Der deutsch-französische Krieg von 1870/71 stellt in der deutschen Historie ein einschneidendes Ereignis dar, das sowohl auf kurze wie auch auf lange Sicht weitreichende Folgen, für Deutschland und Europa, hatte. Denn durch den Krieg wurden die kontinentalen Verhältnisse neu geordnet. Der britische Staatsmann Benjamin Disraeli äußerte sich zu diesem Umstand, indem er am 9. Februar 1871 im Unterhaus erklärte:
„Dieser Krieg bedeutet die deutsche Revolution, ein größeres politisches Ereignis als die französische Revolution des vergangenen Jahrhunderts. Das Gleichgewicht der Macht ist völlig zerstört.“
Zu den neu eingetretenen Verhältnissen zählten vor allem, neben der Ablösung Frankreichs als führende Nation, die Gründung des Deutschen Reiches, das Ende des Kaisertums in Frankreich und die Ausrufung der dritten Republik. Es entstand aber auch ein tiefer Bruch zwischen Deutschland und Frankreich, der erst in den vergangenen Jahrzehnten aus den Erinnerungen der beiden Völker zunehmend verblasste. Geprägt wurde diese nationale Rivalität oftmals durch die Gebietszugehörigkeit Elsass-Lothringens, das nach dem Krieg an Deutschland überging und für lange Zeit ein Konfliktauslöser in Europa bleiben sollte. Die neu gewonnene Führungsrolle in Europa und das damit verbundene Machtgefühl Deutschlands, welches aus dem Sieg über Frankreich resultierte, hat auch einen wesentlichen Beitrag für den Auslöser der beiden folgenden Weltkriege beigetragen. Die Fehleinschätzung der eigenen Stärke veranlasste Deutschland, sowohl im 1. Weltkrieg als auch im 2. Weltkrieg einen Krieg gegen alle europäischen Großmächte zu führen. Die Ausbrüche der beiden Weltkriege und die Folgen wurden somit immer auch durch die Folgen des deutsch-französischen Krieges geprägt. Die durch den Sieg über Frankreich errungene Macht und Stärke des deutschen Kaiserreiches wurde in den folgenden Jahrzehnten stets überschätzt und kann im Nachhinein auch als Größenwahn Deutschlands bezeichnet werden. Obwohl die Folgen des deutsch-französischen Krieges weitreichender waren als die vieler anderer Kriege des 19. und 20. Jahrhunderts, ist die Erinnerung an diesen Krieg in den Hintergrund gerückt. Die beiden Weltkriege und die Auseinandersetzungen des Kalten Krieges ließen die Erinnerungen an den deutsch-französischen Krieg gänzlich verblassen. Im Vorfeld des 1. Weltkrieges nahm der und machtpolitischen Interesse Frankreichs und anderer Länder.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Die Ursachen des deutsch-französischen Krieges
- Analyse der Ursachen aus französischer Sicht
- Analyse der Ursachen aus deutscher Sicht
- Die Thronkandidatur der Hohenzollern-Sigmaringen in Spanien und die Julikrise von 1870
- Kriegsschuldfrage und die absehbaren Vorzeichen eines neuen Krieges
- Betrachtung des Kriegsverlaufes unter besonderer Berücksichtigung von modernen Kriegserscheinungen
- Der Kampf gegen das Kaiserreich (4. August 1870-4.September 1870)
- Der Kampf gegen die Republik bis zur Kapitulation am 28. Januar 1871
- Die Auswirkungen des Krieges auf die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft
- Propagandistische Medieneinsätze im beginnenden Zeitalter des modernen Krieges (1870/71)
- Die Folgen des Deutsch-Französischen Krieges
- Die Ursachen des deutsch-französischen Krieges
- Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 und analysiert dessen Ursachen, Verlauf und Folgen. Ziel ist es, den Krieg in seiner Gesamtheit darzustellen und dabei insbesondere die Frage zu beleuchten, inwieweit er als ein moderner Krieg bezeichnet werden kann.
- Die Ursachen des Krieges aus französischer und deutscher Perspektive, insbesondere die Rolle der Hohenzollern-Sigmaringen-Kandidatur und die „Emser Depesche“
- Die Kriegsführung im Kontext der technischen und taktischen Neuerungen des 19. Jahrhunderts, wie z.B. die Einführung des Zündnadelgewehrs und der Eisenbahn
- Die Auswirkungen des Krieges auf die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft, einschließlich der Rolle der Propaganda und der Mobilisierung der Zivilbevölkerung
- Die Folgen des Krieges für Deutschland und Europa, insbesondere die Reichsgründung und die Annexion Elsass-Lothringens
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 als ein einschneidendes Ereignis in der deutschen Geschichte dar, das weitreichende Folgen für Deutschland und Europa hatte.
Der Hauptteil untersucht zunächst die Ursachen des Krieges. Die Analyse aus französischer Sicht zeigt, dass Frankreichs Außenpolitik von der Angst geprägt war, seine Führungsrolle auf dem Kontinent zu verlieren. Die Analyse aus deutscher Sicht hingegen betont Bismarcks Bemühungen, die preußische Hegemonie in einem deutschen Nationalstaat zu verwirklichen.
Die Thronkandidatur der Hohenzollern-Sigmaringen in Spanien und die „Emser Depesche“ werden als der unmittelbare Auslöser des Krieges dargestellt. Die Kriegsschuldfrage wird jedoch als nicht eindeutig klärbar betrachtet, da beide Seiten den Krieg als unausweichlich erachteten.
Der Kriegsverlauf wird in zwei Abschnitte gegliedert: Der Kampf gegen das Kaiserreich und der Kampf gegen die Republik. Der erste Abschnitt zeichnet sich durch die hohe Eigenständigkeit der deutschen Truppen und die Einführung neuer Waffentechnik aus. Der zweite Abschnitt hingegen wird als ein sinnloser Volkskrieg dargestellt, der zu einem Guerillakrieg entgleitet und zu drastischen Strafaktionen gegen Zivilisten führt.
Die Auswirkungen des Krieges auf die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft werden beleuchtet. Der Krieg führte zu einer Teuerung, Arbeitskräftemangel und einer Umstellung der Wirtschaft auf Kriegswirtschaft.
Die Folgen des Krieges umfassen die Reichsgründung und die Annexion Elsass-Lothringens. Die Annexion wird als ein wesentlicher Faktor für die Entwicklung des Ersten Weltkrieges und ein schwer zu überwindendes Hindernis im deutsch-französischen Verhältnis betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Deutsch-Französischen Krieg, die Reichsgründung, die Annexion Elsass-Lothringens, die Industrialisierung, die Kriegsführung, die Propaganda, die Mobilisierung der Bevölkerung und die Folgen des Krieges für Deutschland und Europa.
- Quote paper
- Dieter Schwarzkopf (Author), 2011, Der Deutsch Französische Krieg 1870/71, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201494
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