Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Arten von Mixed-Mode
2.1. Kontaktphase
2.2. Antwortphase
2.3. Nachlauf
3. Nutzen von Mixed-Mode-Designs
4. Kosten von Mixed-Mode-Designs
5. Der „perfekte“Mix
6. Fazit
Bibliographie
1. Einleitung
In den meisten Lehrbüchern der Methoden der empirischen Sozialforschung lässt sich ein Kapitel über die verschiedenen Befragungsmodi finden. Dabei wird im Allgemeinen unterschieden zwischen telefonischen, persönlichen (face-2-face), schriftlichen und web-basierten Befragungen. Alle diese Modi weisen verschiedene Vor- und Nachteile auf, wie sie in der folgenden Tabelle zusammengefasst sind:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Vor-und Nachteile verschiedener Befragungsmodi. Darstellung nach Dr. M. Kühne, 2011.
Es ist offensichtlich, dass keiner der Modi eindeutig als der Beste deklariert werden kann. Zum einen ist die Wahl des Modus abhängig vom Ziel der Umfrage, zum anderen von den zur Verfügung stehen Mittel wie Zeit und Geld. Es wird jedoch schwer fallen, mit geringem Budget eine hohe Ausschöpfungsquote zu erreichen, wenn man nur einen einzigen Modus verwenden möchte.
Daher wird die Option des Mixed-Mode-Designs immer interessanter für die heutige Sozialforschung. Ziel dabei ist es, die Stärken verschiedener Modi zu kombinieren, um letztlich ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen. Allerdings darf nicht vernachlässigt werden, dass eine solche Kombination verschiedener Methoden auch Nachteile mit sich bringen kann. Es stellt sich die Frage, inwiefern die verschieden gewonnenen Daten überhaupt noch miteinander vergleichbar sind.
Im Folgenden sollen Kosten und Nutzen von Mixed-Mode-Designs gegenübergestellt und die Frage nach dem „perfekten“Mix beantwortet werden, um ein fundiertes Fazit darüber ziehen zu können, welche Rolle diese Designs in naher Zukunft in der empirischen Sozialforschung spielen könnten. Doch zuvor werden überblicksmäßig verschiedene Arten von Mixed-Mode-Designs vorgestellt.
2. Arten von Mixed-Mode
Der Einsatz eines weiteren Modus kann in verschiedenen Stadien der Umfrage geschehen, in der Kontaktphase, in der Antwortphase oder im Nachlauf, um noch mehr Teilnehmer für die Umfrage zu gewinnen.
Die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten sollen nun überblicksmäßig erläutert werden (vgl. hierzu: de Leeuw/ Hox/Dillman, 2007: 303ff):
2.1. Kontaktphase
a) Vorabinformation in Briefform
In diesem Fall lässt sich nur im weitesten Sinne von einem Mixed-Mode- Design sprechen, da die Vorabinformation keinen eigentlichen Modus darstellt, sondern eine Erweiterung. Dennoch wird sie hier mit aufgeführt, da sie eine zweite Form der Kontaktaufnahme beinhaltet. So wird z.B. durch einen offiziellen Brief eine folgende telefonische Befragung angekündigt. Dies kann in der Tat den Anteil an Non-Response verringern.
b) Verschiedene Modi im Voraus zur Auswahl anbieten
Hierbei wird dem potentiellen Probanden selbst überlassen, in welchem Modus er die Befragung durchführen möchte. Dies erscheint aus Interviewer-Sicht als Zugeständnis an den Probanden, doch kann es für ihn unter Umständen unangenehm wirken, da es eine zusätzliche Belastung ist, sich für einen Modus selbst entscheiden zu müssen (vgl. de Leeuw, 2009: 15).
2.2. Antwortphase
a) Concurrent Multiple-Mode
Hierbei werden von Anfang an verschiedene Modi eingesetzt. Dies soll dazu dienen, den Coverage- Error möglichst gering zu halten. Auch hier wird es den Probanden freigestellt, wie sie die Umfrage beantworten.
Beispielhaft hierfür wäre eine postalische Umfrage, welche auch die Option bietet, die Fragen telefonisch zu beantworten. Hierfür müsste dann offensichtlich eine kostenlose Hotline geschaltet werden. Dies ermöglicht den Probanden, den Modus zu wählen, welcher am besten in ihren individuellen Zeitplan passt oder ihnen persönlich einfach am meisten zusagt.
b) Sequential Multiple-Mode
Wenn eine hohe Response- Rate erzielt werden soll, ist es unter Umständen sinnvoll, verschiedene Modi nacheinander einzusetzen, um die Kosten nicht von Anfang an ins Unermessliche zu steigern. Das heißt, hier besteht die Möglichkeit, mit einer günstigen Methode (also z.B. einer webbasierten Befragung) zu beginnen und nur Personen, welche darauf nicht reagieren, mit einem teureren, aber effektiveren Modus (z.B. f2f) erneut zur Teilnahme aufzufordern. Dies ist deutlich kostengünstiger als direkt mit einem kostenintensiven Modus zu beginnen, erzielt aber vergleichbar gute Response- Raten.1
c) verschiedene Modi zu verschiedenen Zeitpunkten
Diese Methode kann hauptsächlich bei Panelbefragungen von Nutzen sein. Die Personen werden dabei bei der ersten Befragung persönlich zur Teilnahme aufgefordert, um den ersten Kontakt herzustellen, das Vertrauen der Probanden zu gewinnen und sie von der Notwendigkeit ihrer Teilnahme zu überzeugen. Die folgenden Befragungen können dann in einem weniger kostenintensiven Modus, also beispielsweise mit Hilfe einer webbasierten Befragung, stattfinden.
d) Verschiedene Modi für verschiedene Subgruppen
Besonders in interkulturellen oder auch internationalen Studien kann es von Nöten sein, mit verschiedenen Modi zu arbeiten, da die Forschungstraditionen und auch die kulturellen Vorgaben stark variieren können.
2.3.Nachlauf
Im Nachlauf kann der potentielle Proband beispielsweise mit einem offiziellen Brief erneut aufgefordert werden, an der Befragung teilzunehmen.
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1 eine wertvolle empirische Arbeit zum Thema leistete Joseph R. Hochstim (1967): A Critical Comparison of Three Strategies of Collecting Data from Households. In: Journal of the American Statistical Association, 62.Jg. H.319: 976-989.