Sportliche Aktivitäten von Jugendlichen im Vergleich von städtischen und ländlichen Lebensräumen


Examensarbeit, 2011

78 Seiten, Note: 3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I ABBILDUNGSVERZEICHNIS

II TABELLENVERZEICHNIS

1 EINLEITUNG

2 KIDS UND JUGENDLICHE
2.1 Geschichte der Jugend
2.2 Jugend (Definition)
2.3 Kids
2.4 Demographische Entwicklung von Jugend
2.5 Jugend und Familie
2.6 Jugend, Freizeit, Medien
2.7 Zusammenfassung

3 STÄDTISCHE UND LÄNDLICHE LEBENSRÄUME
3.1 Lebensraum Stadt
3.2 Ländliche Region als Lebensraum

4 SPORTENGAGEMENT VON JUGENDLICHEN

5 ZUM EMPIRISCHEN TEIL
5.1 Zur Anlage der Untersuchung
5.2 Infrastrukturelle Unterschiede der Befragungsorte
5.3 Ziel der Untersuchung
5.4 Operationalisierung (Messverfahren)
5.5 Ausgangslage: Bereits existierende Studien zum Thema
5.6 Pretest

6 ERSTER BLICK AUF DIE DATEN - DESKRIPTIVE BEFUNDE
6.1 Deskriptive Befunde
6.1.1 Sportengagement der Jugendlichen (Sport im Verein)
6.1.2 Häufigkeit des Sporttreibens
6.1.3 Motivation für das Eintreten in den Verein
6.1.4 Ort des Sportvereins
6.1.5 Sport in der Natur
6.1.6 Andere Freizeitaktivitäten
6.1.7 Möglichkeiten des Spielens in der nahen Wohnumgebung
6.1.8 Wünsche und Änderungen der sportlichen Umgebung
6.2 Zusammenfassung der deskriptiven Befunde

7 ZWEITER BLICK AUF DIE DATEN: ZUSAMMENHÄNGE VS. UNTERSCHIEDE
7.1 Sportengagement im Verein
7.2 Sport in der Natur
7.3 Allgemeine Freizeitaktivitäten
7.4 Zusammenfassung

8 FAZIT UND AUSBLICK

9 LITERATURVERZEICHNIS

ANHANG (FRAGEBOGEN)

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Bevölkerung nach Altersgruppen

Abbildung 2: Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland

Abbildung 3: Werteorientierung der Jugendlichen

Abbildung 4: Non-mediale-Freizeitaktivitäten 2009

Abbildung 5: Mitgliedschaftsstatus Jugendlicher in den Studien von SACK (1978), BRETTSCHNEIDER (1987) und in der Jugendsportstudie NRW 1992

Abbildung 6: Ausschnitt aus: Soziale Determinanten des Sportvereinsstatus

Abbildung 7: Geschlecht der Befragten

Abbildung 8: Aufteilung nach Geschlechtern (Stadt)

Abbildung 9: Aufteilung nach Geschlechtern (Land)

Abbildung 10: Aktive Sportvereinsmitglieder (Vergleich von Jungen und Mädchen)

Abbildung 11: (Nicht-) Mitgliedschaft im Sportverein (Stadtjungen)

Abbildung 12: (Nicht-) Mitgliedschaft im Sportverein (Landjungen)

Abbildung 13: (Nicht-) Mitgliedschaft im Sportverein (Stadtmädchen)

Abbildung 14: (Nicht-) Mitgliedschaft im Sportverein (Landmädchen)

Abbildung 15: Sportliche Aktivitäten im Verein von Mädchen in der Stadt

Abbildung 16: Sportliche Aktivitäten im Verein von Mädchen auf dem Land

Abbildung 17: Sportliche Aktivitäten im Verein von Jungen in der Stadt

Abbildung 18: Sportliche Aktivitäten im Verein von Jungen in der Land

Abbildung 19: Wie häufig machst du deinen Sport in der Woche?

Abbildung 20: Wie kommst du zu deinem Verein?

Abbildung 21: Ort der Vereinsstätte

Abbildung 22: Sport in der Natur

Abbildung 23: Freizeitaktivitäten von Jungen in Stadt und Land

Abbildung 24: Freizeitaktivitäten von Mädchen in Stadt und Land

Abbildung 25: Würdest du gerne etwas an deinem sportlichen Alltag verändern?

Abbildung 26: Sport in der Natur

Darstellungen/Abbildungen, die keine Angaben zur Herkunft haben, sind von mir erstellt worden.

II Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Städtekategorien nach Einwohnerzahlen

Tabelle 2: Frühere Vereinsmitgliedschaft vor heutiger Nicht-Mitgliedschaft (Jungen)

Tabelle 3: Frühere Mitgliedschaft in anderen Vereinen (Jungen)

Tabelle 4 Frühere Vereinsmitgliedschaft vor heutiger Nicht-Mitgliedschaft (Mädchen)

Tabelle 5: Frühere Mitgliedschaft in anderen Vereinen (Mädchen)

Tabelle 6: Gründe für den Vereinseintritt

Tabelle 7: Freizeitaktivitäten von Mädchen (Angaben weniger als 4 Prozent)

Tabelle 8: Hast du die Möglichkeit draußen, in der Nähe deiner Wohnung zu spielen?

Tabelle 9: Orte, an denen die Jugendlichen am häufigsten draußen spielen

Tabelle 10: Sportarten die die Jugendlichen gerne ausprobieren würden

Tabelle 11: Wünsche und Änderungsvorschläge der Jugendlichen ihrer Umgebung entsprechend

Tabelle 12: Top sechs der Freizeitbeschäftigungen der Jugendlichen

Tabellen, die keine Angaben zur Herkunft haben, sind von mir erstellt worden.

1 Einleitung

In der vorliegenden wissenschaftlichen Hausarbeit im Rahmen der ersten Staatsprüfung Lehramt Gymnasium im Fach Sport wird die Phase der Jugend und ihre sportlichen Aktivitäten beschrieben. Besonders wird auf den Unterschied zwischen den in der Stadt und auf dem Land lebenden Jugendlichen eingegangen.

