Die Relevanz der Befragung als Forschungsmethode in der empirischen Sozialforschung mit didaktischem Ansatz


Seminararbeit, 2006

19 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Quantitative und qualitative Forschung
2.1 Quantitative Forschung
2.2 Qualitative Forschung

3. Die Befragung
3.1 Fragetypen
3.2 Fragebogenkonstruktion
3.3 Formen der Befragung
3.4 Relevanz der Befragung

4. Verwendungsperspektive der schriftlichen Befragung

5. Didaktische Bezüge

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

8. Anhang:
Fragebogenkonstruktion
Umfragen und Erhebungen in Schulen

1. Einleitung

In der folgenden Ausarbeitung sollen Forschungsmethoden in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik aufgezeigt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Befragung, die aufgrund ihrer Einsatzmöglichkeiten ein wichtiges Instrument zur Datenerhebung in der empirischen Sozialforschung darstellt.

In der Wissenschaft ist die Forschung eine Methode, um neues Wissen zu erwerben oder sich mit Alltagstheorien auseinanderzusetzen. Diese Methode beschreibt ein breites Feld, das vielfältige Einsatzmöglichkeiten und Anwendungsbereiche hat. Man unterscheidet zwischen qualitativer und quantitativer Forschung, die unterschiedliche Ansätze haben. Das Interview, die schriftliche Befragung, das Experiment und die Beobachtung sind Methoden, die in systematischer und nachprüfbarer Weise zu neuen Erkenntnissen führen.

Hieraus ergibt sich die Fragestellung, welche Relevanz die Befragung als Forschungsmethode in der empirischen Sozialforschung hat.

Um diese Frage näher zu beleuchten, werde ich zunächst die quantitative und qualitative Forschung vorstellen und dadurch grundlegende Begriffe klären. Anschließend werde ich auf den Kernpunkt meiner Arbeit eingehen und Vorteile, Nachteile und Relevanz der Befragung beschreiben. In Anlehnung an unser Seminar werde ich im folgenden Punkt die Verwendungsperspektive dieser Methode anhand eines eigenen Forschungsprozesses darstellen und präsentieren. Schließlich werde ich didaktische Bezüge einfließen lassen, und letztlich in einer abschließenden Betrachtung meine Ergebnisse reflektieren.

2. Quantitative und qualitative Forschung

Dem Wissenschaftler geht es in der herkömmlichen Forschung darum, Beziehungen zwischen Ursache und Wirkung aufzudecken, die zum Verständnis der von ihm beobachteten Phänomene beitragen. Das Ziel in der empirischen Wissenschaft ist klar zu definieren, nämlich „gesicherte Erkenntnisse über die Wirklichkeit zu gewinnen“ (Kromrey, 1994, S. 23). Um dieses Ziel zu erreichen, unterscheidet man zwischen Methoden der quantitativen und qualitativen Forschung. Beide haben jedoch „die Existenz einer realen, tatsächlichen Welt (Gegenstände, Ereignisse, Beziehungen zwischen Gegenständen oder Ereignissen) unabhängig von ihrer Wahrnehmung durch einen Beobachter“ (ebd. S. 23f.) als Grundvoraussetzung. Obwohl die Wissenschaftler darauf bestehen, dass ihre Erkenntnisgewinnung objektiv ist, hat die Wissenschaft auch ihre subjektiven Aspekte. Der Wissenschaftler entscheidet, welche Ereignisse er vorrangig beobachtet und beschäftigt sich mit seinem eigenen Interessengebiet.

Empirisches Wissen kann in der Erfahrungswissenschaft also nur durch eine Auseinandersetzung mit der Realität mittels Beobachtungen gefunden werden. Die Unterschiede zwischen der quantitativen und qualitativen Forschung sind die Art dieser Auseinandersetzung mit der tatsächlichen Welt und die Regeln der Beobachtungen (vgl. Kromrey, 1994, S. 27).

2.1 Quantitative Forschung

Die quantitativen Verfahren haben eine lange Forschungstradition. Die Grundannahme der Forschung ist eine geordnete, strukturvolle, regelhafte Welt. Der Wissenschaftler sieht die Aufgabe darin, neue Strukturen und Gesetzmäßigkeiten in dieser realen Welt zu entdecken (vgl. Kromrey, 1994, S. 24). Er geht davon aus, dass „immer wenn der Sachverhalt X vorliegt und wenn zugleich die Zusatzbedingungen Y1, Y2, Y3, ... erfüllt sind, dann wird auch das Ergebnis Z eintreten“ (ebd., S. 26). Dieses prinzipiell einfache und logische Gesetz ist unabhängig von Raum und Zeit anzuwenden und basiert auf der Vorgehensweise der naturwissenschaftlichen Forschung.

