Auszug Seite 2:
Der Kalendermacher, Pietist und Privatgelehrter Gottfried Kirch galt europaweit als angesehener Astronom. Diesen Status hatte er schon, bevor er nach Leipzig zog. Doch die Zeit in Leipzig war für ihn wohl die produktivste, aufgrund der Tatsache, dass er in Leipzig auf Persönlichkeiten traf, die ihm bei seinen Beobachtungen unterstützten und seine publizierten Aufsätze kommentierten. Jedoch waren ihn nicht alle in Leipzig wohl gesonnen. Vor allem aufgrund seiner Religiosität. Von großer Bedeutung ist die Leipziger Zeit, weil Kirch dort ein Großteil seiner Lebenszeit verbrachte. Dies lässt sich am Besten durch die von ihm verfassten Briefe veranschaulichen.
Auszug Seite 9:
Aus dem Brief wird ersichtlich, dass Kirch aufgrund seines ausgeprägten Pietismus zunehmend um seinen guten Ruf fürchten muss. Da Kirch durch die Veröffentlichung seiner Kalender seinen Lebensunterhalt bezieht, ist dies eine ernst zu nehmende Bedrohung. Der Brief an seinen Sohn Gottlieb eröffnet die Einsicht in Kirchs Gedanken, die seinen Fortgang aus Leipzig andeuten. Kirch weiß bereits zu diesem Zeitpunkt im Oktober 1691 um seine Zukunft in Leipzig. Ihm wird bewusst, auch durch die theologische Fakultät der Universität Leipzig, dass ihm wohl aus Dresden eine Kündigung droht: „[…], denn die Universität hat schon deliberiret, wie sie mich und Schadenwegschaffen möchten. […]. Sie haben auff Dresden geschrieben, und erwarten nun Antwort, ob es ihnen erlaubt wird, uns wegzuschaffen“.
Auszug Seite 15:
Kirch gilt wegen seiner aufgeklärten Tendenzen als einer der Vertreter der Frühaufklärung in Deutschland. Dies widerspricht seiner Religiosität. Kirch war Anhänger des Pietismus, eine auf strenger Frömmigkeit ausgelegte Glaubenslehre. Der Pietismus warf der traditionellen Kirche eine zu wissenschaftliche Ausrichtung vor, die sie anstrebte, um der Strömung der Aufklärung entgegen zu wirken. Im späteren Verlauf von Kirchs Leipzigaufenthalt kann man sogar von einer Form des radikalen Pietismus sprechen. Deutlich wird dies, wie bereits erwähnt, vor allem in dem Brief an die Schkeuditzer Brüder.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand
- Kurzbiographie Gottfried Kirch
- Der Astronom, Pietist und Frühaufklärer Gottfried Kirch
- Wirkenszeit in Leipzig
- Fortgang nach Guben
- Zwei Seiten einer Medaille
- Vertreter der Frühaufklärung
- Vertreter des Pietismus
- Schlussbetrachtungen
- Verzeichnis der Literatur und gedruckten Quellen
- Literatur
- Gedruckte Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Leben und Wirken des Astronomen Gottfried Kirch im Spannungsfeld zwischen Aufklärung und Pietismus. Ziel ist es, seine inneren Konflikte zu beleuchten, die vor allem mit seinem Aufenthalt in Leipzig verbunden sind.
- Kirchs Rolle als Astronom und Vertreter des Pietismus
- Die Auseinandersetzung mit der Leipziger Universität und der theologischen Fakultät
- Kirchs Briefkorrespondenz als Quelle für die Analyse seiner inneren Konflikte
- Die Bedeutung der Leipziger Zeit für Kirchs Werk und seine Entwicklung
- Die Frage nach Kirchs Selbstverständnis als Aufklärer oder Pietist
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Leben und Wirken von Gottfried Kirch ein und stellt die Bedeutung seiner Leipziger Zeit heraus. Im Forschungsstand wird auf die Bedeutung von Kirchs Briefkorrespondenz als Quelle für seine Gelehrtentätigkeit hingewiesen. Die Kurzbiographie skizziert Kirchs Leben und seine wissenschaftlichen Leistungen. Der Abschnitt "Der Astronom, Pietist und Frühaufklärer Gottfried Kirch" beleuchtet Kirchs Wirkenszeit in Leipzig und seinen Fortgang nach Guben. "Zwei Seiten einer Medaille" beleuchtet die Position Kirchs als Vertreter der Frühaufklärung und des Pietismus.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit Gottfried Kirch, einem bedeutenden Astronomen des 17. Jahrhunderts, der als Vertreter des Pietismus und der Frühaufklärung gilt. Schlüsselbegriffe sind Pietismus, Aufklärung, Astronomie, Briefkorrespondenz, Universität Leipzig, theologische Fakultät, innere Konflikte, Selbstverständnis.
- Quote paper
- Toni Krohm (Author), 2012, Gottfried Kirch - Im Widerspruch zwischen Aufklärung und Pietismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/203966