Nach aktuellen Untersuchungen, wie beispielsweise der SHELL JUGENDSTUDIE1 2010, verbringen eine Vielzahl an Jugendlichen ihre Freizeit vor dem Computer.

Das BUNDESMINISTERIUM FÜR GESUNDHEIT stellt fest, dass die Freude an Bewegung bei Jugendlichen immer mehr abnimmt. Bewegungen im normalen Alltag werden vermieden. Das führt dazu, dass die Jugendlichen heute zum Teil nur noch zweimal in der Woche körperlich aktiv sind.

Nach der Studie von BAUR & BURRMANN 2001 in ihrem Bericht zum „Sport im Kontext ländlicher Infrastrukturen“ bewegen sich besonders Mädchen wenig, die in ländlichen Regionen leben, da ihnen zum Teil nur ein sehr geringes Sportangebot zur Verfügung stehe.

Die Erkenntinsse dieser und anderer Studien werden, neben der zentralen Frage der Arbeit, ob Mädchen und Jungen in der Stadt und auf dem Land in gleichem Maße sportlich aktiv sind und ob ihre Freizeitgestaltungen die Gleichen sind, in der Arbeit Berücksichtigung finden.

Weiterhin wird diese Arbeit sich der Frage stellen, wie die allgemeinen Bewegungsräume von Jugendlichen in der Stadt und auf dem Land beschaffen sind. Es ist zu vermuten, dass sich Jugendliche in der Stadt weniger bewegen als Jugendliche auf dem Land. Da in der Stadt ein hohes Verkehrsaufkommen eine dichte Bebauung vorzufinden ist, stellt sich nun die Frage, ob die Stadtjugendlichen somit weniger Möglichkeiten sich draußen zu bewegen?

Zu Beginn der vorliegenden Arbeit soll ein Basiswissen zum Thema Jugend vermittelt werden.

Wer sind die Jugendlichen und was macht sie aus? Wie ist ihre Geschichte und wie wird sie vom demographischen Wandel beeinflusst? Was bedeuten die Familie, Medien und Freizeit für die Jugendlichen?

Im Anschluss an das erlangte Basiswissen zur Thematik der Jugendlichen, wird speziell auf die Frage nach dem sportlichen Engagement der Jugendlichen eingegangen.

Diesen ersten allgemeinen Informationen folgt der empirische Teil der Arbeit. Hier werden die Daten der Untersuchung ausgewertet, beschrieben und anschließend analysiert sowie diskutiert. Die Untersuchung wurde mittels einer Umfrage mit Heranwachsenden der 7. Klasse durchgeführt, da sich die Heranwachsenden dieses Alters in einer spannenden Entwicklungsphase befinden. Sie gelten zum einen nicht mehr als Kind und zum anderen noch nicht als Jugendliche.

Besonderes Augenmerk wird auf das sportliche Engagement der Jugendlichen im Verein und der Natur gelegt. Ebenso wird der Frage nach möglichen Bewegungsräumen in der nahen Wohnumgebung und der allgemeinen Freizeitbeschäftigung nachgegangen.

Den Abschluss der Arbeit bilden das Fazit und ein Ausblick der Ergebnisse der Arbeit. Der für die Umfrage entworfene Fragebogen ist im Anhang der Arbeit zu finden.

2 Kids und Jugendliche

Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit der Phase der Kids und Jugendlichen und ihrem Facettenreichtum. Es werden Fragen geklärt, wer genau mit dem Begriff Kids und Jugendliche gemeint ist, was sie von Kindern unterscheidet, wann man jemanden als jugendlich bezeichnen darf und welche Rolle die Jugend in der Gesellschaft einnahm und heute einnimmt.

Diese allgemein einführenden Informationen sollen helfen, die Phase der Jugend besser zu verstehen, da Heranwachsende dieses Alters in der vorliegenden Untersuchung befragt wurden (siehe Kapitel 5).

2.1 Geschichte der Jugend

Die Jugend, wie wir sie heute kennen, gab es nicht immer. Sie hat sich im Laufe der Zeit verändert und wird es auch weiterhin tun, denn sie passt sich immer den Lebensbedingungen ihrer Zeit an.

Im Mittelalter beispielsweise gab es die Jugend als solche noch nicht, da diese Lebensphase nicht gelebt wurde. Die Kindheit wurde in der Großfamilie verbracht und endete in der Regel mit zwölf Jahren. Dann erlernten die Heranwachsenden einen Beruf und verließen das Elternhaus. Somit gingen die jungen Männer und Frauen laut mehrfacher Definition direkt von der Kindheit ins Erwachsenenleben über.

Erst im 18. Jahrhundert setzte sich die Jugend als weitere Lebensphase durch. Dies lag an mehreren Umständen:

„Die europ. Gesellschaften wurden komplexer und differenzierten immer mehr funktionale Teilsysteme aus. Arbeitsteilige Sektoren wie Wirtschaft, Politik, Wiss. und Verwaltung entstanden und verlangten spezielle Kenntnisse, die nicht mehr informell erworben werden konnten“ (Brockhaus-Verlag (Hrsg.), 2006a, S. 151).

Im Zuge der Industrialisierung, Mitte des 19. Jahrhunderts, änderte sich nicht viel, außer dass die jungen Mensch nun zum Teil das elterliche Haus verlassen mussten, um ihrem Arbeitsplatz näher zu sein.

Ende des 19. Jahrhunderts befasste sich die Jugendforschung ein erstes Mal mit dem Begriff der Jugend. Sie erforschten die Jugend unter „anthropologischen, somatischen, entwicklungspsychologischen, pädagogischen und soziologischen Fragestellungen“ (Dudek, 2010, S. 361) und stellten die Jugend als „Phase des Übergangs vom Kind zum Erwachsenen“ (Dudek, 2010, S. 361) dar.

Allerdings war in diesem Zeitraum die Phase der Jugend ausschließlich eine Phase der Privilegierten. So konnten die Jugend nur Heranwachsende durchleben, deren Familien nicht auf „die Mitarbeit der Kinder angewiesen waren“ (Brockhaus-Verlag (Hrsg.), 2006a, S. 151).

