Freigelassene sind, wie der Name schon sagt, ehemalige Sklaven, denen von ihrem Besitzer die Freiheit geschenkt wurde. Die sogenannte manumissio war ab der späten Republik zumindest in den Städten nichts ungewöhnliches mehr, es kam teilweise sogar zu regelrechten Massenfreilassungen, was unter Augustus zu einem sozialen Problem zu werden drohte und der Kaiser sich zu der Verabschiedung von Gesetzen veranlaßt sah (so zum Beispiel die lex Fufia Caninia und die lex Iunia, die Freilassungen erschweren und verhindern sollten, daß die Ex-Sklaven das volle Bürgerrecht erlangten).
Dies konnte jedoch die große Zahl der Freilassungen nicht eindämmen. Ein städtischer Sklave der frühen Kaiserzeit konnte, sofern er einigermaßen tüchtig und treu war, durchaus damit rechnen, irgendwann die Freiheit geschenkt zu bekommen. Auf dem Land standen seine Chancen allerdings weitaus schlechter. Eine Folge dieses Systems war, daß der „Beruf“ des Sklaven teilweise seinen Schrecken verlor oder gar attraktiv wurde, vor allem für die ganz arme Landbevölkerung: Als Sklaven werden sie ernährt und erlernen unter Umständen einen Beruf; werden sie dann freigelassen, erhalten sie das latinische oder sogar das volle römische Bürgerrecht, ein nicht unbeträchtlicher sozialer Aufstieg also. Viele Peregrine werden aus genau diesen Gründen ihre Kinder in die Sklaverei verkauft haben, zumal ein Leben als Haussklave in der Stadt sicher wesentlich angenehmer und sicherer war, als der riskante Dienst in der römischen Armee, der zum selben Ziel führte1. Manche Freigelassene hatten sogar noch mehr Glück und wurden nach ihrer manumissio reich, sei es durch geschicktes Wirtschaften, sei es durch Erbschaft, denn es kam vor, daß ein kinderloser Römer seinem Lieblingssklaven ein beträchtliches Vermögen vermachte. Diese liberti waren oftmals sagenhaft reich und befanden sich deshalb in einer paradoxen Situation: Durch ihr Vermögen besaßen sie Macht und Einfluß, hatten aber wegen ihrer Herkunft so gut wie gar kein Sozialprestige. Doch dazu später mehr.
Betrachten wir die Organisation der reichen liberti in den Städten, läßt sich folgendes sagen: Die vermögenden Freigelassenen zumindest der größeren Städte waren in einer ordoähnlichen oder auch ausdrücklich als ordo bezeichneten Körperschaft zusammengefaßt, den seviri Augustales, die zuständig sind für die Pflege des Kaiserkultes...
Inhaltsverzeichnis
- Freigelassene - Allgemeine Einleitung
- Trimalchio und Pallas – Über das Ansehen reicher Freigelassener beim freigeborenen Part der Gesellschaft
- Zur Frage nach der sozialen Stellung der reichen Freigelassenen in der römischen Gesellschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die soziale Stellung reicher Freigelassener in der römischen Gesellschaft. Dabei werden sowohl das Ansehen dieser Gruppe innerhalb der freigeborenen Bevölkerung, als auch ihre Position innerhalb der städtischen Elite beleuchtet.
- Die Rolle von Freigelassenen in der römischen Gesellschaft
- Das Ansehen reicher Freigelassener bei den freigeborenen Römern
- Die Organisation und Einfluss von Freigelassenen innerhalb städtischer Eliten
- Die paradoxe Situation von reichen Freigelassenen: Reichtum vs. Sozialprestige
- Die Rolle von Literatur und Kunst in der Darstellung von Freigelassenen
Zusammenfassung der Kapitel
- Freigelassene - Allgemeine Einleitung: Dieses Kapitel bietet eine Einführung in den Begriff des Freigelassenen und beleuchtet die Entstehung und Bedeutung dieser Gruppe in der römischen Gesellschaft. Es werden die unterschiedlichen Möglichkeiten der Freilassung sowie die rechtliche und soziale Situation von ehemaligen Sklaven betrachtet.
- Trimalchio und Pallas – Über das Ansehen reicher Freigelassener beim freigeborenen Part der Gesellschaft: Dieses Kapitel beleuchtet die Wahrnehmung reicher Freigelassener durch die freigeborenen Mitglieder der römischen Gesellschaft. Anhand von literarischen Beispielen, insbesondere der Satyrica von Petron, wird die Ambivalenz des Verhältnisses zwischen Freigelassenen und „echten“ Römern herausgearbeitet. Die Kapitel behandelt Themen wie Neid, Spott, aber auch Bewunderung und Neugier gegenüber den neu-reichen Liberti.
Schlüsselwörter
Freigelassene, liberti, römische Gesellschaft, soziales Ansehen, städtische Eliten, ordo decurionum, seviri Augustales, Trimalchio, Petron, Satyrica, soziale Mobilität, Reichsaristokratie, honos, Sklaverei, manumissio.
- Arbeit zitieren
- Antje König (Autor:in), 2003, Reiche Freigelassene - Ansehen und Stellung in der römischen Gesellschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20239