In der Literatur findet man zu Fray Luis de Leóns Vida retirada viele Artikel, Aufsätze etc., die sich vorwiegend mit dem Aufzeigen diverser Fälle von Intertextualität – insbesondere zu klassischen lateinischen und griechi¬schen Werken – befassen. Dies ist zweifelsohne ein interessantes Thema, jedoch vermittelt diese vorwiegend auf Intertextualität abzielende Befassung mit der Ode auch zeitweise den Eindruck, dass die imitierten Autoren hier das ein¬zig Erwähnenswerte wären. Daher werden in dieser Arbeit zunächst die wohl bekanntesten Fälle von Intertextualität in vida retirada – nämlich Horaz und Epikur – aufgezeigt. Danach allerdings soll verdeutlicht werden, dass dieses Werk des Fray Luis de León keineswegs eine bloße Aneinanderreihung antiker Topoi und imitierter Werke ist, sondern durchaus ein individuelles poetisches Kunstwerk. Die Arbeit dient also nicht dem Zweck, jeden Einzelfall von Imi-tatio ausfindig zu machen und zu erklären. Aus diesem Grund und um die Arbeit übersichtlich zu halten, werden hier beispielhaft nur die zwei bekann-testen Fälle beschrieben. Dazu werden Horaz‘ Epoden II und Carmina (2,10) und die Lehren des Epikur zum Vergleich herangezogen. Es wird dabei auch darauf hingewiesen, wie geschickt diese umgesetzt sind und so zu etwas Eigenem werden. Daraufhin soll geklärt werden, dass es sich bei dieser Ode des Luis de León trotz Imitatio um eine kunstvolle individuelle Dichtung handelt. Insbesondere werden hier – in Anlehnung an Walters und Uría Maqua – einige formale Aspekte der Ode beschrieben, die dies zeigen werden. Vorher soll aber einleitend noch kurz die Epoche, in der Luis de León lebte, beschrieben werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fray Luis de León und seine Zeit
- Siglo(s) de Oro
- Fray Luis de León
- Lyrik im frühen 16. Jahrhundert
- Escuela sevillana und Escuela salmantina (zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts)
- Imitatio in la vida retirada
- Horaz
- Epikur
- Individualität
- Interpretationsmöglichkeiten und anhaltende Beliebtheit
- Struktur und Form der Antithese: Gegenüberstellung zweier Lebensarten
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit Fray Luis de Leóns „Vida retirada“ und untersucht die Frage, ob es sich bei diesem Werk um eine bloße Imitation antiker Topoi und Werke oder um eine individuelle poetische Schöpfung handelt. Dabei werden die prominenten Fälle der Intertextualität mit Horaz und Epikur beleuchtet, um die kunstvolle Umsetzung und eigenständige Gestaltung durch Fray Luis de León zu verdeutlichen. Ziel ist es, die Eigenständigkeit und Individualität der Ode aufzuzeigen, trotz der Anlehnung an klassische Vorbilder.
- Intertextualität in „Vida retirada“
- Der Einfluss von Horaz und Epikur auf Luis de Leóns Werk
- Die individuelle poetische Gestaltung von „Vida retirada“
- Struktur und Form der Ode als Ausdruck von Individualität
- Das Konzept der „aurea mediocritas“ in „Vida retirada“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach der Eigenständigkeit von „Vida retirada“ gegenüber dem gängigen Fokus auf Intertextualität. Sie erläutert den Aufbau der Arbeit und skizziert die zentralen Themen. Das zweite Kapitel bietet eine kurze Einordnung von Luis de León in die Zeit der Siglos de Oro, wobei die politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Situation Spaniens im 16. Jahrhundert beleuchtet wird. Kapitel drei befasst sich mit der Imitatio von Horaz und Epikur in „Vida retirada“, während das vierte Kapitel auf die Individualität der Ode und die Struktur der Antithese eingeht.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind Fray Luis de León, „Vida retirada“, Intertextualität, Imitation, Individualität, Horaz, Epikur, „aurea mediocritas“, Siglo de Oro, spanische Literatur, poetische Gestaltung, Struktur und Form der Ode.
- Arbeit zitieren
- Britta Schürmann (Autor:in), 2012, Intertextualität und Individualität in Fray Luis de Leóns "vida retirada", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/202225