Das fragmentarische Dramenstück WOYZECK endet denkbar klar: die Tat ist ein Mord, der Täter ist Woyzeck und das Opfer Marie. Der Gerichtsdiener scheint sogar die Klarheit des ›Falles‹ herauszustellen, indem er ihn derart attribuiert. Anscheinend kam schon lange kein solcher ›Fall‹ vor, der sich von vornherein als so wenig diskutabel präsentiert. Diesem Mord scheint eine gewisse Exemplarizität inne zu wohnen, denn er ruft in keinem der oben genannten Punkte einen Zweifel auf, sodass die Justiz keinen großen Aufwand betreiben müsste. Auch Woyzecks Motiv läge auf der Hand: die Untreue Maries, mit der er zwar nicht verheiratet war, aber ein gemeinsames Kind hat, um die er sich bemühte und die er finanziell unterstützte. Marie bandelt allerdings mit einem Tambourmajor an, woraufhin Woyzeck zutiefst gekränkt ist, sich ein Messer kauft und sie ersticht.
Inhaltsverzeichnis
- WOYZECK: EIN KLARER FALL (?)..
- DER >FALL UND DIE CONTROVERSIA BEI CICERO
- Die quaestio facti - Ob Woyzeck getötet hat?..
- Die quaestio nominis – Ist Woyzeck ein >Mörder
- Die quaestio generis – Möglichkeiten der Verteidigung für Woyzeck
- Kann die Beschuldigung zurückgewiesen werden?..
- Kann die Beschuldigung zurückgeschoben werden?….
- Die quaestio actionis – Wird zurecht gegen Woyzeck geklagt?...
- Beweggründe Woyzecks
- >WOYZECK< IM SPIEGEL DER FORSCHUNG...
- WOYZECK: EIN KLARER FALL (!)...
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, ob Georg Büchners Fragment "Woyzeck" als Fall im ciceronianischen Sinne betrachtet werden kann und welche Art von Fall er wäre. Dazu werden Ciceros Begründungsformen zur Falldefinition herangezogen und auf das Stück angewendet, um festzustellen, welcher Begründungsform "Woyzeck" am ehesten zuzuordnen ist.
- Definition des Falls nach Cicero
- Anwendung der ciceronianischen Begründungsformen auf "Woyzeck"
- Analyse der Tat, des Täters und der möglichen Verteidigung
- Einbezug der Forschung zu "Woyzeck"
- Bedeutung der psychologisch-sozialen Aspekte in der Tat
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt die Arbeit ein und stellt die Frage, ob "Woyzeck" ein klarer Fall ist. Es wird die Tat und Woyzecks Motiv beleuchtet, sowie die Frage, ob Woyzecks psychische Probleme im Kontext eines möglichen Gerichtsverfahrens relevant wären.
Kapitel zwei erläutert Ciceros Fallaufstellung und dessen vier Begründungsformen. Die Frage, ob "Woyzeck" als Fall im Sinne Ciceros betrachtet werden kann, wird untersucht. In diesem Zusammenhang werden die Begründungsformen auf Woyzecks Tat, seine Motivation und die Möglichkeit einer Verteidigung angewendet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse von Georg Büchners Fragment "Woyzeck" im Kontext der ciceronianischen Falldefinition und deren Begründungsformen. Zentrale Themen sind die Frage nach der Schuld, die Motivation des Täters, die Rolle der psychologisch-sozialen Aspekte im Kontext der Tat und die mögliche Verteidigungsstrategie. Die Arbeit beleuchtet zudem die Rezeption von "Woyzeck" in der Forschung.
- Quote paper
- René Ferchland (Author), 2012, "Bin ich Mörder?" Georg Büchners "Woyzeck" als ciceronianischer Fall, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/203697