interpretation.

Symbolische Kommunikation oder Kommunikation über Symbole (vgl. Roethlisberger, 2006a, S. 38)

Das Interpretieren der erträumten Bilder und Symbole und vor allem das Assoziieren durch die anderen Gruppenteilnehmer zu den Symbolen wird bei der Trilogos-PsyQ- Methode, wie schon erwähnt, Symbolische Kommunikation genannt. Bezogen auf oben erwähnte Bilderreise verlief die Symbolische Kommunikation - das Assoziieren und Interpretieren der darin vorkommenden Symbole - folgendermaßen: Ich erzählte meinem rechten Sitznachbarn, was ich geträumt hatte. Dazu möchte ich kurz erwäh- nen, dass es üblich ist nach einer Bilderreise im Trilogos-PsyQ-Training, dass der Träumer sowie die anderen Gruppenteilnehmer zum Inhalt der Bilderreise assoziie- ren und an die angesprochene Person (meinen rechten Sitznachbarn) Fragen stellen können. Eine dieser Assoziationen war, dass die kleinen Flügel natürlich nicht zum Fliegen gereichen, aber die Schlange kann den Kopf damit heben. Die Frage an den Sitznachbarn war dann, ob er sich momentan in einer Situation befinde, in der er ei- ne seiner Fähigkeiten, von der er bisher angenommen hat, sie sei zu wenig entwic- kelt sei, nun zunehmend von einer anderen Seite betrachte. So, als ob er etwas kann, von dem er bisher angenommen hat, dass es zu nichts nützt und nun einsieht, dass es sehr wertvoll sei. Die Antwort war ein eindeutiges „Ja“, denn er lernt gerade man- che Seiten von sich neu kennen und schätzen, von denen er bisher meinte, dass sie zu nichts gut sein.

Mein Sitznachbar konnte sehr viel mit den Informationen und Fragen anfangen, sich daran reflektieren und Umsetzungsschritte und Veränderungsmaßnahmen für seinen Alltag entwickeln. Er konnte durch die Bilder und Symbole, die ich und die Gruppe für ihn erarbeitet habe auch neue Motivation schöpfen, wie er selbst bestätigte. Und na- türlich kam auch seine Emotionalität in Bewegung: er war ergriffen und verblüfft, dass die Geschichte auch tatsächlich so gut zu ihm passte. Er meinte, dass das „Auf- richten“ - sowohl in körperlicher als auch psychischer Hinsicht - schon seit seiner Kindheit ein Thema für ihn sei (die Schlange konnte ja durch ihre kleinen Flügel ihren Kopf und Vorderkörper aufrichten). Erst einige Wochen zuvor hatte der Sitznachbar wieder eine Körpertherapie in Anspruch nehmen müssen, weil seine Haltung sich so verschlechterte. Mit der Seitwärtsbewegung der Schlange verband er seine gegen- wärtige Lebenssituation: er hatte vor einigen Monaten seinen Arbeitsplatz verloren und war seitdem auf der Suche nach einem neuen. In seiner derzeitigen Situation hatte er das Gefühl, als ob er sich nur seitwärts, aber nicht vorwärts bewegen würde, weil er bisher nur Absagen erhielt. Auch hier fiel ihm das ständige Motivieren, das ständige Aufrichten nicht leicht. Der Sitznachbar meinte auch noch, dass die Trans- formation der Schlange, als ihr nämlich Beine mit starken Krallen wuchsen, so eine Art innerer Wunsch von ihm seien: er möchte endlich festen Griff und Halt in seinem Leben haben. Es schien für ihn eine Form der Selbsterkenntnis zu sein, die sich nicht auf bloßes „Nachdenken über sich selbst“ beschränkte, sondern bei der seine Gefüh- le, Hoffnungen und Ängste ebenso aktiviert und bewusst wurden. Der Nachbar war bei dieser Geschichte plötzlich „mittendrin statt nur dabei“ - er konnte sie spüren, sich selbst darin wieder finden - er erlebte sich verbunden mit sich und seiner (Um- )Welt. Laut seiner Aussagen konnte er dadurch bei einigen Dingen in seinem Leben wieder mehr (Lebens-)Sinn erkennen und vor allem auch neues Vertrauen schöpfen. Ein solcher Prozess entspricht übrigens dem, was Marshall und Zohar unter dem Einsetzen und Verwenden des SQs verstehen (vgl. Marshall u. Zohar 2000, S. 18). Was den Sitznachbarn und die für ihn erträumten Inhalte betrifft, so kann ich also abschließend sagen, dass er einerseits emotional berührt war: die Bilder haben ihn betroffen gemacht, verblüfft, motiviert (= Aktivierung des EQ). Andererseits musste er dadurch auch die Sinnfrage in seinem Leben stellen, oder zumindest Teile seines Lebens und Weltbildes aufs Neue reflektieren (= Aktivierung des IQ). Gleichzeitig fasste er aber in manche Dinge seines Lebens - wie oben erwähnt - wieder mehr Vertrauen, selbst wenn sie momentan nicht so einfach für ihn zu ertragen waren. Dadurch wurde der SQ aktiviert: Sinnkrisen werden ja auch oft als spirituelle Krisen bezeichnet, in denen man sein Leben nach dem eigentlichen, wesentlichen Grund befragt - meist eher ungewollt als gewollt. In solchen Phasen tauchen dann Fragen auf, wie etwa „Wer bin ich? Woher komme ich? Wohin gehe ich?’’ (vgl. Roethlisber- ger 2002). Und das sind Fragen, die man sich in einer Zeit der Arbeitslosigkeit un- weigerlich stellt. Der IQ „kam dann weiter noch zum Zug“ als mein Sitznachbar sich überlegen musste, wie er denn nun seine neu gewonnenen Erkenntnisse in seinem Alltag umsetzen möchte, denn er wollte ja etwas ändern und verbessern. Und dazu brauchte er einen Plan. Hier kam dann sozusagen das rationale ‚Handwerkszeug’ zum Einsatz. Das „Hilfswerkzeug“, das es uns ermöglicht, uns selbstverantwortlich für oder gegen etwas zu entscheiden, zu wollen - zu tun oder zu lassen.

Was bedeuteten die Inhalte der Bilderreise nun für mich - welche Bezüge kann ich zu meiner Lebenssituation herstellen? Denn schließlich war ich es ja auch, der ge- träumt hat. Wie sieht es also mit meinen Selbsterkenntnissen aus, die ich durch die- se Übung gewinnen konnte? Betrachten wir zuerst das „Aufrichten“, das ja bei der Schlange so markant war: Ich selbst hatte nie Probleme, was das Aufrichten meines Körpers betrifft und musste auch nie eine medizinische Behandlung in Anspruch nehmen. Wenn ich aber das „Aufrichten“ symbolisch und im Sinne von Motivieren begreife, z.B. nach einer Niederlage wieder Mut fassen, dann kann ich mit diesem Symbol schon mehr anfangen. Gerade in meiner momentanen Lebensphase, die gekennzeichnet ist durch den Übergang vom Studentendasein ins Berufsleben, spielt ein ständiges neuen-Mut-fassen gerade bei der Arbeitssuche eine wichtige Rolle. Emotional geht es mir da manchmal ähnlich wie meinem Sitznachbarn, der das Ge- fühl hatte, er könne sich nur seitwärts bewegen, aber dass er nicht wirklich vorwärts käme. Auch einen Umdenkprozess, was die Beurteilung meiner persönlichen Fähig- keiten anbelangt, kann ich dabei feststellen (siehe: die Flügel der Schlange, die nicht zum Fliegen da sind, sondern sich Umsicht zu verschaffen). Und natürlich ist in einer solchen Veränderung des Lebensalltags im übertragenen Sinn der Wunsch und das Streben vorhanden, dass „einem feste Beine mit starken Krallen wachsen, damit man sicheren Halt bekommt“. Und in diesem Wunsch nach festem Halt kann ich eine eindeutige Veränderung an mir feststellen, wenn ich an die vergangenen Jahre zurückdenke: da war mir eher nach großen Flügeln zumute, mit denen ich in geistige Sphären abheben konnte. Diesem Wunsch bin ich im Prinzip auch durch mein Philo- sophiestudium nachgekommen. Nun weht aber im wahrsten Sinne des Wortes „ein anderer Wind“ - kein Aufwind, sondern einer, der mir Standfestigkeit abverlangt. Dieses Bild, ich nenne es jetzt einfach „Nicht abheben, sondern am Boden bleiben und sich mit seinen kleinen Flügeln Umsicht verschaffen“, bietet mir eine gute Mög- lichkeit, mich selbst und meine momentane Lebenssituation und vor allem den Sinn darin zu reflektieren. Und diese Reflexion erscheint mir wichtig, sie erfasst mich fun- damental, weil sie mich und meine gegenwärtige Lebenssituation in Frage stellt. Und dieses Infragestellen beinhaltet einerseits rationale Entscheidungen, anderer- seits aber auch emotionales Betroffensein, wie etwa Ängste und Hoffnungen, was die Zukunft betrifft. Und darüber hinaus wird für mich auch noch eine spirituelle Ebe- ne spürbar: im Sinne eines Vertrauens, Fragens und Suchens nach einem „höhe- ren“ Sinn der über mich selbst hinausgeht - man könnte dies auch als eine transpersonale Komponente beschreiben.

