„Its intention is to touch on various topics more or less connected with that of the cultivation of race, or, as we might call it, with ′eugenic′ questions (...)“. Sir Francis Galton
Mit dieser Aussage von Galton 1883 beginnt offiziell die Geschichte der Eugenik, die in dieser Arbeit im Mittelpunkt der Betrachtung stehen wird. Die Rede von der „cultivation of race“ als Hauptprogrammpunkt eugenischer Ideen nimmt viel von der Entmenschlichung des Menschen vorweg, die darauf bauend erfolgte. Der Übergang vom religiösen imago dei zum homo sapiens sapiens offenbart in der Geschichte des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts seine hässliche Schattenseiten, die in der Verwendung von Termini wie „Rasse“ oder „Menschenzüchtung“ Ausdruck finden.
In diesem Zusammenhang wird in dieser Arbeit von der Eugenik als Teilbereich rassistischer Ideen die Rede sein. Dabei wird sich auch zeigen, dass eugenische Ideen, obwohl sie nicht in seinem Namen begründet wurden, sich geradezu als prädestiniert für eine irrationale Rechtfertigungsideologie wie dem Rassismus erwiesen. Interessant dabei ist, dass dies auch die rezipierte Literatur zur Geltung bringt und damit auch schon die Leitlinien für die Hausarbeit festlegt. Somit werden im Folgenden die historischen, kulturellen und wissenschaftlichen Voraussetzungen der Eugenik betrachtet, die Rezeption des Phänomens im Deutschen Reich und die Anknüpfungspunkte zur Genetik aufgezeigt. Dies geschieht im besonderen im Hinblick Rassismus und Eugenik im Deutschen Reich 2 auf die später erfolgte ideologische Vereinnahmung und deren prägnantesten Auswuchs, der Euthanasie- Ideen. Der Zeitraum der Untersuchung ist hierbei, im weitgefassten Sinne, die Jahrhundertwende, was auch heißt, dass eine Einbeziehung des Nationalsozialismus nicht stattfindet, da sie den Rahmen dieser Arbeit deutlich sprengen würde.
Inhaltsverzeichnis
- Tier und Mensch
- Historische Voraussetzungen
- Aufklärung und Industrialisierung
- Bevölkerungspolitik
- Kolonialismus
- Die Theorie der Degeneration
- Kulturpessimismus
- Zivilisationskritik nach Rousseau
- Naturalismus und Dekadenz
- Die Entstehung der Eugenik
- Darwinismus und Eugenik
- Begründung durch Francis Galton
- Entwicklungen in anderen Ländern
- Die Diskussion im Deutschen Reich
- Struktur der rassenhygienischen Bewegung
- Vertreter der Diskussion
- Selektion und differentielle Fortpflanzung
- Die Entwicklung der Genetik
- Genetik und Eugenik
- Bedeutsame Forschungslinien
- Rassische Anthropologie und Eugenik
- Eurozentrismus
- Ideologische Vereinnahmung
- Euthanasie als Forderung
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Geschichte der Eugenik im Deutschen Reich und analysiert die historischen, kulturellen und wissenschaftlichen Voraussetzungen, die zur Entstehung und Verbreitung dieser Ideologie führten. Im Fokus stehen dabei die Rezeption eugenischer Ideen im Deutschen Reich sowie die Verbindungen zur Genetik und deren später erfolgende ideologische Vereinnahmung. Die Untersuchung beschränkt sich auf die Jahrhundertwende und berücksichtigt nicht den Nationalsozialismus, da dieser den Rahmen der Arbeit sprengen würde.
- Die historische Entwicklung der Eugenik
- Die Rezeption eugenischer Ideen im Deutschen Reich
- Die Verbindung der Eugenik zur Genetik
- Die ideologische Vereinnahmung eugenischer Ideen
- Die Rolle des Rassismus in der Entwicklung der Eugenik
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel widmet sich dem Zitat von Francis Galton, das die Grundlage für die Betrachtung der Eugenik in dieser Arbeit bildet. Es wird die Entmenschlichung des Menschen im Zusammenhang mit eugenischen Ideen thematisiert und der Begriff der Eugenik als Teilbereich rassistischer Ideen eingeführt.
Das zweite Kapitel beleuchtet die historischen Voraussetzungen der Eugenik, insbesondere die Veränderungen der Sichtweise auf den Menschen durch die Aufklärung und die Industrialisierung. Es wird die Bedeutung der Bevölkerungspolitik als Steuerungsmechanismus für den "Rohstoff Mensch" im 19. Jahrhundert hervorgehoben.
Im dritten Kapitel wird die Theorie der Degeneration im Kontext des Kulturpessimismus und der Zivilisationskritik nach Rousseau untersucht. Es wird die Rolle des Naturalismus und der Dekadenz in der Entstehung der Eugenik betrachtet.
Das vierte Kapitel behandelt die Entstehung der Eugenik selbst. Die Entstehung der eugenischen Ideen aus dem Darwinismus, die Begründung durch Francis Galton und die Entwicklungen in anderen Ländern werden beleuchtet.
Das fünfte Kapitel widmet sich der Diskussion um die Eugenik im Deutschen Reich. Es wird die Struktur der rassenhygienischen Bewegung, die Vertreter der Diskussion und die Rolle der Selektion und differentiellen Fortpflanzung in der eugenischen Ideologie betrachtet.
Das sechste Kapitel analysiert die Entwicklung der Genetik und deren Verbindung zur Eugenik. Es werden bedeutende Forschungslinien in der Genetik und deren mögliche Einfluss auf die eugenischen Ideen beleuchtet.
Das siebte Kapitel setzt sich mit der rassischen Anthropologie und Eugenik auseinander. Es werden die Rolle des Eurozentrismus, die ideologische Vereinnahmung eugenischer Ideen und die Euthanasie als Forderung der Eugenik diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Eugenik, Rassismus, Degeneration, Bevölkerungspolitik, Genetik, Rassenhygiene, Kolonialismus und Euthanasie. Die zentrale Fragestellung ist die Rezeption eugenischer Ideen im Deutschen Reich und ihre Verbindung zur Genetik im Kontext der Jahrhundertwende.
- Quote paper
- Felix Hessmann (Author), 2003, Rassismus und Eugenik im Deutschen Reich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20418