Gottfried Keller, Der Schmied seines Glückes


Hausarbeit, 2003

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung und zeitliche Einordnung
1.2. Herkunft des Sprichwortes „Jeder ist seines Glückes Schmied“

2. Textreproduktion

3.1. Die Charaktere Kabis und Litumlei
3.2. Frauenbild und Frauengestalten in der Schmied seines Glückes:JohannaHäuptle, Frau Olivia, Dame Litumlei
3.3. Das Groteske in Gottfried Kellers „Der Schmied Seines Glückes“

4. Zusammenfassung

5. Literaturverzeichnis

1. Einführung und zeitliche Einordnung

Unmittelbar nach Fertigstellung (1856) der ersten fünf Seldwyler Geschichten schließt Keller einen Vertrag mit dem Braunschweiger Verleger Eduard Vieweg, um die „Leute von Seldwyla“ fortzusetzen. Aufgrund von Kellers Tätigkeit als Staatsschreiber vergehen mehrere Jahre bis zur Vollendung seines Werkes. Der Schmied seines Glückes entsteht 1865 in erster Fassung. 1873 veröffentlicht Keller eine überarbeitete Version bei seinem neuen Verleger Weibert in Stuttgart. Das Originalmanuskript war bei seinem alten Verleger nach Vertragsauflösung nicht mehr auffindbar, als Basis für die Überarbeitung diente Keller eine Urfassung, welche er seinem Freund Adolf Exner geschenkt hatte.

Adolf Exner (1841-1894)

Jurist, 1868-72 an der Universität Zürich, danach in Wien

Keller verbrachte zweimal seine Ferien bei Familie Exner; bedeutende Korrespondenz

18. 3. 1873 Keller an Adolf Exner

Lieber Freund,

Wenn Sie noch nicht ausgeschlüpft sind, so muß ich Sie noch mit einer Lumperei plagen. Ich habe mich nämlich von meinem alten Verleger in Braunschweig losgemacht, da er mich anläßlich einer neuen Auflage des 1t. Bandes von Seldwyla, die mit der Ausgabe des 2t. Bandes vereinigt werden sollte, über's Ohr hauen wollte. ..., fehlte gerade der Schmied seines Glückes, von dem Sie die erste Niederschreibung mitnahmen. Auf geschehene Reklamation hieß es, einer der Viewegs habe es in Verwahrung, man weiß nicht wo, da er in Italien sei; man habe ihm sogleich geschrieben.

Sie sehen also, daß Sie das Manuskript noch nicht verbrennen dürfen, wenn es nicht schon geschehen ist, sondern mir es bereit halten müssen für den Fall, daß ich das andere nicht in einigen Wochen bekomme...

Ich habe jetzt die Sehnsucht, einmal etwas Ernsthaftes u Rührendes zu machen, aber es ist schwierig aus den Possen heraus zu kommen da einen die Welt immer wieder lächert. Für die neuen Seldwyler bekomme ich 4000 Fränklein, die ich im Geiste schon herumtrage wie der Hund einen gestohlenen Knochen. Wahrscheinlich werde ich noch ein Geizhals...Seien Sie also so gut, mir jenes Manuskript nochmals zu leihen.

Auch wünsche ich Ihnen glückliche u freudvolle Ferienwochen, empfehle mich in Ihrem Hause, soweit es mir bekannt, u bleibe im Uebrigen

Ihr alter G Keller

1.2. Herkunft des Sprichwortes „Jeder ist seines Glückes Schmied“

Nach dem römischen Geschichtsschreiber SALLUST (86-35 v.Chr.) ist das Sprichwort auf Appius CLAUDIUS (römischer Konsul, 307 v.Chr.) zurückzuführen.

2. Textreproduktion

Die Novelle „Der Schmied Seines Glückes“ handelt vom Seldwyler Bürger John Kabys, einem „artigen Mann von bald vierzig Jahren“, welcher „...den Spruch im Munde führte jeder solle der Schmied seines eigenen Glückes sein...und zwar ohne viel Gezappel und Geschrei. Ruhig, mit nur wenigen Meisterschlägen schmiede der rechte Mann sein Glück!“ , so die häufige Aussage von John Kabys. Sein bürgerlicher Name lautet eigentlich Johannes Kabis, doch um sich „von den anderen Hansen2“ abzuheben und um „ einen angelsächsisch unternehmenden Nimbus“ zu erlangen, vollführte Johannes „schon als zarter Jüngling“ einen seiner „Meisterstreiche“, die Änderung in das engliche John. Dadurch bereitete er sich nach eigener Meinung „von vornherein auf das Ungewöhnliche und Glückhafte“ vor. In „Erwartung des Glücks“ beschließt John zu seinem „zweiten Meisterschlag“ auszuholen. Um sich von der Bedeutung seines Namens Kabis zu distanzieren, ersetzt er das „i“ durch ein „y“. Hierdurch entfällt die ursprüngliche Bedeutung Kabis = Weißkohl.

