Mit Les Flamandes veröffentlichte der Auteur-Compositeur-Interprète Jacques Brel 1958/59 ein Chanson, das, wegen der darin geübten scharfen Sozialkritik an der flämischen Kultur, für große Verärgerung bei den Betroffenen, aber auch bei Außenstehenden sorgte - eine Verärgerung, die sich unter anderem in der Presse niederschlug und sogar dazu führte, dass Brel in Flandern zur persona non grata erklärt wurde . Ganz offensichtlich wird das Chanson als Gattung ernst genug genommen, um auch in politischen und intellektuellen Kreisen Beachtung zu finden. Nichtsdestotrotz hat sich die Literaturwissenschaft bisher nur peripher mit dem Chanson beschäftigt, was nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, dass der Kunstcharakter der Gattung immer wieder in Frage gestellt wurde und wird. Brel selbst leistete dieser Tendenz Vorschub, wenn er es ablehnte, seinen Chansons irgendeinen lyrischen Wert zuzuerkennen. Da die Chansonsprache also höchsten künstlerischen Ansprüchen nicht genügen kann - so könnte gefolgert werden - tangiert es die Literaturwissenschaft nicht. Dieser Annahme liegt der Irrtum zugrunde, dass das Chanson auf rein sprachlicher Ebene funktioniere und sich daher mit moderner Lyrik oder ähnlichen Gattungen messen können müsse. Tatsächlich jedoch besteht die Besonderheit des Chansons gerade darin, dass es mehrere Ausdrucksmöglichkeiten gleichzeitig integriert. Erst im Zusammenspiel von Text, Musik und Bühnendarbietung kann es seine volle Bedeutung und künstlerische Kraft entfalten.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, wie dieses Zusammenspiel funktioniert und wie mit seiner Hilfe Bedeutung im Allgemeinen und Gesellschaftskritik im Besonderen transportiert werden können. Auf der Grundlage einer umfassenden Gattungsbestimmung des Chansons werden im zweiten Kapitel die Interdependenzen der einzelnen konstitutiven Gattungselemente mithilfe von Brels Les Flamandes exemplifiziert und erläutert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gattungsbestimmung des Chansons
- Die textliche Ebene
- Die Form
- Die inhaltliche Ebene
- Die musikalische Ebene
- Die Ebene der Interpretation
- Kritische Analyse des Chansons Les Flamandes von Jacques Brel
- Zusammenfassung des ersten Kapitels
- Zusammenfassung des zweiten Kapitels
- Resümee
- Gattungsbestimmung des Chansons
- Die textliche Ebene
- Die Form
- Die inhaltliche Ebene
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, wie im Chanson Text, Musik und Interpretation zusammenwirken, um Bedeutung zu transportieren, insbesondere in Bezug auf Gesellschaftskritik. Sie analysiert Jacques Brels Chanson „Les Flamandes“ als Beispiel für diese Interdependenz und untersucht, wie das Chanson als Gattung diese Elemente integriert, um eine umfassende Aussage zu generieren.
- Gattungsbestimmung des französischen Chansons des 20. Jahrhunderts
- Analyse der Interdependenz von Text, Musik und Interpretation
- Gesellschaftskritik und sozialer Kommentar im Chanson
- Analyse von Jacques Brels „Les Flamandes“ als Fallbeispiel
- Die Rolle des Chansons in der kulturellen und politischen Landschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und beleuchtet die Bedeutung des Chansons als Kunstform, die über die rein sprachliche Ebene hinausgeht. Sie stellt Jacques Brels „Les Flamandes“ als ein Chanson vor, das aufgrund seiner scharfen Sozialkritik zu Kontroversen führte. Die Einleitung diskutiert die Bedeutung der Interdisziplinarität des Chansons und seine Integration von Text, Musik und Interpretation. Sie führt in die Ziele der Arbeit ein, die die Funktionsweise dieses Zusammenspiels und die Übertragung von Bedeutung, insbesondere Gesellschaftskritik, untersuchen möchte.
Gattungsbestimmung des Chansons
Dieses Kapitel widmet sich einer umfassenden Gattungsbeschreibung des Chansons, um ein grundlegendes Verständnis der Besonderheiten dieses Mediums zu liefern. Es beleuchtet die Korrelation von Text, Musik und Interpretation als das Wesensmerkmal des Chansons, das es von vergleichbaren Kunstgattungen unterscheidet. Der Fokus liegt auf dem modernen literarischen Chanson, das sich durch seine Interdisziplinarität und die Bedeutung des Zusammenspiels der konstitutiven Elemente auszeichnet. Das Kapitel beleuchtet die unterschiedlichen Ebenen des Chansons – die textliche, die musikalische und die Ebene der Interpretation – und legt den Grundstein für eine tiefere Analyse in den folgenden Kapiteln.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Gattungsmerkmale des französischen Chansons, insbesondere die Interdependenz von Text, Musik und Interpretation. Wichtige Themen sind Gesellschaftskritik, soziale Kommentare, Interdisziplinarität und die künstlerische Kraft des Chansons. Jacques Brels „Les Flamandes“ dient als Fallbeispiel, um diese Konzepte zu illustrieren und die Bedeutung des Chansons als Medium für den Ausdruck von Ideen und der Erforschung von gesellschaftlichen Problemen aufzuzeigen.
- Quote paper
- Lucius Burgess (Author), 2010, Kritische Analyse des Chansons "Les Flamandes" von Jacques Brel unter besonderer Berücksichtigung der Genrespezifika des französischen Chansons des 20. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205027