Kurz und gut, die intuitiv wahrgenommenen Symbole (Riesenschlange) und vor allem die Ähnlichkeiten unserer Interpretationen, veranlassen dazu, miteinander in Verbin- dung und Kommunikation zu treten. Und weil diese Ähnlichkeiten zum Dialog anre- gen, bieten sie auch die Möglichkeit, voneinander zu lernen. Veranlasst durch die intuitiv erhaltenen Informationen schafft man sich quasi einen gemeinsamen Raum in dem Erfahrungen und Erlebnisse ausgetauscht werden. Bei diesem Austausch wer- den die anderen zu einer wertvollen Hilfe und Unterstützung für die eigene persönliche Entwicklung. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass es bei diesem Training nicht in erster Linie darum geht, die richtige Bedeutung von Symbolen herauszufinden oder darüber zu diskutieren, wer mit seiner Interpretationen nun Recht hat. Verschiedene Bewusstseinsebenen spielen mittels parapsychologischer Erlebnisse (ebenso transpersonale Erfahrungen, wie Sie weiter unten noch lesen werden) gemäss der Trilogischen Medialität eine wichtige Rolle in der Persönlichkeitsbildung: Das Symbol wird einerseits zur Welt der Gleichnisse, Analogien und Metaphern in Bezug zu sich selber und oder einem anderen Gruppenteilnehmer, so wie ich es in diesem Beispiel darstelle. Andererseits dient das wahrgenommene Symbol (durch andere parapsychologische Übungen wie ASW, Psychometrie, Auralesen etc. ausgelöst) ganz gezielt der individuellen Supervision: Selbsteinschätzung, Selbsterziehung u. v. m. der eigenen Persönlichkeit wird selbstverantwortlich und immer unabhängiger möglich. Wie schon erwähnt, sind unterschiedlichste Interpretationen ein wertvolles Hilfsmittel auf dem Weg zur Selbsterkenntnis. Denn je mehr Interpretationen vorhanden, umso vielfältiger die Sichtweisen aus denen ich mich betrachten kann. Grundsätzlich gilt hier:

„Gemäß der Trilogischen Medialität wird mit Hilfe der angewandten Gedanken- und Gefühlssprache oder der Symbolischen Kommunikation in Bezug zu verschiedenen Bewusstseinswelten (IQ und EQ und SQ) für alle ersichtlich, dass es so viele Inter- pretationen der Wahrheit wie Menschen und Medien gibt.“ (Roethlisberger 2006, S. 45)

Bilderreise 2

Der Onkel von Susan

Diese Bilderreise ist ein Beispiel für die Verwendung von transpersonalen Elementen in der Trilogos-PsyQ-Methode. Das folgende Erlebnis soll zeigen, wie Spiritualität mithilfe Trilogos-PsyQ-Methode erfahrbar wird. Ich hatte dieses Erlebnis beim World Spirit Forum 2008. Linda Roethlisberger4 und ich führten dort einen gemeinsamen Workshop - basierend auf der Trilogos-PsyQ-Methode - zum Thema ‚(x)change consciousness’ durch5 (das Thema war übrigens auch Titel des damaligen Forums). Da bei diesem World Spirit Forum die Teilnehmer aus verschiedenen Kulturen stammten, nahmen auch an unserem Workshop Menschen mit unterschiedlichem spirituellem Hintergrund teil. Kurz: manche glaubten an einen Gott, manche an meh- rere, an Allah oder an eine universelle Schöpferkraft usw. Es ist ein wesentlicher Teil der Trilogos-PsyQ-Methode unterschiedliche Glaubensformen in das Trainingssetting (basierend auf katathymen Bilderleben) miteinzubeziehen, sodass sich jede/r mit seinem Gott, der universellen Schöpferkraft, dem höchsten Bewusstsein (wie das nun auch jede/r für sich bezeichnen mag) während der Übung verbinden kann, um durch diese Verbindung einen höheren Sinn bzw. einen höheren Seinsgrund (der über einen selbst hinausgeht) zu empfinden. Es war nicht das allererste Mal, dass diese Methode in einem interkulturellen bzw. transkonfessionellen Rahmen ange- wandt wurde. Und so zeigte sich auch diesmal sehr rasch, dass jede/r seine bzw. ihre bevorzugte Form von spiritueller Verbundenheit im Setting des Trilogos-PsyQ- Trainings erleben und daraus Kraft und Vertrauen schöpfen kann.

Schon lange fasziniert mich dieses Phänomen: Menschen mit unterschiedlichen (nicht-) religiösen Überzeugungen und spirituellen Glaubenssystemen können ge- meinsam am Trilogos-PsyQ-Training teilnehmen und dabei Spiritualität erfahren. Ge- rade die interkonfessionellen Debatten, die im Englischen als „interfaith dialo- gues“ bezeichnet werden, könnten hier inspiriert werden, um sich in eine völlig neue Richtung zu bewegen: jede/r kann in seinem und ihrem jeweiligen Glauben spirituelle Verbundenheit erfahren. Was genau ist darunter zu verstehen? Das Setting des Tri- logos-PsyQ-Trainings umfasst zum einen eine katathym-imaginative Bilder- oder Phantasiereise während der jeder Symbole und Bilder erträumt (man könnte auch sagen „geführte Meditation“). Die erlebten und erträumten Symbole und Bilder wer- den im Anschluss an die Bilderreise in der Übungsgruppe ausgetauscht und man kann sich gegenseitig Impulse und Ideen dazu schenken. Jede/r kann im Zuge die- ses Trainings Spiritualität erfahren - gleich welcher Konfession er oder sie angehört (es muss nicht mal eine Konfession, sondern die Überzeugung kann auch atheisti- scher Natur sein). Gleichzeitig kann jeder Teilnehmer den anderen in der Übungs- gruppe wertvolle Ideen und Impulse weitergeben. Diese können sich wiederum da- von inspirieren lassen (sofern sie das wollen), um daraus eventuell Umsetzungs- schritte für ihren Alltag zu entwickeln. Auf diese Weise können sich plötzlich ein Moslem, ein Christ, ein Atheist, ein Hindu, ein Buddhist gegenseitig mit Metaphern, Analogien, Gleichnissen aber auch ganz handfesten, konkreten Impulsen aus dem Alltagsleben in Bezug zur Gesundheit, Beziehungen, Beruf beschenken und inspirie- ren und gleichzeitig ihre persönliche Spiritualität erleben. Im Trilogos-PsyQ-Training kann interreligiöser Austausch praktiziert werden - sicherlich im Kleinen, dafür aber im wahrsten Sinn des Wortes. Für mich ist das ein Zeichen für gelebten und gegen- seitigen Respekt - ganz im Zeichen des sogenannten Weltethos, das von Hans Küng erarbeitet wurde und das die ethischen Gemeinsamkeiten der Religionen aus- weist6. Nur wird das Weltethos im Setting der Trilogos-PsyQ-Methode nicht mehr nur theoretisch ausgewiesen, sondern eben praktiziert und umgesetzt. Und letztlich kommt es nur darauf an. Denn etwas zu wissen heißt noch lange nicht, dass man danach handelt.

Aber nun noch einmal kurz zurück zum interkonfessionellen bzw. interkulturellen Rahmen in dem die Trilogos-PsyQ-Methode angewandt werden kann. Wie ich oben schon erwähnt habe, kann darin Spiritualität von Menschen mit unterschiedlichen Glaubenssystemen erfahren werden. Der große Pluspunkt, der dabei entsteht, ist, dass man ruhig in seinem eigenen Glauben und Vertrauen in eine höhere oder keine Führung bleiben kann und trotzdem auch die anderen in ihrem lassen. Die alte, leidi- ge Frage, wer denn nun Recht hat, rückt mehr und mehr in den Hintergrund. Zum Vorschein kommt vielmehr das Potential des „Sich-gegenseitig-inspirieren-Können“. Linda Roethlisberger, die dieses Phänomen schon oft miterlebt hat, entwickelte des- halb auch den Slogan „Es gibt so viele Interpretationen der Wahrheit wie Menschen und Medien“7. Dieser Satz soll kein Dogma sein, sondern er ist das Ergebnis von Erlebnissen mit der Trilogos-PsyQ-Methode und mit der Erfahrung, dass unter- schiedliche Interpretationen oft gemeinsam fruchtbarer sein können als die Einigung auf eine einzige. Für mich als Philosoph auf alle Fälle eine alternative Perspektive in Richtung interkulturellem und interreligiösem Miteinander - und vor allem, und das ist das Wichtige, auch eine (er-)lebbare. Denn theoretische Ansätze in diese Richtung gibt es schon genug. Das erlebe ich auf sämtlichen Kongressen, Konferenzen und Veranstaltungen, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen: das menschliche Bewusstsein hat auf theoretischer Ebene schon viel bezüglich interkulturellem und interreligiösem Miteinander geleistet. Aber jetzt steht die Umsetzung an und die Prü- fung, ob sich das Geschriebene und Gesprochene auch in der Praxis bewährt. Aber genau das ist für mich das schöne an der Trilogos-PsyQ-Methode: durch sie habe ich erlebt, dass das Miteinander von Menschen aus unterschiedlichen kulturellen und spirituellen Bereichen funktioniert. Und das wiederum gibt mir den Glauben daran, dass interreligiöse Gemeinschaft stattfinden kann. D.h. wenn wir einmal erlebt haben, dass es klappt, dann motiviert uns das umso mehr, darauf zu vertrauen, dass es nicht nur im Kleinen, sondern letztlich auch im Großen passieren kann. Wenn wir einmal im Kleinen erlebt haben, dass es geht, dann fällt es uns leichter darauf zu vertrauen, dass es auch wieder im Kleinen funktionieren wird. Und irgendwann kön- nen wir dies als Vision nehmen, um es auch im größeren Rahmen zu versuchen.