Dem jedoch nicht genug, beschließt John weiterhin an seinem Namen zu arbeiten und zwar „wie er bei vielen anderen Seldwylern bemerkt hatte“ durch Hinzufügen eines Frauennamens, um einen „wohlklingenden“ Doppelnamen zu erlangen, wodurch sich „stattliche Firmennamen!“ ergaben. „Still, aber entschlossen“ begab sich John nun auf die Suche, der „lang aufgesparte Meisterstreich“ sollte nun vollführt werden. Schnell ist auch ein Name gefunden, Fräulein Oliva würde ihm zum pompösen Namen Kabys-Oliva verhelfen. Allein die Vorstellung dieses Namens lässt John hoffen, nun doch das Glück gefunden zu haben, welches oftmals „wie ein Dieb in der Nacht kommt“. „Mit all seinen Attributen ausgestattet“ und dank des „ausgespannten Netz des Meisters“ ist John schon nach wenigen Wochen mit Fräulein Oliva verlobt, ihr einziger Fehler sei jedoch ihr „unverhältnismäßg großer Kopf“. Im weiteren Verlauf stellt sich heraus, dass Fräulein Oliva eigentlich Häuptle heißt, was zur Folge hat, dass John nun eigentlich Kabys-Häuptle heißen müsste, was spöttisch übersetzt

Kohlköpfle bedeutet. Nach der Einsicht, dass „die Hauptsache an ihr der schöne Name gewesen sei“ und dem Zuruf der Seldwyla „Hans Kohlköpfle!“ beschließt John sich der Mutter von Fräulein Oliva zu offenbaren, was jedoch scheitert, da sich „mittlerweile seine völlige Mittellosigkeit“ herausgestellt hatte.

Dies zwingt John zur Ausführung seiner einzigen Fähigkeit, der Arbeit als Barbier. Während dieser Tätigkeit erfährt John von einem Kunden aus Augsburg, „dass dieser einen reichen, alten Kauz namens Kabis aus Seldwyla“ kenne. Dieser Ausspruch stößt natürlich auf großes Interesse und John beschließt, einen gewissen Adam Litumlei in Augsburg aufzusuchen, um „doch noch tüchtig glücklich“ zu werden. In Augsburg eingetroffen, kehrt John in eine nach eigener Aussage „bescheidene Herberge“ ein, welches über jedem Tisch die Zeichen einer jeden Zunft trägt und John beschließt, unter dem der Schmiede Platz zu nehmen, „der guten Vorbereitung wegen“. Am nächsten morgen macht sich John mit all seinen Attributen ausgestattet, welche die Wirtin „ob all ihrer Pracht“ erschrecken ließen“, auf den Weg zu Litumleis Haus. Nach dem heimlichen Betreten und der Beschreibung des Treppenhauses „wird es John ganz feierlich zumute“ und er trifft auf ein „winziges, eisgraues Männchen“, welches er „aufs Herrlichste innerhalb von 3 Minuten rasierte“, da dieser ausrief, er könne dies nicht mehr tun. Litumlei und Kabys sprechen über das Geschlecht der Kabise, auf die Frage, ob es zahlreich und angesehen ist, offenbart John, „er sei der Letzte seines Geschlechts, aber seine Ehre stehe noch unbewegt!“. Nach 8 Tagen Aufenthalt beschließt John zu einem weiteren Meisterschlage auszuholen, da er bemerkt hatte, dass Litumlei jedes Mal erschrak, wenn das Wort Abreise fiel. Nach Ankündigung der baldigen Abreise offenbart Litumlei seine Lebenslüge, nämlich den Schwindel, die Gemälde im Haus würden seine Vorfahren zeigen. Diesen hatte Litumlei selber Namen gegeben und sich somit einen Ahnenstamm modelliert. Litumlei schlägt Kabys vor, er solle auf seinen eigenen Namen verzichten und den Litumleis übernehmen. John ist begeistert, selbst „die Blumen im Garten huldigen ihn als ihren Herrn“ und er versucht sofort seinen Seldwyler Dialekt in den des Schwäbischen zu ändern, um „unter den Bürgern einen hervorragenden Mann abzugeben“. Ferner plant John die Fortsetzung seiner Meisterstreiche, nach dem Tod von Litumlei und ohne dessen Wissen, strebt er nach dem Namen „Kabys de Litumlei“. Beim folgenden Mittagessen, zu dem John absichtlich zu spät und satt gegessen kam, gibt er sein Jawort zu Litumleis Vorschlag, nachdem dieser ihn mit “teurem Wein“ bestochen hatte, „von dem John noch keine Ahnung gehabt hatte“. „Nun saß John im Glücke.“

