Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Sekundares Bildungssystem
2.1 USA
2.1.1 Allgemeines zum Sekundarschulbereich
2.1.2 4-year High Schools
2.1.3 Junior High Schools und Senior High Schools
2.1.4 Combined Junior-Senior High Schools
2.2 Kanada
2.2.1 Allgemeines zum Sekundarschulbereich
2.2.2 Junior High Schools
2.2.3 Senior High Schools
3 Postsekundares Bildungssystem
3.1 USA
3.1.1 Allgemeines zum College
3.1.2 Allgemeines zur Universität
3.1.2.1 Eingangsvoraussetzungen zum Hochschulstudium
3.1.2.2 Organisation der Hochschulen
3.1.2.3 Finanzierung der Universitäten
3.2 Kanada
3.2.1 Allgemeines zum College
3.2.2 Allgemeines zur Universität
3.2.2.1 Eingangsvoraussetzungen zum Hochschulstudium
3.2.2.2 Organisation der Hochschulen
3.2.2.3 Finanzierung der Universitäten
Literaturverzeichnis
ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abbildung 1: Primares und sekundares Bildungssystem der USA
Abbildung 2: Primares und sekundares Bildungssystem Kanadas
Abbildung 3: High School-Abbrecher in Kanada, 1998-2009, aufgegliedert nach Geschlecht
Abbildung 4: Grundstruktur des Hochschulwesens der USA
Abbildung 5: Ausgaben für Bildung in % des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2006
1 Einleitung
In den vergangenen Jahren rücken verschiedene Vergleichstests innerhalb von Schulen, Bundesländern und auch zwischen mehreren Staaten immer mehr in den Vordergrund. So werden Schulvergleichsstudien wie PISA, TIMSS und IGLU nicht nur auf nationaler Ebene, sondern auch auf internationaler Ebene durchgeführt. Die Ergebnisse werden jedes Jahr gespannt erwartet und publiziert. Regelmäßig wiederkehrend finden dann Diskussionen über die unterschiedlichen Vor- und Nachteile im Bildungssystem der einzelnen Staaten statt. Der Konkurrenzkampf, der auf diese Art und Weise zwischen den teilnehmenden Staaten losgetreten wird, führt zu Diskussionen in der Politik und zu unzähligen weiteren Studien und Änderungsvorschlägen im Bildungsbereich.
Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich die vorliegende Arbeit mit nordamerikanischen Bildungssystemen. Im Vordergrund stehen dabei das sekundare und postsekundare Bildungssystem der USA und Kanadas. Im ersten Teil der vorliegenden Arbeit findet somit eine eingehende Beschäftigung mit den einzelnen „high school“-Typen der einzelnen Länder statt. Im Anschluss daran wird das Universitätswesen der USA und Kanadas betrachtet. Hier wird auch immer wieder Bezug auf die Unterschiede zum deutschen Hochschulbereich genommen. Ziel der Arbeit ist es die unterschiedlichen Bereiche in beiden Ländern eingehend zu durchleuchten und vor allem (v.a.) den strukturellen Aufbau darzustellen. Neben den Zuständigkeiten der einzelnen Bildungsbereiche wird immer wieder auf die eventuell herrschende Flexibilität innerhalb dieser Systeme Bezug genommen.
2 Sekundares Bildungssystem
Im folgenden Gliederungsabschnitt beschäftigt sich die Arbeit ausschliesslich mit den sekundaren Bildungssystemen der Vereinigten Staaten von Amerika und Kanadas. Um den Rahmen nicht zu sprengen, werden die Abschnitte des Kindergartens, der Vorschule und des primaren Bildungsbereiches ausgespart. Ebenso findet keine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Schulbereich statt, der für Kinder mit speziellem Förderbedarf in den jeweiligen Ländern eingerichtet ist. Die verschiedenen Differenzierungsformen, die es sowohl in den USA als auch in Kanada in Form von unterschiedlichen Leistungsniveaugruppen gibt, werden nicht näher erläutert.
