Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Übersetzung (6, 826–827. 836b–846)
III. Einordnung der Textauszüge in die Thebais
IV. Sprachliche, stilistische und textkritische Analyse
IV.1. Der Ringkämpfer Tydeus und sein Tatendrang (826–827)
IV.2. Der Herausforderer Agylleus (836b–842a
IV.3. Tydeus’ audax fiducia trotz seines Erscheinungsbildes (842b–846)
V. Fazit
VI. Literaturverzeichnis
VI.1. Primärliteratur
VI.2. Hilfsmittel
VI.3. Sekundärliteratur
I. Einleitung
Ἔστι τοίνυν ἀγωνίας ξυμπάσης τὰ μὲν κοῠφα ταῠτα• στάδιον, δὸλιχος, ὁπλῐται, δίαυλος• τὰ βαρύτερα δὲ παγκράτιον, πάλη, πύκται.
Im Rahmen der Beschreibung des Pentathlon unterscheidet Philostrat im 2. Jahrhun-dert n. Chr. zwischen βαρύτερα und κοῠφα Wettkämpfen und zählt die πάλη zur schwierigen Kategorie.
Statius veröffentlichte sein Epos über den Zug der Sieben gegen Theben und dem Zwist der Ödipussöhne Eteocles und Polynices unter Kaiser Domitian Anfang der 90er Jahre. In diesem Werk, in dem Statius den Stoff des thebanischen Sagenkreises für den Leser als bekannt voraussetzt, werden in Buch 6 die Leichenspiele zu Ehren des Königskindes Opheltes beschrieben. Diese werden in mythischer Zeit in Nemea ab-gehalten, nachdem der Zug der Sieben gegen Theben dort auf die Nymphe Hypsipyle trifft. In Nemea liegt auch der Kampfplatz der πάλη (6, 826–910), bei welcher der ar-givische Held Tydeus gegen Agylleus antritt.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Übersetzung (6, 826–827. 836b–846)
III. Einordnung der Textauszüge in die Thebais
IV. Sprachliche, stilistische und textkritische Analyse
IV.1. Der Ringkämpfer Tydeus und sein Tatendrang (826–827)
IV.2. Der Herausforderer Agylleus (836b–842a)
IV.3. Tydeus’ audax fiducia trotz seines Erscheinungsbildes (842b–846)
V. Fazit
VI. Literaturverzeichnis
VI.1. Primärliteratur
VI.2. Hilfsmittel
VI.3. Sekundärliteratur
I. Einleitung
Ἔστι τοίνυν ἀγωνίας ξυμπάσης τὰ μὲν κοῠφα ταῠτα• στάδιον, δὸλιχος, ὁπλῐται, δίαυλος• τὰ βαρύτερα δὲ παγκράτιον, πάλη, πύκται.[1]
Im Rahmen der Beschreibung des Pentathlon unterscheidet Philostrat im 2. Jahrhundert n. Chr. zwischen βαρύτερα und κοῠφα Wettkämpfen und zählt die πάλη zur schwierigen Kategorie.
Statius veröffentlichte sein Epos über den Zug der Sieben gegen Theben und dem Zwist der Ödipussöhne Eteocles und Polynices unter Kaiser Domitian Anfang der 90er Jahre.[2] In diesem Werk, in dem Statius den Stoff des thebanischen Sagenkreises für den Leser als bekannt voraussetzt, werden in Buch 6 die Leichenspiele zu Ehren des Königskindes Opheltes beschrieben. Diese werden in mythischer Zeit in Nemea abgehalten, nachdem der Zug der Sieben gegen Theben dort auf die Nymphe Hypsipyle trifft. In Nemea liegt auch der Kampfplatz der πάλη (6, 826–910), bei welcher der argivische Held Tydeus gegen Agylleus antritt.