Globale Visionen durch lokale Erlebnisse inspiriert.

Im Anschluss an diese Einheit Trilogos-PsyQ-Training, die im interkulturellen Rah- men stattfand, war ich dann als Aspirant zum Zert. 2 der TRILOGOS Diplomausbil- dung angehalten, eine Demonstration meiner intuitiven, medialen Fähigkeiten durchzuführen. Aufgabe war unter anderem einen Kontakt zu einem sogenannten „Nicht-Inkarnierten-Bewusstseinsimpuls“ herzustellen. Was in der TRILOGOS Lehre als sogenannter „Kontakt zu einem Nicht-Inkarnierten- Bewusstseinsimpuls“ („spirituelle Informations byts“) bezeichnet wird, wird in Informations byts“) bezeichnet wird, wird in parapsychologischen Kreisen oft als Kontakt zum Jenseits oder Kontakt zu einem Verstorbenen bezeichnet.

Es gibt in der TRILOGOS Lehre ein paar Grundsätze, die erstens von mir als De- monstrator eingehalten werden müssen und die zweitens auch Aufschluss darüber geben, wie sich diese Lehre von anderen, die sich ebenso mit dem subtilen, feinstoff- lichen Bereich beschäftigen, abgrenzt. Letztlich geht es bei diesen Grundsätzen um ethische Leitgedanken, die, wenn man davon ausgeht, dass es über die materielle Welt hinaus auch noch eine geistige, feinstoffliche gibt, ein für alle Beteiligten ange- nehmes „Klima“ gewährleisten soll. „Eine Ethik für das Jenseits?“ werden vielleicht einige fragen. Nun, hier fängt die Schwierigkeit schon an, denn manche werden jetzt sagen, dass es so etwas überhaupt nicht gibt. Ich möchte auch hier sicherlich nicht den Beweis antreten, dass das Jenseits aber doch existiert. Überdies könnten auch manche einwenden, dass es kein Jenseits, dafür aber einen Himmel oder eine An- derswelt oder ein Reich der Ideen oder das Unbewusste im Menschen oder Medium gibt - im Laufe der Menschheitsgeschichte gab es viele Konzeptionen einer feinstoff- lichen, geistigen, ewigen Welt hinter der materiell-grobstofflichen. Ich möchte hier nicht für eine davon das Wort ergreifen. Denn - wie vorhin schon erwähnt - „Es gibt so viele Interpretationen der Wahrheit, wie Menschen und Medien“ (Roethlisberger 2006a, S. 29). Es geht mir hier vielmehr um die Frage, wie sich ein Mensch verhalten soll bzw. kann, wenn er gerade den Eindruck hat, im Kontakt mit etwas Numinosen, Übersinnlichen zu sein.

Wie sind solche numinosen Erlebnisse zu organisieren, wie soll man sich dabei verhalten? Handelt es sich bei solchen Wahrnehmungen um unsere Intuition, Inspiration oder Imagination? Diese Fragen stehen jetzt im Vordergrund und ich möchte noch einmal betonen, dass es mir nun nicht um das WAS, sondern um das WIE geht. Etwas Numinoses zu erfahren ist etwas Subjektives und ich bin mir sicher, dass auch schon einige von Ihnen, liebe Leser, solche Erfahrungen gehabt haben. Wir wollen nun darauf zu sprechen kommen, WIE wir uns dabei verhalten können. Und nicht WAS sie sind - diese Frage kann und muss jeder für sich selbst - auf eigenverantwortliche Weise - beantworten (was ab einem gewissen Punkt auch unumgänglich ist, nämlich dann wenn jemand wiederholt solche Erfahrungen macht). Als einer der wichtigsten Grundsätze, des „WIE sich verhalten wenn ich den Eindruck habe, in Kontakt mit einem Nicht-Inkarnierten-Bewusstseinsimpuls zu sein“ gilt: „Dein Kontakt mit einem Nicht-Inkarnierten-Bewusstseinsimpuls zu sein“ gilt: „Dein Wille geschehe“ - dieser Ausspruch steht für die empfangende Haltung des Mediums, d.h. „wir rufen hier keine Toten“ (z.B. die verstorbene Tante), sondern sie kann kommen, wenn sie möchte. Bei den englischen Spiritisten ist dieser Grundsatz zum Beispiel nicht gegeben - hier wird bewusst jemand „gerufen“. Aber warum eigentlich nicht? Dazu eine kleine Metapher: Stellen Sie sich vor, Sie haben den ganzen Tag schwer gearbeitet, sind todmüde heimgekommen und mussten dann noch die Wäsche, den Abwasch und ein paar Rechnungen erledigen. Zu guter Letzt fielen Sie völlig erledigt ins Bett. Sie fingen gerade an in die Tiefschlafphase zu kommen, da klingelt sie ein Freund aus dem Bett und meint: „Hey, mach schon, lass uns noch auf einen Drink gehen!“. Nicht unbedingt das, was man sich in dieser Situation wünschen würde. Diese Metapher bzw. Analogie soll zeigen, weshalb dieser Grundsatz bei der Trilo- gos-PsyQ-Methode wichtig ist - er steht für Respekt gegenüber dem anderen und jeder soll freiwillig entscheiden können, ob er partizipiert oder nicht. Mit dieser Hal- tung begann ich also die Demonstration meiner medialen Fähigkeiten beim World Spirit Forum 2008. Ich konzentrierte mich, verband mich mit dem höchsten Bewusst- sein (andere können es wie gesagt, Gott, Allah, höchste Schöpferkraft o.ä. nennen), nahm Kontakt zu meinem höheren Selbst auf (das wiederum andere als ihren Schutzengel, ihren geistigen Helfer, ihre geistige Helferin oder die innere Weisheit bezeichnen) und nahm wahr, ob ich den Eindruck hatte, dass ein Nicht-Inkarnierter- Bewusstseinsimpuls mit mir in Kontakt treten möchte, mich inspirieren wollte, respek- tive meine Wahrnehmung Informationen mittels innerlicher Kommunikation empfan- gen und erleben konnte.

Wenn es dann einmal so weit ist und man eben diesen Eindruck hat, dann ist es wichtig nachzuspüren, ob dieses Wesen bzw. dieser Impuls in Bezug zu jemand aus der Gruppe steht, in der man sich gerade befindet. Ist dem nicht so, dann ist es rela- tiv schwer daraus etwas Sinnvolles und Verbindliches für die Gruppe zu erarbeiten. Habe ich etwa den Eindruck, dass ich mit der letzten Inkarnation des Buddha Gau- tama in Verbindung stehe - oder wie es in Fachkreisen heißt, ihn „channele“ - dann sind die Teilnehmer in der Gruppe, die ohnehin nicht so recht an solche Phänomene glauben noch verwirrter oder noch überzeugter, dass das alles ohnehin Unfug sei. Mit Recht würde ich sagen. Denn es gibt einfach keine Bezüge, die glaubwürdig er- scheinen, niemand kann den Kontakt in irgendeiner Form bestätigen. Und ohnehin - es könnte ja auch sein, dass ich nur so tue, als ob ich jetzt den Buddha Gautama channeln würde. Nicht sehr überzeugend und aus meiner Sicht auch der Grund wes- halb diese Phänomene in den letzten Jahrzehnten ins dunkle Eck der Esoterik ver- bannt wurden.

