Das Titanic-Unglück: Die Suche nach den Schuldigen in der österreichischen Presse


Seminararbeit, 2010

17 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vorstellung der Quellen
2.1. Die “Neue Freie Presse”
2.2. Das “Prager Tagblatt”

3. Die Untersuchungskategorien

4. Ergebnisse der Untersuchung
4.1. Moral
4.2 Vorschriften
4.3. Glaube an die Unsinkbarkeit
4.4. Ehre
4.5. Weitere Gründe

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Sie galt als unsinkbar und doch ist das für unmöglich gehaltene geschehen. Am 15. April 1912 ist die Titanic nach einer Kollision mit einem Eisberg, circa 30 Seemeilen von Neufundland entfernt, gesunken. 1517 Menschen[1] sollen bei einem der größten Seefahrtkatastrophen aller Zeiten ihr Leben gelassen haben.

Auch fast 99 Jahre später sorgt das Titanic-Unglück immer mal wieder für Gesprächsstoff. Oft wurde sich in all’ den Jahren diesem Thema angenommen. Die Titanic ist zu einem Medienmythos geworden. Es wurde viel über sie geschrieben und zahlreiche Filme wurden gedreht. Die bekannteste Verfilmung ist wohl die von Regisseur James Cameron aus dem Jahre 1997, die nicht nur elf Oscars einheimste, sondern auch der jüngeren Generation das Unglück ins Bewusstsein rief.

Die vorliegende Seminararbeit wird sich mit der Frage der Schuld beschäftigen. Wer oder was ist für den Zusammenstoß mit dem Eisberg und die hohe Opferzahl verantwortlich? Etwa die Reederei White Star Line, weil sie, wie vermutet wird, einen neuen Rekord auf der Strecke zwischen Southampton und New York aufstellen wollte? Oder vielleicht der Kapitän Smith, weil er in der Notsituation falsch handelte? Waren vielleicht zu wenig Rettungsboote an Bord? Wenn ja, warum?

Die Frage der Schuld nahm auch in den zeitgenössischen Presseberichten eine nicht unbedeutende Stellung ein. In der vorliegenden Arbeit werden Presseberichte der beiden österreichischen Zeitungen “Neue Freie Presse” und “Prager Tagblatt” untersucht. Die Leitfrage lautet: Wie versuchen die jeweiligen Medien die Frage der Schuld zu klären? Untersucht werden die Berichte zwischen dem 15. April 1912 und dem 22. April 1912, also direkt die Woche nach dem Unglück. Eine ausgedehnte Untersuchung des Unglücks hat zu diesem Zeitpunkt noch nicht stattgefunden, so dass schon jetzt gesagt werden kann, dass keine Aussage über den wahren Schuldigen gemacht werden kann.[2] Vielmehr setzt die Seminararbeit einen Schwerpunkt auf die Frage wie mit der Frage der Schuld umgegangen wird. Was werden für Erklärungen gesucht und wie plausibel sind diese? Auf welche Quellen stützen sich die Journalisten?

Die Arbeit beginnt mit einer genauen Vorstellung der beiden untersuchten Tageszeitungen. Es folgt eine Einteilung in drei Kategorien in die man die Frage der Schuld einteilen könnte. In einem nächsten Kapitel werden die beiden Zeitungen auf diese Kategorien hin untersucht. Ein Fazit fasst die gewonnen Ergebnisse zusammen.

2. Vorstellung der Quellen

Wie in der Einleitung bereits erwähnt, werden Berichte aus den Zeitungen “Neue Freie Presse” und “Prager Tagblatt” untersucht

2.1. Die “Neue Freie Presse”

Die “Neue Freie Presse” erschien zwischen 1864 und 1939. Mit der “alten Presse” (1848-1864) und der Zeitung “Die Presse” (ab 1946) hat dieses berühmte Blatt allerdings einen Vorgänger und einen Nachfolger. Die Geschichte der drei Blätter kann man auch als “Geschichte einer Zeitung” bezeichnen.[3]

Die so genannte alte „Presse“ erschien erstmals am 3. Oktober 1848 und setzte sich mit den Ideen der Märzrevolution auseinander. Die „Presse“ erschien zweimal täglich und ist regierungskritisch und deutschliberal einzuordnen.[4] Bekannt wurde die alte “Presse” vor allem auch durch die hochrangigen Autoren, die für sie schrieben. So steuerte beispielsweise Karl Marx zwischen Oktober 1861 und Dezember 1862 insgesamt 44 Texte zu dieser Zeitung bei, konnte sich aber auf Dauer nicht mit der liberal-bürgerlichen Ausrichtung des Blattes identifizieren.[5] Gründer des Blattes war der Wiener August Zang, die Leitung der Zeitung hatten allerdings Friedrich Uhl, Adolf Werthner, Michael Etienne und Max Friedländer inne. Zangs schwieriger Charakter führte 1864 zu einem Bruch mit Etienne und Friedländer, die daraufhin beschlossen eine neue Zeitung zu Gründen: Die “Neue Freie Presse.” Werthner und fast das gesamte Redaktionsbüro schlossen sich der Neugründung an, Friedrich Uhl hatte das Blatt schon 1861 verlassen. Die erste Ausgabe erschien am 1. September 1864 und war eigentlich nichts weiter als eine Fortsetzung der alten “Presse.”[6] Auch die politische Linie des neuen Blattes blieb gleich und wird als gemäßigt bezeichnet.[7]

