Krebs - Eine unheilbare Krankheit?


Referat (Ausarbeitung), 2002

48 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Krebs und seine Geschichte

3. Krebsepidemiologie
3.1. Historische Aspekte
3.2. Situation der Krebsregister
3.3. Neuerkrankungs- und Sterbefälle
3.4. Mammakarzinom
3.5. Darmkrebs
3.6. Lungenkrebs
3.7. Prostatakrebs

4. Vorstellung der vier häufigsten Krebserkrankungen
4.1. Unterschied zwischen malignen und benignen Tumoren
4.2. Prostatakarzinom
4.3. Darmkrebs
4.4. Bronchial-/Lungenkrebs
4.5. Mammakarzinom

5. Krebsursachen
5.1. Innere Ursachen
5.2. Umwelteinflüsse
5.3. Vieren
5.4. Lebensgewohnheiten
5.5. Wechselwirkung von Psyche und Soma
5.6. Beruflich verursachte Krebserkrankung

6. Krebs und Ernährung

7. Ambulante Krebsversorgung in Deutschland
7.1. Ambulante Chemotherapie
7.2. Betreuung von Krebspatienten durch Sozialstationen
7.3. Brückenpflege
7.4. Ambulante psychosoziale Krebsberatung in Deutschland
7.5. Krebskranke treffen sich online

8. Krebsprävention und Früherkennung
8.1. Primärprävention
8.2. Sekundärprävention
8.3. Tertiärprävention, Rehabilitation und Nachsorge

9. Fazit

10. Literaturverzeichnis

11. Anhang

KREBS – EINE UNHEILBARE KRANKHEIT?

1. Einleitung

Was ist eigentlich Krebs? Krebs ist eine Erkrankung der Zelle. Das Krankheitsgeschehen spielt sich an und in der Zelle ab. Die Krebserkrankung ist eine ungesteuerte, schrankenlose Vermehrung abartiger, kranker Körperzellen, die den Gesetzen des normalen Wachstums nicht folgt.

Bösartige Tumore bilden nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den westlichen Industrieländern die zweithäufigste Todesursache. Ca. 27 % der Menschen sterben an Krebs. In der letzten Zeit lag offensichtlich eine Zunahme der Krebssterblichkeit vor, die sich durch zwei Umstände erklären lässt. Zum einen sind früher wichtige Todesursachen wie zum Beispiel Tuberkulose zurückgegangen und der Krebs hat relativ an Bedeutung gewonnen. Zum anderen nimmt die durchschnittliche Lebenserwartung laufend zu; das heißt, dass mehr Menschen ein höheres Lebensalter erreichen, welches wiederum mit einer größeren Krebswahrscheinlichkeit verbunden ist.

Angesichts dieser Tatsache haben wir uns mit der Geschichte des Krebses, der Krebsepidemiologie, den vier häufigsten Krebserkrankungen und ihren Ursachen, der Krebsversorgung in Deutschland und schließlich mit der Krebsprävention beschäftigt, und möchten mit dieser Arbeit die einzelnen Inhalte näher erläutern, zum Nachdenken und zur Diskussion anregen.

Zum Schluss muss man überlegen, ob gegenwärtige Erkenntnisse aus Forschung und Wissenschaft eine sichere Grundlage zur Heilung bieten?

In Relation zur Kostenexplosion im Gesundheitswesen stellt sich die Frage Therapie oder Prävention?

2. Krebs und seine Geschichte

Krebs zählt zu den ältesten Erkrankungen der Menschheit. Diese Krankheit existiert vermutlich, seit es Menschen überhaupt gibt. Es liegen Erkenntnisse aus prähistorischer Zeit vor, die auf Untersuchungen von Skeletten, die unter anderem bis zur Eiszeit zurückreichen, basieren. Ägyptische Mumien liefern hierfür, dank ihres guten Erhaltungszustandes, wertvolle Dokumente. Priester der damaligen Zeit beschreiben Erkrankungen, die Schwellungen und Geschwürbildungen aufweisen und denen keine spontane Heilung zugeschrieben wird. Diese Geschwüre werden damals „Karkinos“ genannt. Die präzisesten Beschreibungen von Tumoren seiner Zeit liefert Hippokrates in seinen Schriften „Aphorismen“ und „Über die alte Medizin“.