Bei der Trilogos-PsyQ-Methode müssen mindestens drei Merkmale gegeben sein, die der Nicht-Inkarnierte-Bewusstseinsimpuls an sich hat und die ich als Mental- Medium von einem Teilnehmer aus der Gruppe bestätigt bekomme - gleich, wie uns das der englische Spiritualismus schon seit letztem Jahrhundert lehrte, wenn ich z.B. den Eindruck habe, dass ich ein Wesen wahrnehme, dass in seiner letzten Inkarnati- on ein unverheirateter Mann war, der im Alter von 57 Jahren im Jahr 2002 an Herzin- farkt verstorben ist, dann sind dies vier Punkte (1. unverheirateter Mann, 2. 57 Jahre alt, 3. im Jahr 2002 verstorben, 4. Todesursache Herzinfarkt). Drei dieser Punkte müssen von einem anderen Gruppenteilnehmer bestätigt werden, indem dieser z.B. sagt „Ja, das war mein Vater, der ist in besagtem Jahr an Herzinfarkt verstorben und war 57 Jahre“ oder „Ja, das war mein Nachbar“. Wird der Besucher aus der geistigen Welt nicht erkannt, dann wird im Trilogos-PsyQ-Training auch nicht näher darauf ein- gegangen - außer, dass alle Gruppenteilnehmer aufgefordert werden, sich diese Beschreibung zu merken. Denn vielleicht kommt ihnen dann doch noch jemand in den Sinn, auf den die Beschreibung passt. Am TRILOGOS Institut hat es solche Vor- fälle schon öfter gegeben. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich einmal den Ein- druck hatte, die verstorbene Mutter einer Teilnehmerin wahrzunehmen. Die Teilneh- merin meinte aber, dass die Beschreibung überhaupt nicht auf ihre Mutter passe. Beim nächsten Mal als wir uns sahen meinte sie aber plötzlich, dass die Beschrei- bung nicht auf ihre Mutter, dafür aber auf ihre Schwiegermutter zutreffe, die ihr beim letzten Mal einfach nicht in den Sinn gekommen sei. So fügt sich halt manchmal et- was zusammen, was auf den ersten Blick gar nicht zusammenzugehören scheint. (Nebenbei erwähnt: diese Form der Wahrnehmung kann im Trilogos-PsyQ-Training erlernt werden und ist auch Teil des normalen Übungs-Settings und nicht nur Teil einer Demonstration der medialen Fähigkeiten. D.h. solche Übungen können genau- so Teil einer katathym-imaginativen Bilderreise sein).

Wie gesagt, ich konzentrierte mich - und da hatte ich plötzlich den Eindruck, dass ein Wesen anwesend war, das in seiner letzten Inkarnation, d.h. in seinem letzten Leben in der „materiell-grobstofflichen“ Welt, ein Leiter einer Gemeinde war. Er stand in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zu einer Workshopteilnehmerin aus den USA namens Susan - so mein Eindruck (ich hatte diesen Eindruck bis dahin noch nicht mit der Gruppe kommuniziert). Genauer gesagt, dachte ich, dass es ihr Onkel sei, der verheiratet war, aber keine Kinder hatte. Dafür schien er aber einen Hund zu besitzen mit dem er gerne spazieren ging. Er war groß gewachsen, hatte einen gräu- lichen Bart und war gut beleibt. Vom Charakter her wirkte er fröhlich und er schien eine Gabe dafür zu haben, andere Menschen für eine Sache begeistern zu können und sie dafür zum Handeln zu motivieren. Wenn beispielsweise ein Gemeindehaus gebaut werden sollte, dann wusste er, wie er die Mitglieder der Gemeinde anspornen konnte es zu realisieren, wie er jemanden motivieren konnte einen Plan zu zeichnen, einen anderen begeisterte er dafür, die Bauaufsicht zu übernehmen usw. Ich sollte auch noch eine Botschaft an Susan ausrichten: Sie soll sich bei der beruflichen Ent- scheidung vor der sie gerade steht für die höhere Position entscheiden, die ihr ange- boten wird und sich beruflich weiterentwickeln. Im Großen und Ganzen war das der Impuls den ich bei dieser Demonstration wahrgenommen habe.

Ich erzählte der Gruppe was ich gerade wahrgenommen hatte und fragte dann Su- san, ob sie einen Onkel hatte, der Leiter einer Gemeinde war, groß gebaut, verheira- tet usw. (nur die Botschaft erzählte ich ihr noch nicht. Weshalb, dazu gleich). Sie sah mich verblüfft an und meinte: „Ja, diesen Onkel gab es wirklich und ich habe mich in meinem Leben, da er schon verstorben ist, viel mit ihm und seinem Schaffen und Reisen auseinander gesetzt. Ich bin seinen Spuren sogar bis nach England gefolgt, wo er mal auf Urlaub war“. Der Eindruck, den ich bezüglich des Nicht-Inkarnierten- Bewusstseinsimpulses hatte, kam also in Resonanz. Jemand verstand auf wunder- same Art und Weise, von was ich sprach. Das Einzige, was Susan nicht bestätigen konnte, war der Hund, den ihr Onkel gehabt haben soll. Er hatte nämlich keinen - er liebte es aber Spaziergänge zu machen. Alles andere traf zu. Im Kontext der Trilo- gos-PsyQ-Methode können wir also von einem Kontakt mit einem Nicht-Inkarnierten- Bewusstseins-Impuls sprechen, der symbolisch ‚feinstoffliche Gestalt’ für meine Wahrnehmung annahm. Ich fragte sie dann noch, ob sie momentan vor einer Ent- scheidung stehe bei der es um ihre berufliche Karriere geht. Auch hier antwortete sie mit einem „Ja“. Dann richtete ich ihr die Botschaft ihres Onkels aus, d.h. sie solle sich für jene Arbeitsstelle entscheiden, in der sie höher gestellt sein würde. Denn dies - so ihr Onkel - sei für ihre persönlich und berufliche Entwicklung am förderlichsten. Auch das verstand sie und nahm meine Impulse und Botschaften dankbar an. Sie war ziemlich berührt von diesem Erlebnis und wir beide sprachen auch im Laufe des World Spirit Forum 2008 noch öfter darüber. Sie meinte, dass dies ein sehr eindrück- licher Anlass gewesen sei, um sich wieder mehr mit ihrer Familie und mit ihren Vor- fahren auseinanderzusetzen, mit ihren Tätigkeiten, ihren Charakteren und ihrer Le- bensart. Auch erhielt sie natürlich wertvolle Impulse bezüglich ihrer beruflichen Kar- riere und konnte so manches in neuem Licht betrachten. Generell - nicht nur bei Su- san - habe ich die Erfahrung gemacht, dass solche Kontakte mit Besuchern aus der geistigen Welt ein spezieller, weil emotional berührender Anlass sind, um sich wieder bewusst Fragen zu stellen, wie etwa „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“, „An was glaube ich eigentlich, was ist mein Weltbild?“. Fragen, die zwar nicht generell und objektiv beantwortet werden können. Aber jeder muss sich auf die eine oder andere Weise eine Antwort darauf geben - auch wenn diese vielleicht nicht endgültig ist, sondern sich im Laufe unseres Lebens mehrmals ändert.

Die Frage nach dem Sinn und Urgrund unseres menschlichen Seins werden wir wahrscheinlich nie gänzlich beantworten können und doch sind wir aufgrund unserer menschlichen Natur dazu angehalten, uns (wenn auch nur temporäre) Antworten darauf zu geben. Wir Menschen sind Wesen die erst durch einen Sinn im Leben, das Leben als lebenswert und in seiner vollen Tragweite empfinden können8. Erlebnisse, wie oben beschrieben, scheinen mir dabei eine wertvolle Quelle zu sein, denn sie haben etwas erfahr- und spürbares. Sie können einen bis in die Tiefen der eigenen Persönlichkeit berühren. Und sie haben so eine ganz andere Qualität des Inputs für die Antwortfindung auf den Lebenssinn als das bloße Theoretisieren, ob es denn ein Leben nach dem Tod geben könnte - denn es wird am eigenen Leibe wahrhaftig „er- fahren“, „erlebt“, ja „erfühlt“. Ich sage aber hier bewusst nicht, dass es so etwas gibt - denn das muss jeder für sich selbst herausfinden. Jeder muss es für sich selbst erleben.

In vielen parapsychologischen Kreisen wäre an diesem Punkt der Outcome einer solchen Demonstration der medialen Fähigkeiten erschöpft: Die angesprochene Per- son hat eine Botschaft von ihrem verstorbenen Onkel erhalten - und ich bekam eine Bestätigung meiner medialen Fähigkeiten. Der Punkt an dem wir uns hier befinden ist ein kritischer! Wenn das Medium (d.h. der Wahrnehmende, der Impulse aus der geistigen Welt empfängt) zwar in der Entwicklung seiner medialen Anlagen sehr weit fortgeschritten ist, aber dafür in seiner Persönlichkeitsentwicklung nur sehr gering, dann kann das für alle Beteiligten unangenehme Folgen haben. Nehmen wir an, ein Medium mit ausgesprochen hoch entwickeltem medialen Talent hat stark ausgepräg- te narzisstische Züge, die es noch nicht transformiert hat. In dem Fall kann das „Me- diumship“ schnell zum „Leadership“ werden. Die Teilnehmenden an den Sitzungen eines solchen Mediums können selbst, wenn sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung noch nicht so weit sind, den narzisstischen Trieb des Mediums nicht erkennen - und geraten in Abhängigkeit. Denn das Medium hat ja so tolle Fähigkeiten und ist Sprachrohr des absolut Wahren! Auch das Medium erkennt seine Abhängigkeit zu seinen Gruppenteilnehmern nicht - es glaubt vordergründig an seine Fähigkeiten und ist geblendet davon, dass ihn die anderen als göttlich inspiriertes Sprachrohr sehen. Es übernimmt deshalb auch gerne die Führerschaft für seine Schäfchen. Das Medium erkennt nicht, dass es dabei seinem Narzissmus erliegt. Dies scheint mir ein wesentlicher Grund, weshalb in so vielen esoterischen und spirituellen Kreisen ethi- scher Missbrauch im Namen des Guten geschieht. Sekten fußen allzu oft in genau dieser Dynamik.

