Ernst Cassirer: Die Sprache als symbolische Form


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

13 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Eine kurze Entwicklungsgeschichte der Sprachphilosophie

2 Erkenntnistheoretische Bezüge (Abgrenzung zu Kant)

3 Die Sprache als symbolische Form
3.1 Der Symbolisierungsprozess und seine Funktion
3.2 Anthropologische Bezüge
3.3 Die Sprache im sozialen Kontext

4 Fazit

Literaturverzeichnis

Einleitung

Ernst Cassirer entwickelt in seinem Werk ein Konzept der menschlichen Sprache als einer symbolischen Form, durch die der Mensch seine Weltbezüge und damit seine Wirklichkeit erst konstruiert. Seine Theorie steht auf der Basis unterschiedlicher philosophischer Sprachtheorien seit der Antike, die im Folgenden als erstes kurz dargestellt werden sollen. Für die erkenntnistheoretischen Bezüge der Konzeption Cassirers sind die vorhergehenden Überlegungen Immanuel Kants von besonderer Relevanz, auf die Cassirer seine These stützt, sich jedoch in einem nächsten Schritt von ihnen distanziert. Anschließend soll die anthropologische Bedeutung beleuchtet werden, die aus seinen Annahmen resultiert. Letztere sind ebenfalls für das menschliche Zusammenleben relevant, welches laut Cassirer durch die Sprache erst möglich gemacht wird. So soll die Sprache als gestaltende Kraft zuletzt in ihrem sozialen Kontext betrachtet werden.

1 Eine kurze Entwicklungsgeschichte der Sprachphilosophie

Ernst Cassirer selbst beleuchtet in seinen Schriften häufig bedeutende philosophische und auch psychologische Konzepte der sprachlichen Entwicklung, welche als Fundament für seine eigenen Theorien betrachtet werden können und damit einen festen Bestandteil seiner Überlegungen ausmachen. Die verschiedenen Modelle zur Klärung des Ursprungs und der Bedeutung der Sprache für den Menschen nehmen ihren Anfang bereits in der Philosophie der Antike. Um sich mit den unterschiedlichen Sprachtheorien beschäftigen zu können, geht Cassirer zunächst auf den engen Zusammenhang zwischen Sprache und Mythos ein.

Er begreift das mythische Denken als die ursprüngliche symbolische Form, mit deren Hilfe die Menschen versuchten, ihre Weltansicht zu objektivieren. Laut Cassirer beruhen sowohl der Mythos als auch die Sprache auf frühkindlichen sozialen Erfahrungen, welche zeigen, dass die Wahl bestimmter Artikulationen eine entsprechende Wirkung auf die Umwelt erzielt. „Der Primitive überträgt diese soziale Grunderfahrung auf die Gesamtheit der Natur“ [1], woraus der Glaube resultierte, die Natur und ihre Ereignisse mithilfe von absichtsvoll gewählten Worten beeinflussen zu können. Der Sprache wurde also eine magische Funktion zugesprochen. Das Wort und seine erhoffte Wirkung wurden eins. Die Erkenntnis, dass eine Beeinflussung der natürlichen Gegebenheiten allein durch Worte nicht möglich ist, führte zu einer fundamentalen Veränderung des menschlichen Denkens und ersetzte die einst magische Funktion der Sprache durch eine semantische. Der als natürlich angenommene Zusammenhang zwischen Sprache und Realität wird neu überdacht und erstere gewinnt als Logos an Relevanz für die Frage nach der universalen Bedeutung allen Seins, der Welt, des Universums. Hier sieht Cassirer den Wandel von der Natur- zur Sprachphilosophie, welcher seiner Meinung nach zuerst von Heraklit begründet wurde.[2] Die Sprache wurde nun als Medium begriffen, das über die Bedeutung der Wörter einen Zugang zum Sinngehalt des bezeichneten Gegenstandes selbst eröffnen sollte. Dies wurde vorerst mithilfe der Etymologie versucht, welche dann von der sophistischen Lehre der Rhetorik abgelöst wurde, die sich hauptsächlich mit Fragen der Grammatik und Linguistik beschäftigte.

Ernst Cassirer distanziert sich jedoch von sämtlichen rein mythologischen, pragmatischen oder metaphysischen Bestimmungen und weist darauf hin, dass sie den meist immateriellen Bezug von Worten in ihrer Betrachtung vernachlässigten.

„Die elementarsten menschlichen Äußerungen beziehen sich nicht auf materielle

Dinge, und sie sind auch nicht bloße willkürliche Zeichen.“ [3]

Daraufhin folgte die zuerst von Demokrit formulierte Annahme, dass die Sprache einen rein emotionalen Charakter aufweise und sich aus den menschlichen Grundinstinkten heraus entwickele. Als Vertreter dieser „These von der Sprache als Affektausdruck“ [4] sind vor allem Charles Darwin und Jean-Jaques Rousseau zu nennen. Cassirer hält auch diese rein evolutionsbiologische Herangehensweise, die die menschliche Sprache aus ihrem Ursprung heraus zu erklären versucht, für unzureichend, da sie sämtliche propositionale Äußerungen ohne die Erwartung einer bestimmten Wirkung nicht erklären könne.[5]

[...]


[1] VM, S. 172

[2] ebd., S. 173ff.

[3] VM, S. 179

[4] ebd.

[5] VM, S. 181

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Ernst Cassirer: Die Sprache als symbolische Form
Hochschule
Universität Leipzig  (Institut für Philosophie)
Veranstaltung
Seminar "Denken & Sprache"
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
13
Katalognummer
V203739
ISBN (eBook)
9783656306597
Dateigröße
453 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Projektarbeit in Form einer Hausarbeit mit ca 22500 Zeichen
Schlagworte
Ernst Cassirer, Sprache, symbolische Formen, Sprachphilosophie, Wirklichkeitskonstruktion, Spracherwerb, Symbolisierungsprozess
Arbeit zitieren
Kim Lang (Autor:in), 2012, Ernst Cassirer: Die Sprache als symbolische Form, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/203739

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