Das Leben von Gottfried Wilhelm Leibniz


Hausarbeit, 2012

19 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Leibniz‘ Kindheit, Jugend und Ausbildung

3. In Diensten des Mainzer Kurfürsten

4. Im Dienst des hannoveraner Fürstenhauses

5. Leibniz‘ Ende

6. Schlussanmerkungen

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Hausarbeit soll eine kurze Biographie des Philosophen und Naturwissenschaftlers Gottfried Wilhelm Leibniz darstellen und in groben Zügen das bewegte Leben des berühmten Universalgelehrten nachzeichnen. Aufgrund des eher kleinen Umfangs dieser Hausarbeit kann dies nur in begrenztem Ausmaß erreicht werden. Dennoch soll neben der chronologischen Abfolge der Ereignisse im Leben Leibniz‘ auch seine Verbindung von Fragen der Philosophie, des Rechts, der Theologie und der Politik, mit den Naturwissenschaften der Mathematik und Physik über das Hilfsmittel der Logik aufgezeigt werden.

Als Gerüst und Leitfaden dieser Arbeit diente die Leibniz Biographie des Autors Waldemar Seidel, die chronologisch, kurz und bündig die Ereignisse in Leibniz‘ Leben darstellt. Das Werk ist in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts in der damaligen DDR entstanden, daher müssen einige Passagen über Leibniz‘ Gedanken zur Gesellschaftsordnung, speziell auch der Neuordnung der Wirtschaft und der Herrschaftsverhältnisse eher kritisch gesehen werden. Zur Vertiefung des Inhalts und zur Berücksichtigung einer etwas neutraleren Sichtweise wurde daher eine Leibniz Biographie des Autors Ernst Sandvoss zu Rate gezogen. Diese erwies sich als fachlich deutlich brauchbarer, leider stellt sie die Ereignisse in Leibniz‘ Leben nicht in ihrer zeitlichen Abfolge, sondern vielmehr nach den Themenbereichen Rechtswissenschaften, Politik, Naturwissenschaften, Geschichtswissenschaften und schließlich Philosophie dar. So wurden beide Werke in Ergänzung genutzt. Wichtige Ansätze zur Verbindung der Logik mit der Philosophie Leibniz‘ fanden sich in den Werken Der logische Aufbau von Leibniz‘ Metaphysik von Andreas Blank und dem Kapitel über die Philosophie Leibniz‘ in Philosophie als Analysis von Hans-Jürgen Engfer. Beide Werke stellen sehr ausführlich den Einfluss der Logik auf Leibniz‘ Philosophie dar, durchaus etwas zu detailliert für den Rahmen dieser Arbeit, dennoch waren sie eine wertvolle Quelle. Einzelne Anmerkungen, die in den beiden Biographien fehlten, wurden schließlich noch aus der Neuen Deutschen Biographie - NDB bzw. der Allgemeinen Deutschen Biographie - ADB entnommen. Diese waren für Ergänzungen wertvoll, zur inhaltlichen Arbeit war der Eintrag in der NDB allerdings deutlich zu knapp abgefasst, während der Artikel in der ADB von 1883 schlicht zu alt erscheint und nicht mehr den Stand der aktuellen Forschung darstellt.

Es ließen sich ganze Reihen von Büchern über die einzelnen Forschungen von Leibniz in den jeweiligen Disziplinen der Wissenschaft schreiben. Im Bereich der Mathematik sind noch heute nicht alle Dokumente und Entdeckungen von Leibniz ausgewertet worden. Generell ist die Quellenarbeit bei Leibniz eher schwierig, da er die wenigsten seiner Überlegungen zu seinen Lebzeiten als Buch oder gedruckte Arbeit veröffentlichte. Den Großteil seines Werks stellen Briefe und kleinere Aufsätze dar. So kann auch diese Arbeit nur sehr begrenzt das Leben und Werk von Gottfried Wilhelm Leibniz wiedergeben.

2. Leibniz‘ Kindheit, Jugend und Ausbildung

Gottfried Wilhelm Leibniz wurde am 1. Juli 1646 in Leipzig als Sohn des Professors Friedrich Leibniz und seiner Frau Catherina geboren. Sein Vater war seinerzeit Professor für Moral an der Universität Leipzig, gleichzeitig arbeitete er auch als Notar. Wie auch seine Vorfahren, die unter anderem als Lehrer, Schreiber oder Bürgermeister gearbeitet hatten, besaß auch Leibniz‘ Vater einen deutlichen Hang zum Praktischen. Er beschäftigte sich gern mit der Arbeit in der Verwaltung und beriet andere in Rechtsfragen. Wissenschaftliche Studien, die der praktischen Arbeit eher weniger nutzten, interessierten und lagen Friedrich Leibniz weniger. 1644 heiratete Friedrich Leibniz, in dritter Ehe Catherina Schmuck, die Tochter des damals recht bekannten Rechtsgelehrten Wilhelm Schmuck. Leibniz’ Elternhaus gehörte also zu den eher geachteten und gebildeten Bürgen Leipzigs.[1]