Ken Wilber hat über dieses Phänomen in seinem Buch „Integral Spirituality“ im Kapi- tel „Boomeritis Buddhism“ (Wilber 2007, S. 129) geschrieben. Er führt darin auf sehr anschauliche Weise aus, wie Buddhismus im Westen rezipiert und praktiziert wird. Ein wesentlicher Punkt dabei ist, dass westliche Rezipienten oft fälschlicherweise meinen, sie seien in ihrer geistigen Entwicklung schon weit fortgeschritten und über bestimmte Dinge erhaben. Und auch Erleuchtungserlebnisse hatten sie schon. Wil- ber meint nun, dass dies ein Trugschluss sei, zwar sind diese Menschen auf der spi- rituellen Entwicklungslinie tatsächlich weiter als andere, dies bedeutet aber nicht, dass sie sich auch auf der moralischen Entwicklungslinie auf demselben Niveau be- finden. Meditation ersetzt Psychotherapie nicht - so Wilbers Folgerung aus diesem Phänomen. Das ethische Bewusstsein kann mit dem spirituellen nicht Schritt halten, bzw. versuchen viele Menschen auch gar nicht ihre Spiritualität und ihre Ethik mit- einander zu vernetzen und aufeinander abzustimmen. Wer mehr über diese Verglei- che und das Wilbersche AQAL-Modell lesen möchte, der kann dies gerne hier in ei- ner Fußnote oder in einem seiner Bücher tun9. Ich möchte hier Linda Roethlisberger zugute halten, dass sie schon sehr früh (1990) diesen notwendigen Brückenschlag zwischen Spiritualität und Ethik, bzw. zwischen Medialität und Moral erkannt hat. Aus diesem Grund wird das TRILOGOS Institut seit 1997 auch als Institut für Persönlich- keits- UND Bewusstseinsentwicklung bezeichnet. Es wird dort nicht nur auf die Ent- faltung der medialen Anlagen abgezielt, sondern auch auf die Entwicklung der per- sönlichen, ethischen Haltung, der bewussten Selbstverantwortung. Ebenso auf die eines gesunden Selbstwertgefühls, Selbstvertrauens, Selbsteinschätzung usw.). Ich als Philosoph werde nun anhand der oben erwähnten Demonstration mit Susan und ihrem Onkel zeigen, wie die Schulung des ethischen Bewusstseins gleichzeitig mit der Schulung der medialen Fähigkeiten vollzogen werden kann: Ich habe ja gesagt, dass die Informationen, die ich für Susan wahrgenommen habe, bei ihr in Resonanz kamen - sie konnte mir darauf sehr konkretes und für mich positives Feedback ge- ben, als sie mir sagte, dass sie wirklich einen solchen Onkel gehabt hat und dass sie momentan vor einer wichtigen beruflichen Entscheidung stehe. Durch dieses Feed- back konnte ich meine intuitive Wahrnehmung überprüfen - diesmal mit gutem Erfolg, da ja bis auf den Hund alles auf ihren Onkel zutraf. Wie kann ich aber nun mit den erarbeiteten Informationen auch mein ethisches Bewusstsein schulen? Ich ziehe nun den Onkel heran, der ja Leiter einer Gemeinde war, und der andere so gut motivieren konnte, um an gemeinsamen Projekten mitzuwirken, und halte ihn mir als Spiegelbild vor: Was hat der Onkel denn auch mit mir zu tun? Gibt es Ähnlichkeiten, gibt es da Charakterzüge die ich bei ihm und auch bei mir erkenne? Hat er vielleicht Fähigkei- ten in seinem Leben entwickelt, die auch ich habe, die aber noch nicht so ausgereift sind und die ich mir nun näher ansehen kann? Wenn ich den Onkel als ein Spiegel- bild meiner selbst betrachte, was erkenne ich dann - was erkenne ich durch ihn über mich? Der Ausdruck „Spiegelbild“ scheint hier besonders angebracht, denn es ist eine Form der Selbstreflexion, die ich hier vollziehe - und irgendetwas muss der On- kel ja auch mit mir zu tun haben, denn schließlich sind es auch MEINE Wahrnehmungen gewesen, durch die bei Susan etwas ausgelöst wurde.

Was war es also, das jetzt durch diese Selbstreflexion bei mir ausgelöst wurde, was kam da bei mir nun in Resonanz und Schwingung? Es dauerte überhaupt nicht lange, bis ich einen für mich schon wichtigen Punkt erkannt habe. Ich fragte mich natürlich, wie es denn mit meiner Führungskompetenz aussah. Würde ich eine große Gruppen von Menschen leiten und sie für gemeinsame Projekte motivieren können? Um eine Antwort auf diese Frage zu geben, muss ich etwas weiter ausholen, damit Sie ver- stehen was ich damit meine. Ich bin zu gegebenem Zeitpunkt der Leiter des soge- nannten PsyQ®Netz. Das ist ein kleiner Verein für Persönlichkeits- und Bewusst- seinsentwicklung, der aus dem sogenannten TRILOGOS Club herausgewachsen ist. Als ich diesen Verein vor einigen Jahren gründete, meinte ich, dass es ziemlich ein- fach sein wird Leute zu motivieren, um Mitglied zu werden. Da habe ich meine Fä- higkeiten überschätzt. Es wurde sogar in den ersten zwei Jahren ziemlich schwierig für dieses Projekt Mitstreiter zu finden. Ich muss zugeben, dass es mir sicherlich Spaß gemacht hätte als richtiger Leiter dafür zu fungieren (vor zweihundert Leuten bei der Generalversammlung reden und so), aber bis das so weit sein würde hätte ich noch eine Unmenge an Berg- und Talfahrten zu absolvieren. Im Laufe der Jahre erkannte ich, dass auch für dieses Netzwerk wieder der Grundsatz „Im Kleinen liegt das Große“ von bedeutender Relevanz war. Wenn etwas im Kleinen nicht funktioniert, dann funktioniert es auch im Großen nicht.

Nehme ich nun dieses Bild vom Onkel als Leiter einer Gemeinde - er stand ja in meiner Wahrnehmung wie ein König vor mir und erstrahlte - dann ist das ein wun- derbares Bild dafür, um mich zu fragen, wo ist dieses Bild in meinem Alltag nun Rea- lität und wo ist es noch immer ein Wunschtraum? Wo habe ich tatsächlich für eine Gruppe die Leitung übernommen und wo würde ich es gerne tun, bin aber noch nicht an dem Punkt, um diese Aufgabe wirklich übernehmen zu können? Hier ist die me- diale Wahrnehmung (transpersonale Ebene) ein weiterer wunderbarer Prüfstein für die eigene Individuation und Persönlichkeitsentwicklung bzw. eine Standortbestim- mung persönlicher Kompetenz (PsyK). Betrachte ich nun dieses Bild und reflektiere mich daran, dann muss ich sagen, dass ich anhand des vorhin erwähnten PsyQ®Netz in den letzten Jahren sicherlich das Scheitern gelernt habe. Das meine ich nicht unbedingt in einem negativen Sinn, sondern ich fasse es als notwendigen Lernprozess auf, durch den ich erst auf „gewisse Hebel Zugriff hatte, die es umzule- gen galt“. Mittlerweile ist das PsyQ®Netz integrierter Bestandteil der TRILOGOS Website und verfügt über eine fülle an Artikeln und Berichten. Sicherlich ist es vergli- chen mit anderen Austauschplattformen relativ klein, aber mittlerweile von der Quali- tät her auf einem respektablen Niveau. „Gut Ding braucht Weile“ war dafür mein Leit- spruch, den ich selbst schon manchmal nicht mehr hören wollte, weil ich ihn manch- mal auch gar nicht mehr glauben konnte. Aber nun ist es so weit gediehen und ich bin mir bewusst, dass dieses Pflänzchen gehegt und gepflegt werden will, will es einmal in seine volle Kraft kommen. Was die Fähigkeit betrifft, andere Leute zu ei- nem gemeinsamen Projekt zu motivieren, so muss ich sagen, dass ich zum heutigen Tag noch nicht die Fähigkeiten besitze, um andere zum Bau eines Bootes anzuspor- nen, das ins Paradies fährt. Und diese Fähigkeit sollte ein Leiter einer Community auf alle Fälle haben. Was ich aber in den letzten Jahren - zu einem guten Teil durch das Selbstreflexionstraining der Trilogos-PsyQ-Methode - gelernt habe, ist die Lei- tung von Gruppen bei der Vermittlung von Lehrinhalten (wie etwa bei meinem derzei- tigen Lehrauftrag an der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich im Lehrgang Ethik). Vorträge oder Workshops an universitären und außeruniversitären Bildungs- einrichtungen oder Trilogos-PsyQ-Trainings als Übungsleiter durchzuführen ist mir eine Freude und es macht mir großen Spaß solche Events vorzubereiten, zu organi- sieren und abzuhalten. Hier kann ich definitiv sagen, dass das Bild des Onkels als Symbol für die Leitung einer Gruppe kein Wunschtraum mehr ist, sondern Realität wurde. Ich hätte mir vor zehn Jahren nie träumen lassen, dass es ein wesentlicher Teil meiner Berufung und auch meines Berufes ist, eine lehrende Tätigkeit auszu- üben. Aber ich muss sagen, dass diese Seite von mir, durch die immer wieder vor- genommene Selbstreflexion des Trilogos-PsyQ-Trainings und die daraus erarbeite- ten Umsetzungs- und Veränderungsschritte in meinem Alltag, mehr und mehr zum Vorschein kam und von mir letztlich auch gelebt werden wollte.