Erst ab dem 20. Jahrhundert setzte sich die Jugendphase für alle Heranwachsenden durch. Mit Beginn der allgemeinen Schulpflicht fanden sich die Jugendlichen mit Gleichaltrigen in der Schule zusammen und waren somit von der Erwerbstätigkeit freigestellt.

Allerdings war die Jugendphase in Deutschland bis 1950/1960 recht kurz, da sie in den meisten Fällen mit dem Ende der Volksschule abschloss.

Die Bildungsreform der 60er und 70er Jahre hat tiefe Spuren hinterlassen, so verlängerte sich die Jugendphase in den folgenden Jahrzehnten fast von Jahrzehnt zu Jahrzehnt und war von sich ständig ändernden Lebensmottos geprägt.

So war die Jugend der 50er Jahre beispielsweise die „Skeptische Generation“, gefolgt von der „Protest-Generation“ oder „68er-Generation“ der 60er Jahre, der „Kritischen Generation“ der 70er Jahre, der „Null-Bock-Generation“ der späten 80er Jahre, der „Spaß-Generation“ der 90er Jahre bis hin zur heutigen „Generation-@“ (vgl. Schmidt, 2008, S.43).

Betrachtet man den historischen Verlauf der Jugend wird deutlich, dass Jugend nicht gleich Jugend ist. Sie passt sich immer den ihr vorgegebenen Lebensbedingungen an und entwickelt sich neu. Dies unterstützt auch BÖHNISCH, der sagt, dass es junge Menschen zu jeder Zeit gab, aber die

„Erscheinung der Jugend gesellschaftlich eingerichteten Lebensphase zum Zwecke des Lernens, der Qualifikation und damit der Reproduktion der arbeitsteiligen Gesellschaft“ (Böhnisch, 2008, S. 149)

ein modernes Phänomen sei, eben ein „Produkt der modernen Industriegesellschaft“ (Böhnisch, 2008, S. 149).

Folglich ist die Frage, wie Jugend heute definiert wird.

2.2 Jugend (Definition)

Wie bereits erläutert wurde, passt sich die Jugend ihren vorliegenden Lebensbedingungen an. Was vor beispielsweise vor 30 Jahren noch unter dem Begriff Jugend verstanden wurde muss heute nicht mehr gültig sein.

Das Lexikon definiert den Begriff der heutigen Jugend wie folgt:

„Jugend, bezeichnet im klass. Sinn die Lebensphase zw. Kindheit und Erwachsenenalter, in der Heranwachsende geistig, körperlich und sozial reifen. Allerdings ist die J.-Phase keine anthropolog. Konstante, die in allen Gesellschaften und allen histor. Epochen zu finden ist“ (Brockhaus-Verlag (Hrsg.), 2006a, S. 151).

Des Weiteren wird gesagt, dass es zur Ausbildung des sozialen Phänomens der Jugend bestimmter gesellschaftlicher Voraussetzungen bedarf, wie der zeitweisen Freistellung von Arbeit und anderen Verpflichtungen der eigenverantwortlichen Lebenssicherung sowie der Zusammenführung der Heranwachsenden in Gleich-altrigengruppen (vgl. Brockhaus-Verlag (Hrsg.), 2006a, S. 151).

Diese allgemeine Definition wird in der erziehungswissenschaftlichen beziehungsweise psychologischen Fachliteratur nochmals unterschieden, sie besagt, dass

„die Jugend von der Kindheit durch die Pubertät (Eintritt der Geschlechtsreife) und von dem Erwachsenenalter auch die Ausbildung einer stabilen Identität bzw. der vollständigen Übernahme von Erwachsenenrollen und -verantwortlichkeiten“ (BrockhausVerlag (Hrsg.), 2006a, S. 153)

geprägt ist.

Im Allgemeinen bezeichnet die Jugend einen Lebensabschnitt, im Lebenslauf eines Heranwachsenden, in dem er „schrittweise die Rechte und Pflichten eines Erwachsenen erlangt“ (Statistisches Bundesamt (Hrsg.), 2000, S.8).

SCHMIDT stellt im 1. Deutschen Kinder- und Jugendsportbericht 2008 fest, dass der Begriff Jugend sehr vielfältig ist. Jugend kann zum einen als Teilkultur einer Gesellschaft betrachtet werden. Zum anderen kann sie aber auch als spezifische Generation in den Blick genommen werden, als Ausdruck eines bestimmten Lebensgefühls gelten oder als Lebensabschnitt und gesellschaftliches Strukturmuster erscheinen (vgl. Schmidt, 2008, S. 43).

Es ist schwierig genau zu definieren, wann die Jugend anfängt und wo sie endet, da sie von individuellen Faktoren abhängig ist. In der Regel kann aber gesagt werden, dass die Jugend mit dem Beginn der Pubertät ihren Anfang nimmt. Das Alter in dem die Pubertät beginnt, ist jedoch von Kind zu Kind unterschiedlich. Bei Mädchen fängt die Pubertät heute durchschnittlich im Alter von 11,5 Jahren an und bei Jungen im Alter von 12,5 Jahren (vgl. Schmidt, 2008, S. 43).

Aus juristischer Sicht gibt es eine engere Definition der Jugend: Dem §1 des Gesetzes zum Schutze der Jugend zufolge gilt als jugendlich wer 14, aber noch nicht 18 Jahre alt ist (vgl. BMFSFJ, 2009). Dass die Phase der Jugend mit 18 Jahren endet, entspricht zwar der gesetzlichen Definition, in den meisten Fällen aber nicht der Realität.

Dies ist beispielsweise im Jugendstrafrecht zu sehen. Hier kann ein Heranwachsender im Alter zwischen 18 und 20 Jahren, als Erwachsener oder aber noch als jugendlicher Heranwachsender bestraft werden (vgl. Bundesministerium für Justiz, 2010).

Die Heranwachsenden werden auf der einen Seite heutzutage viel früher reif, was nicht bedeutet, dass sie erwachsen werden, denn durch die „Bildungsexpansion und die Veränderung der Arbeitsmarktsituation“ (Schmidt, 2008, S.44) hat sich die Jugendphase nach hinten verschoben. Das bedeutet, dass durch die längere Ausbildungsphase die Heranwachsenden auch länger an das Elternhaus gebunden sind. Ein genaues Ende ist somit nicht allgemein festzumachen.

