Populärer Islam


Hausarbeit, 2011

16 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Populäre Religion
2.1 Die Säkularisierungsthese
2.2 Transformation der Religion nach Hubert Knoblauch

3. Populärer Islam
3.1 Der Pop-Islam
3.2 Die Globalen Vorbilder
3.3 Der Deutsche Pop-Islam
3.4 Transformation der Religion nach den Pop-Muslimen

4. Zusammenfassung

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die allgemeine Grundthese der Wissenschaftler, die sich mit der Religion befassen, lautet, dass die Religionen in Deutschland, insbesondere die kirchliche Religion, ihre sichtbaren Konturen verlieren. Dies führe dazu, dass die institutionelle Macht der Kirche und die Anzahl der Kirchengänger sich immer mehr verringert.[1]

Hubert Knoblauch erwidert diese These, jedoch mit einer Gegenthese: Die Religionen erlangen Popularität in der Gesellschaft und werden sichtbarer. Ebenso gibt es eine Transformation der Religionen, da sie Züge der Popkultur assimilieren. Dieses Phänomen bezeichnet er mit dem Begriff der „Populären Religion“.[2]

Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Analyse der von Prof. Dr. Hubert Knoblauch dargestellten populären Religion in einem bestimmten Milieu, nämlich unter Muslimen. Es soll also untersucht werden, wie die Muslime, die in der Popkultur leben, mit dem Islam umgehen: Verliert die islamische Religion auch an sichtbaren Konturen? Gehen immer weniger Muslime in die Moscheen? Erlebt die Islamische Religion auch eine Transformation? Gibt es auch einen populären Islam?

Als erstes möchte ich einen groben Überblick über die von Knoblauch dargestellte populäre Religion schaffen. Anschließend werde ich anhand empirischer Forschungen analysieren, in wie weit die populäre Religion auf den Islam zutrifft. Anstatt alle islamischen Strömungen zu analysieren, was den Rahmen der Hausarbeit sprengen würde, möchte ich das Augenmerkmal auf die neue Islamische Jugendbewegung, die mit dem Begriff „Pop-Islam“ geprägt wurde, legen, denn in dieser Bewegung wird der Islam mit dem westlichen Lebensstil kombiniert.

2. Populäre Religion

2.1 Die Säkularisierungsthese

Die Säkularisierungsthese hat in der religionssoziologischen Diskussion eine zentrale und lange Tradition. Ihr Hauptmerkmal ist die Annahme eines Spannungsverhältnisses zwischen Moderne und Religion, dies führt zu einem sozialen Bedeutungsverlust der Religion, die Ausdifferenzierung und die Privatisierung der Religion. Die Gründe sind die mit der Modernisierung verbundenen Prozesse der Rationalisierung, Individualisierung und Privatisierung der Gesellschaften. Bereits Weber und Durkheim gingen davon aus, dass die Religion in der modernen Gesellschaft an Bedeutungen verliert.[3]

Knoblauch kritisiert die Säkularisierungsthese, mit der Behauptung, dass sich zwar die Anzahl der Kirchenmitglieder vermindere, dass dies nicht bedeutet, dass die Religion an Bedeutung verliert, es könne als Entkirchlichung verstanden werden. Diese Meinung verstärkt er mit Kritisierungen der Forschungen der Soziologen:[4]

„Es ist bezeichnend, dass sich die empirische Evidenzen für die Abschwächungs- oder Schrumpfungsthese vor allem an den meist quantitativ gemessenen Merkmalen orientieren, die kirchliche Religiosität auszeichnen. Zwar werden mittlerweile auch gewisse Aspekte nichtkirchlicher Religiosität berücksichtigt, im Grundzug aber folgt die >>Messung<< der Religiosität der Gleichung >>Religion = christliche Religion = Kirche<<. Auch wenn ihre religionssoziologischen Vertreter die Säkularisierungsthese mittlerweile sehr grundlegend reflektieren, so wird diese These doch häufig von stereotype Denkmodelle eingewoben[…]“[5]

Ferner erläutert Knoblauch, dass die Gesellschaft in den USA im Laufe der Modernisierung religiöser geworden ist und dass die Kirchenaustrittszahlen in Deutschland nicht linear verlaufen, wie vermutet wurde, immerhin sind etwa 70% der Bevölkerung Mitglieder einer Kirche oder religiösen Vereinigung. Die Anzahl der Mitglieder der katholischen Kirche und der evangelischen Landeskirchen beträgt 60% der Deutschen Bevölkerung.[6]

