Gesellschaftlicher Wandel und Wandel des Sports

Kultur und Zivilisation als Einflussgrößen des Sports


Seminararbeit, 2011

20 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung
1.1 Begriffsdefinitionen

2. Sport in der Familie

3. Sport in Schule und Universität
3.1 Schule und Spitzensport
3.2 Universität und Spitzensport
3.3 Exkurs: Eigene Erfahrungen mit dem Hochschulsport

4. Anerkennung des Leistungssports in der Gesellschaft

5. Demographische Entwicklung der Bevölkerung und Konsequenzen für den Spitzensport

6. Zusammenfassung

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die Motivation, das Thema

„Gesellschaftlicher Wandel und Wandel des Sports: Kultur und Zivilisati- on als Einflussgrößen“ für die Seminararbeit zu wählen, lag hauptsächlich in der Lektüre des Werkes von Karl Adam, einem der bekanntesten ehemaligen Rudertrainer Deutschlands: „Leistungssport als Denkmodell“. Eine der Grundthesen dieses Buches lautet, dass Leistung immer die gleiche Struktur hat.1 Wenn von dieser These ausgegangen wird, dann müssen sich in einer Zivilisation bzw. Kultur vielfache Einflussgrößen bezüglich des Sports finden lassen. Adam verweist weiter auf den Wert sportlicher Höchstleistungen für eine Gesellschaft:

„Sportliche Spitzenleistungen korrelieren stark mit technischer, wirtschaftlicher, politischer und militärischer Leistungsfähigkeit einer Großgruppe. Sie sind ein Indikator für das Niveau der Leistungsmotivation, also des Leistungsstrebens, das gemeinsame Voraussetzung jeder Leistung ist.“2 ]

Hier wird schon der enge Zusammenhang zwischen einer Gesellschaft, ihrer Kultur und dem Sport hervorgehoben. An dieser Stelle sei erwähnt, dass parallel zum Studium der Begriff „Sport“ in dieser Abhandlung ausschließlich als Leistungssport verstanden werden soll.

In dieser Arbeit werden vier kulturelle bzw. zivilisatorische Bereiche skizziert, die als potentielle Einflussgrößen auf den Sport gelten können. Dabei ist verständlich, dass diese bei dem vorgegebenen Umfang der Arbeit lediglich gestreift werden können.

- Sport und Familie
- Sport in Schule und Universität
- Sportliche Anerkennung in der Gesellschaft
- Demographische Entwicklung der Bevölkerung

Diese vier Kultur- bzw. Zivilisationsbereiche sollen hinsichtlich ihrer Einflüsse auf den Sport untersucht werden.

„Leistungssport als Denkmodell“ erschien 1976 und kann damit nicht mehr umfassend den aktuellen gesellschaftlichen Verhältnissen genügen. Deshalb wurde das genannte Werk in diesem Essay mit aktueller gesellschaftsrelevanter Literatur für eine literarische Grundlage verknüpft. Hier seien insbesondere „Minimum“, „Das Methusalem-Komplott“ und „Payback“ von Frank Schirrmacher erwähnt, in denen der Autor entscheidende aktuelle und zukünftige gesell- schaftliche Problemstellungen behandelt. Und natürlich wurde teilweise auch die im Seminar „Sport, Individuum und Gesellschaft“ angebotene Literatur ver- wendet.

1.1 Begriffsdefinitionen

Zunächst sollen die Begriffe „Kultur“ und „Zivilisation“ definiert werden, um für diesen Essay eine Arbeitsgrundlage zu haben. Selbstverständlich können die hier genutzten Definitionen dieser beiden Metabegriffe in keiner Weise eine umfassende Darstellung ihrer Begrifflichkeit, sondern nur ein möglicher Ausschnitt der Wirklichkeit sein.

Für den Begriff „Kultur“ wird die Formulierung aus dem Seminar „Sport, Individuum und Gesellschaft“ übernommen:

„ Kultur ist ein Muster gemeinsamer Grundannahmen, das die Gruppe bei der Bew ä ltigung ihrer Probleme externer Anpassung und interner Integration erlernt hat, das sich bew ä hrt hat und somit als bindend gilt, und das daher an Mitglieder als rational und emotional korrekter Ansatz f ü r den Umgang mit diesen Problemen weitergegeben wird. “ 3 ]

Zum Begriff „Zivilisation“ findet sich im Brockhaus folgende Definition:

