1. Einleitung
Das „Zentralcafé einer Literatur ohne Hauptstadt“ wie Hans Magnus Enzensberger die Gruppe 47 nannte, war zu Beginn 1947 eigentlich nur ein Zusammentreffen junger Autoren, die nach dem zweiten Weltkrieg zusammen kamen, um literarische Freiheit nach den strengen Beschränkungen des Nazi-Regimes zurückzugewinnen und eine Neubegründung der deutschen Literatur zu finden. Letztlich war sie bis zu ihrem Ende 1967 zwanzig Jahre lang Bühne für literarisches Zusammenkommen und Kritik. Die Tagungen der Gruppe 47 waren damals nicht nur die einzige Möglichkeit zur Förderung einer schriftstellerischen Karriere, sondern sie prägten weit über ihre letzte Tagung 1967 die literarische Kultur von Deutschland.
Helmut Heißenbüttel, der neben seiner persönlichen Schriftstellerei über zwanzig Jahre Literatur im Rundfunk vermittelte, gehörte zu den geladenen Gästen der Gruppe 47. Heißenbüttel, der 1955 erstmals mit der Gruppe 47 in Berührung kam, hinterließ einen außerordentlichen Eindruck mit seinen Lesungen, die innerhalb der Gruppe 47 zu Grundsatzdebatten zwischen Formalisten und Realisten führten. Umgekehrt hinterließ auch die Mentalität der Gruppe 47 ihre Spuren bei Heißenbüttel, sodass er ihr Texte widmete wie „Gruppenkritik“ im Textbuch 5 oder „Bericht über eine Tagung der Gruppe 47“ . Auch in beruflicher Hinsicht konnte Heißenbüttel wertvolle Kontakte auf den Tagungen knüpfen. Daraus ergibt sich die Frage welchen Stellenwert und welche Tragweite die Gruppe 47 für Helmut Heißenbüttel hatte.
Um diese Frage beantworten zu können, soll im Folgenden zunächst die Entwicklung und Bedeutung der Gruppe 47 mit ihren literarischen und internen Strukturen aufgezeigt werden (Kapitel 2). Im Anschluss daran, wird eine Verbindung zwischen Heißenbüttel und der Gruppe 47 hergestellt werden (Kapitel 3). Hierbei sollen zum einen Berührungspunkte und Erfahrungen Heißenbüttels mit der Gruppe 47, auf Basis eines Interviews zwischen Heinz Ludwig Arnold und Helmut Heißenbüttel, herausgearbeitet werden, zum anderen soll die „Kritikkultur“ der Gruppe 47 hier präzisiert werden. Insbesondere soll hier darauf eingegangen werden, wie Heißenbüttel diese empfand und in seinen Texten verarbeitete. Zum Schluss wird eine Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse erfolgen (Kapitel 4).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entwicklung der Gruppe 47
- Vorgeschichte
- Entwicklungsphasen
- Verfall und Auflösung
- Helmut Heißenbüttel und die Gruppe 47
- Heißenbüttels Erfahrungen mit der Gruppe 47
- Heißenbüttels Wahrnehmung der Kritikkultur
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Bedeutung der Gruppe 47 für den Schriftsteller Helmut Heißenbüttel. Sie analysiert die Entwicklung der Gruppe 47, ihren Einfluss auf Heißenbüttels Werk und seine Erfahrungen mit der Gruppe. Die Arbeit beleuchtet die literarische und intellektuelle Atmosphäre der Gruppe 47 sowie die Rolle der Kritik in diesem Kontext.
- Die Entwicklung der Gruppe 47 und ihre literarischen Ziele
- Heißenbüttels Begegnung mit der Gruppe 47 und seine Lesungen
- Die Kritikkultur der Gruppe 47 und ihre Auswirkungen auf Heißenbüttels Werk
- Der Stellenwert der Gruppe 47 für Heißenbüttels Karriere und literarisches Schaffen
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel dieser Arbeit beleuchtet die Entstehung und Entwicklung der Gruppe 47. Es wird die Vorgeschichte der Gruppe im Kontext der Nachkriegszeit und der Zeitschrift "Der Ruf" erörtert. Anschließend werden die Entwicklungsphasen der Gruppe 47, die Herausbildung verschiedener literarischer Richtungen und die Rolle der Kritik in diesem Prozess analysiert. Abschließend wird der Zerfall und die Auflösung der Gruppe 47 im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Veränderungen der 1960er Jahre beleuchtet.
Das dritte Kapitel widmet sich der Beziehung zwischen Helmut Heißenbüttel und der Gruppe 47. Es werden Heißenbüttels Erfahrungen mit der Gruppe 47, seine Lesungen und die Reaktionen der Kritiker auf seine Werke analysiert. Darüber hinaus wird die Kritikkultur der Gruppe 47 und ihre Bedeutung für Heißenbüttels literarisches Schaffen untersucht. Die Arbeit beleuchtet auch den Einfluss der Gruppe 47 auf Heißenbüttels Karriere und seine spätere Tätigkeit im Rundfunk.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Gruppe 47, Helmut Heißenbüttel, Literaturkritik, Nachkriegsliteratur, deutsche Literatur, literarische Avantgarde, Formalismus, Realismus, Kritikkultur, Rundfunk, Radio-Essay.
- Quote paper
- Lorraine Möller (Author), 2011, Helmut Heißenbüttel und die Gruppe 47, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/202998