Es musste jedoch nur noch „ der gemeinschaftliche Roman erfunden werden, welcher John zum natürlichen Sohn“ machen würde, was sich jedoch schwieriger darstellte, als die Autoren geplant hatten. Erst nach dem Kauf eines „starken und schönen Buches“ und einem vergnügten Schankhausbesuch erscheint es John nun möglich, eine Geschichte zu erfinden, zu der auch Litumlei nach eigener Aussage bereits eine Fortsetzung parat habe. Mittelpunkt und Grundlage ihrer Fiktion wird die Jungfrau Liselein Federspiel, eine kurzfristige Romanze Litumleis und somit die kommende Mutter Johns. Nach Fertigstellung und offizieller Bestätigung durch Litumlei legen sie das Buch, welches aus nur einer Seite besteht, ins Archiv. Der glückhafte John verbringt die folgende Zeit „aufs Angenehmste“ und beschließt seinem Werk noch „die letzte Feile zu geben“, er begibt sich zur Dame Litumlei, um doch noch eine „zweckmäßige Gattin zu finden“ und ihr „den Hof“ zu machen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem sich „die beiden Sünder“ nicht zusammentaten, doch eines Tages scheint Litumlei noch glücklicher als zuvor und er schlägt John eine Reise vor, um sich eine „standesgemäße“ Erziehung der Kinder anzueignen. Dazu stattet er John mit einigen Wechseln aus, woraufhin er „auch in höchster Gloria davonfährt“, um, im seiner Vorstellung nach hervorragend geeigneten Seldwyla nach der standesgemäßen Erziehungsmethode zu suchen. In Seldwyla arbeitet John nun an einem Memorandum zur Erziehung eines Knäbleins, welches er in einer Blechschatulle immer am Körper trägt. Dadurch kommt der Verdacht auf, John notiere „das Geheimnis der Seldwyla Industrie“ und wird im Folgenden von den „erbosten“ Seldwylern „drohend und scheltend“ davon gejagt. „Gesund und fröhlich wie ein junger Hecht“ erreicht John Augsburg, wo ihm im Hause Litumlei zuerst „eine muntere, schöne Landfrau mit hohem Busen“ auffällt, an der er sofort Wohlgefallen findet. Des weiteren fällt ihm „ein seltsames Quiecken“ und ein überglücklicher Litumlei auf, welcher John nun berichtet „ein Sohn sei ihm geboren“. Dadurch seien nun „alle Wünsche und alten Pläne erfüllt“, das Testament und „der lustige Roman“ bereits verbrannt.

Nun „stand der Schmied Seines Glückes wie eine Bildsäule erstarrt, ohne jedoch die Folgen des Ereignisses zu übersehen“. Litumlei bietet John die „Oberleitung der Kindeserziehung“ an. John glaubt natürlich er sei der Vater des Kindes und hätte somit seine eigene Enterbung eingeleitet. Daraufhin unterbreitet er Litumlei die Idee seine Frau könne untreu gewesen sein, woraufhin Litumlei John verbannt und ihn von der Polizei aus seinem Haus werfen lässt, nachdem dieser nicht freiwillig gehen wollte. John hatte sich in sein Zimmer zurück gezogen und das Geld, welches Litumlei ihm vor die Füße geworfen und welches er auf seiner Reise gespart hatte, gezählt und war zu der Erkenntnis gekommen, dass dies „nicht reiche..alles unnütz sei...und er auf jeden Fall bleiben müsse“. Auch suchte John noch Hilfe bei einem Advokaten, „er fragte, ob denn gar nichts mehr zu machen sei“, wurde jedoch von diesem wegen „einfältiger Erbschleicherei“ und der Androhung seiner Verhaftung fortgejagt. Daraufhin kehrt John nach Seldwyla zurück, wo er seine Geschichte offenbart und von den Seldwylern seines gesamten Besitzes „beraubt“ wird. Diese bieten dem Schmied seines Glückes eine kürzlich frei gewordene Nagelschmiede zum Kauf an. Dadurch erkennt John, dass „einfache und unverdrossene Arbeit ihn von aller Sorge und seinen schlimmen Leidenschaften reinigt“.

„Nur in stillen Nächten bedachte er etwa noch sein Schicksal, und einige Mal, wenn der Jahrestag wiederkehrte, wo er die alte Dame Litumlei bei dem Himbeertörtchen gefunden hatte, stieß der Schmied seines Glückes den Kopf gegen die Esse, aus Reue über die unzweckmäßige Nachhülfe, welche er seinem Glück hatte geben wollen. Allein auch diese Anwandlungen verloren sich allmälig, je besser die Nägel gerieten, welche er schmiedete.“

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Gottfried Keller, Der Schmied seines Glückes
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Seminar für Deutsche Literatur und Sprache)
Veranstaltung
Einführung in die Literaturwissenschaft
Note
2,0
Autoren
Jahr
2003
Seiten
18
Katalognummer
V20253
ISBN (eBook)
9783638241878
Dateigröße
473 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gottfried, Keller, Schmied, Glückes, Einführung, Literaturwissenschaft
Arbeit zitieren
Enno Strakeljahn (Autor:in)Martin Schmees (Autor:in), 2003, Gottfried Keller, Der Schmied seines Glückes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20253

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Gottfried Keller, Der Schmied seines Glückes



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden