Dass der Mensch an sich frei ist, und seine eigenen, freien Entscheidungen treffen kann und auch soll: das darf nicht angezweifelt werden. Schon Kant sagte, dass dem Menschen eine natürliche Vernunft innewohnt, die es ihm ermöglicht die richtige Entscheidung zu treffen. Und auch John Stuart Mill, einer der führenden liberalen Denker des 19. Jahrhunderts, glaubte dass der voll ausgebildete, menschliche Geist alle Vor- und Nachteile seiner Handlungen abwägen, und so zu seinem eigenen Besten handeln könnte.
Robert Enke: Der Tod als letzte Instanz? - Über die Rechtmäßigkeit des Freitodes
Dass der Mensch an sich frei ist, und seine eigenen, freien Entscheidungen treffen kann und auch soll: das darf nicht angezweifelt werden. Schon Kant sagte, dass dem Menschen eine natürliche Vernunft innewohnt, die es ihm ermöglicht die richtige Entscheidung zu treffen. Und auch John Stuart Mill, einer der führenden liberalen Denker des 19. Jahrhunderts, glaubte dass der voll ausgebildete, menschliche Geist alle Vor- und Nachteile seiner Handlungen abwägen, und so zu seinem eigenen Besten handeln könnte.
Wie ist nach diesen Dingen der Entschluss Robert Enkes zu bewerten, seinem Leben ein Ende zu setzen? Und hat die Gesellschaft das Recht, darüber zu urteilen?
Und wie, wenn überhaupt möglich, sollte die Gesellschaft diskutieren? Kann die Diskursethik Habermas' dafür Regeln liefern und Möglichkeiten liefern?
Ist innerhalb dieser heiklen Thematik überhaupt eine gute, faire und objektive Diskussion möglich?
Betrachtet man die Reaktion von Enkes Ehefrau Theresa bei der damaligen Pressekonferenz, dann scheint dies möglich. Sie hat, beeindruckend stark und gefasst versucht zu erläutern, was ihren Mann antrieb. Was seinen Entschluss bekräftigte.
Nach den Regeln der Diskussionsethik ist es überdies wichtig, dass ALLE am Diskurs und der Lösung des vorliegenden Problems beteiligten mit diskutieren und miteinander reden.
Aber schon das ist ein schwieriger Punkt, da die Hauptperson des Geschehens, Robert Enke selbst, nicht mehr unter den Lebenden weilt.
Ist hier also ein Diskurs überhaupt noch möglich?
Ich sage: ja.
Schon allein um Folgeschäden und Nachahmungsfälle vorzubeugen.
Aber zurück zum Diskurs.
Einfacher wäre dieser, wenn Enke selbst Stellung zu seinem Entschluss nehmen könnte. Wenn nbeispielsweise der Versuch des Suizids nicht geglückt wäre. Wenn er eine andere Art des Suizids gewählt hätte und im Moment des Entschlusses dieser nicht möglich gewesen wäre.
Er könnte Fragen beantworten, beispielsweise was seine Beweggründe der Tat gewesen sein mögen. Ob er lange genug nachgedacht hat. Ob die Tat im Affekt beschlossen wurde. Ob der Sport wirklich das Wichtigste war.
Wie er sich seiner Frau gegenüber fühlt.
Bei seiner Depression handelte es sich, so Enkes Psychologe, nicht um eine typische Depression. Er hatte bis zum Schluss gearbeitet. Es waren eher immer wieder depressive Phasen. Seine Selbstmordgedanken waren latent, nicht akut.
Seine Frau kann weitere der obig genannten Fragen klären: der Sport war für ihn das Wichtigste, ja. Fussball war alles für ihn. „Es war sein Leben und sein Lebenselixier.“, so Theresa. Die Mannschaft gab ihm Halt, und jedes gewonnene Spiel war wie ein Stück von der Sonne. Jede Niederlage hingegen eine klaffende Wunde, die symbolische Vernichtung.
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- Arbeit zitieren
- Dahi Koch (Autor:in), 2010, Über die Rechtmäßigkeit des Freitodes bei Robert Enkes: Der Tod als letzte Instanz?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/203694