2.1 USA
Bei der Betrachtung des Schulwesens der USA fokussiert sich die vorliegende Arbeit, wie schon erwähnt, auf den sekundaren Bereich. Hierbei findet eine Auseinandersetzung mit den verschiedenen „high school“-Typen statt.
2.1.1 Allgemeines zum Sekundarschulbereich
Die nachfolgende Grafik zeigt einen Ausschnitt des Bildungssystems der USA. Auf der linken x- Achse ist das durchschnittliche Lebensalter aufgetragen und auf der rechten x-Achse findet sich die Unterteilung der Bildungsebenen nach Jahrgang oder Klassenstufe. Nach der Kleinkinderschule („nursery school“), die auf freiwilliger Basis besucht werden kann und dem Kindergarten, der oft Bestandteil des Schulwesens ist, folgt das Elementar- oder Primarschulwesen („elementary or primary school“). Ab dem siebten Schuljahr beginnt der Sekundarschulbereich. Hierzu gehören allgemeinbildende Mittel- und Oberschulen, Berufs- und Gewerbeschulen und handwerklich- technische Berufsfachschulen, die in verschiedensten Kombinationen hinsichtlich der Dauer in dem Block der „high schools“ inbegriffen sind.
Abbildung 1: Primares und sekundares Bildungssystem der USA
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Reimann 1970, 12, eigene Bearbeitung.
Der Bereich der Sekundarstufe, der als Einheitsschulsystem fungiert, wird in drei Bereiche unterteilt. Hierzu gehören die Typen „academic“, „vocational“ und „technical“. Neben den Einzelschultypen besteht die „Comprehensive High School“, die alle Einzelsparten in derselben Schule zusammenfasst (Reimann 1970, 12ff.; Buttlar 1992, 69).
Die Schulsysteme großer Städte, wie z.B. New York, neigen dazu, die ´High Schools` nach Sonderaufgaben zu spezialisieren und berufsbildende wie handwerklich-technische Lehrprogramme an Sonderschulen durchzuführen. Ein für die Flexibilität des Sekundarschulwesens zeugendes Symptom ist es, daß selbst an spezialisierten Sekundarschulen der Typen „vocational“ und „technical“ immer auch Vorkehrungen für den Unterricht in allgemeinbildenden und auf das College vorbereitenden Fächern angeboten und erteilt wird, ein Umstand, der es einem zunächst mehr praktisch und handwerklich interessierten Jugendlichen durchaus ermöglicht, sich später an „College“ oder „University“ weiterzubilden (Reimann 1970, 17f.).
Beim Übertritt von der Grundschule in die Sekundarschulen gibt es keine speziellen Prüfungen. In einigen Bundesstaaten werden aber Leistungsnachweise in Kernfächern wie Lesen, Rechnen und Schreiben verlangt. Allerdings bedeutet die Tatsache, dass keine Prüfungen im eigentlichen Sinn abgehalten werden nicht, dass es keine Übergangsprobleme gibt. So erweist es sich für Schüler, die aus sogenannten „neighborhood schools“ kommen oft als schwierig, die Umstellung von der behüteten Grundschule auf eine traditionelle „high school“ zu meistern. Dort herrscht eine deutlich größere Schülerpopulation, der Unterricht ist nach dem Fachlehrersystem organisiert und es bestehen Leistungsniveaugruppen, die den Konkurrenz- und Leistungsdruck fördern (Buttlar 1992, 70).
Die verschiedenen Bereiche in den „high schools“ sollen auf das College vorbereiten, Berufsschulbildung vermitteln oder handwerklich-technisch ausbilden. Am Ende wird bei allen verschiedenen Wegen, die gewählt werden können, das „high school diploma“ verliehen, das bei einem regulären Besuch der Schulen nach zwölf bis dreizehn Jahren erreicht ist (Reimann 1970, 12ff.).