„ Der Zustand der modernen b ü rgerlichen Gesellschaft, ihrem Selbstverst ä ndnis nach gekennzeichnet durch einen hohen Stand gesellschaftlicher, wirtschaftli- cher und technisch-wissenschaftlicher Entwicklungen, sowie entsprechende Lebens- und Umgangsformen; Resultat eines historischen Prozesses “ .4 ]

Kultur und Zivilisation sind demnach als ein Muster gemeinsamer Grundan- nahmen bzw. durch gemeinsame Lebens- und Umgangsformen zu verstehen. Sie sind das Resultat eines historischen Prozesses, gelten als bewährt, stellen den Zustand einer modernen bürgerlichen Gesellschaft dar und werden an ihre Mitglieder weitergegeben. Damit soll das erste Problemfeld beschrieben und in Bezug zu diesen beiden Definitionen gesetzt werden.

2. Sport in der Familie

Eingangs sei zu diesem Abschnitt ein Zitat genannt, dass die Bedeutung der Familie als Kultur- und Zivilisationsbereich beschreibt:

„ Die SPRINT-Studie des Deutschen Sportbundes belegt erneut, dass vor allem in den Familien die Einstellung zum Sport gepr ä gt wird. Es kommt also darauf an, die Bedeutung von Bewegung und Sport in den Familien zu verankern. “ 5 Damit ist die Familie als eine wesentliche Einflussgröße auf den Sport allge- mein und damit auch auf den Spitzensport zu betrachten. Wer selbst aus einem sportlichen Umfeld kommt und sein Leben lang Sport betrieben hat, dem fällt es schwer, sich vorzustellen, dass es in weiten Teilen der Bevölkerung völlig anders aussieht. An dieser Stelle sei nur auf den Fern- sehkonsum der amerikanischen Bevölkerung hingewiesen, die Frank Schirrma- cher in „Payback“ beispielhaft erwähnt: „ (...) wenn man sich klarmacht, dass allein an einem einzigen Wochenende s ä mtliche Fernsehzuschauer der USA addiert 98 Millionen Stunden reine Fernsehwerbung sehen. “ 6 Überhaupt sei das neueste Buch von Schirrmacher hier genannt, in welchem er darauf eingeht, „warum wir im Informationszeitalter gezwungen sind zu tun, was wir nicht tun wollen, und wie wir die Kontrolle über unser Denken zurückgewin- nen“, weil hier der Computer als allumfassendes beeinflussendes Phänomen unserer Gesellschaft und damit auch unserer Kultur in seinen Auswirkungen beschrieben wird. Allerdings soll an dieser Stelle nicht weiter auf die Auswir- kungen des Computers bzw. der Informationsgesellschaft als weiterer Einfluss- faktor auf den Sport eingegangen werden, um den Umfang der Arbeit nicht zu sprengen. Dennoch sei an dieser Stelle erwähnt, dass auch der richtige Umgang mit Medien und ein entsprechender körperlicher Ausgleich zuallererst in der Familie vermittelt wird.

Aber auch andere aktuelle Autoren weisen auf die elementare Bedeutung der Familie als Einflussgröße in der Entwicklung eines Menschen hin: In seinem neuesten Buch „Überflieger“ untersucht Gladwell die Voraussetzungen für Erfolg. Und stellt dabei lapidar fest:

„ Niemand kommt aus dem Nichts. Jeder von uns steht in der Schuld von Eltern und F ö rderern. Die Menschen, die vor K ö nige treten, m ö gen vielleicht nach au ß en hin den Eindruck erwecken, sie h ä tten dies allein sich selbst zu verdan- ken. Doch in Wirklichkeit kamen sie alle in den Genuss verborgener Vorteile, au ß ergew ö hnlicher Chancen und eines kulturellen Umfeldes, die es ihnen er- m ö glichten, anders zu lernen und zu arbeiten als andere Menschen und die Welt anders zu verstehen. Es spielt eine entscheidende Rolle, wo und wann wir aufwachsen. Unsere Kultur und das Erbe, das fr ü here Generationen an uns weitergeben, wirken sich in ungeahnter Art und Weise auf unseren Erfolg aus. (...) Nur wenn wir fragen, woher sie kommen, k ö nnen wir verstehen, warum manche Menschen erfolgreich werden und andere nicht. “ 7 ]

Gladwell bestätigt hier mit der Nennung eines „kulturellen Umfeldes“ das The- ma dieser Abhandlung: Zunächst den unmittelbaren Einfluss des Kultur- und Zivilisationsfaktors „Familie“, aber auch den Einfluss einer Gesellschaft als Kulturfaktor.

