Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Kriminalität und Migration - Unterschichtsphänomene?
2 Robert King Mertons Devianz-Modell in Anwendung auf das Milieu jüdischer US-lmmigranten zu Beginn des 20. Jahrhunderts
2.1 Mertons Modelle: Ein Abweichen von Konformität
2.1.1 Anomie
2.1.2 Devianz
2.1.3 Sozialstruktureller Wandel: Italienische Immigranten
2.2 Anwendung auf jüdische Immigranten
3 Fazit
4 Literatur
1 Kriminalität und Migration Unterschichtsphänomene?
In der medialen Diskussion zur Unterschicht, zu Migration und zur Kriminalität fällt eines immer wieder auf: Die drei Phänomene werden häufig als stark korrelierend dargestellt.1
Ein sozialstruktureller Zusammenhang lässt sich aufgrund der Statistiken nur zum Teil relativieren. Dies wirft aus strukturfunktionalistischer Sicht die Frage auf, welche Funktion Kriminalität (oder generell abweichendes und in der Mehrzahl negativ konnotiertes Verhalten) in einer Gesellschaft spielt: Haben etwa bestimmte soziale Gruppen nur durch sozial deviante Mittel die Möglichkeit, in dieser Gesellschaft zu bestehen - „ersetzte" Kriminalität also nur anderweitige Betätigungen? Oder erfüllt sie eine identitätsstiftende oder -festigende Funktion im Sinne einer Exklusionsidentität, die der Gruppe durch ihr eigenes Verhalten aufgezwungen wird?
Als fruchtbare Grundlage dieser und weiterer Überlegungen bietet sich die Theorie Robert King Mertons2 zu Devianz, Anomie und ihrem Einfluss auf sozialstrukturellen Wandel an, da er selbst einige dieser Fragestellungen aufwirft und zu beantworten sucht und andererseits kompakte Modelle vorstellt, die bei weiterführenden Fragen genutzt werden können.
Die Übertragbarkeit des Modells auf andere als die von ihm detailliert besprochenen Milieus stehen in dieser Arbeit im Fokus. Während Merton das Beispiel italienischer Immigranten bespricht und dabei an zwei Stellen auf die analogen Prozesse bei den vorhergehenden jüdischen Immigranten verweist, sollen letztere hier die Hauptrolle spielen.
2 Robert King Mertons Devianz-Modell in Anwendung auf das Milieu jüdischer US-lmmigranten zu Beginn des 20. Jahrhunderts
Zu Beginn dieser Arbeit stehen zwei Fragen: Welche Rolle spielen gesellschaftliche Anomie und (individuelles oder kollektives) deviantes, also von einer postulierten Norm abweichendes, Verhalten im sozialstrukturellen Wandel? Und: Lässt sich die von Merton aufgestellte Theorie zu dieser Frage auch auf andere, vielleicht modernere Milieus ausweiten?
Im Rahmen der Arbeit sollen zunächst Robert K. Mertons theoretische Modelle zur Anomie und zur Devianz erläutert werden, wie er sie insbesondere im Kapitel 5.5 seines Werkes „Soziologische Theorie und soziale Struktur"3 darstellt. Anschließend wird sein Modell des Einflusses devianten Verhaltens auf den sozialstrukturellen Wandel dargestellt, etwa auf die Integration von Migrantengenerationen. Auch das von ihm selbst dabei besprochene Beispiel italienischstämmiger Migranten wird dargestellt.
Schließlich wird versucht, sein Modell auf die jüdischen Einwanderer zu Beginn des 20. Jahrhunderts anzuwenden und dabei festzustellen, ob es trägt. Als Quelle dienen hier im Wesentlichen zwei Artikel: „Moses der Unterwelt"4 von Tekla Szymanski und „Defenders of the faith"5 von Linda Grant.
In einem Fazit wird versucht, die Ergebnisse zusammen zu fassen und einen Ausblick darauf zu geben, welche weiteren Fragestellungen mit Hilfe dieses Modells noch untersucht werden könnten.
[...]
1 *Vgl.[5],[2].
2 S. die Kurzbeschreibung in[4].
3 [6].
4 [7].
5 [6]