Schon zu Beginn des Christentums wird in Schriften dokumentiert, dass es schmerzfreie Krebse gibt oder aber, dass sich Schmerzen erst mit einer Geschwürbildung einstellen. Erstmals werden tumorbedingte Ödeme beschrieben, und man befürwortet bei fortgeschrittener Krebserkrankung erstmalig eine frühzeitige Brustkrebsentfernung.

In der byzantinischen Medizin des Mittelalters gilt Krebs als unheilbar. Im sechsten Jahrhundert wird die Bedeutung der Lymphknotenschwellung in der Achselhöhle bei Brustkrebs beschrieben und es wird zur Linderung der Schmerzen die Einnahme von Mohnkapseln (ein Schmerzmedikament zu diesem Zeitpunkt) empfohlen.

Das europäische Mittelalter, die Zeit, in der die Untersuchung des Rektums mit dem Finger entsteht, um die Diagnose des Rektumkarzinoms zu stellen. Im Jahr 1320 schreibt Henri de Mondeville: „Kein Krebs heilt, es sei denn, er wäre ganz und gar radikal herausgeschnitten; wenn nämlich etwas zurückbleibt, steigert die Bösartigkeit sich von der Wurzel aus."

Im 16. Jahrhundert vermutet Paracelsus die Krebsursachen in einem mineralischen Salz, das im Blut vorhanden ist, und das auf seinem Weg aus dem Körper dort Tumore verursache, wo es nicht hinauskönne.

Im Jahr 1564 erscheinen Chirurgiebücher, in denen Tumore in große Kategorien eingeteilt werden, deren Kriterien Größe, Farbe, Konsistenz, Vorhandensein oder Fehlen von Schmerzen sind. Dem Autor dieser Bücher, Ambroise Paré, verdanken wir eine der prägnantesten Krebsbeschreibungen, in der es heißt: „Dieser Tumor hat den Namen Kanzer erhalten, weil er sehr dem Krebs ähnelt. ...ein Tumor von unregelmäßiger, runder Form, und die Venen, die darum liegen, sind wie die gebogenen Beine und Füße dieses Tieres, das Krebs genannt wird.

Im 17. Jahrhundert werden in Holland zahlreiche Arbeiten veröffentlicht, in denen davon ausgegangen wird, dass Krebs ansteckend ist. Außerdem werden in diesem Jahrhundert erstmals die sozialen Folgen einer Krebserkrankung beschrieben. 1693 wird eine Schrift veröffentlicht, in der ausgeführt wird, dass die Beschaffenheit der weiblichen Brust es erlaube, eine Amputation ohne Schmerzen durchzuführen und als Beweis die Amazonen anführt, bei denen man in der Jugend die rechte Brust amputiert habe. Es werden sechs Befunde dargelegt, die unter anderem einen Fall beinhalten, bei dem eine Patientin seit fünf Jahren als geheilt gelten konnte.

3. Krebsepidemiologie

„Die Epidemiologie von Krebserkrankungen hat in Deutschland mittlerweile einen hohen Stellenwert. In Zahlreichen Studien werden Krebsrisiken sowie Präventionsmaßnahmen epidemiologisch untersucht.“[1]

3.1. Historische Aspekte

Seit 1949, nach der 2. Weltgesundheitskonferenz, wurde auf die Dringlichkeit einer Krebsmortalitätsstatistik hingewiesen. Die WHO bemühte sich ihre Mitglieder zur Einrichtung von regionalen Registern anzuregen, doch es dauerte mehr als 15 Jahre bis in Deutschland ein zweites Krebsregister neben dem aus Hamburg (bis 70er Jahre) eingereichte worden war.

Ausgelöst wurde diese Initiative durch den Europarat, der den Beschluss faste, in allen Europäischen Ländern je zwei regionale Krebsregister einzurichten.

Es galt für die Bundesregierung einen kleinen Flächenstaat mit ähnlichen Einwohnerzahlen (wie Hamburg) zu den Erhebungen heranzuziehen.

Aus mehreren Gründen schien das Saarland hierzu besonders geeignet.

3.2. Situation der Krebsregister

Eine nationale Datensammlung, die Auskunft über Häufigkeit, Ursachen und Therapierbarkeit von bösartigen Neubildungen gäbe, ist in Deutschland nicht vorhanden. Ursachen hierfür sind die Hemmnisse, die aus Gründen des Datenschutzes bestehen.

Neben einer Reihe regionaler Register an Tumorzentren mit unterschiedlichen Datensammlungen gab es bis zur Wiedervereinigung nur drei Register in der Bundesrepublik. Das saarländische Krebsregister (seit 1979), Krebsregister Nordrein-Westfalen (seit 1985) und das bundesweite Krebsregister für bösartige Erkrankungen im Kindesalter (seit 1980).

Mit der Wiedervereinigung kam das Register der DDR in die Debatte. Grundlage dieses Registers war eine Verordnung: à Meldepflicht jeder Krebserkrankung.

Um diese Daten zu erhalten und zu bearbeiten, musste die Bundesregierung ein Krebsregistersicherungsgesetz erlassen.

„Der Gesetzesentwurf sieht vor, dass personenbezogene Daten in einer Vertrauensstelle zentral verschlüsselt werden, bevor sie dem Krebsregister gemeldet werden.“[2]

Seit den 90er Jahren haben die meisten Bundesländer ein Krebsregister ins Leben gerufen. Die Vollzähligkeit ist deshalb noch sehr gering und nur das saarländische Register bietet der Bundesregierung die Möglichkeit einer epidemiologischen Forschung mit bevölkerungsbezogenen Krebsmorbiditätsdaten.

3.3. Neuerkrankungs- und Sterbefälle

Krebs ist mit 218 597 Sterbefällen die zweit häufigste Sterbeursache in Deutschland. Mit 429 407 Sterbefällen an erster Stelle stehen die Erkrankungen des Kreislaufsystems.

Das Sterberisiko für Krebs steigt mit zunehmendem Alter. 1995 lag das durchschnittliche standardisieret Sterbealter für Männern bei 71,6 und für Frauen bei 69,8 Jahren. Bei den 35-69 jährigen Frauen und bei den 45-64 jährigen Männern ist Krebs die häufigste Todesursache.

Von 1980- 1995 hat sich die Sterbeziffer für Neubildungen nur wenig verändert.

Sie ging bei Männern wie Frauen im Westen leicht zurück, im Osten kam es zu einem geringen Anstieg. 1998 sind 168 462 Männer und 178 755 Frauen neu an Krebs erkrankt.

Männer

Es starben 108 633 Männer an Neubildungen. Zu den häufigsten Krebsformen bei Männern gehört der Prostatakrebs 18,7 %, der Lungenkrebs 16,6 % und der Dickdarm- und Mastdarmkrebs mit 16,1 %.

Der Lungenkrebs mit 26,4 % macht die häufigsten Sterbefälle bei Neubildungen aus. Es folgt Dickdarm- und Mastdarmkrebs mit 12,6 % und als dritte häufigste Sterbeursache der Prostatakrebs 10,5 %.

Frauen

Bei den Frauen starben 1998 103 720 Menschen an Neubildungen. Der Brustdrüsen- krebs ist mit 25,9 % der am häufigsten auftretenste Krebs bei Frauen. Dickdarm und Mastdarm mit 16,7 % an zweiter Stelle und Leukämien und Lymphomen mit 5,9 % als dritthäufigste Krebs Lokalisation. Die häufigsten Sterbefälle macht der Brustdrüsenkrebs 17,1 %, Dickdarm und Mastdarm 15,4 % und der Lungenkrebs mit 9 % aus. Bei allen Krebserkrankungen zusammen beträgt die Fünf-Jahres-Überlebensrate ca. 40%. Mit Blick auf einzelne Krebserkrankungen besteht doch ein erheblicher Unterschied.

3.4. Mammakarzinom

Bei Frauen in den westlichen Ländern ist das Mammakarzinom (Brustkrebs) die häufigste Krebstodesursache.

In Deutschland liegt das Risiko einer Frau, im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu sterben, bei etwa 1:9. 46 000 Frauen erkranken jährlich an Brustkrebs und davon etwa 19 000 unter 60 Jahren. Die Erkrankung der Brustdrüse ist für 26 % aller Krebsneuerkrankungen bei Frauen verantwortlich. Bei Frauen unter 60 Jahren sind es sogar 36%. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 63 Jahren und liegt somit drei Jahre unter dem mittleren Erkrankungsalter bei Krebs insgesamt.