Keine zehn Jahre nach ihrem ersten Erscheinen, war die “Neue Freie Presse” zu einem Weltblatt herangereift und führte die Gruppe der bürgerlichen Presse an.[8] Man nannte sie auch die “österreichische Times.” Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde die Stellung ausgebaut. 1914 gingen 20 bis 25 Prozent der 112 000 Exemplare ins Ausland, 1873 waren dies noch zehn Prozent.[9] Sie mauserte sich über die Jahre zum Repräsentant der österreichischen Presse im Ausland.[10]

Während der Weltwirtschaftskrise ging die Auflage stark zurück. 1934 betrug die sie gerade einmal 43.000. Ende Januar 1939 wurde die “Neue Freie Presse”, nachdem sie schon im Besitz der Regierung war, mit dem “Neuen Wiener Journal” und dem “Neuen Wiener Tagblatt” zusammengelegt - das Ende der “Neuen Freien Presse.”[11]

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer Wiederbegründung der Zeitung unter dem alten Namen “Die Presse.” Bis 1949 erschien sie als Wochenzeitung, ab dem 19. Oktober 1949 wieder täglich, bis heute.[12]

2.2. Das “Prager Tagblatt”

Quellen über das “Prager Tagblatt”, das zwischen 1876 und 1939 erschien, sind rar. Der Schriftsteller Max Brod beschrieb die deutschsprachige Zeitung in einem literarischen Werk einmal so:

Es war eine übermütige Redaktion, dies Prager Tagblatt, die lustigste, die ich je gesehen habe, und dabei war ich [...] viel herumgekommen. [...] Etwas Frische und Witz flackerte freilich in jeder dieser Nachrichtenbuden auf, das gehörte ja gewissermaßen zum Métier; doch anderwärts flackerten die Irrlichter nur geduldeterweise und nebenher. Hier dagegen im Prager Tagblatt, wurden sie angebaut und gepflegt. [...] Im Prager Tagblatt lehnte man alles ab, was ans Fassadenhaft-Imposante oder “Tierisch-Ernste” [...] auch nur von fern erinnerte. Das Prager Tagblatt wurde nach ganz anderen Prinzipien redigiert. Es war ein europäisches Kuriosum - als solches in Berufskreisen und weit über sie hinaus bekannt.[...] Die sorglose, ja frivole Beiläufigkeit galt allerdings nur für den inneren Betrieb. Wenn das Blatt jede Nacht um ein Uhr herauskam, war es ein ausgezeichnet informierendes, verläßlich gemachtes Blatt, gescheit und temperamentvoll, freiheitlich, ohne gerade Sturmglocken zu läuten, farbig-interessant, in einige Beiträgen von gutem literarischen Niveau und fast ohne Kitsch.[13]

[...]


[1] Vgl. Köster/Lischeid, S.11.

[2] Im Übrigen streitet man sich bis heute über die wahren Gründe des Untergangs.

[3] Vgl Wandruszka, S.225.

[4] Vgl. Ebd., S.227; Vgl. Paupié, S.134.

[5] Vgl. Wandruszka, S.228.

[6] Vgl. Ebd., S.225ff.

[7] Vgl. Ebd., S.230; Vgl. Paupié, S.43.

[8] Vgl. Paupié, S.56.

[9] Vgl. Wandruszka, S.235.

[10] Vgl. Paupié, S.145.

[11] Vgl. Wandruszka, S.238.

[12] Vgl. Ebd., S.238.

[13] Brod, S.8-9.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Das Titanic-Unglück: Die Suche nach den Schuldigen in der österreichischen Presse
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Germanistisches Institut)
Veranstaltung
Das Titanic-Archiv
Note
2,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
17
Katalognummer
V204141
ISBN (eBook)
9783656307983
ISBN (Buch)
9783656311614
Dateigröße
462 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Titanic, Titanic-Unglück, Neue Freie Presse, Prager Tagblatt, Zeitung, Analyse, Schuld, Unglück, Schuldiger, Kapitän, White Star Line, Titanic-Archiv, Augenzeugen, Rettungsboote, Berichte
Arbeit zitieren
Bachelor of Arts Christine Konkel (Autor:in), 2010, Das Titanic-Unglück: Die Suche nach den Schuldigen in der österreichischen Presse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/204141

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