Die Orthographie in den Wörterbüchern des 17. Jahrhunderts


Seminararbeit, 2006

18 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung: Die französische Orthographie im Allgemeinen

2. Die Entwicklung der französischen Sprache und Orthographie im 17. Jahrhundert
2.1. Gesamtüberblick
2.1.1. Überblick über die geschichtliche/politische Situation
2.1.2. Sprachliche Entwicklungen
2.2. Die Entwicklung der Orthographie – die Orthographie in den Wörterbüchern des 17. Jahrhundert
2.2.1. Orthographische Entwicklungen
2.2.2. Die Wörterbücher und ihre Orthographie

3. Zusammenfassung und Fazit

4. Bibliographie

1. Einleitung

Das Beherrschen von sowohl Schreibung als auch Lautung ist obligatorisch für den Umgang mit einer Sprache. Wenn man Französisch als Fremdsprache erlernt, fällt einem zugleich die schwierige, schwer nachvollziehbar scheinende Orthographie auf, die mit der Phonie wenig zu tun hat. Natürlich überlegt man dann, wie es zu einer derart seltsamen Rechtschreibung kommen konnte. Vergleicht man Schreibung und Lautung, treten zahlreiche Fragen auf: War die Schreibung schon immer so und die Aussprache hat sich so stark verändert? Oder blieb es bei derselben Aussprache und die Schreibung wurde aus verschiedenen Gründen so festgelegt? Wie stehen die Franzosen selbst zu ihrer Orthographie? Wer hat das so festgelegt und warum? All dies ist natürlich schwer zu beantworten, bspw. weil die Aussprache auch nicht endlos zurückzuverfolgen ist und weil man die Gründe für manche Änderungen vergeblich sucht. Fest steht, dass sich die Orthographie oftmals geändert hat und viele Personen eigene Konzepte und Ideen für die Modifizierung dieser vorlegten. Auch wenn die französische Orthographie eine der größten Schwierigkeiten dieser Sprache ist, sollte man nicht vergessen, dass Phonie und Graphie in manch anderer Sprache noch weiter auseinanderklaffen und es dort noch mehr Ausnahmen gibt. Dies ist z. B. im Englischen der Fall. Jedoch ist die französische Sprache in unserem Alltag noch nicht so präsent wie bspw. das Englische und aus diesem Grund treten verstärkt Probleme bei der Erlernung der französischen Rechtschreibung auf. Wie es zu solchen Undurchsichtigkeiten im Bereich der Rechtschreibung kommen konnte, die es offensichtlich nicht nur im Französischen gibt, soll in der folgenden Arbeit anhand dieser Sprache näher betrachtet werden und vielleicht die eine oder andere der oben gestellten Fragen beantwortet werden. Hier sollen speziell die Orthographieentwicklungen im 17. Jahrhundert beschrieben werden, wobei hauptsächlich die Wörterbücher und die dort angewandten Schreibungen berücksichtigt werden, welche natürlich die Entwicklung der Orthographie maßgeblich prägten. Aber auch der politische und geschichtliche Hintergrund im „Grand Siècle“ soll kurz angesprochen werden, da dieser für allerlei Entwicklung eines Sprachenraums immer eine große Rolle spielt.

2. Die Entwicklung der französischen Sprache und Orthographie im 17. Jahrhundert

2.1. Gesamtüberblick

2.1.1. Überblick über geschichtliche/politische Situation

Die wichtigste Entwicklung im 17. Jh. in Frankreich war eindeutig der Weg zum Absolutismus und dessen späterer Ausbau. Die Menschen mit ihren unterschiedlichen Denkweisen mussten sich in allen Lebensbereichen an dieses neue Regime anpassen und gewöhnen.

Während des 30-jährigen Krieges entzog Kardinal RICHELIEU dem Adel einen großen Teil seiner Macht. Als der Krieg um 1650 vorbei war, gelang es dem Kardinal und Minister MAZARIN den letzten großen Adelsaufstand, die Fronde, zu unterdrücken. Der Adel hatte nun nur noch dekorative Funktionen und Ämter inne. Ludwig XIV, bekannt als der Sonnenkönig, erlangte 1661 die Alleinherrschaft und so war der Absolutismus vollendet. Der König errichtete mit den beiden Ministern RICHELIEU und MAZARIN eine Zentralgewalt von zuvor nie da gewesenem Ausmaß. Frankreich gewann immer mehr Land, erlitt aber große finanzielle Einbußen und auch wirtschaftliche Probleme im Inneren, die durch die Auswanderung vieler Hugenotten nach der Aufhebung des Edikts von Nantes noch verschlimmert wurden.[1]

Generell bestand zu der Zeit unter dem Volk der Wille sich unterzuordnen. Die Höfe in Paris und Versailles wurden Schauplätze enormen Personenkults. In der Literatur waren die „Klassiker“ CORNEILLE, RACINE und MOLIÈRE die wichtigsten Persönlichkeiten. Diese prägten auch die Volksbildung und die Sprache ungemein.[2]

Des Weiteren war in Frankreich im 17. Jh. die Pflege der Kultur sehr wichtig, was sich z. B. in der Gründung von Akademien verschiedener Art abzeichnete.[3]

2.1.2. Sprachliche Entwicklungen

Das größte sprachliche Ziel im 17. Jh. war, die Sprache zu normieren und zu grammatikalisieren und so auf das Niveau des systematisierten Latein zu heben.