Jedoch kann gesagt werden, dass das Erwachsenenleben mit dem Einstieg ins Berufsleben und/oder der Gründung einer Familie anfängt und nachdem die vier Entwicklungsaufgaben nach HURRELMANN durchlaufen wurden. Diese Entwicklungsaufgaben verlangen Folgendes von den Jugendlichen.

Es sollte:

1. die Entwicklung einer intellektuellen und sozialen Kompetenz erfolgen, um sich eine Basis für die selbstständige Existenz als Erwachsener sichern zu können.
2. die Entwicklung des inneren Bildes von der Geschlechtszugehörigkeit abgeschlossen sein um die Basis für eine Familiengründung legen zu können.
3. die Entwicklung selbstständiger Handlungsmuster für die Nutzung des Konsumwarenmarktes und der Umgang mit Geld erlernt worden sein.
4. die Entwicklung eines Werte- und Normsystems und eines ethischen und politischen Bewusstseins erfolgt sein (vgl. Hurrelmann, 2005, S. 27-28).

Sind diese vier Entwicklungsaufgaben abgeschlossen, ist die Jugendphase nach HURRELMANN beendet und die Phase des Erwachsenseins hat begonnen.

Die Phase des Jugendlich-Seins beginnt zwar ungefähr mit der Pubertät, jedoch hat sich eine weitere Phase der Entwicklung des Heranwachsenden zwischen die des Kind-Seins und die des Jugendlich- Seins geschoben. Hierbei handelt es sich um die Phase der Kids (genauere Erläuterungen in Kapitel 2.3). Als endgültige Jugendliche gelten die Heranwachsenden, wenn sie folgende Entwicklungsprozesse durchlaufen haben:

- die Herausbildung einer psychosozialen und psychosexuellen Identität,
- die Ablösung vom Elternhaus,
- der Aufbau und die Aufrechterhaltung gleich- und gegengeschlechtlicher Beziehungen und Bindungen,
- die Entwicklung eines persönlichen und kollektiv geteilten Wert- und Normensystems,
- die Gestaltung einer eigenen Schul- und Berufsperspektive. (vgl. Sander & Vollbrecht, 1985, S.13).

Die Jugendforschung betrachtet heutzutage die Jugend als eine eigenständige Lebensphase, die zum Teil durch ihre eigenen Erscheinungsformen geprägt ist.

Meiner Arbeit liegt die Definition von HURRELMANN zu Grunde, da sie nicht nur auf das Alter eines Heranwachsenden eingeht, sondern die vielschichtigen Aspekte des Beginns und Abschlusses der Jugendphase genau erläutert.

2.3 Kids

Wie zuvor erwähnt, ist die Phase der Jugend sehr vielfältig. Ihr unterliegt eine bisher wenig erforschte Phase der Entwicklung eines Heranwachsenden, die Phase der Kids. Sie bildet den Übergang von der Kindheit zur Jugend.

Heranwachsende in dieser Phase können es schwer haben, da sie zum einen nicht mehr als Kind gelten aber auch noch nicht erwachsen sind. In dieser Phase befinden sich laut STATISTISCHEM BUNDESAMT 2008 zurzeit etwa 4.753.421 Heranwachsende in Deutschland.

Neueren Untersuchungen zufolge, wird in dieser Phase von den 9 - 14jährigen gesprochen. Hat man diese Altersklasse früher noch in die Phase der Kindheit - bis zum 13. Lebensjahr - und in die Phase der Jugend - vom 13. - 21. Lebensjahr - eingeteilt, so gilt sie heute als eigenständige Phase mit der Bezeichnung Kids.

In dieser Altersspanne (9 bis 14 Jahre) muss beachtet werden, dass eine starke Variation des individuellen Entwicklungsstandes vorherrscht. Es ist durchaus möglich, dass ein Heranwachsender mit elf Jahren durch sein Verhalten immer noch zu den Kindern gezählt wird, genauso wie ein Heranwachsender mit zwölf Jahren durch sein Verhalten schon als Jugendlicher angesehen wird.

In der Phase des Nicht-mehr-Kind-Seins und Noch-nicht-Erwachsen-Seins, stehen die Heranwachsenden vor vielen Herausforderungen, beispielsweise müssen sie sich mit der Entwicklung ihres Körpers und den damit zusammenhängenden Problemen auseinandersetzten. Dies führt zu einem veränderten Verhalten.

Im Jahre 1984 erschien zu diesem Thema eine Studie von P. FRIEDRICH. Er bezeichnete die Heranwachsenden zwischen dem 9. und 14. Lebensjahr als „Lücke-Kinder“. Die Bezeichnung ist darauf zurückzuführen, dass die Kids, besonders in der Großstadt, Nischen und Baulücken suchten, um diesen Ort für sich einzunehmen. Heranwachsende dieses Alters suchen sich gerne Orte, die sie selbst gestalten können, denn sie sind nicht mehr die Kinder, die auf dem Spielplatz spielen wollen. Sie sind aber häufig noch zu jung um in Jugendeinrichtungen einen Platz zu finden, um sich von ihrem Elternhaus abzugrenzen.

Dieses Zwischenstadium wird ebenfalls verdeutlicht, wenn man sieht, dass die Heranwachsenden nicht mehr extrem an die familiale Kontrolle gebunden sind, jedoch noch keine öffentliche Ablösung vom Elternhaus demonstrieren können (vgl. Böhnisch, 2008, S.131).

Nach DRÖßLER fehlt Kids in der Großstadt die Möglichkeit „ihren Interessen entsprechenden Tätigkeiten und Beschäftigungen nachzugehen“, da städtische Siedlungsgebiete und -viertel heutzutage in ihrer Struktur oftmals einer spezifischen Nutzungslogistik unterliegen (vgl. Drößler, 2002, S. 56). Jugendliche auf dem Land sind diesen Strukturen weniger unterlegen. Welche Unterschiede es zwischen den in der Stadt und auf dem Land lebenden Jugendlichen gibt, wird in Kapitel 3, 5 und 6 genauer erläutert.

