Auf der Bühne der Epistemologie des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts ist es zu einer signifikanten Umbesetzung gekommen. Ins Rampenlicht der Theoriebildung tritt nun eine Gestalt, die bis dahin weitestgehend zu einer Existenz jenseits zentraler Debatten und Be-trachtungen verurteilt war. Die Gestalt, von der hier die Rede ist, ist die Figur des Dritten. Als Mittler-, Überschreitungs- und Hybridgestalten unterlaufen diese die klassische abendländische binär organisierte Episteme. Effekte oder Figuren des Dritten entstehen in dem Maß, in dem intellektuelle Operationen nicht mehr bloß zwischen den beiden Seiten einer geltenden Unterscheidung hin- und herlaufen, sondern der Akt des Unterscheidens selbst zum Gegenstand und Problem wird.
Im Folgenden möchte ich mich mit zwei konkreten Bewohnern epistemischen Zwischenräume auseinandersetzten, einmal mit Michel Serres Parasiten, bis dato als Schädling aus der Welt der reinen und ordnungsgemäßen Beziehungen eliminiert, und jetzt plötzlich zu theoretischen Würden gelangt, und zum anderen mit der Figur des Cyborgs, originär im Sinne der Konstruktion von Donna Haraway. Mit dem Parasiten und dem Cyborg stelle ich zwei Figuren zur Diskussion, die beide in den epistemischen Nischen zu Hause sind und dort wirken, bzgl. ihrer Struktur und Konzeption jedoch unterschiedlicher nicht sein können, was im Laufe der Untersuchung zu zeigen ist. Mit Blick auf den wissenschaftsphilo-sophischen Kontext muss ich ebenso die Frage stellen, ob die beiden Figuren in dieser Rahmung eine Art Modellcharakter offenbaren, mit dem bestimmte wissenschaftliche Phä-nomene erklärt werden können und wenn ja, welche.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Epistemologie des Parasitären
- Das Phänomen des Parasitären
- Die Logik des Parasitären
- Der Begriff
- Transformationsräume und Black-box
- Der Dritte
- Kommunikation - Rauschen
- Parasitenlärm - Störung
- Was leistet die Logik des Parasitären im Rahmen von Wissenschaft und Philosophie?
- Die Grenzen verschwimmen. Cyborgs jenseits von Mensch und Maschine
- Das Konzept des Cyborgs
- Cyborgs: Diskurs der Technik-Körper-Grenzüberschreitung
- Das Projekt „Cyborg" im Kontext virtualisierter Kommunikation
- Stufen natürlicher Identitätsbildung
- Virtualisierte Identitätsgenese
- Das Projekt „Cyborg" im Kontext virtualisierter Kommunikation
- Uber Parasiten und Cyborgs... Mein Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der epistemologischen Bedeutung des Parasiten und des Cyborgs als Figuren des Dritten in den Wissenschaftstheorien des 20. und 21. Jahrhunderts. Die Arbeit analysiert die beiden Konzepte und untersucht ihre jeweilige Struktur und Konzeption, um ihre Bedeutung für die Wissenschaftsphilosophie zu erörtern. Dabei wird die Frage gestellt, ob die beiden Figuren als Modellcharakter für bestimmte wissenschaftliche Phänomene dienen können und welche wissenschaftlichen Phänomene sich mit ihrer Hilfe erklären lassen.
- Die epistemologische Bedeutung des Parasiten und des Cyborgs
- Die Logik des Parasitären und seine Bedeutung für die Kommunikation
- Die Ambivalenz des Cyborgs als Hybridwesen aus Mensch und Maschine
- Die Grenzüberschreitung zwischen Mensch und Maschine im Kontext der Virtual Reality
- Die Identitätsgenese eines virtualisierten Agenten und seine Relevanz für die Cyborg-Konzeption
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Seminararbeit ein und stellt die beiden Figuren des Parasiten und des Cyborgs als zentrale Akteure der Epistemologie des 20. und 21. Jahrhunderts vor. Die Arbeit fokussiert auf die Frage, wie diese Figuren die klassische abendländische binär organisierte Episteme unterlaufen und welche Bedeutung sie für die Wissenschaftsphilosophie haben.
Das Kapitel "Epistemologie des Parasitären" analysiert Michel Serres Werk "Der Parasit" und skizziert die verschiedenen Rollen, die der Parasit in Serres Theorie einnimmt. Die Arbeit beleuchtet die Logik des Parasitären und seine Bedeutung für die Kommunikation, wobei die Konzepte des Rauschens, der Störung und des Dritten eine zentrale Rolle spielen. Das Kapitel untersucht, wie Serres mit seiner Konzeption des Parasiten die traditionelle Vorstellung von Kommunikation und Beziehung in Frage stellt.
Das Kapitel "Die Grenzen verschwimmen. Cyborgs jenseits von Mensch und Maschine" befasst sich mit dem Konzept des Cyborgs, wie es von Donna Haraway in ihrem "Cyborg Manifesto" eingeführt wurde. Die Arbeit untersucht die Ambivalenz des Cyborgs als Hybridwesen aus Mensch und Maschine und seine Bedeutung für den Diskurs der Technik-Körper-Grenzüberschreitung. Das Kapitel analysiert das Projekt "Cyborg" im Kontext virtualisierter Kommunikation und diskutiert die Möglichkeit einer Genese der Identitätsbildung eines virtualisierten Agenten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Parasiten, den Cyborg, die Epistemologie, die Wissenschaftstheorie, die Kommunikation, das Rauschen, die Störung, die Technik-Körper-Grenzüberschreitung, die Virtual Reality, die Identitätsgenese und die Mensch-Technik-Beziehung. Die Arbeit untersucht die Bedeutung dieser Konzepte für die Wissenschaftsphilosophie und die Herausforderungen, die sich aus der zunehmenden Vernetzung von Mensch und Technik ergeben.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschaftsing. Karin Ulrich (Autor:in), 2012, Der Parasit und der Cyborg: Zwei Gefährten in den Wissenschaftstheorien des 20. und 21. Jahrhunderts und zwei Fährten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/203940