Zu dieser Zeit begann jeder bekannte Autor die Sprachkritiker zu fürchten, welche im 16. Jh. begonnen hatten sich in die Literatur einzumischen und im 17. Jh. durch den Absolutismus noch mehr Einfluss bekommen haben. Die Sprachkritiker beschäftigten sich zunächst nur mit der Literatursprache, die auf die gesprochene Sprache jedoch großen Einfluss hatte. Denn als es noch kein Wörterbuch und keine Grammatik gab, galt die Sprache, die die Autoren in ihren literarischen Werken angewandt haben, als Maßstab. Die hoch angesehenen Autoren waren also die Richtlinie für die Sprache und der Volksmund spielte bei diesen Überlegungen keine Rolle. Während man im 16. Jh. sich damit beschäftigt hatte, die Sprache zu bereichern, waren die Bestrebungen im 17. Jh. auf das „Stutzen“ der Sprache gerichtet.[4]

Es gab natürlich auch etliche kleine Veränderungen auf der Ebene der Phonologie, Morphologie und Syntax, das hauptsächliche Augenmerk lag aber im Bereich der Lexik. Der Wortschatz wurde systematisch verringert und es gab nur eine kleine Anzahl von Neologismen oder Lehnwörtern.

Im 17. Jh. suchte man nach allgemeinverbindlichen Normen für die Sprache, während die Überlegungen im Jahrhundert zuvor eher individueller Natur gewesen waren. Es ging nun um qualitative statt quantitative Bemühungen, und der Wortschatz sollte gereinigt anstatt erweitert werden. Folglich entwickelten sich das literarische Französisch und die Volkssprache auseinander, weil die gesprochene Sprache nicht so sehr von der „Reinigung“ erfasst wurde.[5]

Der wohl wichtigste der Theoretiker über die Sprache war MALHERBE (1555-1678). Dieser kritisierte andere Dichter sehr stark, um seine Ansichten darzulegen. Er wendete sich gegen Latinismen, Archaismen, Dialektalismen, Substantivierungen, Synonyme, fachsprachliche Termini und Neologismen. Außerdem hielt er sich streng an die bienséance (gegen „niedere“ Wörter) und berief sich oft auf QUINTILIAN. Die nächste wichtige Persönlichkeit für die Sprachentwicklung war VAUGELAS (1585-1650). Dieser hatte größtenteils die gleichen Anliegen wie MALHERBE, ging jedoch stärker auf Einzelprobleme ein. 1647 veröffentlichte er seine « Remarques sur la langue françoise », in denen er seine Ansichten kundtat. VAUGELAS schuf damit eine Art Grammatik und prägte die Schriftsprache. Sein Schüler BOUHOURS führte diese Ideen weiter. Das Kriterium des bon usage wurde durch diese Diskussion über die Ablehnung von Wörtern bestimmter Art hervorgerufen und von VAUGELAS definiert: « C´est la façon de parler de la plus saine partie de la Cour ». Es waren also nicht mehr wie früher die Aristokratie und das reiche Bürgertum der Maßstab, sondern es wurde sogar am Hof noch eine Auswahl von bestimmten Kreisen getroffen, die für die Sprache als Maßstab in Frage kamen. Nur die kultiviertesten Leute am Hof galten also als sprachliche Vorbilder und die Literatursprache orientierte sich folglich an der gesprochenen Sprache von sehr wenigen Leuten, deren Auswahl ein Kritiker oft alleine traf.[6]

[...]


[1] SCHROEDER 1996: 43.

[2] WOLF, H.J. 1991: 109.

[3] SCHROEDER 1996: 44.

[4] WOLF, H.J.1991: 109f.

[5] SCHROEDER 1996: 42.

[6] WOLF, H.J. 1991: 110f.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Orthographie in den Wörterbüchern des 17. Jahrhunderts
Hochschule
Ludwig-Maximilians-Universität München  (Institut für Romanische Philologie)
Veranstaltung
Die Geschichte der französischen Orthographie
Autor
Jahr
2006
Seiten
18
Katalognummer
V202347
ISBN (eBook)
9783656288831
ISBN (Buch)
9783656290360
Dateigröße
1703 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Orthographie, Wörterbücher, 17. Jahrhundert, Französisch, Académie francaise, Orthographiereform, Sprachpflege, Sprachnormierung
Arbeit zitieren
Sandra Ilg (Autor:in), 2006, Die Orthographie in den Wörterbüchern des 17. Jahrhunderts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/202347

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