Der psychologische Roman „Anton Reiser“ von Karl Philipp Moritz leistet einen wichtigen Beitrag zur Literarischen Anthropologie im 18. Jahrhundert.Die Anthropologie, die sich im 18. Jahrhundert großer Beliebtheit erfreute, ist die Wissenschaft, die den Menschen in dem Mittelpunkt der Untersuchung stellt. AlsLeitvokabeln der Untersuchung galten die „Beobachtung“ und die „Erfahrung“, ins Blickfeld gerieten die „niederen Seelenvermögen“, das „Unscheinbare“ und die „Kleinigkeiten“. Schon das als Nichtigkeit abgetane, noch so kleine Ereignis- so der Erkenntnisstand- kann den Menschen entscheidend prägen.Um den ganzen Menschen zu greifen, legitimierte Herder auch die Lebensbeschreibung der „dunklen Seiten“ des Individuums.
Die Grundlage für die Beschäftigung mit dem Individuum lieferte die Aufklärung, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann und im 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt erreichte. Wie die Übersetzung des Wortes Aufklärung in den englischen Begriffs „enlightenment“ und den französischen Begriffs „illiminiére“ verdeutlichen, ging es bei dieser Geistesbewegung um die Erleuchtung des menschlichen Geistes. Der Verstand -ratio- galt als oberstes Prinzip jeglichen Handelns. Rationalität und Vernunft bildeten das Fundament der Aufklärung. Damit einher gingen Veränderungen auf dem Gebiet der Wissenschaften. Die Naturwissenschaft lieferte ein neues Weltbild, es kam zur kritischen Auseinandersetzung mit Kirche und Staat und die Grundsteine für wirtschaftliche Veränderungen mit denen eine Veränderung der Gesellschafts-struktur verbunden war, wurden schon durch die Französischen Revolution und auch durch die Anfänge der Industriellen Revolution gelegt.
Auch die Literatur begann damit, sich in dieser Zeit mit dem Menschen unter einer anthropologischen Fragestellung zu beschäftigen. Es entstanden neben zahlreichen weiteren Subgenres unter anderem fiktive sowie halb-fiktive Romane, wie zum Beispiel die Selbstbiographie.
Im Mittelpunkt meiner Arbeit steht die Figur Anton Reiser. Es soll gezeigt werden, wie ein Individuum unter anthropologischen Gesichtspunkten dargestellt wird. Erstmals wurde mit dieser Figur das Problem der Individualität in den Mittelpunkt einer Autobiographie gestellt. „Anton Reiser“ ist ein halb- fiktives Werk.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Stationen der Individuation von Anton Reiser
- Karl Philipp Moritz: Biographischer Hintergrund
- Die Darstellung Anton Reisers
- Entwicklung Anton Reisers im Roman
- Literatur und Theater in Anton Reiser
- Ein Blick auf die Intention und die Rezeption des Romans
- Vermutungen zu den Wirkungsabsichten Anton Reisers
- Zeitgenössische Rezeption des Romans
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Figur Anton Reiser im gleichnamigen Roman von Karl Philipp Moritz und analysiert seine Entwicklung unter anthropologischen Gesichtspunkten. Ziel ist es, den Beitrag des Romans zur Literarischen Anthropologie des 18. Jahrhunderts zu beleuchten und die Darstellung der Individualität in einer halb-fiktiven Autobiographie zu erforschen.
- Die Darstellung des Protagonisten Anton Reiser und seine Entwicklung im Roman
- Die Relevanz von Literatur und Theater im Leben des Protagonisten
- Die Intentionen von Karl Philipp Moritz in der Gestaltung der Figur Anton Reiser
- Die Rezeption des Romans in seiner Zeit und seine Bedeutung für die literarische Anthropologie
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt den Roman „Anton Reiser“ von Karl Philipp Moritz als bedeutenden Beitrag zur Literarischen Anthropologie des 18. Jahrhunderts vor. Sie erläutert das anthropologische Interesse der Epoche und die Bedeutung der „Beobachtung“ und „Erfahrung“ für die Untersuchung des menschlichen Wesens. Die Aufklärung als Grundlage für die Beschäftigung mit dem Individuum wird ebenfalls beleuchtet.
2. Stationen der Individuation von Anton Reiser
2.1 Karl Philipp Moritz: Biographischer Hintergrund
Dieser Abschnitt beleuchtet das Leben von Karl Philipp Moritz und die prägenden Einflüsse seiner Kindheit und Jugend. Besonderes Augenmerk liegt auf der Rolle des Quietismus in seiner Familie und der daraus resultierenden Zerrissenheit in seinem Lebensweg. Die Bedeutung der Literatur für Moritz wird ebenfalls hervorgehoben.
2.2 Die Darstellung Anton Reisers
Der Abschnitt erklärt, wie Moritz seine Autobiographie im Psychologischen Roman umsetzt. Er beschreibt die detaillierten Beschreibungen der Ereignisse und das besondere Augenmerk auf das Innenleben des Protagonisten. Die Figur Anton Reiser wird als Beispiel für die Darstellung von Individualität im Roman vorgestellt.
3. Ein Blick auf die Intention und die Rezeption des Romans
3.1 Vermutungen zu den Wirkungsabsichten Anton Reisers
Dieser Abschnitt untersucht die möglichen Absichten von Karl Philipp Moritz mit der Darstellung von Anton Reiser. Er analysiert, welche Botschaften Moritz mit dem Roman vermitteln wollte.
3.2 Zeitgenössische Rezeption des Romans
Dieser Abschnitt beleuchtet die Rezeption von „Anton Reiser“ in der Zeit seines Erscheinens. Es wird untersucht, wie der Roman von zeitgenössischen Kritikern und Lesern aufgenommen wurde.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen und Begriffe des Romans sind die literarische Anthropologie, Individualität, Psychologie, Selbsterkenntnis, Quietismus, Aufklärung, Literatur, Theater, Autobiographie, fiktionalisierung und Rezeption.
- Quote paper
- Julia Schriewer (Author), 2009, Anton Reiser als Exempel für die Darstellung des Individuums in der Literarischen Anthropologie des 18. Jahrhunderts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205695