Leseprobe
Inhalt der Hausarbeit
1. Vorwort
2. Die deutsch – deutschen Beziehungen
2.1 Der Besuch Honeckers in Bonn
2.2 Beratungen zwischen SED und SPD
3. Die Haltung der SED zum Reformkurs Gorbatschows
4. Unterdrückung und Widerstand
5. Politische Opposition organisiert sich
6. Anfänge des Zusammenbruchs der SED-Herrschaft
7. Die friedliche Revolution
8. Das Ende der „Ära Honecker“
9. Die Massendemonstration auf dem Alexanderplatz
10. Der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989
11. Gründe für die Implosion des Regimes
12. Literaturverzeichnis
1. Vorwort
In meiner Hausarbeit zum Thema Die letzten Jahre der DDR – 1985 - 1990 möchte ich im Besonderen auf die letzten 2 Jahre der Deutschen Demokratischen Republik, von 1987 - 1989 eingehen. Beginnend beim Besuch des vorletzten Generalsekretärs der SED, Erich Honecker, in der BRD, werde ich versuchen die Ereignisse in der DDR bis zum Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989, nachzuzeichnen.
Als wichtigen Aspekt für die Entwicklung der DDR, werde ich auf die deutsch-deutschen Beziehungen in dieser Zeit, und im Besonderen auf den Besuch Honeckers in Bonn, eingehen.
Ebenso werde ich die Reaktion und Haltung der SED–Führung auf den Reformkurs des damaligen sowjetischen KPdSU-Generalsekretärs Michail Gorbatschows zu beleuchten versuchen. Die politische und ideologische Abspaltung von der sowjetischen Linie stellt einen besonders bedeutungsvollen Faktor in der Entwicklung der DDR dar.
Im weiteren Verlauf möchte ich auf die als Antwort auf die ständige Unterdrückung sich immer stärker entwickelnde Opposition und den Widerstand in der DDR, der sich in Massendemonstrationen äußerte, eingehen. Hierbei werde ich, vor allem auf die größte Protestaktion in der Geschichte der DDR am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin, die Reaktionen darauf und deren Auswirkungen bis zum Fall des „Antifaschistischen Schutzwalls“ am 9. November 1989 eingehen.
Als letzten Teil dieser Arbeit, möchte ich näher beschreiben, wie ein durch Soldaten, das Wachregiment Dziersynski und nicht zuletzt durch das Terrorsystem der Staatssicherheit so stark gesichertes System implodieren konnte.
2. Die Deutsch - deutschen Beziehungen
„Eine völkerrechtliche Anerkennung der DDR durch die Bundesregierung kann nicht in Betracht kommen. Auch wenn zwei Staaten in Deutschland existieren, sind sie doch füreinander nicht Ausland; ihre Beziehungen zueinander können nur von besonderer Art sein“. In diesem Auszug aus der Regierungserklärung von Willy Brandt vom 28. Oktober 1969 kommt zum Ausdruck, dass sich diese und nachfolgende Bundesregierung ihrer Verantwortung, die Einheit der deutschen Nation zu erhalten, wohl bewusst waren. Diese Aussage hatte, trotz der höchst unterschiedlichen und gegensätzlichen Staats- und Gesellschaftsformen der beiden deutschen Staaten und die daraus resultierende Abgrenzung voneinander, bis zum Ende der DDR ihre Gültigkeit behalten (vgl. Weidenfeld / Korte , 453).
Die vielfältigen innerdeutsche Beziehungen, sei es durch Städtepartnerschaften, Sportveranstaltungen, Kulturbeziehungen und nicht zuletzt den Interzonenhandel, haben eine Grundlage für die spätere Wiedervereinigung des deutschen Volkes geschaffen.
2.1 Der Besuch Honeckers in Bonn
In den letzen Jahren der DDR veränderten sich die deutsch-deutschen Beziehungen, durch das Zusammentreffen von den Bundeskanzlern der BRD (Schmidt und Kohl) und DDR-Staatschef Erich Honecker positiv (vgl. Judt 1997 , 506). Ihr Höhepunkt war der Besuch Honeckers in Bonn. Nachdem der Besuch des damaligen Generalsekretärs der SED, Erich Honecker, mehrfach verschoben wurde, fand er vom 7. - 11. September in der damaligen Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland statt; es war erste und einzige Besuch eines DDR-Staatsoberhauptes in Bonn überhaupt (vgl. Weidenfeld / Korte 1999, 22).