Die quantitative Forschung beginnt mit einer Hypothese, die sich durch Beobachtungen entweder bestätigt oder im Widerspruch zu der Datensammlung steht. Tritt der zweite Fall ein, so muss eine neue Hypothese aufgestellt werden.

Die quantitative Forschung setzt ein paar Prinzipien voraus, um die Wirklichkeit möglichst genau abzubilden. Um sicherzustellen, dass die empirischen Untersuchungen objektiv sind, gilt „das Prinzip der Wertneutralität innerhalb des Forschungsprozesses“ (Kromrey, 1994, S. 28). Der Forscher soll seine Hypothese also rein sachlich und methodisch belegen und dokumentieren. Für diese Dokumentation muss der Forscher Daten nutzen, die standardisierbar bzw. quantifizierbar sind, damit sie einen allgemeinen Gültigkeitsanspruch haben und sich nicht auf einen speziellen Einzelfall beziehen. Es werden möglichst viele Personen beobachtet und Zufallsstichproben genommen. Man bezeichnet dies als „Prinzip der Standardisierung der Messsituation“ (ebd, S. 28). Durch quantifizierbare, also zählbare Daten, kann man eine Statistik erstellen. Schließlich gilt „das Prinzip der intersubjektiven Nachprüfbarkeit“ (ebd., S. 28), damit andere Personen den gesamten Forschungsprozess nachvollziehen oder sogar nachprüfen können.

2.2 Qualitative Forschung

Die qualitative Forschung ist aus der Kritik an den quantitativen Verfahren entstanden. Die Grundannahme dieser Forschung ist eine Welt ohne vorgegebene Strukturen und gleich bleibende Gesetzmäßigkeiten. Im Gegensatz zu den quantitativen Verfahren steht die Hypothese nicht am Anfang des Forschungsprozesses, sondern am Ende einer empirischen Untersuchung. Diese besondere Ausgangsposition wird als „Prinzip der Offenheit“ betitelt (vgl. Kromrey, 1994, S. 28). Der Forscher geht dadurch völlig unvoreingenommen an ein Feld heran und nimmt die Situation an sich wahr, ohne sich von vorgegebenen Vermutungen leiten zu lassen. Auch das Ergebnis einer empirischen Untersuchung lässt einen Interpretationsfreiraum, da es durch den sozialen Wandel meist nicht von langer Gültigkeit ist. Man bezeichnet die qualitative Forschung auch als interpretative Sozialwissenschaft, die sich ein besseres Verständnis der sozialen Wirklichkeit als Ziel gesetzt hat (vgl. ebd., S. 29). Um die soziale Wirklichkeit zu erfassen, sind keine Zufallsstichproben notwendig, da sich die Forscher auf konkrete Lebensräume und - situationen beziehen.

Für den Erkenntnisprozess ist bei den qualitativen Verfahren die subjektive Deutung des Forschers von Bedeutung, da die soziale Wirklichkeit durch Interpretation gewonnen wird. Der Forscher selbst soll ein Teil des Forschungsprozesses werden und sich nicht als ein Experte davon abheben (vgl. Kromrey, 1994, S. 434).

3. Die Befragung

In der Forschungspraxis der empirischen Sozialforschung ist die Befragung das am häufigsten verwendete und am weitesten entwickelte Instrument. Die Befragungsformen sind vielfältig, man unterscheidet zwischen mündlicher und schriftlicher Befragung, Einzel- oder Gruppenbefragung, qualitativen und quantitativen, sowie einmaligen und mehrmaligen Befragungen. (siehe Punkt 3.3) Durch die Befragung erfasst man Aussagen über Eigenschaften von Sachverhalten, es ist also eine indirekte Methode zur Datenerhebung. Problematisch bei dieser Form der Informationsübermittlung ist die Sprache, die sich durch Slang, Fachtermini, Alter, Schicht oder Subkulktur unterscheiden lässt (vgl. Kromrey, 1994, S. 276). Es kommt also vor, dass Fragen unterschiedlich verstanden oder gedeutet werden und somit die Antwort verfälscht wird. Voraussetzung für einen gelungenen Kommunikationsprozess ist eine „kommunikative Kompetenz“ (ebd., S. 273), die besagt, dass jeder Beteiligte die Bedeutung der Sprache, Grammatik und Semantik kennt.

