Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Direkte Landesherrschaft vs. Kommunale Selbständigkeit: Die Vorgeschichte des Großen Schieds
2.1. Die kommunale Verwaltung der Stadt Köln
3. „Magna Charta der Unabhängigkeit Kölns“? Die inhaltlichen Bestimmungen des Großen Schieds
4. Widersprüchliches Phänomen oder Teil eines systematisch angelegten Konzepts der Konfliktbeilegung? Die deditio der Geschlechter
5. Schluß
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Der Kölner Große Schied von 1258 ist in mehrerer Hinsicht ein aufschlußreiches Forschungsfeld. Zum Einen erreichte die Auseinandersetzung der rheinischen Handelsmetropole um die kommunale Selbständigkeit auf der einen und die stadt- und landesherrlichen Hoheitsansprüche auf der anderen Seite mit dem Schiedsspruch einen ersten Höhepunkt. Dabei ist die Amtszeit des Kölner Erzbischofs Konrad von Hochstaden (1238-1261) besonders interessant, weil sich in diesem Zeitraum das bürgerliche Stadtregiment mit seinen verschiedenen Einrichtungen (Schöffenkolleg, Richerzeche, Rat) endgültig formierte.
Zum Anderen ist bisher noch nicht eindeutig geklärt, in welchem Verhältnis sich Schiedspruch und deditio des Großen Schieds befinden. In der Forschung ist darauf insgesamt kaum eingegangen worden. Wie zu zeigen ist, handelt es sich bei der Bürgerschaft keineswegs um eine undifferenzierte Einheit. Vielmehr haben wir es mit einem Gegensatz innerhalb der Bürgerschaft zwischen den führenden Geschlechtern und der Gemeinde zu tun. Auch deshalb wird im ersten Teil der Arbeit auf die Vorgeschichte des Großen Schieds eingegangen, dessen Betrachtung ohne Kenntnis der vorangegangenen Ereignisse nicht sinnvoll ist. Im zweiten Teil werden die inhaltlichen Bestimmungen des Großen Schieds untersucht, bevor abschließend die in der Sühneurkunde ausgehandelte deditio der Geschlechter ausführlich behandelt wird. Es wird sich die Frage stellen, ob sich zwischen der Unterwerfung der Stadt und dem Schiedsspruch ein Widerspruch ergibt, ob die unter Punkt 3 behandelte inhaltliche Analyse die unter Punkt 4 untersuchte deditio der Bürger erwarten läßt oder nicht. Gehen die Geschlechter aus dem Schiedsspruch als Unterlegene hervor und erscheint ihre Unterwerfung damit folgerichtig? Oder haben wir es bei dem Großen Schied tatsächlich mit einer „Magna Charta der Unabhängigkeit Kölns“1 zu tun? Wenn die These Stehkämpers zutreffen sollte, bleibt zu fragen, warum die Bürger eine derartige Demütigung über sich ergehen ließen.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Direkte Landesherrschaft vs. kommunale Selbständigkeit: Die Vorgeschichte des Großen Schieds
- Die kommunale Verwaltung der Stadt Köln
- „Magna Charta der Unabhängigkeit Kölns“? Die inhaltlichen Bestimmungen des Großen Schieds
- Widersprüchliches Phänomen oder Teil eines systematisch angelegten Konzepts der Konfliktbeilegung? Die deditio der Geschlechter
- Schluß
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den Kölner Großen Schied von 1258 als Beispiel mittelalterlicher Konfliktregulierung. Sie beleuchtet den langjährigen Konflikt zwischen der Kölner Erzbischofsgewalt und der städtischen Selbständigkeit, der seinen Höhepunkt im Schiedsspruch fand. Die Arbeit untersucht die Vorgeschichte des Großen Schieds, die inhaltlichen Bestimmungen des Schiedsspruchs und die deditio der Geschlechter, um die Beziehung zwischen der Stadt und dem Erzbischof sowie die innere Dynamik innerhalb der Bürgerschaft zu verstehen.
- Der Kölner Große Schied als Beispiel für mittelalterliche Konfliktregulierung
- Die Entwicklung der kommunalen Selbständigkeit der Stadt Köln
- Der Konflikt zwischen der bischöflichen Landesherrschaft und der städtischen Freiheit
- Die Rolle der Geschlechter innerhalb der Bürgerschaft
- Die Bedeutung des Schiedsspruchs für die Stadt Köln
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Vorgeschichte des Großen Schieds, indem es die Geschichte des Kölner Erzbischofs und der Stadt Köln im Kontext des Ringens zwischen der bischöflichen Stadt- und Landesherrschaft und der bürgerlichen Stadtfreiheit beschreibt. Das zweite Kapitel analysiert die inhaltlichen Bestimmungen des Großen Schieds, die die städtische Selbständigkeit und die Rechte der Bürger regeln. Dabei wird insbesondere die Frage behandelt, ob der Schiedsspruch als "Magna Charta der Unabhängigkeit Kölns" interpretiert werden kann. Das dritte Kapitel untersucht die deditio der Geschlechter, ein Bestandteil des Schiedsspruchs, der die Unterwerfung der führenden Familien der Stadt gegenüber dem Erzbischof beinhaltet. Es wird die Frage aufgeworfen, ob die deditio der Geschlechter im Widerspruch zu den inhaltlichen Bestimmungen des Schiedsspruchs steht und ob sie tatsächlich eine Demütigung für die Stadt darstellt.
Schlüsselwörter
Kölner Großer Schied, mittelalterliche Konfliktregulierung, städtische Selbständigkeit, bischöfliche Landesherrschaft, deditio der Geschlechter, Magna Charta, Stadt Köln, Erzbischof von Köln, kommunale Verwaltung, Schöffenkolleg, Richerzeche, Rat, bürgerliche Stadtfreiheit, historische Forschung, mittelalterliche Geschichte.
- Arbeit zitieren
- Niklas Gustke (Autor:in), 2002, Der Kölner "Große Schied" von 1258, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20172