Wie in der Gegend üblich – Leipzig war damals ein Zentrum des Protestantismus – erzogen die Eltern den jungen Gottfried protestantisch, was auch seine religiösen Auffassungen und Meinungen entscheidend prägte. Ebenfalls wuchs der junge Leibniz unter dem Eindruck der Nachwirkungen des Dreißigjährigen Krieges auf. Zum Datum seiner Geburt sollte es noch zwei Jahre dauern bis dieser im Westfälischen Frieden von Münster sein Ende fand. Noch bis 1650 war seine Geburtsstadt von schwedischen Truppen besetzt. Leipzig selber war schwer beschädigt worden, die Auswirkungen des Krieges und die Besatzung dürften noch lange das Leben bestimmt haben. Zwar machten sich die Bewohner schnell an den Wiederaufbau, dennoch war die Situation schwierig. Der lange Krieg hatte die deutschen Länder in der Entwicklung deutlich zurückgeworfen. Die Bevölkerung war stark dezimiert worden und litt unter den immensen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen des Krieges. Es gab keine wirkliche politische Einheit im Reich mehr. In dem, in 296 Klein- und Kleinststaaten zerfallenen, Land herrschten Fürsten, Herzöge und Bischöfe über Ländereien, die oft winzig klein waren. Dadurch wurde eine weitere Entwicklung der Gesellschaft, wie sie in den Nachbarstaaten begann und wie z.B. in Holland schon weit fortgeschritten war, stark behindert. Das Bürgertum war gezwungen, sich an die feudalen Verhältnisse anzupassen. Diese drängenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Probleme, sowie das allgemeine Bewusstsein, dass nun ein Wendepunkt in der Geschichte erreicht war, der ernsthafte Gedanken und Forschung über ein neues Rechtsverständnis und eine neue und gerechtere Gesellschaftsordnung nötig machte, sollten schon in seiner Jugend das Bewusstsein Leibniz‘ prägen.[2] Daneben waren, außerhalb des Deutschen Reichs, neue Erkenntnisse in der Naturwissenschaft, der Mathematik und Technik aufgekommen, die das Leben in der nächsten Zeit durch technische Innovationen komplett verändern sollten.[3]

Leibniz verlor früh seine Eltern, der Vater starb schon 1652 noch bevor Leibniz eingeschult wurde, die Mutter 1664. Durch diesen Verlust bekam Leibniz früh Zugang zur umfangreichen Bibliothek seines Vaters, an der er offenbar viel Freude hatte. Mit Hilfe der vorhandenen Bücher brachte er sich selbst die griechische und lateinische Sprache bei und beschäftigte sich so gleichzeitig mit antiken Geschichtsschreibern wie Livius und Herodot und der Philosophie Platons und der Logik Aristoteles, die ihn prägen sollte. Die Nicolaischule, die er von 1653 bis 1661 besuchte, hemmte den jungen Leibniz eher, als dass sie ihm helfen konnte, der Autodidakt brachte sich sein Wissen lieber selber durch die Bücher seines Vaters bei.[4] Durch sein großes Wissen, seine Sprachbegabung und seine frühreifen Überlegungen zu Logik und Naturwissenschaften erregte er in der Schule großes Aufsehen. So soll er mit 13 Jahren für einen älteren, kranken Mitschüler an nur einem Morgen 300 Hexameter langes lateinisches Pfingstgedicht verfasst und auswendig vorgetragen haben.[5]

Mit 14 Jahren begann Leibniz 1661 ein Studium an der juristischen Fakultät der Universität Leipzig. Eingeschrieben war er damals schon seit sieben Jahren, denn sein Vater hatte als Professor das Recht seine Söhne schon im Kindesalter immatrikulieren zu lassen. Leibniz wählte wohl nicht nur aufgrund der Familientradition das juristische Fach. Studenten die aus dem Bürgertum stammten und später einmal außerhalb der Universität arbeiten wollten konnten dies nur nach Abschluss eines Studiums entweder im Fach Jura oder der Theologie tun. Ein weiterer Grund mag gewesen sein, dass Leibniz sich schon früh mit der Logik von Descartes und Aristoteles beschäftigte und so ein Mechanistisches Weltbild und ein großes Interesse an der Mathematik und Analysis entwickelte. Leider war zur damaligen Zeit die Leipziger Universität, wie fast alle deutschen Universitäten, in Bezug auf Mathematik, Naturwissenschaft und Technik weit vom Wissensstand im Ausland entfernt und konnte Leibniz in diesen Bereichen kaum etwas anbieten.[6] Dennoch sah der Lehrplan der juristischen Fakultät vor, dass Leibniz zunächst die „Artium liberale“ (Artistenfakultät) zu absolvieren hatte. In dieser Einheit wurden Mathematik, Physik, Geschichte und Philosophie gelehrt. Während im Bereich der Mathematik ein gewisser Johann Kühn offenbar recht unverständlich lehrte, so dass Leibniz seinen Kommilitonen die behandelten Themen noch einmal näher bringen musste, wurden die Philosophievorlesungen von Jacob Thomasius gehalten. Thomasius gilt mit als bedeutendster Lehrer von Leibniz und hat seine geistige Entwicklung und seine Philosophie deutlich geprägt. Trotz Leibniz‘ Entscheidung für den Mechanismus blieb die antike Philosophie, besonders des Aristoteles in Leibniz‘ Überlegungen erhalten. Unter dem Vorsitz Thomasius‘ verteidigte Leibniz auch am 9. Juni 1663 seine Arbeit „De principiu individui“ (Vom Prinzip der Individuation) für die er den Grad eines Baccalaureus der Philosophischen Fakultät erhielt.[7]

