Im Spannungsfeld von Wissenschaftlichkeit und Fiktionalität

Untersuchung über die textartspezifischen Darstellungsentscheidungen in "Summa Technologiae" und "Also sprach GOLEM"


Essay, 2012

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung
1.1. Im Spannungsfeld von Fiktionalität und Wissenschaftlichkeit
1.2. Summa Technologiae
1.3. Also sprach GOLEM

2. Ähnlichkeiten und Unterscheidungen in der Darstellung der Theorie
2.1. Von der Vernunft
2.2. Von der Evolution
2.3. Von Empirie und Theorie
2.4. Von Moral und Unendlichkeit

3. Schluss
3.1. Zusammenfassung der Ergebnisse
3.2. Fazit

Literaturverzeichnis

1. . Einleitung

1.1. Im Spannungsfeld von Fiktionalität und Wissenschaftlichkeit

Jede Textsorte hat ihre Eigenheiten, ihre Vorzüge und ihre Nachteile. Wenn ein Autor sodann bemüht ist Ähnliches, oder zu Teilen sogar Gleiches, in zwei verschiedenen Textsorten darzustellen, so ergibt sich die Frage nach den Beweggründen, welche dieser gehabt haben könnte. Schnell kommt man dabei auf den Gedanken, dass sich in unterschiedlichen Textsorten Dinge anders artikulieren, anders darstellen und vermitteln lassen können. Eine daraus resultierende Frage ist sodann, wie genau diese divergierenden Darstellungsformen funktionieren, wie sie angewendet werden und welche Folgen sich daraus für den Sachverhalt ergeben. Diese Fragen sind auch die Grundlage dieser wissenschaftlichen Erarbeitung.

Stanislaw Lem, geboren am 12.09.1921 in Lwow, oder zu Deutsch Lemberg, in Polen1, hat sich in seinen Schriften Summa Technologiae und Also sprach Golem im Abstand von vierzehn Jahren mit stellenweise ähnlichen Themen beschäftigt, dabei aber zwei verschiedene Darstellungsweisen benutzt. Während die Summa Technologiae als wissenschaftliche Abhandlung verstanden werden kann, muss man Also sprach GOLEM klar als fiktionales Werk, am ehesten als Erzählung, charakterisieren.2 Entsprechend treten die im ersten Absatz genannten Fragen auf.

Lem selbst äußerste sich im Gespräch mit Stanislaw Beres3 einige Gründe für eine literarische Bearbeitung eines Themas, so zum Beispiel wenn er, in Bezug auf Also sprach GOLEM sagt, dass „ein Gelehrter entweder eine These in vollem Ernst vor [bringt], oder er schweigt“4, da man eine neue wissenschaftliche Theorie nicht mit einem Augenzwinkern hervorbringen könne. Er hingegen sei davon befreit, da seine Darlegungen, wenn sie zutreffen sollten, als prognostisch wahr gelten würden, wennnicht jedoch als phantastischer Scherz bestehen blieben.5

1.2. Summa Technologiae

Die Summa Technologiae, im Jahr 1964 im polnischen Original veröffentlicht und 1976 erstmals im Insel Verlag auf Deutsch erschienen, ist eine wissenschaftliche Abhandlung Stanislaw Lems und gehört damit zu der kleineren Gruppe der diskursiven Werke im Gesamtwerk Lems.6 Auf mehr als 600 Seiten erstellt Lem in dieser Schrift eine umfangreiche Theorie der Verwicklung von Mensch und Technologie, so wie dem zukünftigen Leben des Menschen mit und in der Technik. In insgesamt acht Kapiteln spannt er dabei den Bogen von einem anthropologischen Klärungsversuch, über die Evolutionstheorie bis hin zu moralischen Implikationen einer technischen Weiterentwicklung der Menschheit. Lems Grundthese der zweifachen Evolution, nämlich der natürlichen und der technischen, zieht sich dabei wie ein roter Faden durch das Buch, so zum Beispiel, wenn er direkt zu Beginn, in dem Kapitel „Zwei Evolutionen“7 schreibt, dass „jede bedeutende Technologie […] einen kulturbildenden Einfluß [besitzt], der über die Lebensdauer von Generationen weit hinausreicht.“8