Die kirchliche Religion sei nicht vollkommen aus der Gesellschaft verschwunden, vielmehr findet eine Differenzierung der Religion statt. Immer mehr autonome Institutionen entstehen, die sich in gesellschaftlichen Bereichen spezialisieren und sich dem Einfluss der Kirche entziehen. Einige Beispiele wären z.B das Rechtssystem, die Wirtschaft, die Medien und das Bildungssystem. Folglich bildet die Kirche einen eigenen Institutionsbereich, vor allem in den Sozialenbereichen, die vom Staat anerkannt werden.[7]

Die Privatisierung der Religion sei nach Knoblauch schon von Paulus als „inneren Menschen“ formuliert worden. Erst durch Luckmann hat die Privatisierung der Religion insbesondere in Europa an Bedeutung gewonnen.

„Für ihn bezeichnet Privatisierung die Tendenz, dass Religion sich thematisch immer mehr um die Anliegen des Individuums kümmert. Nicht nur verlagern sich die Themen des religiösen Kosmos zunehmend hin zu Fragen des privaten Lebens- des persönlichen Glücks, der subjektiven Erfahrung und des gesunden Körpers. Neben der >>Schrumpfung der Tendenzen<<, wie Luckmann dies nennt, verliere die Religion ihre soziale Form und werde zu einem individualistischen Kult.“[8]

Insofern werden religiöse Inhalte in sozialer und kommunikativer Gestalt auftreten, dass sie nicht mehr als religiös erkennbar sind. Der Grund der Unsichtbarkeit der Religion hängt mit der Entgrenzung der institutionellen Form der Religion zusammen. Die Inhalte werden beliebiger, die Individuen können somit ihre eigene Religion bestimmen und mit verschiedenen Elementen der Religionen der Erde vermischen.[9]

Entgegen der Säkularisierungsthese wird in der Wissenschaft auch von einer Entsäkularisierung geredet, selche die Wiederkehr der Religionen betont. Laut Peter L. Berger sei nur in Europa die Säkularisierungsthese zutreffend

„So breiten sich in Afrika der Islam und das Christentum wie auch der Hexenglauben aus[…] Nordamerika ist von einer Erweckungsbewegung geprägt, die sich rasant bis nach Südamerika ausweitet[…] In Indien finden die Formen eines radikalisierten Neo-Hindismus Zulauf, während der Buddhismus im postsozialistischen China wieder auflebt[…] Und in Russland findet die orthodoxe Religion wieder Anerkennung.“[10]

Im Gegensatz zur Säkularisierungsthese, der These der unsichtbaren Religion von Luckmann, und der Entsäkularisierungthese, sieht Knoblauch in den letzten 40 Jahren eine grundlegende Transformation des Religiösen in der Deutschen Gesellschaft, welche eine Popularisierung der Religion in der Öffentlichkeit darstellt, die sehr medial präsent ist, sichtbare Konturen enthält und Züge der Populärkultur aufgenommen hat. Diese Transformation der Religion beschreibt er mit dem Begriff „Populäre Religion“.[11]

[...]


[1] Vgl. Bochinger, Christoph; Engelbrecht, Martin; Gebhardt, Winfried: Die unsichtbare Religion in der sichtbaren Religion, Stuttgart: Kohlhammer, 2009, S.9

[2] Vgl. Knoblauch, Hubert: Populäre Religion, Frankfurt: Campus, 2009, S.11

[3] Vgl. Pollack, Detlef: Rückkehr der Religiösen?, Tübingen: Mohr Siebeck, 2009, S. 19ff

[4] Vgl. Knoblauch: Populäre Religion, S.16

[5] Ebd., S. 17

[6] Vgl. Ebd., S. 17f

[7] Vgl. Knoblauch: Populäre Religion, S. 18ff

[8] Ebd., S. 24

[9] Vgl. Ebd., S.25

[10] Ebd., S.27f

[11] Vgl. Ebd., S. 31f

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Populärer Islam
Hochschule
Universität Bayreuth
Note
1,7
Autor
Jahr
2011
Seiten
16
Katalognummer
V202443
ISBN (eBook)
9783656286349
ISBN (Buch)
9783656286806
Dateigröße
591 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Islam, Moderne Islam, Euro Islam, Islam und die Moderne, Orient und Okzident, Populärer Islam, Populäre Religion, Islam verändert sich, Wandlung des Islam, Hubert Knoblauch
Arbeit zitieren
Nurullah Uslu (Autor:in), 2011, Populärer Islam, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/202443

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