Die künstliche Interviewsituation hat drei Eigenschaften, die deutlich machen, dass es keine neutrale Methode ist:

Es treffen im Normalfall zwei Fremde aufeinander, der Interviewer und der Befragte. Der Interviewer hat bestimmte Verhaltensvorschriften, die er im besten Falle durch eine Schulung erlernt hat. Für den Befragten hingegen ist es eine neue Situation, auf die er kaum vorbereitet ist. Es wird von ihm verlangt, dass er einem Fremden gegenüber seine Meinung äußert und sich mitteilen kann. Hierzu gibt es Untersuchungen, die besagen, dass Angehörige der Mittelschicht mitteilungsfreudiger sind als Oberschichtangehörige (vgl. ebd., S. 270). Das Problem ist hierbei, dass bereits der erste Eindruck darüber entscheiden kann, wie das Interview verläuft. Sind sich die Fremden von Beginn an nicht sympathisch, wird es Auswirkungen auf das Antwortverhalten des Interviewten nach sich ziehen. Aber auch im umgekehrten Fall könnte der Befragte den Interviewer beispielsweise durch sein Aussehen, Verhalten, Alter o. ä. beeinflussen (vgl. Mayntz et al, 1978, S. 118). Eine weitere Eigenschaft besagt, dass es sich bei einem Interview um eine „asymmetrische soziale Beziehung“ (Kromrey, 1994, S. 270) handelt. Der Interviewer hat die Fäden in der Hand, indem die Aktivitäten meist von ihm ausgehen. „Der Befragte ist [...] kein eigentlicher Gesprächspartner, sondern in allererster Linie ,Datenträger´ “ (ebd., S. 270). Es kommt also darauf an, gezielte Fragen zu stellen, um die erwünschten Informationen zu bekommen und keinen näheren Kontakt zu knüpfen. Sicherlich gibt es auch Interviewsituationen, in denen es nicht so distanziert ablaufen soll, dann aber mit einer anderen Intention als die zur Datenerhebung in der empirischen Sozialforschung.

Des Weiteren ist die künstliche Interviewsituation „sozial folgenlos“ (Kromrey, 1994, S. 270). Die Wahrung der Anonymität muss auch bei der Befragung gegeben sein. Der Befragte kann also ohne Sorge sein, dass seine Antworten weitergegeben werden. Er darf sich über Personen äußern ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen und zu dürfen.

3.1 Fragetypen

Durch die Befragung möchte der Forscher Daten über einen bestimmten Sachverhalt sammeln. Um dieses Ziel zu erreichen, wird ein Fragebogen entwickelt. Die gedankliche Fragestellung wird konkret formuliert, damit ein Team von Mitwirkenden die Erhebung im Interesse des Forschers durchführen kann. Bei der Frageformulierung und Fragebogenkonstruktion gibt es einige Grundsätze zu beachten. Der Forscher muss eine Sprache wählen, die den Befragten nicht über- beziehungsweise unterfordert (vgl. Kromrey, 1994, S. 273). Die Fragen sollten möglichst kurz und einfach formuliert, dabei aber dennoch eindeutig zu verstehen sein. Man unterscheidet zwischen offenen und geschlossenen Frageformen. Bei ersteren handelt es sich um Fragen, auf die der Befragte mit eigenen Worten antworten muss. Offene Fragen setzen Motivation, Information und Kommunikationsfähigkeit des Interviewten voraus. Man muss darauf achten, dass nur eine Frage zur gleichen Zeit gestellt werden darf und nicht mehrere Fragen miteinander verknüpft werden. Unter diesem Gesichtspunkt wäre die Eindeutigkeit der Antwort nicht mehr gewährleistet. Geschlossene Fragen geben eine Anzahl von Antwortmöglichkeiten durch den Forscher vor (vgl. ebd., S. 272). Diese Vorgaben sind nicht immer sinnvoll. Sollte der Befragte inhaltlich keiner der Antworten zustimmen, wird er eine Alternative wählen, die aber genau genommen nicht seinen Vorstellungen entspricht. Bei nur zwei Antwortvorgaben wie - ja und nein - spricht man von Alternativfragen (vgl. Kromrey, 1994, S. 279).

[...]

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Details

Titel
Die Relevanz der Befragung als Forschungsmethode in der empirischen Sozialforschung mit didaktischem Ansatz
Hochschule
Universität Osnabrück
Autor
Jahr
2006
Seiten
19
Katalognummer
V205657
ISBN (eBook)
9783656326465
ISBN (Buch)
9783656327011
Dateigröße
581 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Umfrage, Befragung, Empirische Sozialforschung, Forschungsmethoden
Arbeit zitieren
Dipl.-Kml. Claudia Küper (Autor:in), 2006, Die Relevanz der Befragung als Forschungsmethode in der empirischen Sozialforschung mit didaktischem Ansatz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205657

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