Innerhalb der Leichenspiele bildet der Ringkampf das Ende einer Reihe von Vergleichen mit mythologischen Helden. Auf welche Weise vermag Statius, der für jeden Protagonisten der fünf ausgetragenen Agone ein mythologisches Modell bereit hält, den Ringkämpfer und Fürsten Tydeus in einer für ihn kennzeichnenden Situation oder Haltung zu charakterisieren? Wie gelingt Statius unter dem Eindruck der Traditionsgebundenheit eine selbstständige Gestaltung des Wettkampfbuches?[3] Diese Leitfragen bilden den Kern der vorliegenden Arbeit, wobei das Hauptaugenmerk auf der bewusst eingesetzten kontrastierenden Darstellung von den Protagonisten Tydeus und Agylleus liegt. Ziel dieser Untersuchung ist es folglich, die Verse 6, 826–827. 836b–846 – gemäß den Leitfragen – auf der Grundlage sprachlicher, stilistischer, metrischer und auch textkritischer Analyse zu interpretieren. So soll im folgenden Abschnitt eine daraus resultierende adäquate Übersetzung dieser Verse dargelegt werden. Um der Fragestellung dieser Arbeit gerecht zu werden, werden die zu untersuchenden Versabschnitte in den Gesamtkontext der Thebais eingeordnet.
II. Übersetzung (6, 826–827. 836b–846)
826 Schon lange quälen verschiedene Siege und das Bewusstsein eigener Tat- und Körperkraft den mutigen Tydeus mit drängenden Stacheln.[4]
836b [Ihm] entgegen erhebt [zum Ringkampf] seine hochragenden
Glieder Agylleus, der Prahler seiner kleonischen Abstammung,
nicht geringer als die Größe des Herkules, so erhebt er sich erhaben
mit gewaltigen Schultern und ragt übermäßig, über das menschliche Maß, empor.
840 Jedoch steckt jene Härte und Kraft seines Vaters nicht in seinem Körper:
seine Glieder sind üppig und wegen energielosem Blut
schwanken seine Körperteile. Daher hat dieses wagemutige Vertrauen der Oenide, einen so großen Gegner zu besiegen. Obwohl er selbst klein zu sein scheint,
ist es dennoch schwierig, seinen schweren Knochen und seinen Muskeln
845 Widerstand zu leisten. Niemals wagte es die Natur in einem kleineren Körper einen solchen Mut noch so große körperliche Kräfte einzuschließen.
III. Einordnung der Textauszüge in die Thebais
Obwohl sich die zwölf Bücher der Thebais in eine Hexaden[5] - oder auch Tetradengliederung[6] aufteilen lassen, sind einzelne Werkteile bzw. Handlungsabläufe mit großer Sorgfalt in den Gesamtverlauf des Hauptgeschehens eingewoben und durch vielfache Bezüge integriert. So sind die scheinbar isolierten Leichenspiele (6, 249–946) durch signifikante Ordnungsprinzipien, bedachte Inszenierungen sowie durch Vorverweise in den Gesamtkontext des Epos eingebunden, weshalb sie eine „wichtige kompositionelle Mittelstellung“[7] bilden.
Dem ersten Teil von Buch 6 (6, 1–248)[8] – der Bestattung des Archemorus[9] – ist eine Art Proömium als Einleitung (6, 1–24) proleptisch vorangestellt, welche dort bereits die Wettkämpfe ins Blickfeld rückt und sie insbesondere als Vorbereitung auf den nachfolgenden Krieg charakterisiert.[10] Die Leichenspiele (6, 249–946) selbst sind nach dem Prinzip der „wachsenden gravitas der Kämpfe“[11] kunstvoll nacheinander angeordnet, indem die Teilnehmerzahl von Kampf zu Kampf abnimmt. Dabei entscheiden Physis und Wesensart der einzelnen Fürsten über ihre Zuordnung zu den Wettkämpfen. Um jeweils einen der sieben argivischen Helden als siegreiche Zentralgestalt eines eigenen Agons darstellen zu können, erweiterte Statius die vier Wettkämpfe seines Vorbildes Vergil – Wagenrennen (301–549)[12], Wettlauf (550–645)[13], Faustkampf (729–825)[14] und Bogenschießen (924–946)[15] – kompositorisch durch drei weitere Programmpunkte: Diskuswerfen (646–728)[16], Schwertkampf (911–923)[17] und Ringkampf (826–910)[18].[19] Diesen Kunstgriff verdeutlich Statius selbst am Ende der Wettkämpfe durch die Aufforderung an Adrast, als letzter der Fürsten ebenfalls eine Probe seiner Kraft und Geschicklichkeit zu geben.[20]
[...]
