„Fallada kennt genau, was er beschreibt, und er hat keine Zeile über einen Gegenstand geschrieben, den er nicht genau kennt. „Kennt“ besagt noch nicht genug: er war, während er schrieb, mit dem Gesicht und mit allen Organen ganz nahe an den Dingen, folgte mit den Augen jeder kleinsten Bewegung seines Gegenstandes, wie jemand, der dabei ist, nicht als Mithandelnder oder Zuschauer oder Berichter, sondern als einer, der dazwischen gekommen, mit hineingeraten und dabei in Gefahr gekommen ist. Aus solcher Nähe, so genau, so beklemmend unverkennbar sind seine Menschen und ihre Welten gesehen und gezeichnet; und im Erzählen sind Fallada auch seine Zuhörer nahe, er nimmt, möchte man sagen, seine Worte aus ihren Ohren.“Was meine Einstellung oder die meines Pinneberg angeht, so ist es doch so, daß heute der Angestellte in den meisten Fällen eben nicht Stellung nimmt. Er pendelt – und vor extremen Positionen hat er einen Horror (solange er noch Stellung hat). “
In dem sozialen Zeitroman „Kleiner Mann – was nun?“ von Hans Fallada, alias Rudolf Ditzen, Erstveröffentlichung 1932 in der Vossischen Zeitung, später bei Rowohlt, finden sich in Verkaufsgesprächen Stellungnahmen zu verschiedenen zeitbezogenen sozialen und kulturellen Themenbereichen. Zu fragen ist dabei, welche Perspektiven dem Leser angeboten oder welche Themen angesprochen werden, welche sozialen Beziehungen und Machtverhältnisse dabei wie abgebildet werden, wie der Bezug zur realen Welt dargestellt wird und worauf die dargestellten ‚Szenen‘ inhaltlich abzielen. Nicht unwesentlich erscheinen hier der biografische und historisch-kulturelle Horizont des Autors für die Ausgestaltung der „story“ und des „discourse“.4 In diesem Zusammenhang muss auch nach intertextuellen Bezügen z.B. zu Siegfried Krakauers „Die Angestellten“5 gefragt werden. Speziell zu untersuchen wäre, welche Bedeutung die Kommunikationsebene zwischen Erzähler und Leser und die Kommunikationsbeziehung in Dialogen der Figur des Verkäufers Pinnebergs in der Herrenkonfektionsabteilung des Kaufhauses Mandel in Berlin haben könnte. Welche Charakteristika und Positionen der Figur Pinnebergs ergeben sich daraus? Benimmt sich der Protagonist, wie Fallada behauptet, wie ein „Pendel“? Von Interesse ist in diesem Zusammenhang auch, ob sich die ausgewählten drei Textstellen z.B. mit einem Dramentext bzw. filmischen Szenen vergleichen lassen und/oder ob diese Erzähltechnik nicht eher ein typisches Stilmittel der „Neuen Sachlichkeit“ ist.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Analyse und Interpretation der einzelnen Verkaufsgespräche
- 2.1 Gesprächssituation 1: „... wie Pinneberg keine Pleiten schiebt“
- 2.2 Gesprächssituation 2: „und Heilbutt einen Tippel rettet“
- 2.3 Gesprächssituation 3: „Der Schauspieler Schlüter [...]“
- 2.4 Historische und intertextuelle Bezüge
- 3 Ergebnisse und Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Verkaufsgespräche in Hans Falladas Roman „Kleiner Mann – was nun?“, um die Darstellung sozialer Beziehungen, Machtverhältnisse und die Einbettung in den historischen Kontext zu analysieren. Die Arbeit beleuchtet die Erzähltechniken und die Perspektiven, die dem Leser angeboten werden.
- Analyse von Verkaufsgesprächen als Spiegel der sozialen und wirtschaftlichen Situation der Zwischenkriegszeit
- Untersuchung der Erzählperspektive und -techniken in den ausgewählten Szenen
- Interpretation der Figuren und ihrer Beziehungen zueinander
- Einordnung der Textstellen in den historischen und literarischen Kontext
- Bezugnahme auf narratologische Theorien
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Verkaufsgespräche in Hans Falladas „Kleiner Mann – was nun?“ ein. Sie skizziert die Forschungsfrage, die sich mit der Darstellung sozialer und kultureller Aspekte in diesen Gesprächen auseinandersetzt. Die Arbeit fokussiert auf die Perspektiven des Lesers, die abgebildeten sozialen Beziehungen und Machtverhältnisse, den Bezug zur Realität und die inhaltlichen Ziele der Szenen. Der biografische und historische Kontext des Autors sowie intertextuelle Bezüge, insbesondere zu Siegfried Krakauers „Die Angestellten“, werden als relevant hervorgehoben. Die narratologische Perspektive wird als methodischer Ansatz zur Textinterpretation gewählt.