1.3. Also sprach GOLEM

Das fiktionale Werk Also sprach GOLEM, 1978 unter dem Titel GOLEM XIV veröffentlich und 1984 in deutscher Übersetzung im Inselverlag erschienen9, suggeriert die Abschrift zweier Vorlesungen, der ersten und der letzten, des Supercomputers „GENERAL OPERATOR, LONGRANCE, ETHICALLY STABILIZED, MULTIMODDELING“10, kurz GOLEM, welche er vor ausgewählten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern am Massachusetts Institut of Technology, kurz MIT, gehalten haben soll. GOLEM beschäftigt sich in seinen Vorlesungen mit ähnlichen Themen, wie es Lem selbst in seiner Theorieschrift Summa Technologiae getan hat. GOLEM spricht dabei jedoch aus der Position eines höheren Wesens, einer Intelligenz, welcher der der Menschen überlegen ist und entsprechend nur umständlich und verkürzt darstellen kann, womit er sich beschäftigt. Der literarisch interessante Kniff dabei, so Lem selbst, sei, dass sich GOLEM auf die Perspektive der Frager, also der Wissenschaftler einlassen muss, da eine vollständige Darlegung seiner Gedanken sie überfordern und somit nutzlos sein würde.11 Die Ausrichtung des Buches liegt also nicht darin von einem bekannten status quo des wissenschaftlichen Stands heraus zu argumentieren, sondern Fragen mit Hilfe einer wissenderen Entität zu beantworten bzw. Möglichkeiten von Antworten zu geben.

[...]


1 Vgl. Onlinebiographie: http://www.stanislaw-lem.de/biographie/biographie.shtml [zuletzt eingesehen am 29.09.2012, 13:28 Uhr]

2 Anmerkung: Auf die beiden Werke wird in den Abschnitten 1.2. und 1.3. näher eingegangen

3 Beres, Stanislaw/Lem, Stanislaw: Lem ü ber Lem. Insel Verlag, Frankfurt am Main, 1986

4 Ebd. S 138

5 Vgl. ebd. S. 138

6 Vgl. Onlinebibliographie: http://www.stanislaw-lem.de/buch/buch.html [zuletzt eingesehen am 29.09.2012 um 13:59]

7 Lem, Stanislaw: Summa Technologiae. Verlag Volk und Welt, Berlin, 1980

8 Ebd. S.40

9 Vgl. Onlinebibliographie: : http://www.stanislaw-lem.de/buch/buch.html [zuletzt eingesehen am 29.09.2012 um 14:13]

10 Lem, Stanislaw: Also sprach GOLEM. Suhrkamp Verlag, Frankfurt, 1986. S. 16

11 Vgl. Lem über Lem. S. 128 f

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Im Spannungsfeld von Wissenschaftlichkeit und Fiktionalität
Untertitel
Untersuchung über die textartspezifischen Darstellungsentscheidungen in "Summa Technologiae" und "Also sprach GOLEM"
Hochschule
Universität Duisburg-Essen  (Institut für Philosophie )
Note
2,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
14
Katalognummer
V203675
ISBN (eBook)
9783656298649
ISBN (Buch)
9783656299714
Dateigröße
522 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Arbeit ist inhaltlich gleich mit dem abgegebenen Text, aber weißt noch einige Formatierungsfehler auf, die im Nachhinein korrigiert wurden.
Schlagworte
spannungsfeld, wissenschaftlichkeit, fiktionalität, untersuchung, darstellungsentscheidungen, summa, technologiae, also, golem
Arbeit zitieren
Daniel Lucas (Autor:in), 2012, Im Spannungsfeld von Wissenschaftlichkeit und Fiktionalität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/203675

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