Bei dem Besuch wurden die bestehenden Widersprüche zwischen Kohl und Honecker deutlich. Der damalige Bundeskanzler der BRD, Helmut Kohl, erklärte, dass die Präambel des Grundgesetzes der BRD nicht zur Disposition stehe, weil diese seiner Überzeugung entspreche. Das Grundgesetz der BRD wolle das vereinte Europa, und fordere das gesamte deutsche Volk auf, in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit zu vollenden (vgl. Weber 2000, 342). Die bestehenden Grenzen, wolle man achten, die Teilung jedoch überwinden, erklärte Kohl. Honecker jedoch betonte „die Existenz von zwei unabhängigen souveränen deutschen Staaten mit unterschiedlicher sozialer Ordnung und Bündniszugehörigkeit“ (Weber 2000, 343).
Das Ergebnis wurde folgendermaßen definiert. Kohl und Honecker stimmten darin überein, dass sowohl die BRD als auch die DDR besondere Anstrengungen für das friedliche Zusammenleben in Europa unternehmen müsse. Neue Kriege in Europa müssten verhindert und die Friedensbewegung vorangetrieben werden. Das Verhältnis zwischen den beiden deutschen Staaten, müsse trotz prinzipieller Gegensätze ein „stabilisierender Faktor für die Ost-West-Beziehungen“ und Europa bleiben (Weber 2000, 343).
Die SED-Führung versprach sich von dem Treffen Honeckers mit Kohl mehr Stabilität innerhalb der DDR. Der Ansicht einiger greiser und die Realität stark verzerrt wahrnehmenden Politbüro-Mitglieder, der Staatsbesuch im Westen belege die Stärke und Stabilität des Regime, stand der großen Enttäuschung seitens der Bevölkerung entgegen. Die hohen Erwartungen der DDR-Bürger, bezüglich besserer Reisemöglichkeiten und Handelsaustausch, wurden einmal mehr nicht erfüllt (vgl. Weber 2000, 343).
Als Fazit könnte man sagen, dass die SED-Führung in doppeltem Sinne erfolglos war. Obwohl die Begegnung der beiden deutschen Staatschefs weltweit als Erfolg für die SED gewertet wurde (vgl. Weidenfeld / Korte 1999, 63), hatte die DDR durch den Staatsbesuchs Honeckers in der BRD lediglich eine kurzfristige Stabilität erreicht und ausserdem zog sie sich wieder einmal den Unmut der enttäuschten Bevölkerung zu. Folge dieser Unzufriedenheit war ein steiler Anstieg der Reisenden aus der DDR auf eine Gesamtzahl von 5 Millionen im Jahre 1987 (vgl. Weber 2000, 343).
2.2 Beratungen zwischen SPD und SED
In dem gemeinsamen Papier „Der Streit der Ideologien und die gemeinsame Sicherheit“, das Ergebnis von Beratungen zwischen SPD und SED war, respektierte die SED, zumindest verbal, den „Sozialdemokratismus“ als Partner bei den „Bemühungen zur Friedenssicherung“ (Weber 2000, 343).
Der Sowjetunion sollte der Wille zur Zusammenarbeit mit dem Westen signalisiert werden. Die Wirkungen der Thesen lauteten wie folgt: „Die offene Diskussion über den Wettbewerb der Systeme, ihre Erfolge und Misserfolge, Vorzüge und Nachteile muss innerhalb jedes Systems möglich sein“ (Weber 2000, 344).
Kontroverse Diskussionen wurden jedoch wiederum unterbunden, Regimekritiker kompromisslos wie zuvor entweder ausgewiesen oder verhaftet. Ausgewiesen wurden vorzugsweise solche Kritiker, die einen gewissen Einflussbereich hatten oder eine bekannte Persönlichkeit waren und vermutlich nicht mehr „zur Vernunft“ zu bringen waren. Hingegen wurde der „kleine Mann“ eher verhaftet und seine „politische Diversion“ zu begradigen versucht.
Somit war die Idee einer möglichen Wiedervereinigung wieder in weite Ferne gerückt, da Honecker eine solche kategorisch ablehnte, mit der Begründung, „eine Vereinigung von Sozialismus und Kapitalismus“ sei „ebenso wenig unmöglich wie die von Feuer und Wasser“ (Weber 2000, 344).
Wegen wichtiger wirtschaftlichen Transferleistungen war die SED dennoch danach bestrebt, die deutsch-deutschen Beziehungen insgesamt nicht negativ zu belasten. Schließlich brachten Besucher aus dem Westen, der Interzonenhandel und Transitgebühren der Bundesregierung Devisen ein.
3. Die Haltung der SED zum Reformkurs Gorbatschows
Mit der Wahl Michail Gorbatschows zum Generalsekretär der KPdSU im März 1985, kamen in der Sowjetunion auch die Bestrebungen Staat und Gesellschaft zu reformieren. „Perestrojka“ (= Reformen) und „Glasnost“ (= Offenheit) waren die neuen Schlagworte und ersetzten die Breschnew-Doktrin. Diese Maßnahme ebnete den Weg zur Erneuerung Osteuropas, da die UdSSR die Eigenständigkeit aller Staaten außerhalb der UdSSR achten und „in keinem Falle militärisch eingreifen“ (BpB 1991, 41). Polen und Ungarn waren die ersten der ehemaligen Satelliten -Staaten, die politische Reformen einleiteten.
