Am 15. September 2008 gab die US-Investmentbank Lehman Brothers ihre Insolvenz bekannt. Nachdem die Regierung der USA verkündete, dass sie der Bank kein Geld bereitstelle um diese zu stützen, kam es zu einer gegenseitigen Vertrauenskrise der Finanzmarktteilnehmer.
Als Folge dessen stockte der Interbankenverkehr, da die Banken nicht wussten welche Risiken in den Büchern der jeweils anderen standen und folglich befürchteten ihr verliehenes Geld nicht wieder zu bekommen. Wegen der (fast) weltweiten Vernetzung der Volkswirtschaften blieben die Auswirkungen nicht auf den US-Amerikanischen oder angelsächsischen Markt beschränkt, sondern trafen auch viele asiatische Staaten und insbesondere die Märkte in Europa. Die Regierungen sahen sich gezwungen Gelder und Garantien in Höhe von hunderten Milliarden Dollar, Euro und Pfund bereitzustellen, um die Finanzmärkte (besonders den Interbankenhandel) zu reanimieren. Befürchtet wurden u.a. eine geringe Kreditvergabe an die Realwirtschaft und ein Bank Run.
Die Garantien und Gelder der Staaten wurden über Schuldverschreibungen bereitgestellt, welche als Folge zu großen Defiziten in den Haushalten und zu weiteren, teils enormen Staatsverschuldungen führte.
Aus der anfänglichen Krise der Banken- und Finanzindustrie wurde eine Krise der Staaten. Während im angelsächsischen Raum die Zentralbanken Anleihen ihrer jeweiligen Regierung kauften und damit die Liquidität jener, auch unter der Gefahr der Inflation, sicherstellten, ist die Problematik in Kontinentaleuropa komplexer. Zum einen besteht eine einheitliche Währung für 17 Mitglieder und mit der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Institution, welche eine gemeinsame Geldpolitik für die Währungsunion festlegt. Zum anderen weißt die Euro-Zone aber keine gemeinsame Fiskal- und Wirtschaftspolitik auf.
So zeigten und zeigen sich im weiteren Verlauf der Krise Abstimmungsprobleme zwischen den Regierungen, Streitigkeiten bei der Zuständigkeit und den Kompetenzen der Institution der Europäischen Union. Einzig die EZB scheint handlungsfähig zu sein, wobei sie vermehrt gegen ihren gegebenen Auftrag und ihre Rechte und Pflichten verstieß und verstößt.
In der vorliegenden Arbeit werden die Rolle und das Handeln der Europäischen Zentralbank im Verlauf der Krise und die daraus resultierenden Folgen untersucht.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 EZB, ESZB und der Euro
2.1 Historischer Überblick
2.2 Aufgaben der EZB und des ESZB
2.3 Ziele der EZB und des ESZB
2.4 Unabhängigkeit der EZB und des ESZB
2.4.1 Institutionelle Unabhängigkeit
2.4.2 Rechtliche Unabhängigkeit
2.4.3 Personelle Unabhängigkeit
2.4.4 Funktionelle Unabhängigkeit
2.4.5 Finanzielle und organisatorische Unabhängigkeit
2.5 Vergleich ausgewählter Zentralbanken
2.5.1 Das Federal Reserve System
2.5.2 Die Bank of England
2.5.3 Die Bank of Canada
2.5.4 Die Bank of Japan
2.5.5 Die Deutsche Bundesbank
2.5.6 Die Banque de France
2.5.7 Die Banca d’Italia
2.5.8 Zusammenfassung des Vergleiches der Zentralbanken
3 Problematik einer Währungsunion im Allgemeinen und der Eurozone im Speziellen
3.1 Vorteile einer Währungsunion
3.2 Nachteile einer Währungsunion
3.3 Kriterien für eine optimale Währungsunion
3.4 Bewertung der Eurozone an den Kriterien nach R. Mundell
3.5 Kriterien zum Beitritt der Währungsunion
4 Einflussnahme der Politik auf die EZB
4.1 Verstoß der EZB gegen den EGV
4.2 Folgen des Verstoßes gegen Art. 101 EGV
4.2.1 Die Glaubwürdigkeit der EZB
4.2.2 Die Gefahr der Inflation
4.2.3 Weitere versuchte Einflussnahme der Politik
4.3 Die Risiken im TARGET-System
4.4 Zusammenfassung
5 Ergebnis
6 Quellen
6.1 Literatur
6.2 Amtliche Publikationen
6.3 Working Papers
6.4 Zeitungen und Zeitschriften
7 Anhang
- Quote paper
- Thorsten Foltz (Author), 2011, Die Unabhängigkeit der EZB: Ein Balanceakt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/201920
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