Meine eigenen Erfahrungen aus der Arbeit in einer Jugendsuchthilfeeinrichtung und meine internationalen Erfahrungen u.a. in den Slums von Kairo und Costa Rica führten mir ebenfalls deutlichst vor Augen, dass kein Mensch zuerst für seinen Erfolg verantwortlich ist, vielmehr ist es an erster Stelle immer das direk- te Umfeld und damit in erster Linie die eigene Familie. Und wenn in der Familie kein Interesse für Sport allgemein geschweige denn für Spitzensport besteht, wird eben hier, in der ersten und wichtigsten Kulturerfahrung eines Menschen, eine Kultur und ein Erbe vermittelt, welches dem Sport wenig zuträglich ist.

3. Sport in Schule und Universität

Das Bildungssystem ist ein elementarer Teil des Selbstverständnisses einer Nation und deshalb soll hier eine Darstellung des Bildungssystems als Einflussgröße auf den Sport versucht werden. Eine Passage aus der Seminarliteratur stach in diesem Zusammenhang sofort hervor:

„ Von der ganzen Anlage her ist das deutsche Schul- und Hochschulsystem so eingerichtet, dass es ein Leistungssportengagement, auch ein zeitintensives, viel eher erm ö glicht als das franz ö sische. “ 8 ]

Diese Aussage halte ich für äußerst gewagt, nachdem ich die Leistungssportkultur- bzw. Bereitschaft im deutschen Bildungssystem sowohl als Schüler und Student selbst erfahren habe bzw. als Trainer von Athleten im Schüleralter jeden Tag mit der Realität des deutschen Bildungssystems arbeiten muss und außerdem die Leistungssportkultur des kanadischen Universitätssystems selbst erlebt habe. Denn nur, weil das deutsche Bildungssystem sportfreundlicher als das französische ist, folgt daraus ja noch lange nicht, dass das deutsche Bil- dungssystem tatsächlich sportfreundlich ist.

Im Folgenden soll daher der Versuch unternommen werden, den Einfluss des deutschen Bildungssystems als Kulturfaktor auf den Spitzensport in der Reihenfolge Schule und Universität zu charakterisieren.

3.1 Schule und Spitzensport

Wie eingangs schon bemerkt wurde, wurde der Arbeitstitel dieses Essays so aufgefasst, dass unter dem Begriff „Sport“ Leistungssport zu verstehen ist. Ich kann hier natürlich besonders aus der Perspektive meiner Sportart, dem Ru- dern, sprechen, die mit steigendem Alter des Athleten große Trainingsumfänge voraussetzt. 15-18jährige müssen hier in der Woche mind. sechsmal trainieren, am Wochenende oft doppelt.

[...]


1 Adam,K.: „Leistungssport als Denkmodell“, München 1978, S. 76

2 Adam, S. 128

3 ]entnommen aus: Elbe, M., Skript zur Vorlesung „Sport, Individuum und Gesellschaft“ an der Hochschule für Gesundheit und Sport in Berlin, WS 09/10,S. 41

4 „Der Brockhaus in einem Band“, 9. Auflage, Leipzig 2000, S.1013

5 entnommen aus: Elbe, M., Skript zur Vorlesung „Sport, Individuum und Gesellschaft“ an der Hochschule für Gesundheit und Sport in Berlin, WS 09/10, S. 14

6 Schirrmacher, F.: „Payback“, München 2009, S. 17

7 Gladwell, M.: „Überflieger“, Frankfurt a.M. 2009, S. 22ff.

8 entnommen aus Gebauer, G.; Braun, S., Skript zur Vorlesung des Kurses „Sport, Individuum und Gesellschaft“ an der Hochschule für Gesundheit und Sport in Berlin, WS 09/10: „Spitzensport im Kontext der nationalen Kultur- ein deutsch-französischer Vergleich“, Sport und Gesellschaften, Kapitel 2, S. 20ff

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Gesellschaftlicher Wandel und Wandel des Sports
Untertitel
Kultur und Zivilisation als Einflussgrößen des Sports
Hochschule
Deutsche Hochschule für Gesundheit und Sport (vormals H:G Hochschule für Gesundheit & Sport, Technik & Kunst)
Note
1,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
20
Katalognummer
V203156
ISBN (eBook)
9783656296652
Dateigröße
618 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wandel des Sports, Gesellschaftlicher Wandel, Demographische Entwicklung, Sport in der Familie, Kultur und Zivilisation, Sport in Schule und Universität, Anerkennung des Sports in der Gesellschaft
Arbeit zitieren
Paul Langner (Autor:in), 2011, Gesellschaftlicher Wandel und Wandel des Sports, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/203156

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