Meine Arbeit widmet sich dem Thema Zwangssterilisationen im Nationalsozialismus. Die Gründe für mich, genau dieses Thema zu wählen, sind vielfältig. Hauptmotivation war es, einer Strömung entgegenzuwirken, die mich persönlich sehr besorgt macht. In letzter Zeit wurde immer wieder „das Vergessen“ im Bezug auf die Gräueltaten des nationalsozialistischen Regimes eingefordert.
Viele meinen, man solle die Dinge einfach ruhen lassen und nicht länger versuchen, die schreckliche Naziherrschaft zwischen 1933 und 1945 aufzuarbeiten. Ich persönlich bin da ganz konträrer Ansicht und kann mich deshalb nur voll und ganz Teddy Kollek anschließen, der meint: „...Die Geschichte des Dritten Reiches muss auch ein Stück Gegenwart bleiben. Nur so lässt sie sich bewältigen. Wer die Augen vor der Vergangenheit verschließt, macht sich blind für die Zukunft...“ Bevor man sich der Thematik der Zwangssterilisationen annähern kann, empfiehlt es sich wohl, zuerst herauszufinden, woher denn die „Ideologie“ dazu stammt.
Waren es die Nationalsozialisten selbst, die eines Tages beschlossen haben, „minderwertige Menschen mit Erbkrankheit und andere Randgruppen“ zu sterilisieren – wenn nötig auch gegen deren Willen oder gab es schon vorher Tendenzen in diese Richtung? Um diese Frage zu beantworten möchte ich zu Beginn das Thema Rassismustheorie streifen und die meiner Ansicht nach wichtigsten Vertreter dieser Theorien erwähnen. Ich will außerdem zeigen, in welcher Form die Nationalsozialisten die Rassismustheorie in die Praxis umsetzten, und wie sie versuchten, ihr unmenschliches Vorgehen wissenschaftlich zu rechtfertigen. Die „Ausmerze lebensunwerten Lebens“ erfolgte einerseits durch Zwangssterilisationen und andererseits auch durch Abtreibungen. Es sollte verhindert werden, dass sich sogenannte erbkranke Menschen fortpflanzen und Schwangeren mit einer Erbkrankheit wurde dazu geraten, abzutreiben. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Anfangsbemerkungen
- Die Anfänge der Rassismustheorie
- Die „Rassenhygieniker\" organisieren sich
- Das Gesetz zur Legitimierung von Zwangssterilisationen
- Die praktische Umsetzung des Gesetzes
- Die medizinische Durchführung
- Die totale Erfassung
- Versuche der Rechtfertigung
- Verschärfungen der Sterilisations- und Abtreibungsgesetzgebung
- Die nüchternen Zahlen
- Kontinuität
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Thema der Zwangssterilisationen im Nationalsozialismus. Ziel ist es, einen Einblick in diesen weniger bekannten Bereich der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft zu geben und die Ideologie und Praxis dieser Maßnahmen zu analysieren. Der Text stellt dar, wie die Rassismustheorie zur Begründung von Zwangssterilisationen missbraucht wurde und wie die Nationalsozialisten ihr unmenschliches Vorgehen durch wissenschaftliche Rechtfertigungen zu legitimieren versuchten.
- Die Entstehung und Entwicklung der Rassismustheorie
- Die Rolle von „Rassenhygienikern“ und ihren wissenschaftlichen Behauptungen
- Die gesetzliche Grundlage und praktische Umsetzung der Zwangssterilisationen
- Die medizinische Durchführung der Sterilisationen und die Versuche der Rechtfertigung
- Die Auswirkungen der Zwangssterilisationen und ihre Kontinuität bis in die Gegenwart
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit den Anfängen der Rassismustheorie, die bereits vor dem Nationalsozialismus eine Rolle spielte. Es werden wichtige Vertreter dieser Theorie wie Houston Stewart Chamberlain, Francis Galton und Joseph Arthur Graf von Gobineau vorgestellt und die Verbindung zu den Schriften von Charles Darwin hergestellt. Das zweite Kapitel beleuchtet die Organisation und Ideologie der „Rassenhygieniker“, die sich für die Sterilisation von „minderwertigen“ Menschen einsetzten. Das dritte Kapitel beschreibt das Gesetz zur Legitimierung von Zwangssterilisationen und seine praktische Umsetzung. Das vierte Kapitel widmet sich der medizinischen Durchführung der Zwangssterilisationen und den Versuchen, diese Praxis durch wissenschaftliche Argumente zu rechtfertigen. Das fünfte Kapitel beleuchtet die totale Erfassung der Bevölkerung zur Durchführung der Zwangssterilisationen. Das sechste Kapitel behandelt die Verschärfungen der Sterilisations- und Abtreibungsgesetzgebung während der Naziherrschaft. Das siebte Kapitel präsentiert die Zahlen der Zwangssterilisationen und die Kontinuität dieser Praxis in der Nachkriegszeit.
Schlüsselwörter
Zwangssterilisationen, Nationalsozialismus, Rassismustheorie, Rassenhygiene, Sozialdarwinismus, „Lebensunwertes Leben“, Erbkrankheiten, Eugenik, Kontinuität, Nazi-Regime, Eugenik, Medizin, Gesetzgebung
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- Mag. Christian Rabl (Author), 2003, Zwangssterilisationen. Zur nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20362