Nordkorea ist einer der isoliertesten Staaten der Welt, wenn nicht gar der isolierteste.
Zugleich werden über das Land, deren offizielle Bezeichnung Koreanische Demokratische
Volksrepublik (KDVR) lautet, die konträrsten Berichte und Ansichten veröffentlicht.
Einige sehen Nordkorea als die Realisierung eines Gesellschaftsmodells, was sich
gleichsam auf traditionelle und nachhaltige Werte besinnt und daraus eine für alle Mitglieder
lebenswerte und gerechte Gemeinschaft konstruiert.
Andere vergleichen Nordkoreas Gesellschaftssystem mit der von Orwell in seinem Roman
„1984“ entworfenen Schreckensvision und bezeichnen es als die Perfektion des
Totalitarismus1, dessen Führung eine verzerrte Wirklichkeit entwirft.
Das Land selbst vermittelt von sich ein Bild im Sinne der ersten Sichtweise.
Daraus resultiert die Frage, inwieweit das Staatsverstäntniss Nordkoreas mit der Wirklichkeit
im Innern des Landes übereinstimmt.
Kann angesichts der Möglichkeit, die Führung des Landes betreibe eine gezielte
Falschinformationspolitik, eine Untersuchung zu dem Thema überhaupt zu einem
hinreichend fundierten Ergebnis führen?
Zu diesem Zweck werde ich kurz den heutigen Zustand Nordkoreas skizzieren, der aus einer
gesicherten Quellenlagen hervorgeht und nicht bestritten wird.
Die Einwohnerzahl lag im Jahr 2000 bei etwa 21,7 Millionen.
Das Land wird seit über 50 Jahren von der Partei der Arbeit Koreas (PdAK) regiert, deren
Vorsitz bis zu seinem Tod 1994 Kim Il Sung inne hatte und danach von seinem Sohn Kim
Dschong Il übernommen wurde.
Die KDVR kann in den Denkkategorien des Kalten Krieges als ein Gegenmodell zu den
Demokratien westlichen Typs begriffen werden. [...]
1 Totalitarismus: autoritäre Regierungsform, in der alle gesellschaftlichen, politischen, wirtschaftlichen, intellektuellen,
kulturellen und geistigen Aktivitäten den Zwecken der Herrschenden und der herrschenden Ideologie eines Staates
untergeordnet sind;
Orwell, George: „1984“: Roman von 1949; 29. Aufl.; Berlin; Ullstein 1997;
darin beschreibt der Autor eine totalitäre Gesellschaft, die komplett von der Staatsmacht unterdrückt wird und der Bevölkerung
für ihre eigenen Zwecke gezielt falsche Informationen vermittelt
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Geschichte der Teilung der bis zum Ende des Koreakrieges
- Die Dschutsche-Ideologie als Grundlage
- Die Isolation als Folge
- Das zentrale Problem des Informationsmangels
- Die beiden gegensätzlichen Bilder von Nordkorea
- Beschreibungen über Menschenrechtsverletzungen
- Beschreibung eines gerechten Staates
- Recherchemöglichkeiten im Land
- Berichte von Flüchtlingen
- Die Glaubwürdigkeit der Flüchtlinge
- Die Äußerungen des Systems als Informationsquelle
- Die Realität und der Anspruch
- Die Wirkung der Propaganda
- Die Formung der Kinder
- Die Bestätigung einer Schreckensvision
- Die unbeschränkte Herrschaft
- Das Hungerproblem
- Die Unterdrückung der Religionen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Staatsverständnis Nordkoreas und untersucht, inwieweit die Selbstdarstellung des Landes mit der Realität im Inneren übereinstimmt. Angesichts der begrenzten Informationsmöglichkeiten und der Möglichkeit einer gezielten Falschinformationspolitik durch die Führung, stellt sich die Frage nach der Möglichkeit einer fundierten Untersuchung.
- Die Dschutsche-Ideologie als Grundlage des Staatsverständnisses
- Die Isolierung Nordkoreas und ihre Auswirkungen
- Die unterschiedlichen Bilder Nordkoreas in der öffentlichen Wahrnehmung
- Die Informationslage und die Schwierigkeit der Forschung
- Die Auswirkungen der Propaganda auf die Bevölkerung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Skizziert die Situation Nordkoreas als einen der isoliertesten Staaten der Welt und stellt die gegensätzlichen Bilder dar, die von dem Land vermittelt werden. Es werden die zentrale Fragestellung der Arbeit und der methodische Ansatz vorgestellt.
- Die Geschichte der Teilung der bis zum Ende des Koreakrieges: Beschreibt den historischen Hintergrund der Teilung Koreas und die Entwicklung der politischen und ideologischen Unterschiede zwischen Nord- und Südkorea.
- Die Dschutsche-Ideologie als Grundlage: Stellt die Dschutsche-Ideologie als die zentrale Grundlage des Staatsverständnisses Nordkoreas vor und analysiert deren Kernaussagen.
- Die Isolation als Folge: Untersucht die Folgen der Isolierung Nordkoreas für das Land und seine Bevölkerung.
- Das zentrale Problem des Informationsmangels: Analysiert die Schwierigkeiten, die mit der Erforschung Nordkoreas aufgrund des Informationsmangels verbunden sind.
- Die beiden gegensätzlichen Bilder von Nordkorea: Beschreibt die gegensätzlichen Bilder, die von Nordkorea in der öffentlichen Wahrnehmung vermittelt werden, und stellt die jeweiligen Argumente dar.
- Recherchemöglichkeiten im Land: Untersucht die Möglichkeiten und Einschränkungen der Forschung in Nordkorea.
- Berichte von Flüchtlingen: Analysiert die Berichte von Flüchtlingen als eine Quelle für Informationen über die Lebensbedingungen in Nordkorea.
- Die Äußerungen des Systems als Informationsquelle: Beurteilt die Aussagekraft der offiziellen Propaganda Nordkoreas als Informationsquelle.
- Die Realität und der Anspruch: Vergleicht die Selbstdarstellung Nordkoreas mit der tatsächlichen Situation im Land.
- Die Wirkung der Propaganda: Untersucht die Auswirkungen der Propaganda auf die Bevölkerung Nordkoreas.
- Die Formung der Kinder: Beschreibt die Indoktrination von Kindern im nordkoreanischen Bildungssystem.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Staatsverständnis Nordkoreas, der Dschutsche-Ideologie, der Isolation, dem Informationsmangel, der Propaganda, der Menschenrechtslage, der Flüchtlingssituation und der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung Nordkoreas.
- Quote paper
- Kai Peschel (Author), 2003, Das Staatsverständnis von Nordkorea - Zwischen Selbstdarstellung und Realität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20561