Die Erkrankungsrate in Deutschland liegt im Europäischen Vergleich im unteren Drittel. In den Niederlanden, Dänemark, Schweden und Finnland ist die Erkrankungsrate deutlich höher. In Ländern wie Spanien, Griechenland und Portugal liegt sie deutlich niedriger.

Trends

Die Brustkrebs-Neuerkrankungen und im geringen Maße die Sterblichkeit stiegen in den letzten 20 Jahren in Deutschland deutlich an.

Prognose

Etwa 73 % der Brustkrebspatientinnen erreichen die 5-Jahres-Überlebensrate. Eine Frau, die an Brustkrebs erkrankt, verliert durchschnittlich sechs Jahre ihrer Lebenserwartung. Der Bevölkerung gehen durch diese Erkrankung 296 300 Lebensjahre verloren.

3.5. Darmkrebs

Unter Darmkrebs werden die Neubildungen des Dickdarms und des Mastdarms zusammengefasst. Bei Frauen ist der Darmkrebs die zweithäufigste Krebserkrankung, bei Männern die dritthäufigste.

Über 27 000 Männer und nahezu 30 000 Frauen erkranken jährlich neu an Darmkrebs. Das durchschnittliche Erkrankungsalter bei Frauen liegt bei 72 Jahren und bei Männern bei 67 Jahren. Darüber hinaus ist sowohl bei Frauen, wie auch bei Männern der Darmkrebs die zweite häufigste Krebstodesursache.

Im Vergleich mit anderen EU Ländern steht Deutschland bei der Inzidenz von Darmkrebs, sowohl bei Frauen wie Männenr an erster Stelle in Europa.

Die niedrigsten Erkrankungsraten findet man in Griechenland, Finnland und Spanien.

Trends

Die Neuerkrankungsrate zeigt während der letzten zwei Jahrzehnten bei Männern und bei Frauen keinen weiteren Anstieg.

Prognose

Die relative 5-Jahres-Überlebungsrate liegt für Männer bei 48 % und für Frauen bei 51 %. Der Verlust an Lebensjahren bei Männern und Frauen liegt bei sechs Jahren. Darmkrebs hat bei Frauen den Verlust von 180 000 und bei Männern 165 000 Lebensjahren zur Folge.

3.6. Lungenkrebs

Der Lungenkrebs wurde, den geschätzten Neuerkrankungszahlen des Jahres 1998 zufolge, von dem Prostatakrebs als häufigste Krebserkrankung bei Männern abgelöst. Man zählt 27 900 Neuerkrankungen bei Männern, und bei Frauen sind es etwa 8900 Neuerkrankungen. Der Anteil des Lungenkrebses an allen Krebstodesfällen liegt für Männer bei 26 % und für Frauen bei 9 %.

Das mittlere Erkrankungsalter liegt für Männer wie für Frauen bei etwa 66 Jahren.

Im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn liegt die Neuerkrankung in

Deutschland für Männer im unteren, für die Frauen im mittleren Bereich.

Die höchste Inzidenzrate findet man bei Männern in den Beneluxstaaten und

Italien, bei den Frauen in Dänemark, Großbritannien und Irland. Die niedrigste

Inzidenzrate für Männer in Schweden und Portugal, für Frauen in Spanien,

Portugal und Frankreich.

Trends

Die höchste Inzidenz bei Männern in Deutschland wurde Mitte der 70er Jahre bis Ende der 80er Jahren erreicht. Seitdem ist ein rückläufiger Trend zu verzeichnen, bei den Frauen ist eine kontinuierliche Steigerung der Inzidenz zu erkennen.

Die unterschiedliche Trendentwicklung wird auf veränderte Rauchgewohnheiten zurückgeführt.

Prognose

Etwa 9 % der erkrankten Männer und 17 % der Frauen erreichen die 5-Jahres-Überlebensrate. Damit gehört der Lungenkrebs zu der prognostisch ungünstigsten Krebsform. Für jemand der an Lungenkrebs erkrankt, verringert sich die Lebenserwartung um 12 bis 13 Jahre.

Die Gesamtzahl der verlorenen Lebensjahre beträgt 541 300 Jahre, davon sind

394 000 Männer, so groß wie für keine andere Krebsart.

3.7. Prostatakrebs

In Deutschland werden jährlich etwa 31 500 Prostatakarzinome diagnostiziert.

Somit ist die Prostata mit 18,7 % der häufigste Lokalisationsort für bösartige Neubildungen beim Mann. Bei dem zum Tode führenden Krebsformen steht das Prostatakarzinom mit 10,5 % an dritter Stelle. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei etwa 72 Jahren. Erste Erkrankungen treten kaum vor dem 50. Lebensjahr auf.

Im EU-Vergleich liegt Deutschland mit dem Prostatakrebs im oberen Bereich. Die höchsten Raten finden sich in Schweden, Finnland und den Niederlanden. Die niedrigsten in Griechenland, Italien, Spanien und Portugal.

Trends

Seit Ende der 80er Jahre ist in Deutschland ein steiler Anstieg der Neuerkrankungen zu verzeichnen. Autopsie-Studien weisen einen großen Anteil unentdeckter, asymtomatischer Prostatakarzinome bei den 70-, insbesondere über 80-jährigen Männern nach. Diese haben unentdeckt keinen Einfluss auf die Lebenserwartung und die Lebensqualität des Betroffenen. Die Sterberate an Prostatakrebs zeigt nur einen geringfügigen Anstieg seit den 70er Jahren. Seit Mitte der 90er Jahre ist ein möglicher Rückgang der Sterberate zu verzeichnen.

Prognose

Die relative 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei etwa 70 %. Durch den frühzeitigen Tod bei Prostatakrebs gehen den Männern in Deutschland jährlich 97 400 Lebensjahre verloren. Auf Grund des hohen Erkrankungs- und Sterbealters bei Prostatakrebs gehen nur durchschnittlich drei Jahre an Lebenserwartung verloren

4. Vorstellung der vier häufigsten Krebserkrankungen

4.1. Unterschied zwischen malignen und benignen Tumoren

Benigne Tumore unterscheiden sich nicht von normalen Körperzellen. Sie sind ungefährlich, außer sie wachsen in Regionen hinein, wo sie Blutgefäße oder Organgewebe verdrängen oder beengen. In manchen Fällen können sich aus gutartigen auch bösartige Tumore entwickeln, wie es zum Beispiel beim Glioblastom der Fall ist. Dort durchlaufen die anfangs physiologischen Zellen mehrere Reifeprozesse bis hin zu einem malignen Stadium.

Bösartige Tumore entstehen durch ungehemmte, der Kontrolle des Gesamtorga-

nismus zum großen Teil entzogene Vermehrung und Anhäufung von Tumorzellen.

Sie sind in ihrem Aussehen und ihrer Funktion entartet. Auch haben diese die Fähigkeit zu geregeltem Wachstum und zur Ausreifung zu funktionsfähigen Organzellen in unterschiedlicher Ausprägung verloren. Sie können begrenzende Hüllschichten durchbrechen und invasiv in Nachbargewebe eindringen (infiltratives Wachstum). Eine Metastasierung über Lymphe und Blut ist möglich.

Unter dem Begriff „Krebs“ werden nur die bösartigen Tumoren zusammengefasst.

4.2. Prostatakarzinom

Entstehung:

Das Prostatakarzinom ist im höheren Alter die häufigste Krebserkrankung des Mannes. Es gleicht in seiner Entstehung den übrigen Krebserkrankungen, nämlich mit einer ungesteuerten, schrankenlosen Vermehrung abartiger, kranker Körperzellen, die den Gesetzen des normalen Wachstums nicht folgt.

Früherkennung:

Es gibt für viele Krebserkrankungen Empfehlungen, was man zu deren Vermeidung tun sollte, doch ganz selten gibt es eine erfolgversprechende Prävention.

Bei der Vorsorgeuntersuchung tastet der Arzt mittels Finger die Vorsteherdrüse über den Enddarm nach Vergrößerungen und oberflächlichen Verhärtungen ab. Sind Gewebsveränderungen zu tasten, handelt es sich meist um ein Prostatakarzinom im fortgeschrittenen Stadium, das oft schon Metastasen gestreut hat und kaum mehr heilbar ist. Die Bestimmung des sogenannten „Prostata-spezifischen Antigens“ PSA im Blut kann frühzeitig Aufschluss geben. Ist der Wert erhöht, das heißt über dem oberen Normwert 4, sollte unbedingt nach dem Grund gesucht werden. Nicht immer ist ein Karzinom dafür verantwortlich, auch eine Prostata-Entzündung, die mit einem Antibiotikum therapiert werden kann, sorgt für einen erhöhten PSA – Wert.