Was war die Essenz der Selbstreflexion mit Susans Onkel? Ich konnte dadurch er- kennen, wo ich in meiner Kompetenz stehe, Gruppen zu leiten, wann ich es definitiv schon kann und wann eben noch nicht. Das lässt mich wiederum Bescheidenheit üben und mich einsehen, wo es noch der Arbeit an mir selbst bedarf, sofern ich diese Fähigkeiten auch entwickeln möchte. Durch diese im Trilogos-PsyQ-Training einge- baute Form der Selbstreflexion erhält das Medium die Möglichkeit seine spirituelle Kompetenz mit seiner ethischen in Einklang zu bringen. Es kann erkennen, wo es bewusst Verantwortung übernimmt, wo es sich vielleicht überschätzt und wo sich neue Arbeitsfelder an sich selbst auftun. Genauso kann es aber auch - wenn es sich über einen gewissen Zeitraum selbst beobachtet - sehen, wohin es sich entwickelt hat und wie es sich in dieser Entwicklung veränderte. Meinem jetzigen Wissen ent- sprechend ist diese Form der gleichzeitigen Entwicklung spiritueller und moralischer Kompetenz mit dem Trilogos-PsyQ-Training einzigartig. Es wird dabei die Auseinandersetzung mit dem Vertrauen in etwas Höheres (sei es wie gesagt Gott, Allah, das höchste Bewusstsein) verstärkt - die Auseinandersetzung mit der eigenen Spiritualität steht hier im Vordergrund. Und die Stärkung des Vertrauens in sich selbst und die innere Stimme geht einher mit der Schulung der intuitiven Wahrneh- mung (gibt es jemanden in der Gruppe, der mir auf meine Wahrnehmungen Feed- back geben kann; hatte jemand einen solchen Onkel? Oder vielleicht erspüre ich so- gar intuitiv, wen der Verstorbene aus anderer Welt in der Gruppe grüssen lassen möchte? Auch die konkrete Zuordnung in der Gruppe unterstützt mich in der Super- vision meiner eigenen Wahrnehmung. Und nicht zuletzt bergen diese Wahrnehmungen eine der fruchtbarsten Ressourcen zur Entwicklung der persönlichen Anlagen und Kompetenz. Sie ermöglichen die Auseinandersetzung mit Selbstein- und überschätzung, mit Verantwortungsbewusstsein und deren Grenzen, mit Wunschträumen und Realität und vielem mehr. Ein wesentlicher Pluspunkt dabei ist, dass nach einer gewissen Phase des aktiven Trilogos-PsyQ-Trainings der Trainierende diese Supervision der eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen selbst übernehmen kann. Er braucht dazu keinen Lehrer, Trainingsleiter oder anderen Supervisor mehr, sondern er kann diese Instanz in sich selbst integrieren. Sein eigener Supervisor durch die Entfaltung seiner medialen Anlagen zu werden - das klingt außergewöhnlich, und doch ist es letztlich so einfach. Vorausgesetzt man lässt sich darauf ein.

Zusammenfassend möchte ich für dieses Buch „Systeme in Balance“ folgendes über die Trilogos-PsyQ-Methode festhalten: Durch sie werden erstmals transpersonale und parapsychologische Ebenen mit der psychologischen vernetzt. D.h. ob es nun tatsächlich ein Leben nach dem Tod, ein ewiges Leben gibt, ob es so etwas wie Te- lepathie, ASW oder Psychometrie gibt, muss jeder - aufgrund der Erfahrungen, die er durch die Trilogos-PsyQ-Methode in Bezug zu diesen Ebenen macht - für sich selbst entscheiden. „Die eigenen Wahrheiten erkennen“10 ist dabei das Ziel.

Beim Beispiel mit der Riesenschlange genauso wie beim Beispiel mit Susans Onkel ist durch meine Wahrnehmung etwas beim anderen sowie auch bei mir ausgelöst worden. Etwas ist in Resonanz gekommen. Das will nicht heißen, dass irgendjemand am TRILOGOS Institut behauptet, dass ein Leben nach dem Tod damit beweisbar wäre - vielmehr geht es um die selbstverantwortliche Auseinandersetzung mit die- sem Thema und dem Perspektivenwechsel, der dadurch gefördert wird. Und das ist heute entscheidend: ein selbstverantwortlicher Umgang mit esoterischen Themen kann erstens helfen, sich aus individuellen wie kollektiven Abhängigkeiten zu befrei- en und zweitens kann ich dadurch lernen, immer mehr zu mir und meinen Wahrneh- mungen und Einstellungen zu stehen. Authentizität, (Selbst-)Wertschätzung und Ehr- lichkeit werden dadurch gefördert. „Verantwortungsvoller Mit-Schöpfer werden“11 und „Selbstvertrauen gewinnen“12 stehen im Vordergrund.

Die Rückbindung zwischen Ich/Selbst und Höherem Selbst (die ja im Zentrum dieses Buches steht und von Karin Bliemel als „Systeme in Balance“ bezeichnet wird) ge- schieht bei der Trilogos-PsyQ-Methode über die Schulung der medialen Wahrneh- mung: je mehr ich meinen inneren Eindrücken treu bleibe, diese immer auch wieder in Bezug zu meiner Gesundheit, Beziehungen oder meinem Beruf bringe und ent- sprechend in meinem Alltag handle (siehe meine Eindrücke bei den beiden Bilderrei- sen und die Resonanz, die sie bewirkten), umso mehr Vertrauen bekomme ich in meine innere Wahrnehmung und Stimme. Umso leichter wird es für mich die Signale meines Höheren Selbst zu empfangen, um dadurch mein Selbst zu ergründen. Diese intuitiv wahrgenommenen Impulse dienen zur Selbstreflexion, um sich selbst und sein eigenes Potenzial mehr und mehr kennenzulernen und in Einklang mit seinem persönlichen Wesen und dadurch mit seiner Welt zu kommen - ebenso stärken die- se mein Selbstwertgefühl und stabilisieren meine Selbstsicherheit - in radikaler Selbstverantwortung. „Sich selbst erziehen“13 und „Die eigene PsyQ-Kraft entdecken und entwickeln“14 wird möglich.

5 PsyQ - Ganzheitliche Wahrnehmung/Intuitive Intelligenz und die Bedeutung für „world in balance“

Dank an Michael Weiss für den vorangegangenen Beitrag, der anschaulich die Methodik der trilogischen PsyQ-Schulung-Lehre verdeutlicht.

Dieses individuelle Erlebnis einer geführten Reise bringt der Person Bilder aus ver- schiedensten Ebenen seines Seins. Verstreute Teile, die zu uns gehören, die bedeu- tungsvoll für uns sind, werden über Glauben, Fühlen und Denken verdeutlicht. Sie kommen aus schwer zugänglichen Bereichen des Bewusstseins, Über- /Unterbewusstsein usw. Die Arbeit mit diesen „Teilen“ erscheint mir deshalb so bedeu- tungsvoll für die jeweilige Person (Gruppenmitglieder), weil mit jedem Bild, das ich für mich (oder andere) träume, immer ein Stück aus der Tiefe und dem Dunkel ins Bewusstsein und ans Licht geholt wird. Die Anbindung an das „Höhere Selbst“ ermöglicht m.E. diesen einzigartigen und ganzheitlichen Zugriff auf unsere verdeckten Bewusstseinsanteile. Damit geschieht ganzheitliche Bewusstwerdung und Integration des Schattens.

