Eine der wichtigsten Funktionen des Aktienmarktes ist der Preisbildungsprozess. Marktteilnehmer reagieren auf neue Informationen, indem sie ihre daraus resultierenden Erwartungen in Aktienpreise einfließen lassen. Die ständige Aufnahme und Verarbeitung neuer Informationen führt zu einem kontinuierlichen Preisanpassungsprozess hochfrequenter Wertpapiere. Die miteinander konkurrierenden Wertpapierbörsen werben damit, markteffizient und gut informiert zu sein. Betrachtet man die Preise deutscher Aktien, die national an parallelen Märkten gehandelt werden, lassen sich dort für denselben Titel unterschiedliche Preise fest-stellen, die sich jedoch nie unendlich weit auseinander entwickeln. Es scheinen unterschiedliche Informationen an den einzelnen Handelsplätzen vorzuliegen respektive werden Informationen unterschiedlich bewertet und in den Aktienkursen verarbeitet. Die gegenseitige Affinität der Preise lässt auf eine Interaktion und einen Informationsaustausch zwischen den Märkten schließen.
Um zu ermitteln, an welcher Stelle Informationen in den Markt gebracht werden, ist es von großem Interesse, wie sich die Aktienmärkte untereinander beeinflussen und welcher Markt den Preisbildungsmechanismus dominiert. Hierfür ist zu untersuchen, ob die Preisentwicklung an einem bestimmten Markt Reaktionen auf den restlichen Märkten verursacht. Außerdem ist zu klären, ob die geographische Herkunft des börsennotierten Unternehmens Einfluss darauf hat, welcher Markt den Prozess der Informationsverarbeitung einleitet. Der deutsche Aktienmarkt wurde in Bezug auf diese Fragestellung noch nicht untersucht. Korrespondierende Forschungsergebnisse internationaler Studien liefern jedoch erste Anhaltspunkte und lassen sich auf zwei Standpunkte verdichten. Demnach ist entweder die marktführende Leitbörse richtungsweisend oder die preisrelevanten Informationen gehen von der dem notierten Unternehmen geographisch nächst-gelegenen Börse aus. Dies soll für den deutschen Aktienmarkt an Einzelfällen überprüft werden. Hierzu werden die parallelen Aktienpreis-Verläufe der Unter-nehmen Commerzbank, Bayer, Siemens und Porsche an den beiden größten deutschen Wertpapierbörsen in Frankfurt und Stuttgart analysiert. Unter Anwendung eines vektorautoregressiven Modells wird ermittelt, ob ein signifikanter dynamischer Zusammenhang zwischen der gemeinsamen Vergangenheit der parallelen Aktienpreise besteht und ob einer der beiden Märkte im Preisbildungsprozess dominierend ist.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung und Zielsetzung
- 2 Theoretischer Bezugsrahmen
- 2.1 Preisbildung auf dem deutschen Kapitalmarkt
- 2.2 Stand der Forschung
- 2.3 Hypothesen
- 3 Methoden
- 3.1 Untersuchungsdesign
- 3.2 Zur Behandlung von Finanzmarkt-Zeitreihen
- 3.3 Bivariates Vektorautoregressionsmodell
- 4 Empirische Analyse zur Informationsverarbeitung an deutschen Aktienmärkten
- 4.1 Parallele Preisentwicklung an den Börsen Frankfurt und Stuttgart
- 4.2 Impuls-Antwort-Folgen
- 4.3 Diskussion der Ergebnisse
- 5 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Informationsverarbeitung an parallelen deutschen Aktienmärkten. Das Hauptziel ist die Ermittlung, welcher Markt (Frankfurt oder Stuttgart) den Preisbildungsprozess dominiert und wie die Informationsverarbeitung zwischen diesen Märkten erfolgt. Dies wird anhand hochfrequenter Handelsdaten von vier deutschen Unternehmen (Commerzbank, Bayer, Siemens und Porsche) analysiert.
- Preisbildung an parallelen Aktienmärkten
- Informationsverarbeitung und -austausch zwischen Börsen
- Einfluss der geographischen Lage des Unternehmens auf den Preisbildungsprozess
- Anwendung und Bewertung des Vektorautoregressionsmodells (VAR)
- Analyse von Impuls-Antwort-Folgen (IAF)
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung und Zielsetzung: Die Einleitung beschreibt den Preisbildungsprozess an Aktienmärkten und die daraus resultierende Fragestellung: Welcher Markt dominiert die Preisbildung bei parallel gehandelten Aktien, und welchen Einfluss hat die geographische Lage des Unternehmens? Die Arbeit analysiert die Preisentwicklung von Commerzbank, Bayer, Siemens und Porsche an den Börsen Frankfurt und Stuttgart, um diese Fragen zu beantworten. Es werden Hypothesen formuliert, die im weiteren Verlauf der Arbeit überprüft werden.