Eine weitere Untersuchung ist der transrektale Ultraschall. Hat auch diese einen verdächtigen Befund ergeben, bringt eine Stanzbiopsie aus der Prostata Klarheit über deren Gesundheitszustand.

Wird Prostatakrebs rechtzeitig erkannt, besteht eine Heilungschance. Voraussetzung dafür ist ein entsprechendes Gesundheitsbewusstsein für den regelmäßigen Vorsorgebesuch beim Arzt. Es gehen jedoch nur 14 % der Männer zur Vorsorgeuntersuchung.

Angemerkt: Die Feststellung des PSA – Wertes in Kombination mit der Tastuntersuchung und dem transrektalen Ultraschall werden nicht von der Krankenkasse übernommen. Kosten: 20 Euro.

Behandlung:

Die häufigste Therapie eines frühzeitig entdeckten Prostatakarzinoms ist die vollständige operative Entfernung der Prostata, einschließlich ihrer Organkapsel, der Samenbläschen und der regionalen Lymphknoten. Diese Therapie hat sehr gute Heilungschancen.

Bei älteren Patienten und relativ erhöhtem Operationsrisiko, zum Beispiel wegen vorliegender Herz- Kreislauf- Erkrankung oder ähnlichem, ist eine primäre Strahlentherapie eine gute Alternative zur Operation. Die Strahlentherapie kann von außen durchgeführt werden oder über eine Strahlenquelle, die über den After in den Enddarm in unmittelbarer Nähe der Prostata positioniert wird. Dies wird als Brachytherapie bezeichnet. Eine Kombination beider Verfahren ist ebenfalls möglich.

Bei der sogenannten „interstitiellen permanenten Strahlentherapie“ wird die Strahlenquelle direkt in die Prostata eingeführt und dort belassen. Die Einführung erfolgt über eine Hohlnadel. Mit Hilfe dieser Hohlnadel werden kleine zylindrige Strahlenquellen in das Organ eingebracht. Diese Strahlenquellen haben aufgrund ihrer Strahlenart eine sehr kurze Reichweite und wirken daher nur in ihrer unmittelbaren Umgebung im Radius weniger Millimeter.

Das Prostatakarzinom ist hormonabhängig. Es kann durch Testosteron, wie das übrige Prostatagewebe auch, in seinem Wachstum angeregt werden. Bei fehlendem Testosteron kommt es zur Verkleinerung der Prostata und Wachstumshemmung von Prostatakarzinomzellen. In fortgeschrittenerem Tumorstadium kann eine Hormontherapie das Tumorwachstum effektiv hemmen und Symptome deutlich bessern. Es gibt mehrere Möglichkeiten den Testosteronspiegel entscheidend abzusenken. Die operative Möglichkeit besteht in der Entfernung der Hoden. Medikamentös stehen Substanzen zur Verfügung, die in den Steuerregelkreis an der Hirnanhangsdrüse eingreifen und über diesen Weg die Testosteronproduktion in den Hoden stoppen. Ein anderer Wirkstoff wiederum hemmt ein Enzym, das zur Produktion von Testosteron gebraucht wird. Weiterhin können Gegenspieler des Testosteron eingesetzt werden, die entsprechenden Rezeptoren und somit die Testosteronwirkung an der betreffenden Zelle unterbinden. Östrogene können ebenfalls unterstützend zur Wachstumshemmung von Prostatakarzinomzellen zum Einsatz kommen.

[...]


[1] J. Warendorf, 1994, S. 52

[2] J. Warendorf, 1994, S.54

Ende der Leseprobe aus 48 Seiten

Details

Titel
Krebs - Eine unheilbare Krankheit?
Hochschule
Hochschule Ludwigshafen am Rhein  (Studiengang Pflegeleitung)
Note
1
Autoren
Jahr
2002
Seiten
48
Katalognummer
V20252
ISBN (eBook)
9783638241861
ISBN (Buch)
9783656231042
Dateigröße
649 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Krebs, Eine, Krankheit
Arbeit zitieren
Diplom Pflegewirt (FH) Christoph Poß (Autor:in)Petra Conte (Autor:in)Robert Klein (Autor:in), 2002, Krebs - Eine unheilbare Krankheit?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20252

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