In der Filmkritik kam in den 1990er Jahren das Wort Videoclipästhetik in Mode.
Gemeint waren damit meist sc hnell geschnittene, actionreiche so genannte „High
Concept“-Filme.1 Seinen Ursprung findet dieses Kino in den Musikvideoclips, die seit
Anfang der 1980er Jahre auf MTV gezeigt wurden. Bereits seit den 1980er Jahren
haben sich Musikvideos und Werbefilme als Karrieresprungbrett für junge
Kinoregisseure und gleichzeitige künstlerische Plattform immer mehr etabliert. Viele
Regieanwärter nutzen den Videoclip und den Werbefilm, um sich einen Namen als
Gestalter von Kurzfilmen, nichts anderes sind ja die Clips und Werbetrailer, zu
machen und sich eine Vita zuzulegen, die es ihnen erlaubt, irgendwann selber einen
Spielfilm für das Kino zu inszenieren.
Irgendwann in den 1980er Jahren muss der Begriff einer eigenen, für die
Musikvideoclips typischen Ästhetik entstanden sein. Dieser Begriff kann jedoch
lediglich als Schlagwort dienen, für eine genaue Beschreibung dieser Entwicklung
taugt er nicht.
Um dem Ursprung dieser Tendenz nun etwas näher zu kommen, sollen im
Verlauf dieser Arbeit verschiedene Videoclips und Filme zusammengebracht und
untersucht werden. Ihre grundlegende Gemeinsamkeit besteht darin, dass sie alle
vom gleichen Regisseur stammen.
Die Wahl fiel deswegen auf den Amerikaner David Fincher, weil sich anhand
seiner Arbeiten sehr gut exemplarisch analysieren lässt, wie sich der Übergang der
ästhetischen Entwicklung von Videoclips hin zum Spielfilm im Laufe der 1980er und
1990er Jahre vollzogen hat. Von den frühen Musikvideos der Sängerin Paula Abdul
aus den Jahren 1988 und 1989, über die für Madonna aus 1989, 1990 und 1993 bis hin zu seinen Spielfilmen (exemplarisch wird hier Se7en (1995) untersucht werden)
lässt sich die oben angesprochene Entwicklung nachvollziehen und analysieren. [...]
1 „Justin Wyatt (1994) prägte diesen Ausdruck, um sich auf Filme zu beziehen, die in enger Verbindung zu
Marketingstrategie n entwickelt wurden und besonders eindrückliche Bilder und leicht zusammenfassbare
Geschichten verwenden.“ (zit. nach Eder 2002, S. 163). Deswegen sei hier auch der Hinweis auf die so
genannte „Tagline“ gegeben. Als Taglines werden die Ankündigungen auf den Werbeplakaten für Filme
genannt. Im High Concept Kino sind die Geschichten der Filme oftmals schon in der Tagline erschöpfend
zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Musikvideoclips und ihre Entstehung
- Betreffend das Wort „Video“
- Musikvideoclips als popkulturelles und ökonomisches Phänomen
- David Finchers Musikvideos
- Videoclips für Paula Abdul
- Videoclips für Madonna
- Funktionen von Oberflächen in David Finchers Videoclips und Filmen
- Der Übergang vom Clip zum Film
- Oberflächen in Se7en
- Fazit
- Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Entwicklung der Videoclipästhetik und ihrer Übertragung auf den Spielfilm, anhand der Arbeiten des Regisseurs David Fincher. Ziel ist es, die Entstehung und die ästhetischen Merkmale von Musikvideoclips zu untersuchen, um anschließend den Übergang zur Filmsprache in Finchers Werken zu analysieren.
- Entstehung der Videoclipästhetik
- Musikvideos als popkulturelles und ökonomisches Phänomen
- Übertragung der Videoclipästhetik auf den Spielfilm
- Analyse der Oberflächen in Finchers Werken
- Die Rolle der Oberflächen in Bezug auf Oberflächlichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und beleuchtet die Bedeutung von Musikvideoclips als Karrieresprungbrett für junge Regisseure und ihre Bedeutung als künstlerische Plattform.
Kapitel 2 widmet sich der Entstehung von Musikvideoclips und dem Einfluss von MTV auf deren Entwicklung und Verbreitung als popkulturelles Phänomen. Die Bedeutung des Wortes „Video“ im technischen Kontext wird ebenfalls erläutert.
Kapitel 3 beleuchtet die Musikvideos von David Fincher für Paula Abdul und Madonna. Es werden die ästhetischen Merkmale und die künstlerischen Strategien seiner Clips in diesem Zusammenhang analysiert.
Kapitel 4 behandelt die Funktionen von Oberflächen in Finchers Videoclips und Filmen. Der Übergang vom Clip zum Spielfilm wird dabei im Fokus stehen. Als Beispiel für einen Spielfilm wird Se7en (1995) untersucht und Parallelen zum Musikvideo aufgezeigt.
Schlüsselwörter
Videoclipästhetik, Musikvideos, Popkultur, MTV, David Fincher, Spielfilm, Se7en, Oberflächen, Oberflächlichkeit, ästhetische Entwicklung, Übergänge.
- Arbeit zitieren
- Arno Schumacher (Autor:in), 2003, "Schöne leere Bilder" - Videoclipästhetik und Oberflächendiskurs am Beispiel der Clips und Filme David Finchers, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20327