Die psychosoziale Entwicklung der Heranwachsenden geht heute immer schneller, was nicht zuletzt an dem „veränderten gesellschaftlichem Umfeld“ (Drößler, 2002, S. 54) der Heranwachsenden liegt.

Ebenso wie die Schule, die durch ihren extremen Leistungsdruck eine frühe Reife der Kinder verlangt, haben die Familie, aber besonders die Medien (wie Fernseher, Computer, Internet, Playstation) einen großen Einfluss auf den Lebensstil der Heranwachsenden. Gerade durch die Medien wird den Kids ein Bereich zugänglich, der früher Erwachsenen vorbehalten war (vgl. Drößler, 2002, S. 55). Darüber hinaus sorgen die Medien dafür,

„dass vielfältige, auch jugendlich geprägte Deutungsmuster und Orientierungen unter den Kindern Verbreitung finden und so beispielsweise Moden und Trends ihr Leben frühzeitig beeinflussen, wenn nicht gar bestimmen“ (Drößler, 2002, S. 55).

Abschließend kann festgehalten werden, dass ein/e Heranwachsender/e nicht gleich ein/e Jugendliche/r ist, obwohl ein aufgrund seines Alters zu den Kindern gezähltes Kind vielleicht in diese Lebensphase passen würde. Ein, dem Alter nach noch Kind, kann vom Verhalten her auch schon reifer sein und zu den Kids zählen. Es gibt zu viele Faktoren, neben Elternhaus, Freunden und Medien, die auf eine/n Heranwachsende/n einwirken, so dass man schwer allgemeingültig sagen kann wer heute noch Kind oder schon Jugendliche/r ist, sondern individuelle Entscheidungen treffen muss.

Die Phase der Kids ist eine relativ kurze, aber wichtige Phase in der Entwicklung eines Kindes zum Erwachsenen. In dieser Phase sind die Heranwachsenden besonders aktiv und weisen eine hohe Interessenvielfalt auf (vgl. Zinnecker & Silbereisen 1996, S. 57).

Bisher wurde diese Phase in der Kindheits- und Jugendforschung stark vernachlässigt. So wurden bisher die Heranwachsenden dieser Phase schon zu den Jugendlichen gezählt.

In dieser Arbeit ist die Unterteilung jedoch von Bedeutung, da die in Kapitel 5 untersuchten Heranwachsenden, in die Endphase der Kids und den Beginn der Jugendphase eingeordnet werden können.

Aus Gründen der Einfachheit werden die Heranwachsenden allerdings von nun an mit dem Begriff Jugendliche bezeichnet. Des Weiteren wird der Begriff der Kids in keiner der von mir verwendeten Literatur, im Bezug zum Thema der Arbeit, genutzt.

2.4 Demographische Entwicklung von Jugend

Wer heutzutage in Deutschland aufwächst, wächst in einer alternden Gesellschaft auf. Der Grund dafür ist, dass immer weniger Kinder geboren werden und die Menschen immer älter werden.

Laut STATISTISCHEM BUNDESAMT 2008 leben zurzeit knapp 82 Millionen Menschen in Deutschland, davon zählen 19 Prozent zu den Kindern und Jugendlichen bis zu 20 Jahren, 61 Prozent sind zwischen 20 und 65 Jahren alt und weitere 20 Prozent sind älter als 65 Jahre (siehe Abbildung 1).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Bevölkerung nach Altersgruppen (Egeler, 2009, S.10)

2060 werden es jedoch nur noch 65 bis 70 Millionen Menschen sein, die in Deutschland leben, da die Zahl der Gestorbenen die Zahl der Geborenen überschreiten wird.

Ein Grund dafür ist, dass seit fast 30 Jahren jede Frau im Schnitt nur noch ca. 1,4 Kinder bekommt. Somit wird auch die Zahl der Jugendlichen stark zurückgehen und nur noch einen kleinen Teil der Bevölkerung ausmachen, da die Anzahl der Eltern ebenfalls schon stark zurückgegangen ist. Laut EGELER 2009 werden 2060 16 Prozent der Bevölkerung Kinder und Jugendliche bis 20 Jahre sein, 50 Prozent zwischen 20 und 65 Jahren und 34 Prozent über 65 Jahren sein (siehe Abbildung 1).

Nicht erst 2060, sondern schon jetzt gibt es weniger Jugendliche in Deutschland als noch vor 40 Jahren.

In den neuen und alten Bundesländern zeichnen sich für die nächsten Jahre unterschiedliche Entwicklungen im Bezug auf die Anzahl der Jugendlichen ab, so SCHMIDT 2008. In den alten Bundesländern wird die Zahl der Kinder bis 14 Jahren kontinuierlich abnehmen, die Zahl der Jugendlichen aber kurzzeitig ansteigen. In den neuen Bundesländern wird es genau andersherum verlaufen. Die Vereinigung der BRD mit der DDR war für viele junge Frauen ein großer Einschnitt im Leben. So ging zwischen 1989 und 1994 die Geburtenzahl um fast 60 Prozent auf 0,8 Geburten pro Frau zurück. Das hat zur Folge, dass die Zahl der Kinder kurzzeitig ansteigen und die der Jugendlichen abnehmen wird (vgl. Schmidt, 2008, S. 45).

Betrachtet man die Graphik des STATISTISCHEN BUNDESAMTES 2009 ( siehe Abbildung. 2), erkennt man, dass die momentanen Entwicklungen dazu führen, dass die Zahl der Jugendlichen in Gesamtdeutschland weiter abnimmt und die Bevölkerung immer älter wird.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Altersaufbau der Bevölkerung in Deutschland (Egeler, 2009, S. 15)

Dieser demographische Wandel wird in einigen Jahren auch das Leben der Jugendlichen verändern und, wie schon in den Jahrzehnten zuvor, eine neue Jugendphase hervorrufen.

Von diesem Wandel wird die Jugend auf dem Land vermutlich in stärkerem Maße betroffen sein, als die in der Stadt, da beispielsweise Schulen aller Voraussicht nach nur noch an zentralen Ort liegen werden.

Für die Jugend vom Land würde dies auf jeden Fall bedeuten, dass sich ihr Schulweg verlängert. Demzufolge würden die Jugendlichen noch mehr Zeit im Bus, der Bahn oder im Auto verbringen. Nicht nur der Weg zur Schule wird sich für die Landjugend verlängern, sondern auch der Weg zum Sportverein. Diesen wird es dann auf dem Land an finanzielle Mittel und Mitglieder fehlen, um ihren Verein aufrecht zu halten.

Ein weiteres Problem, das auftauchen könnte, ist, dass die Interessen der Jugendlichen auf Grund ihrer Minderheit in den Hintergrund geraten. Die Folge, die Anzahl der Spielplätze und anderen Orten an denen sich Jugendliche aufhalten können, würden Einrichtungen für ältere Menschen, wie Altersheime, weichen müssen.

Nicht nur allein die Jugendlichen werden unter dieser Entwicklung leiden, auch die Wirtschaft wird Einbußen auf sich nehmen müssen, denn die starke Kaufkraft der Jugendlichen, in den Bereichen Unterhaltung, Medien, Mode und Kosmetik, wird mit ihrer sich verringernden Anzahl ebenfalls abnehmen.

2.5 Jugend und Familie

Die dargestellten Umstände der Bevölkerungsentwicklung bleiben auch für das soziale System der Familie nicht ohne Folgen.

Charakteristisch für die Familie ist das Zusammenleben von Eltern und Kindern. Des Weiteren hat die Familie eine enorme Bedeutung für das Individuum sowie die Gesellschaft und ist:

„Ort der ersten Erziehungs- und Bildungserfahrung, der Sozialisation und der Erfahrung von sozialer Reproduktion sowie Unterstützungsformen, die dem einzelnen Subjekt ermöglichen, eine Selbstwirksamkeit zu entwickeln und den Anforderungen der Gesellschaft gerecht zu werden“ (Ecarius, 2010, S. 106-107).

Jedoch verschwindet das Bild der klassischen Familie von Vater, Mutter und Kind immer mehr. Dafür entstehen andere Formen der Familie, wie zum Beispiel die Ein-Elter2 -Familie oder die Patchworkfamilie3. Hinzu kommt, dass ein Drittel der Ehen wieder geschieden wird. Die „Anzahl der Geschwister nimmt ab und fast jedes sechste Kind wird nicht ehelich geboren“ (BMFSFJ, 2002; zit. nach Schmidt, 2008, S.46). Diese Entwicklungen führen dazu, dass sich das Solidarsystem und das verwandtschaftliche Netzwerk deutlich ändern werden. Da immer mehr Einzelkinder zur Welt kommen, werden die verwandtschaftlichen Kreise immer kleiner, da folglich der Familienteil Onkel/Tante beziehungsweise Cousin/Cousine wegfallen. Die familiäre Unterstützung für Kinder und Jugendliche wird daher geringer ausfallen.

Die Entzerrung der Familie wird zum Teil auch durch die Arbeitsmarktsituation und die Globalisierung begründet. Ebenso kann man sich nicht mehr auf die Unterstützung der Großeltern verlassen, da diese häufig zu weit entfernt wohnen. Demzufolge sind Jugendliche vermehrt auf den Kontakt zu Gleichaltrigen oder auf die Jugendarbeit im Verein angewiesen (vgl. Schmidt, 2008, S. 47). Eventuell verbringen sie ihrer Zeit auch in Ganztagsschulen oder die jüngeren in Kindertagesstätten, da hier eine Betreuung bis zum späten Nachmittag gewährleistet ist. Jedoch fehlt auch hier wieder der Bezug zur Familie.

Trotz des sich ändernden Familienbildes ist die Wertschätzung der Familie bei den Jugendlichen sehr hoch. Waren 2002 noch 70 Prozent der Jugendlichen der Meinung, dass sie eine Familie brauchen um glücklich zu sein (vgl. Shell, 2002, S. 56), so vertreten 2010 schon 76 Prozent der Jugendlichen diese Meinung. „Das bezieht sich nicht nur auf die Gründung einer eigenen Familie, sondern auch auf die Herkunftsfamilie“ (Deutsche Shell, 2010). Ebenso ist der Stellenwert von guter Freundschaft und verlässliche Beziehungen zu Partnern, sowie die Anforderung, ein gutes Familienleben zu führen und eigenverantwortlich zu handeln, sehr wichtig. Dies belegen die aktuellen Ergebnisse der SHELL JUGENDSTUDIE 2010 (siehe Abbildung 3).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Werteorientierung der Jugendlichen (vgl. Deutsche Shell, 2010 [ Ü berarbeitung durch Verf.])

Die Beziehung zu ihren Eltern beschreiben mehr als 90 Prozent der Jugendlichen als gut. Trotzdem treten die typischen pubertären Konflikte in fast jeder Familie auf. Bei Mädchen geschieht dies in der Regel im Alter von 13 Jahren und bei Jungen im Alter von 15 Jahren. Die Jugendlichen geben weiter an, dass ihre Beziehung zu ihren Eltern recht partnerschaftlich und somit gleichberechtigt verläuft und dass sie sich im Notfall immer auf sie verlassen können (vgl. Schmidt, 2008, S. 47). Das partnerschaftliche Verhältnis ermöglicht auch ein leichteres Ablösen vom Elternhaus, was wiederum den Eintritt ins Erwachsenenleben kennzeichnet.

2.6 Jugend, Freizeit, Medien

Neben der Schule und der Familie ist die Freizeit einer der wichtigsten Bestandteile im Leben der Jugendlichen.

Am liebsten verbringen die jungen Menschen ihre Freizeit mit Gleichaltrigen. Hier spielt es keine Rolle, ob sie sich verabreden um etwas zu unternehmen, oder ob sie einfach nur zusammen Zeit verbringen. 2009 waren es laut Jugend, Information, (Multi-) Media- Studie, kurz JIM-Studie4 knapp 88 Prozent der Jugendlichen, die sich mehrmals pro Woche mit ihren Freunden treffen. Aus der Studie geht weiterhin hervor, dass 70 Prozent der Jugendlichen gerne Sport treiben und zwei Drittel aller Befragten sich gerne mal ausruhen (siehe Abbildung 4).

Non-mediale Freizeitaktivitäten 2009 täglich/mehrmals pro Woche

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Non-mediale-Freizeitaktivitäten 2009 (mpfs, 2009a)

Bei der Freizeitgestaltung gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede. Die Jungen verbringen ihre Freizeit lieber mit technischen Medien (z.B. Computer, Internet) und Sport, hingegen treffen die Mädchen sich lieber mit Freundinnen, stylen sich gerne, gehen shoppen und unternehmen etwas mit der Familie (vgl. Shell, 2002, S. 78). Des Weiteren macht die Studie deutlich, dass Jugendliche mit einem niedrigeren Bildungsniveau ihre Freizeit mit „Rumhängen und Faulenzen“ (Schmidt, 2008, S. 51) verbringen. Ersichtlich ist auch, dass das Engagement in kreativen Bereichen dagegen steigt, je höher das Bildungsniveau ist (vgl. Schmidt, 2008, S.51).

Gleichaltrige

Die Gruppe der Gleichaltrigen ist in der Phase der Jugend besonders wichtig. Die Jugendlichen treffen sich gerne und unternehmen etwas zusammen, sie bilden Cliquen/Peer-Groups5. Dies geschieht meist außerhalb des Elternhauses. Während sich die jüngeren Heranwachsenden (bis 15 Jahren) noch nachmittags treffen, treffen sich die älteren Heranwachsenden (ab 16 Jahren) am Abend, um in Discos, in die Kneipen oder auf Partys zu gehen.

Die „Gleichaltrigengruppen sind die Verbindungsmitglieder zwischen Familie und den politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Bereichen der Gesellschaft“ (Schmidt, 2008, S. 52). In dieser Gruppe schaffen sie sich ihre eigene Lebenswelt, die oft durch ihre eigene Sprache, Kleidung und mehr gekennzeichnet ist (vgl. Schmidt, 2008, S. 52). Weitere „soziale und psychische Funktionen der Gleichaltrigengruppe sind entsprechend vielseitig“ (Krappmann, 1991, S. 128; zit. nach Hurrelmann, 2005). Beispielsweise können Gleichaltrigengruppen:

- aus verschiedenen Anlässen gegründet werden,
- interne Gefühls- und Handlungsstrukturen ausüben und soziale Spielregeln einüben,
- gemeinsame Handlungsorientierungen und Sinnbezüge entwickeln, womit sie sich von anderen Jugendlichen abgrenzen können,
- nicht zu Letzt ihre Handlungskompetenzen entwickeln, die ihnen sonst eventuell verborgen blieben,
- die familiale Erziehung durch einen falschen Freundeskreis minimieren (vgl. Hurrelmann, 2005, S. 128).

Medien

Medien gehören heute genauso selbstverständlich zur Alltagswelt der Jugendlichen wie essen und Schlafen gehen. Das heutige Leben der Jugendlichen ist geprägt von Kommunikations- und Informationsmedien. Sie wird deshalb nicht umsonst „Generation-@“ genannt. Zu den von Jugendlichen meist genutzten Medien gehören der Fernseher, das Internet, das Mobiltelefon, der MP3-Player, der Computer und Spielkonsolen wie Playstation, Nitendo Wii und andere.

Laut JIM-STUDIE 1998 gaben etwa 94 Prozent aller Jugendlichen an, in ihrer Freizeit nach dem Fernsehen (95 Prozent), am liebsten CDs und Musikkassetten zu hören. Heute steht an dieser Stelle das Internet.

Beschäftigten sich nach der JIM-STUDIE 2005 knapp 60 Prozent und der JIM- STUDIE 2009 90 Prozent der Jugendlichen in ihrer Freizeit mit dem Internet, sind es heute laut der SHELL JUGENDSTUDIE 2010 sogar 96 Prozent. Die Nutzung des Internets nimmt nicht nur immer stärkeren Einfluss auf das Leben der Jugendlichen, sondern die Nutzung hat sich im Laufe der letzten fünf Jahre geringfügig gewandelt. 2005 wurde das Internet häufig zu Kommunikationszwecken genutzt. Heute hat es noch weitere Funktionen, die genutzt werden, beispielsweise zum spielen oder zum online shoppen.

Die Mädchen nutzen das Internet meist zu Kommunikationszwecken und zum shoppen, die Jungen hingegen eher um Spiele zu spielen.

Der SHELL JUGENDSTUDIE 2010 zufolge gibt es neben dem Geschlechterunterschied auch noch Unterschiede in Bezug auf die soziale Herkunft bei der Nutzung des Internets. Sie unterscheidet vier Typen von Internetnutzern:

„Die Gamer (24 Prozent der Jugendlichen mit Netzzugang) - vor allem jüngere männliche Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien - verbringen ihre Zeit im Netz hauptsächlich mit Computerspielen.

Digitale Netzwerker (25 Prozent) - vor allem jüngere weibliche Jugendliche - nutzen vor allem die sozialen Netzwerke (Facebook, StudiVZ).

Für Funktions-User (17 Prozent) - eher ältere weibliche Jugendliche - ist das Internet Mittel zum Zweck: Sie gebrauchen es für Informationen, E-Mails und Einkäufe von zu Hause aus.

Die Multi-User (34 Prozent) - eher ältere männliche Jugendliche aus den oberen Schichten - nutzen schließlich die gesamte Bandbreite des Netzes mit all seinen Funktionalitäten“ (Deutsche Shell, 2010)

Fast genauso häufig wie das Internet nutzen die Jugendlichen ihr Handy um damit zu telefonieren und um SMS zu schreiben.

Es fällt auf, dass die Jugendlichen die Medien meist zu Kommunikationszwecken nutzen. Hat man früher noch über das Telefon kommuniziert oder sich persönlich getroffen, nutzt man heute das Handy oder Chatrooms im Internet. Es kann gesagt werden, dass die Nutzung der Medien einen immer größeren Stellenwert in der Gesellschaft, besonders bei den Jugendlichen, einnimmt.