Die SED jedoch lehnte den Reformkurs strikt ab, schließlich waren Erneuerungen und Veränderungen auf Grund des „hohen Entwicklungsstandes der DDR“ (BpB 1991, 41) nicht nötig. Nachdem man noch kurz zuvor mit allen Mitteln versucht hat, dem sowjetische System nachzueifern, schließlich hieß „von der Sowjetunion lernen siegen lernen“ (Weber 2000, 248), „stütze man sich ganz plötzlich auf die von der Sowjetunion proklamierte Selbständigkeit aller Staaten, die nicht der UdSSR angehörten. Selbst vor dümmlichen Vergleichen machte man nicht halt. So verglich Chef-Ideologe und Mitglied des Politbüros Kurt Hager die „Perestrojka mit dem Tapezieren einer Wohnung“ (Weber 2000, 337) und fragte rhetorisch „ob man seine Wohnung ebenfalls neu tapezieren müsse, wenn der Nachbar dies tue“ (Neues Deutschland, Nr. 85 vom 10.4.1987, zit. nach Weber 2000, 337).
Die Abweichung von der sowjetischen Linie führte soweit, dass die vorher zur propagandistischen Zwecken eingesetzten sowjetischen Filme sowie die Monatszeitschrift „Sputnik“ am 20. November 1988 erstmalig verboten wurde (vgl. BpB 1991, 41).
4. Unterdrückung und Widerstand
Die Stabilität in der DDR verstärkte sich jedoch nicht wie erhofft. Im Gegenteil, immer mehr Menschen wollten die DDR verlassen. Dies geht aus Statistiken des Handbuchs zur deutschen Einheit 1949-1989-1999 hervor. Nach dem Inkrafttreten der deutlich liberaleren Reiseverordnung vom 30. November 1988 stellten in einem Zeitraum von nur neun Monaten (von Anfang Januar bis Ende September 1989) insgesamt 160 785 Menschen den Antrag auf die Auswanderung aus der DDR (vgl. Weidenfelder / Korte 1999, 22). Im Vergleich dazu waren es in einem Zeitraum von insgesamt 12 Jahren (von Anfang 1972 bis Ende 1988) 193 009 Antragsteller, also nur ca. 32 000 mehr Menschen (vgl. Weidenfelder / Korte 1999, 23). Allein im April 1988 wurden 112 000 Anträge auf Übersiedlung in die BRD gestellt. Unter den Bewerbern waren vor allem Facharbeiter und die sogenannte Intelligenz womit Personen mit abgeschlossener Hoch- und Fachschulausbildung gemeint waren.
Vor allem junge Menschen zeigten immer wieder Anzeichen, dass es eine Opposition in der DDR gab. Bei der Demonstration zum Gedenken des Jahrestages der Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts, kam es zu einer der größten Massenverhaftungen der vergangenen Jahre. Am Rande einer offiziellen Kundgebung hatten junge Oppositionelle versucht, Transparente mit der Losung „Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden“ mitführen. Die Stasi reagierte darauf mit Festnahmen. Einige der Protestierenden durften jedoch die DDR verlassen, während andere bleiben wollten und die Staatssicherheit mit dieser Art von Protest überraschten. Auch hierbei zeigt sich deutlich, was mir viele DDR-Bürger unabhängig voneinander immer wieder berichteten; viele Bürger, vor allem junge Oppositionelle, wollten nicht in den Westen, sondern waren fast bis zum Zusammenbruch der DDR davon überzeugt, die DDR sei zu verändern.
Als Antwort darauf, reagierte die „vergreiste DDR-Führung“ (Weber 2000, 346) mit einem massiven Ausbau der Überwachung und des Terrors, durch die Staatssicherheit. Die Kompetenzen des MfS (Ministerium für Staatssicherheit) wurden erweitert und vor allem die Anzahl der sogenannten IM (Inoffizieller Mitarbeiter) stark vergrößert. So war die Staatssicherheit praktisch allgegenwärtig, selbst bei Treffen des Kaninchenzüchter-Vereins, privaten Treffen oder bei sonstigen völlig unbedeutenden Veranstaltungen, die Spitzel der Staatssicherheit waren überall. „Inzwischen ist bekannt, dass das MfS am Ende der DDR ... 91 000 hauptamtliche und 173 000 Inoffizielle Mitarbeiter hatte...“, die von insgesamt vier Millionen DDR-Bürgern Aktenvorgänge anlegten (Weber 2000, 346).
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