Zusammenfassend möchte ich die Relevanz der Fähigkeit, ganzheitlicher wahrneh- men zu können, in den Fokus stellen. Den Interkulturellen Dialog in diese vorab be- schriebenen Zusammenhänge zu setzen, scheint auf den ersten Blick abenteuerlich, jedoch bei genauerem Hinsehen, so glaube ich, wird sehr deutlich, dass gelingende Beziehungen letztlich im individuellen Sein gründen. Dieses „Sein“ versuchte ich in den verschiedensten Ebenen zu beleuchten. Unterschiedlichste Facetten dieses kom- plexen Themas wurden angerissen. In uns bzw. unserem geschichtlichen Geworden- sein wurzelt ein Dilemma, was sich von Generation zu Generation fortpflanzt - die ein- geschränkte Wahrnehmung. Es konnte gezeigt werden, dass Beziehungsprobleme immer auch Wahrnehmungsprobleme sind. Dieser kleine Ausflug in die Fachlichkeiten den menschlichen Geist und die Materie (Grundlage der Zellebene) betreffend, berührt auf jeder Ebene die Frage nach der Balance. Balance als Grundprinzip des menschli- chen Seins? Ich halte ethische Handlungsmaximen nur für durchsetzbar, wenn wir in die Lage versetzt werden, - Mate meo - aus eigener Kraft selbstverantwortlich zu wirken. Dies kann nur aus dem Bewusstsein einer integralen Persönlichkeit heraus geschehen. Ich folge meinem Glauben (im Sinne jeder Hypothese, die auf Glaubens- annahmen beruht), dass das menschliche Sein sowohl von existentieller Einsamkeit als auch von unendlicher Verbundenheit gekennzeichnet ist. Die Individualität des Menschen ist einmalig und letztlich nicht vergleichbar. In der Vielfalt beherbergt jedoch jeder das Eine. Wenn unser Bewusstsein in Balance gelangen kann, können wir Respekt für uns und damit für unser „Gewordensein“ empfinden und dies ist eine entscheidende Voraussetzung, um achtsam in Beziehung zu gehen, zu uns, zu Familienangehörigen, im Beruf und Freundeskreis. Selbstredend, dass auch hier die Basis für den Interkulturellen Dialog zu finden ist.

Die Trilogos-PsyQ-Methode versetzt uns in die Lage, Vertrauen in die ureigenste Wahrheit zu entwickeln. Keine abgehobene Spiritualitätsschule, keine Bewertung un- seres Alltagsverhaltens auf Grund von Abwehrmechanismen und Ängsten, sondern ein stetiger Prozess hin zur Nullpunktenergie (Schwelle) mit allen Möglichkeiten. Wenn ein Mensch aus und mit diesem kreativen Potential glaubt, fühlt und denkt (PsyQ) kann er mit offenem Herzen und wachem Geist in jedwede Beziehung gehen. Das ist die Einheit, die in der Trilogos-Schulung erfahren werden kann. Ohne abzuheben ver- setzt sie uns mittig in die Lage unser konkretes Tun selbst-verantwortlich zu gestalten. PsyQ - dieses schöpferische Potential ruht m.E. an der Schnittstelle von Geist und Materie im Hier und Jetzt. Hier finden sich Urvertrauen und Urwissen. Hohe soziale Handlungskompetenz ist die logische Folge. Dieser Raum des „Sowohl-als-auch“ wird in der Trilogos-PsyQ-Schulung über das Zulassen der inneren Weisheit (Intuitions- schulung) erfahrbar gemacht. Tolerantes Handeln gründet folgerichtig auf dem Glau- ben, Fühlen und Denken von Verbundenheit und Selbstverantwortung.

Weil das, was ich von und in der Welt glaube (SQ), m.E. Fühlen (EQ) und Denken (IQ) am stärksten beeinflusst (bei aller Wechselwirkung) - ist eine Intervention, die das „höhere Selbst“ (SQ) in unser Bewusstsein einlädt, eine hoch effektive Methode für Veränderungsarbeit. Selbstverantwortung und Ausgewogenheit in unserem biopsycho-sozialen Systemgefüge dient als Grundlage für den Interkulturellen Dialog. Weit hergeholt oder eine existentielle Voraussetzung für das Gelingen von Beziehung, ob zu uns selbst, zu nahe stehenden Menschen, zu anderen in der eigenen Kultur oder zu Mitgliedern einer fremden Kultur?

Bewusstsein so zu entwickeln, dass wir in die Lage versetzt werden, größeres Ver- ständnis für die Verschiedenheit von Menschen zu entwickeln und damit die Ausge- wogenheit, die in der Vielfalt gründet, zu würdigen und zu respektieren, ist ein Ziel, das uns dem Frieden näher bringt. Wenn wir die Möglichkeiten des individuellen kreativen Potentials nutzen (IQ+EQ+SQ=PsyQ), dann können wir den individuellen Lebenssinn spüren und handelnd Mit-Schöpfer sein. Die Balance zwischen dem höheren Selbst und dem Ego erachte ich als Grundvoraussetzung für gelingende Beziehungen jedwe- der Art. Die damit immer einhergehende Schattenintegration ermöglicht eine auf Ach- tung, Verstehen und Respekt beruhende Kommunikation. Der erfolgreiche Interkultu- relle Dialog ist abhängig von dieser Art der Kommunikation. Das ist so bedeutend, weil die Fähigkeit zum interkulturellen Austausch auf der Grundlage von Eben- bürtigkeit beruht. Und dies genau setzt die Fähigkeit voraus, mir meiner Ebenbürtig- keit sicher zu sein und die meiner Beziehungspartner zu erkennen. Entsprechende Gefühle ziehen dann friedvolle Handlungsalternativen nach sich.

Die Entwicklung dieser Ebenbürtigkeit geschieht, indem das menschliche Bewusstsein genau an die Schwelle „Optimaler Balance“ (Kreativitätspotenzial) geführt wird. Linda Roethlisbergers Zugang besticht wegen der expliziten Stärkung von SQ, d.h. die Tri- logos-PsyQ-Schulung führt zum Kern des Seins. Hier wohnt die Ebenbürtigkeit. Die Wurzeln meiner und deiner Kultur zeigen sich dann sowohl in ihren ähnlichen als auch fremden Aspekten. Aus verschiedenen Kulturen werden komplementäre Kulturen. Ebenso wie Michael Weiss sehe ich die Alltagsrelevanz dieser Methode in religi- ons- und völkerübergreifenden Versöhnungschancen. Menschen aus verschiede- nen Kulturen und mit unterschiedlichem spirituellen Hintergrund können gemeinsam am Trilogos-PsyQ-Training teilnehmen. Dabei kann interreligiöser Austausch auf einer zutiefst menschlichen Ebene praktiziert werden. Praktische Philosophie und spirituelle Psychologie in Bezug zum individuellen Alltag werden erlebbar. Intuitive Intelligenz kann sich zunehmend einstellen, denn IQ+EQ+SQ werden in ihrer Vernetztheit in Ba- lance gebracht.

Ich glaube und hoffe, dass mein Streifzug durch die Literatur - dem „roten Faden von Versöhnungsarbeit“ folgend - zeigen konnte, dass ein Bewusstsein in Balance als Kö- nigsweg zu Integration und friedlichem Miteinander anzusehen ist. Möge die Potenz und Praxis der trilogischen PsyQ-Schulung in diesem Sinne noch weitere Kreise zie- hen, denn in der einen Zivilisation ist eine Erweiterung unserer Wirklichkeitskonstruk- tionen dringend erforderlich. „…kommen wir vielleicht zu der Einsicht, dass wir als die Individuen, die wir geworden sind, nur werden weiter bestehen können, wenn wir uns auf einer weltweiten Scala miteinander und mit der Umwelt verbinden“ (Briggs, Peat 1989, S. 251).

English Summary

The quoted, multidisciplinary examples are distinguished by a particular exposure to “contrasting matters.” There is a certain “threshold” which, if maintained, grants an advantage to the organism, regardless whether on a level of physical systems (organ, cell, atom, photon…) or pertaining to our consciousness. The selection of literature, dominated by the focus “systems in balance,” reveals that the “balance” of our con- sciousness is decisive for a constructive, “cross-cultural dialogue.” A re-orientation seems appropriate, as the multitude of individual, human experiences with all their complexity and interlacement cannot be grasped by the instruments available to to- day’s science. The development of human consciousness requires the application of theoretical consciousness’ training which does justice to the individuality of the per- son and their ubiquitous connections, reaching across religion and people. Through- out human history paradigm shifts are necessary stages of development. Karin Blie- mel states that all approaches of thought and belief (or sentiment) characterized by the maxim “logos to holos” head into such change. In this process, the development of the integral consciousness - PsyQ - (drawing from the zero-point of contrast) can become a key element.

To live collaboration in the diverse context of everyday life and relations is the foun- dation for the peaceful and respectful co-existence of men and people (“here and now“-principle.) The extended human ability to act (“PsyK”) is the goal and aftereffect of the perceptional “Trilogos-PsyQ-training”. This, through symbolic communication, empowers us to make the essential connection to the highest spiritual authority (or to our nature) within us.

Danksagung

Für meine Mutter - die klug ihren Rhythmus lebt.

Ganz herzlichen Dank an Linda Roethlisberger und Michael Weiss für die umfassende Begleitung bei diesem Projekt, an meinen Mann Frank für seine wohlwollende Ermutigung, sowie an meine Kinder Ina und Christian für ihre tätige Hilfe.