Sport

Neben der Nutzung der Medien in der Freizeit gehört Sport für die Jugendlichen zu den subjektiv wichtigsten Freizeitaktivitäten. Ungefähr jeder zweite junge Mensch ist Mitglied in einem Verein. Allerdings sind die männlichen Jugendlichen stärker vertreten als die weiblichen.

Im Alter von zwölf bis 18 Jahren verlassen circa 40 Prozent der Jugendlichen den Verein wieder. Trotzdem hält der Sportverein unter den Jugendorganisationen den ersten Platz inne.

An dieser Stelle gehe ich nicht differenzierter auf den Bereich des Sports ein, da ihm ein eigenes zentrales Kapitel gewidmet ist (siehe Kapitel 4).

2.7 Zusammenfassung

In den vorausgegangenen Kapiteln ist deutlich geworden, dass sich die Jugend in einem stetigen Wandel befindet und sich den vorherrschenden Lebensbedingungen anpasst.

So beginnt die Phase der Jugend in Deutschland heute immer früher und endet immer später. Dies ist bei der heranwachsenden Generation der Jugendlichen ebenso der Fall. Die nachfolgende Generation der Jugendlichen wird in eine immer älter werdende Gesellschaft hineinwachsen und somit nur einen geringen Teil der Bevölkerung ausmachen.

Diese Entwicklung wird sich auch in der Struktur der Familien widerspiegeln.

Die typische Familie mit Mutter, Vater und Kindern wird seltener werden und andere Familientypen werden auftreten. Einzelkinder werden häufiger und somit gibt es auch eine Reduktion der Familienmitglieder wie Onkel/Tante, Cousin/Cousine. Die heutigen und zukünftigen Jugendlichen sind, beziehungsweise werden, immer mehr von den „Neuen Medien“ geprägt. Daher verändert sich die Freizeitgestaltung der Jugendlichen im großen Maße.

Die Gesellschaft wird digitaler und viele Jugendlichen bewegen sich schon heute vermehrt in Chatrooms und weniger in der realen Umwelt oder Natur.

3 Städtische und ländliche Lebensräume

Im folgenden Kapitel stehen die Lebensräume der Jugendlichen im Vordergrund. Im Besonderen der städtische und ländliche Lebensraum, die Unterschiede derer und welche Bedeutung sie für das Leben der Jugendlichen haben.

3.1 Lebensraum Stadt

Durch die globalen wirtschaftlichen Veränderungen entwickeln sich Städte laufend fort. So können Fakten, die heute noch für eine Stadt gelten, morgen schon nicht mehr aktuell sein (vgl. Reutlinger, 2002, S. 255).

Mit Hilfe des statistischen Begriffs lässt sich zumindest eine Abgrenzung der Stadt vom ländlichen Lebensraum vornehmen. Dies geschieht in Deutschland anhand der Einwohnergrößenklasse.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Städtekategorien nach Einwohnerzahlen (Fischer, 2009)

Diese Einteilungen sagen allerdings nichts über die Funktionen oder Erwerbsstrukturen einer Stadt aus. Allgemeine Merkmale einer Stadt beziehungsweise einer Großstadt sind neben ihrer hohen Einwohnerzahl, ein

„hoher Zentralitätsgrad, Multifunktionalität, hohe Bebauungsdichte bei gleichzeitig weiter horizontaler Ausdehnung, die Trennung von Wohn- und Arbeitsstätten, Massenverkehr, Versorgungs- und Entsorgungsprobleme, Zunahme des innerstädt. Verkehrs und damit verbundene Belastungen (u.a. Lärm, Luftverschmutzung), sozialräuml. Segregation und soziale Probleme (Ghetto- und Slumbildung, wachsende Kriminalität)“ (Brockhaus-Verlag (Hrsg.), 2006b, S. 113).

Neben diesen Merkmalen sollte die Großstadt bestimmte Funktionen übernehmen. „Das Wohnen, Arbeiten, Erholen und den sich wegen der räumlichen Distanz daraus ergebenden Verkehr“ (Dickinson, 1948, zit. nach Hofmeister, 1972, S. 50) sind vier Hauptfunktionen der Stadt. Des Weiteren sollte die Stadt den Menschen ermöglichen sich für den täglichen und längerfristigen Bedarf zu versorgen und sich bilden zu können. Ebenso soll die Stadt wirtschaftsfördernd sein, was durch Schaffung neuer Geschäfte gewährleistet wird.

Die Stadt ist:

[...]


1 Die Shell Jugendstudie beschäftigt sich mit der Erstellung von Studien, um Sichtweisen, Stimmungen und Erwartungen von Jugendlichen.

2 El|ter, das od. der; -s, -n [rückgeb. aus Eltern] (Fachspr.): ein Elternteil (bei Mensch, Tier, Pflanze (Bibliographisches Institut AG, 2010) .

3 Patchworkfamilie, die [nach den in Farben, Form u. Muster völlig verschiedenen Teilen eine Patchworks] (ugs.): Familie, in der von unterschiedlichen Eltern stammende Kinder leben, die aus aktuellen od. einer früheren Beziehung der Partner hervorgegangen sind (Bibliographisches Institut AG, 2010, S. 1188).

4 Die Studie wird seit 1998 „im jährlichen Turnus eine Basisstudie zum Umgang von 12- bis 19- Jährigen mit Medien und Information durchgeführt“ (mpfs, 2009b).

5 Peer-Groups: Gruppe von Gleichaltrigen mit denselben Interessen

Ende der Leseprobe aus 78 Seiten

Details

Titel
Sportliche Aktivitäten von Jugendlichen im Vergleich von städtischen und ländlichen Lebensräumen
Hochschule
Philipps-Universität Marburg
Note
3
Autor
Jahr
2011
Seiten
78
Katalognummer
V204384
ISBN (eBook)
9783656309970
ISBN (Buch)
9783656379294
Dateigröße
2345 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
sportliche, aktivitäten, jugendlichen, vergleich, lebensräumen
Arbeit zitieren
Daniela Müller (Autor:in), 2011, Sportliche Aktivitäten von Jugendlichen im Vergleich von städtischen und ländlichen Lebensräumen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/204384

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