Obwohl die erforderliche Anzahl an „credits“ von Schuldistrikt zu Schuldistrikt verschieden ist, gibt es innerhalb der USA keine Diskussion über die Anerkennung des Abschlusses. Dennoch gibt es einige Staaten, wie zum Beispiel (z.B.) Iowa, North-Carolina und Ohio, die in Verbindung mit einer auf „excellence“ ausgerichteten Schulreform darüber nachdenken, eine Differenzierung des „high school“-Zertifikats vorzunehmen (Dichanz 1991, 40).
2.1.2 4-year High Schools
Dem Besuch der vierjährigen Mittel- oder Oberschule, geht ein Grund- und Hauptschulbesuch voran, der insgesamt acht Jahre dauert. Dieses System wird auch als acht-vier Plan oder -Modell bezeichnet. Je nach Region und soziologischer Struktur der Schülerschaft ist hier die letzte Schulstufe oftmals eine erweiterte Hauptschulstufe bis zum Niveau eines neunten oder zehnten Schuljahres im deutschen Sinne (Reimann 1970, 13ff.).
Die „high school“ ist generell das Kernstück des amerikanischen Schulsystems. Obwohl sie je nach Einzelstaat und Schuldistrikt unterschiedlich organisiert ist, findet man in den meisten Fällen den Typ der „4-year high school“ (Dichanz 1991, 37).
2.1.3 Junior High Schools und Senior High Schools
Wählt der US-amerikanische Schüler den Weg in die „junior high school“, so gibt es zwei verschiedene Arten der Schulkarriere.
Im Laufe des ersten Weges folgt nach einem sechsjährigen Hauptschulbesuch eine zwei Jahre dauernde, selten selbstständige Übergangsstufe. Dieser Typ wird auch sechs-zwei-vier Plan genannt, da nachfolgend eine vierjährige Mittel- oder Oberschule anschließt. Infolge des zweiten Weges wird zuerst eine sechsjährige Hauptschule besucht, an die sich eine dreijährige, oftmals selbstständige Übergangsstufe anschließt. Hierfür gibt es die Bezeichnung sechs-drei-drei System, da der Schüler danach eine drei Jahre dauernde Mittel- oder Oberschule besucht. Auch hier ergeben sich oft erstaunlich große Niveauunterschiede, selbst in nächster geographischer Nachbarschaft (Reimann 1970, 13ff.).
2.1.4 Combined Junior-Senior High Schools
Will ein US-amerikanischer Schüler die kombinierte Variante aus „junior- und Senior high school“ besuchen, so steht am Anfang der Besuch einer sechsjährigen Hauptschule. Danach folgt eine sechsjährige Kombination aus Vor-, Unter-, Mittel- und Oberstufe einer „high school“ (Reimann 1970, 13ff.). Das Bildungssystem, welches die kombinierte „junior-senior high school“ bietet, ist stark praxisorientiert. Neben den Pflichtfächern Mathematik, Biologie, Physik, Chemie, Sozialkunde, Sport und „English Language“, wird den Schülern durch ein Wahlfächersystem („elective courses“) ermöglicht aus einer Vielzahl verschiedener Angebote selbst Kurse zu wählen. Fast die Hälfte des zu bewältigenden Pensums wird durch die Wahlkurse ausgefüllt. Neben berufsvorbereitenden kaufmännischen Kursen können auch AGs wie z.B. „Big Band“ belegt werden (Schneider-Sliwa 2005, 231).
2.2 Kanada
Wird im Zusammenhang mit Kanada vom öffentlichen Schulsystem gesprochen, so kann dies zu Missverständnissen führen. In den meisten Provinzen Kanadas bestehen in der Regel (i.d.R.) zwei Systeme nebeneinander. Es gibt das „public system“ und das „separate system“, wobei „public“ auf die Religionsmehrheit in einem Schulbezirk bezogen wird. So kann es z.B. in wenigen Fällen durch katholische Schulen zur Bildung eines „public systems“ kommen. Allgemein sind die öffentlichen Schulen allerdings nicht einer bestimmten Religionsgruppe zugeordnet, wohingegen die „separate schools“ eindeutig für Schüler mit katholischem Glauben zuständig sind. Beide Schultypen bilden zusammen das allgemeine oder öffentliche Schulsystem. Dies bedeutet, dass sie ausschließlich durch Steuergelder finanziert und durch die Öffentlichkeit kontrolliert werden. In Konkurrenz dazu stehen die Privatschulen, die nur durch die Erhebung von zum Teil erheblichen Schulgeldern und durch private Schenkungen getragen werden und eine eigene Schulverwaltung besitzen (Stephan 1984, 40). In Kanada besteht eine Schulpflicht vom sechsten bis mindestens zum 16. Lebensjahr, wobei auch hier regionale Unterschiede herrschen (Avenarius et al. 2007, 58).
Das kanadische Schulsystem ist ein Gesamtschulsystem, in dem es keine Differenzierung in unterschiedliche Schulformen gibt. Die interne Differenzierung findet in den meisten Provinzen erst ab der zehnten Klassenstufe statt (BMBF 2007, 37).
2.2.1 Allgemeines zum Sekundarschulbereich
Der Übergang von der Elementar- zur Sekundarschule kann verschiedene Formen annehmen. Es gibt Schulen, die in einem Gebäude alle Altersstufen vom Kindergarten bis zum 12. Schuljahr aufweisen. Hier ist die Unterscheidung zwischen Primar- und Sekundarstufe, wenigstens aus der Perspektive der Schüler und Eltern, mehr administrativ als real, weil der Übergang fließend ist (Stephan 1984, 52).
Die eben beschriebene Art von Schulen findet sich eher in kleineren Gemeinden, deren Gesamtzahl an schulpflichtigen Kindern die Zahl 300 nicht übersteigt. Größere Schulbezirke haben Schulen, die speziell für die Mittelstufe, das heißt (d.h.) die siebten bis neunten Klassen, eingerichtet sind. Eigenständige Sekundarschulen haben normalerweise mehr als 600 Schüler. In Großstädten kann diese Zahl auf bis zu 3.000 anwachsen. Hierbei handelt es sich dann oftmals um gesamtschulähnliche „comprehensive high schools“, in denen alle Fächer unterrichtet werden, die von der handwerklichen Berufsausbildung bis zur Vorbereitung auf die Universität reichen (Stephan 1984, 52f.). Der Sekundarschulabschnitt, der auf die Berufsbildung oder weiterführende Bildungsgänge vorbereitet, wird durch Wahl- und Pflichtfächer gegliedert. Während der erste Abschnitt der sekundaren Bildung durch Pflichtfächer bestimmt wird, überwiegen in der zweiten Phase die Wahlfächer. Hier sammeln die Schüler eine Mindestanzahl an Pflicht- und Wahl-“credits“, die zum Erreichen des Abschlusses notwendig sind. Beendet wird die sekundare Schullaufbahn in Kanada mit dem Erwerb des „high school diploma“. Diesen Abschluss erreichen kanadische Schüler allerdings erst mit erfolgreicher Beendigung der zwölften Klasse (Avenarius 2007, 58f.).
Die folgende Grafik stellt die eben beschriebenen Zusammenhänge vereinfacht dar. Die große Flexibilität, die in Kanada im Bereich des Sekundarschulwesens vorherrscht, kann nur bedingt wiedergegeben werden.
Abbildung 2: Primares und sekundares Bildungssystem Kanadas
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Avenarius et al. 2007, 57, eigene Bearbeitung.
Da die Schulpflicht bereits nach der zehnten Klasse erfüllt ist, beendet ein von Provinz zu Provinz unterschiedlicher Anteil an Schülern die Schullaufbahn zunächst oder auf Dauer ohne „highschool“-Abschluss. Aufgrund hoher Schulabbrecher-Raten kam es zur Einführung eines „second chance“-Systems, wodurch Erwachsenen ermöglicht wird, das „high school diploma“ nachzuholen (Avenarius 2007, 58ff.; BMBF 2007, 41).
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