Literatur

Banis , R.: Durch Energieheilung zu neuem Leben. Petersberg 2002 Banis, U.: Praxis der psychosomatischen Energetik. Hochheim 2002 Baron, V.: Metamedizin. Freiburg 1991

Baukhage, M, Vasek, T.: Ich wünsch mir was vom Universum. P.M. Welt des Wissens. 12/2007

Bauer, J.: Das Gedächtnis des Körpers. Wie Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern. Frankfurt am Main 2002

Benson, H.: Heilung durch Glauben. Die Beweise. München 1997

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Bliemel, K. : Neurosignaturen. 2006. In: Roethlisberger, Linda: Die Trilogos-PsyQ- Methode. Mit vernetzten Symbolen zur Selbsterkenntnis. Frankfurt a. M. 2006b. S. 179 - 190

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Quellen der Abbildungszitate:

Abb. 1: Childre, D.: Die Herzintelligenz entdecken. VAK Verlags GmbH Kirchzarten bei Freiburg 1999, S. 63.

Abb. 2: Bischof, M.: Biophotonen. Das Licht in unseren Zellen. Zweitausendeins Frankfurt am Main 1996, S. 206.

Abb. 3 Bischof, M.: Biophotonen. Das Licht in unseren Zellen. Zweitausendeins Frankfurt am Main 1996, S. 289.

Abb. 4: Childre, D.: Die Herzintelligenz entdecken. VAK Verlags GmbH Kirchzarten bei Freiburg 1999, S. 62.

Abb. 5: Brennan, B.: Licht-Arbeit. Goldmann Verlag 1990, S. 307.

Zum Autor

Dr. phil. Karin Bliemel ist 1947 in Berlin geboren. Sie studierte Biologie, Pädagogik und Integrationspsychologie. Zuletzt in der DDR in einer Rehaklinik als wissenschaftli- che Mitarbeiterin tätig. Im Januar 1987 Ausreise der Familie in die Bundesrepublik Deutschland. 1993 Promotion zur Doktorin der Philosophie mit einem ökopsychologi- schen Zugang. Danach trat sie eine Stellung als Familientherapeutin in der therapeuti- schen Jugendhilfe an. Seit 16 Jahren auch in freier Praxis als Therapeutin (Approbati- on) wirkend. Ausbildungsschwerpunkte: Familien- und Psychotherapie sowie Neuro- linguistisches Programmieren (NLP).

[...]


1 „Sowohl als auch“ ist ein wichtiger Leitsatz von Linda Roethlisbergers Trilogos-PsyQ-Lehre, die wir im Kapitel 4.2. näher untersuchen werden (auch wenn Roethlisberger diesen Leitsatz in einem erweiterten Sinn zur Anwendung kommen lässt, der über den Ansatz der Gestalttherapie hinausreicht, wie wir noch sehen werden).

2 Der individuelle Glaube wird hier verstanden als Vertrauen auf einen umfassenden Sinnzusammenhang. Glaube ist somit hier nicht beschränkt auf einen kirchlichen Kontext.

3 Mediales Mentaltraining heißt hier: auf dem Weg vom ‚Emotional- zum Mental-Medium und/oder vom Mental-Medium zum Emotional-Medium’.

4 Linda Roethlisberger ist Gründerin und Leiterin von TRILOGOS Institut für Persönlichkeits- und Bewusstseinsentwicklung und Autorin mehrerer Bücher im Bereich spiritueller und transpersonaler Psychologie und praxisorientierter Philosophie.

5 Auf www.trilogos.ch findet sich in der Rubrik „Elementi“ in der Frühlingsausgabe 08 eine Präsentation mit Fotos und Text zu diesem Workshop.

6 (Zu diesen Gemeinsamkeiten gehören vor allem folgende Grundsätze: Jeder Mensch soll menschlich behandelt werden Tue anderen nicht was du willst, dass sie dir tun Hab Achtung vor dem Leben Handle gerecht und fair Rede und handle wahrhaftig Achtet und liebet einander für weitere und detaillierte Informationen siehe bitte www.weltethos.de)

7 (vgl. Roethlisberger, 2006a. S. 29 und www.trilogos.ch)

8 „Sinn geben würde auf Moralisieren hinauslaufen. Und die Moral im alten Sinn wird bald ausgespielt haben. Über kurz oder lang werden wir nämlich nicht mehr moralisieren, sondern die Moral ontologisieren - gut und böse werden nicht definiert werden im Sinne von etwas, das wir tun sollen beziehungsweise nicht tun dürfen, sondern gut wird uns dünken, was die Erfüllung des einem Seienden aufgetragenen und abverlangten Sinnes fördert, und für böse werden wir halten, was solche Sinnerfüllung hemmt. Sinn kann nicht gegeben, sondern muss gefunden werden.“ (Frankl 1985, S. 155)

9 „we have drawn a simple graph showing the 3 major stages (or levels of development) and 5 of the most important intelligences (or lines of development). Through the major stages or levels of development, the various lines unfold. The 3 levels or stages can apply to any developmental line - sexual, cognitive, spiritual, emotional, moral, and so on. The level of a par tic u lar line simply means the ‘altitude’ of that line in terms of its growth and consciousness. This is why people often say, ‘That person is highly developed morally,’ or ‘That person is really advanced spiritually’.” (Wilber, 2007, S. 41)

10 „Die eigenen Wahrheiten erkennen. Es gibt so viele Interpretationen der Wahrheit wie es Men- schen gibt. Mit der trilogischen PsyQ®Schulung werden die ureigensten Wahrheiten erkannt. Die ei- genen Wahrheiten (Gedanken und ihr Ursprung - Glaubenssätze, Überzeugungen, Traumata, Projek- tionen etc.), die aktuelle Lebenssituation, aber auch die Chancen werden bewusst und die Erkenntnis- se können im Alltag genutzt werden.“ (siehe www.trilogos.ch)

11 „Verantwortungsvoller Mit-Schöpfer werden. Das Ich, das mit seinen Ego-Kräften im praktischen Alltag immer wieder an Grenzen stößt, sucht nach Erklärungen. Mit der trilogischen PsyQ®Schulung können die Ursachen dieser Grenzen erkannt und Situationen verändert werden. Das Mit- Schöpferpotenzial, das eigene Wirken, erinnert sich durch Training immer leichter an die Verbindung mit dem Selbst (individuelle Wesensanlagen) und somit seiner Verbundenheit mit dem Höheren Selbst, dem Ur-Selbst und seinem Schöpfer. Innere Sicherheit und Strukturen bilden sich, Äußere bekommen einen neuen Stellenwert.“ (siehe www.trilogos.ch)

12 „Selbstvertrauen gewinnen. Die trilogische Methode zur PsyQ®Schulung dient der Entdeckung und Entwicklung der persönlichen, medialen Anlagen. Die Verbindung zum persönlichen Wesenskern - ‚der sinnliche Draht zur geistigen Welt’ - wird gestärkt. Das daraus gewonnene Vertrauen in die urei- gensten Fähigkeiten führt zu eigenverantwortlichen Entscheiden im Alltag und zum verantwortungs- vollen Umgang mit sich und den andern. ‚Intuition - Imagination oder Inspiration’ werden zu wichtigen Hilfsmitteln für die eigene Entwicklung innerhalb der Gesellschaft.“ (siehe www.trilogos.ch)

13 „Sich selbst erziehen. Ziel der trilogischen PsyQ®Schulung ist die unabhängige Selbsterziehung auf dem Individuationsweg. Dank Intuitionstraining und Überprüfung der eigenen Wahrnehmungen und Verknüpfungen wird jeder sein eigener Supervisor. So wird das eigene menschliche Potential bewusst gelebt und das Leben wird überzeugt und in voller Eigenverantwortung selber in die Hand genommen. Immer ist der Individuationsweg im und für das Kollektiv das Ziel.“ (siehe www.trilogos.ch)

14 „Die eigene PsyQ®Kraft entdecken und entwickeln. Mit der trilogischen Methode wird die PsyQ®Kraft entdeckt, entfaltet und geschult. Die Kraft der Gedanken, der Gefühle und des Glau- bens/Vertrauens wirken unabhängig immer besser als PsyQ®Kraft zusammen. Diese Kraft wird für die Entwicklung der inneren Reife genutzt. Dieses vermehrte Verbinden von Glauben, Denken, Fühlen und Handeln schafft innere Freiheit und Heimat. Die radikale Eigenverantwortlichkeit steigt, was zunehmend innern und äußeren Frieden bringt.“ (siehe www.trilogos.ch)

Ende der Leseprobe aus 94 Seiten

Details

Titel
Systeme in Balance. Wege zur Integration durch PsyQ
Autor
Jahr
2012
Seiten
94
Katalognummer
V201232
ISBN (eBook)
9783656272144
ISBN (Buch)
9783656272434
Dateigröße
5546 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
PsyQ, Psychologie, transpersonale, Psychotherapie, Trilogos, Trilogos-PsyQ-Methode
Arbeit zitieren
Karin Bliemel (Autor:in), 2012, Systeme in Balance. Wege zur Integration durch PsyQ, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201232

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