[1] Philostr. Gym. 3, zitiert aus: Weiler (1996) 108.
[2] Dieses Datum lässt sich aus der praefatio zum ersten Buch der Silvae entnehmen.
[3] Vgl. Schetter (1960) 68.
[4] Textliche Grundlage dieser Übersetzung ist die Textausgabe von Alfred Klotz: Klotz (2001).
[5] Für eine Einteilung der Thebais nach dem Vorbild der Aeneis in zwei Hauptteile plädiert Burck. 1–6: Zug der Sieben gegen Theben (Vorbereitungen der dramatischen Ereignisse, Wettkämpfe), 7–12: Kämpfe vor Theben und Entscheidung (Vernichtung des thebanischen Herrscherhauses), vgl. Burck (1979) 311.
[6] Kytzler und Schönberger nehmen eine Tetradengliederung vor: Bücher 1–3: Vorgeschichte des Zuges gegen Theben; 4–6: Beginn des Kriegszuges sowie die Hindernisse und Verzögerungen; 7–9: Hauptkämpfe um Theben; 10–12: Katastrophe und Reinigung der Welt durch Theseus, vgl. Schönberger (1998) 13. Schetter erkennt eine derartige Tetradengliederung nur für die Bücher 1–3 an, vgl. Schetter (1960) 64.
[7] Burck (1979) 319.
[8] Die beiden Teile des 6. Buches hat Statius nach dem Vorbild des 23. Buches der Ilias gewichtet. Bestattung: 248 Verse (Stat. Theb.); 256 Verse (Il.). Leichenspiele 698 Verse (Stat. Theb.); 641 Verse (Il.).
[9] Allein der Name Archemorus kann als Prolepse für das zukünftige Schicksal der Argiver gedeutet werden. Amphiaraus benutzt den Namen Archemorus für Opheltes, da dieser den „Beginn des Unheils“ ankündige, vgl. Stat. Theb. 5, 738–739a: puer, heu nostri signatus nomine fati, / Archemorus.
[10] Stat. Theb. 6, 1–4: nuntia multivago Danaas perlabitur urbes / Fama gradu, sancire novo sollemnia busto / inachidas ludumque super, quo Martia bellis / praesudare paret seseque accendere virtus. Nach Schetter seien die Leichenspiele als Generalprobe für den bevorstehenden Krieg konzipiert, vgl. Schetter (1960) 68.
[11] Kytzler (1968) 5.
[12] Das Hauptstück der Wettkampfdarstellung (wie auch bei Homer) hat Statius durch Musenanruf und Gleichnis (296b–300) ausdrücklich hervorgehoben.
[13] Der zweite Wettkampf in der Thebais schließt sich in Umfang, Stellung und Aufbau an den vergilischen an (Verg. Aen. 5, 286–361), vgl. Juhnke (1972) 110.
[14] Im vierten Wettkampf kann Statius auf Vergil (Aen. 5, 362–484) und Homer (Il. 651–699) gleichermaßen zurückgreifen, vgl. Juhnke (1972) 111.
[15] An dieser Stelle übertrifft Statius sein Vorbild Vergil (Aen. 5, 485–544) im Umgang mit einzelnen Erzählpartien in Bezug auf den Gesamtverlauf des Epos.
[16] Diese Disziplin hat hingegen zwei homerische Gegenstücke in den Leichenspielen für Patroklos (Il. 826–849) und in den Wettspielen der Phaiaken, vgl. Juhnke (1972) 261–264.
[17] Der Schwertkampf endet in der Thebais und auch in der Ilias (798–825) vorzeitig. Vgl. dazu Juhnke (1972) 113.
[18] Der Ringkampf folgt auf den Faustkampf in der Thebais an fünfter und in der Ilias (700–739) an dritter Stelle, vgl. Juhnke (1972) 112. Die Darstellung des Ringkampfes wird im weiteren Verlauf dieser Arbeit eingehend analysiert werden.
[19] Vgl. Kytzler (1968) 4; Vessey (1970) 426, Anm. 1.
[20] Stat. Theb. 926b–927a: ne victoria desit / una ducum numero.
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- Joana Gasper (Author), 2009, Die Leichenspiele in der Thebais des Statius , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/204846
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