Noch im gleichen Jahr ging Leibniz nach Jena und traf dort auf den Mathematikprofessor Erhard Weigel. Weigel wird als „originell und manchmal schrullig“[8], oder auch als exzentrischer Mann, der „in seiner Wissenschaft durchaus nicht auf der Höhe stand, aber alle wissenschaftlichen Gebiete mathematische zu systematisieren dachte […]“[9]. Dort wuchs Leibniz‘ Interesse an der Mathematik, der Logik und in ihm kam die Idee auf, philosophische, juristische und naturwissenschaftliche Problemstellungen durch Zurückführung auf basale und zusammengesetzte Begriffe zu behandeln und Lösungen zu entwickeln. Ein sogenanntes Gedankenalphabet sollte mit einfachen Begriffen und Kategorien allen Wissenschaftlern nützen und so allgemein nachvollziehbare und endgültige Lösungen liefern. Weigel hat dabei wohl mehr indirekt auf die Persönlichkeit und die Gedanken Leibniz‘ eingewirkt, Wissen hat er ihm wohl weniger vermitteln können. Dennoch war diese Zeit mit Weigel in Jena sehr prägend für die weiteren Gedanken und Ziele Leibniz‘.[10] Schon als Leibniz 1664, wieder zurück in Leipzig, zum Magister der Philosophie habilitierte, ist ein Einfluss Weigels zu erkennen. In seiner juristischen Abhandlung „Specimen difficultatis in jure“ (Schwierige Rechtsfragen) schlug er vor, die philosophische und logische Analyse auch auf Rechtsfragen anzuwenden um gerechte und stichhaltige Urteile zu fällen.[11] Nachdem er nun das Jurastudium aufnehmen konnte, verfasste er 1666 „De arte combinatoria“(Von der Kunst der Kombinatorik), in der er ebenfalls auf die Idee eines Gedankenalphabets und der Anwendung der Mathematik auf die Logik einging. Hier zeigt sich bereits die Idee Leibniz‘ durch die Anwendung von Mathematik und Logik auch in anderen Wissenschaften zu Lösungen zu kommen. Mathematik stellt für Leibniz unbewusst eine Art Gerüst dar, eine Hilfestellung um durch Kombination und Analyse zu nachvollziehbaren Ergebnissen zu kommen und diese gegebenenfalls auch zu beweisen.

1666 beabsichtigte der nun 20-Jährige Leibniz im Fach Jura zu promovieren. Dies wurde mit dem Verweis auf ältere Kandidaten, die ein Vorrecht auf die Promotion hätten, von der Fakultät verweigert.[12] Auf diese Ablehnung hin entschloss sich Leibniz Leipzig zu verlassen und ging nach Altdorf. Dort wurde er freundlich aufgenommen und promovierte dort schließlich im Februar 1667 zum Doktor beider Rechte.[13]

[...]


[1] Waldemar Seidel: Gottfried Wilhelm Leibniz, Leipzig, 1975, S. 17 – 18. Im Folgenden als Seidel, Leibniz.

[2] Seidel, Leibniz, S. 9 - 11.

[3] Ernst Sandvoss: Gottfried Wilhelm Leibniz, Göttingen 1976, Seite 33. Im Folgenden als Sandvoss, Leibniz.

[4] Sandvoss, Leibniz, S. 15 – 16.

[5] Sandvoss, Leibniz, S. 16.

[6] Seidel, Leibniz, S. 21 – 23.

[7] Seidel, Leibniz, S. 23 – 24.

[8] Seidel, Leibniz, S. 25.

[9] Carl von Prantl, „Leibniz, Gottfried Wilhelm“, in Allgemeine Deutsche Biographie 18, 1883, S. 172 – 209, S. 173. Im Folgenden als ADB, Leibniz.

[10] Seidel, Leibniz, S. 25.

[11] Seidel, Leibniz, S. 25.

[12] Seidel, Leibniz, S. 27.

[13] Sandvoss, Leibniz, S. 22 – 24.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Das Leben von Gottfried Wilhelm Leibniz
Hochschule
Ruhr-Universität Bochum  (Institut für Philosophie I)
Veranstaltung
Gottfried Wilhelm Leibniz – Metaphysische Abhandlungen
Note
1,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
19
Katalognummer
V205529
ISBN (eBook)
9783656330233
ISBN (Buch)
9783656331827
Dateigröße
545 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Hausarbeit im ersten Semester. lt. Dozent lebendig geschrieben und gut recherchiert.
Schlagworte
leben, gottfried, wilhelm, leibniz
Arbeit zitieren
Christian Risse (Autor:in), 2012, Das Leben von Gottfried Wilhelm Leibniz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205529

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