2 Analyse und Interpretation der einzelnen Verkaufsgespräche: Dieses Kapitel analysiert und interpretiert ausgewählte Verkaufsgespräche aus dem Roman. Es untersucht detailliert die Gesprächssituationen, die Figuren und deren Handlungen, um die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen der Zeit darzustellen. Die Analyse betrachtet verschiedene Aspekte der Erzähltechnik und die Beziehung zwischen Erzähler und Leser. Historische und intertextuelle Bezüge werden ebenfalls beleuchtet, um die Bedeutung und den Kontext der dargestellten Szenen zu verstehen. Die Kapitel unterteilen die Analyse in einzelne Gesprächssituationen, die jeweils eingehend untersucht werden. Dabei wird die Struktur und der Stil der einzelnen Gespräche analysiert und in einen größeren Kontext eingeordnet. Der Fokus liegt auf der Gesamtdeutung der dargestellten Verkaufsgespräche.
Schlüsselwörter
Hans Fallada, Kleiner Mann – was nun?, Verkaufsgespräch, Zwischenkriegszeit, Soziale Beziehungen, Machtverhältnisse, Erzähltechnik, Narratologie, Historischer Kontext, Intertextualität, „Neue Sachlichkeit“.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse von Verkaufsgesprächen in Hans Falladas "Kleiner Mann – was nun?"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Verkaufsgespräche in Hans Falladas Roman "Kleiner Mann – was nun?", um die Darstellung sozialer Beziehungen, Machtverhältnisse und den historischen Kontext zu untersuchen. Der Fokus liegt auf der Erzähltechnik, den Perspektiven des Lesers und der Einbettung der Szenen in die gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation der Zwischenkriegszeit.
Welche Verkaufsgespräche werden analysiert?
Die Arbeit analysiert drei spezifische Verkaufsgespräche aus dem Roman, die jeweils mit detaillierten Beschreibungen der Gesprächssituationen versehen sind. Diese werden im Detail unter den Überschriften „Gesprächssituation 1“, „Gesprächssituation 2“ und „Gesprächssituation 3“ behandelt. Zusätzlich werden historische und intertextuelle Bezüge berücksichtigt.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Analyse verwendet eine narratologische Perspektive als methodischen Ansatz. Es werden die Erzähltechniken, die Perspektiven des Lesers und die Beziehungen zwischen den Figuren untersucht. Die Arbeit bezieht sich auch auf historische und literarische Kontexte, insbesondere auf Siegfried Krakauers "Die Angestellten".
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet folgende Themen: die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen der Zwischenkriegszeit, die Darstellung von Machtverhältnissen und sozialen Beziehungen in den Verkaufsgesprächen, die Erzählperspektive und -techniken Falladas, sowie die Einordnung der Szenen in den historischen und literarischen Kontext. Auch die Gesamtdeutung der dargestellten Verkaufsgespräche wird angestrebt.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Arbeit präsentiert eine detaillierte Analyse der ausgewählten Verkaufsgespräche, die die sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen der Zwischenkriegszeit aufzeigt. Die Ergebnisse werden in einer Zusammenfassung der Kapitel präsentiert, wobei der Fokus auf der Interpretation der Figuren, ihrer Beziehungen zueinander und der Gesamtdeutung der Verkaufsgespräche liegt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter, die die Arbeit beschreiben, sind: Hans Fallada, Kleiner Mann – was nun?, Verkaufsgespräch, Zwischenkriegszeit, Soziale Beziehungen, Machtverhältnisse, Erzähltechnik, Narratologie, Historischer Kontext, Intertextualität, „Neue Sachlichkeit“.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptkapitel: Eine Einleitung, die Analyse und Interpretation der einzelnen Verkaufsgespräche (mit Unterkapiteln zu den einzelnen Gesprächssituationen und historischen/intertextuellen Bezügen) und schließlich eine Zusammenfassung der Ergebnisse.
Wie ist der Aufbau der Arbeit?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Forschungsfrage und die methodischen Ansätze erläutert. Es folgt die detaillierte Analyse der Verkaufsgespräche, unterteilt in einzelne Gesprächssituationen. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse und einer Einordnung in den Gesamtkontext.
- Arbeit zitieren
- Angela Lorenz-Ridderbecks (Autor:in), 2011, Verkaufsgespräche in Hans Falladas "Kleiner Mann-was nun?", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/202263