2 Theoretischer Bezugsrahmen: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen der Arbeit dar. Es erläutert die Preisbildung auf dem deutschen Kapitalmarkt, die Struktur der deutschen Börsen, insbesondere die Rolle der Frankfurter und Stuttgarter Börse, und die verschiedenen Mechanismen der Preisfindung (Auktionshandel, Market-Maker-Prinzip). Weiterhin wird der bisherige Forschungsstand zum Thema parallele Wertpapierpreise und Interaktion zwischen Aktienmärkten zusammengefasst, wobei die Ansätze von Granger & Gonzalo (1995) und Hasbrouck (1995) im Detail betrachtet werden. Abschließend werden die Hypothesen der Arbeit formuliert, die von der Dominanz der Frankfurter Börse für global agierende Unternehmen und der Dominanz der regionalen Börse für regional verwurzelte Unternehmen ausgehen.
3 Methoden: Das Kapitel beschreibt die Methodik der empirischen Analyse. Es wird ein Einzelfall-Studiedesign mit hochfrequenten Tick-Daten der Aktien Commerzbank, Bayer, Siemens und Porsche (für den Zeitraum vom 13.08. bis 17.08.2012) an den Börsen Frankfurt und Stuttgart verwendet. Die Besonderheiten von Finanzmarktzeitreihen, insbesondere die Nichtstationarität, werden angesprochen und die Transformationsmethode (Differenzenbildung der Renditen) erläutert. Das gewählte ökonometrische Modell ist ein bivariates Vektorautoregressionsmodell (VAR), dessen Anwendung und Interpretation detailliert beschrieben wird. Die Bestimmung der optimalen Lag-Länge und der Granger-Kausalitätstest werden ebenfalls erläutert. Die Impuls-Antwort-Analyse wird als zusätzliche Methode zur Interpretation der Ergebnisse vorgestellt.
4 Empirische Analyse zur Informationsverarbeitung an deutschen Aktienmärkten: Dieses Kapitel präsentiert und diskutiert die Ergebnisse der empirischen Analyse. Die Ergebnisse der VAR-Modelle für die vier untersuchten Aktien werden detailliert dargestellt und interpretiert, inklusive Bestimmtheitsmaß, F-Test, t-Test und Granger-Kausalitätstest. Die Impuls-Antwort-Folgen werden ebenfalls analysiert und graphisch dargestellt. Die Ergebnisse werden im Kontext der aufgestellten Hypothesen diskutiert.
Schlüsselwörter
Preisbildung, Aktienmarkt, Informationsverarbeitung, Hochfrequenzdaten, Vektorautoregression (VAR), Impuls-Antwort-Folgen (IAF), Granger-Kausalität, Deutsche Börse Frankfurt, Börse Stuttgart, Price Discovery, Arbitrage, Markt-Effizienz.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Bachelorarbeit: Informationsverarbeitung an parallelen deutschen Aktienmärkten
Was ist das Thema der Bachelorarbeit?
Die Bachelorarbeit untersucht die Informationsverarbeitung an parallelen deutschen Aktienmärkten, insbesondere die Frage, welcher Markt (Frankfurt oder Stuttgart) den Preisbildungsprozess dominiert und wie der Informationsaustausch zwischen diesen Märkten funktioniert.
Welche Aktien wurden untersucht?
Die Analyse basiert auf hochfrequenten Handelsdaten von vier deutschen Unternehmen: Commerzbank, Bayer, Siemens und Porsche.
Welcher Zeitraum wurde untersucht?
Die Daten umfassen den Zeitraum vom 13.08. bis 17.08.2012.
Welche Methode wurde zur Analyse verwendet?
Es wurde ein bivariates Vektorautoregressionsmodell (VAR) mit Impuls-Antwort-Analyse eingesetzt, um die Preisentwicklung und den Informationsfluss zwischen den Börsen Frankfurt und Stuttgart zu untersuchen. Die Besonderheiten von Finanzmarktzeitreihen (Nichtstationarität) wurden durch Differenzenbildung der Renditen berücksichtigt.
Welche Hypothesen wurden aufgestellt?
Die Arbeit geht von der Hypothese aus, dass die Frankfurter Börse für global agierende Unternehmen dominiert, während die regionale Börse für regional verwurzelte Unternehmen wichtiger ist.
Welche Ergebnisse wurden erzielt?
Die Ergebnisse der VAR-Modelle (Bestimmtheitsmaß, F-Test, t-Test, Granger-Kausalitätstest) und die Impuls-Antwort-Folgen werden detailliert im Kapitel 4 diskutiert. Die Ergebnisse werden im Kontext der aufgestellten Hypothesen interpretiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Preisbildung, Aktienmarkt, Informationsverarbeitung, Hochfrequenzdaten, Vektorautoregression (VAR), Impuls-Antwort-Folgen (IAF), Granger-Kausalität, Deutsche Börse Frankfurt, Börse Stuttgart, Price Discovery, Arbitrage, Markt-Effizienz.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung und Zielsetzung, Theoretischer Bezugsrahmen, Methoden, Empirische Analyse und Fazit. Der theoretische Teil umfasst die Preisbildung auf dem deutschen Kapitalmarkt, den Stand der Forschung und die Formulierung von Hypothesen. Der methodische Teil beschreibt das Untersuchungsdesign, die Behandlung von Finanzmarkt-Zeitreihen und das verwendete VAR-Modell. Der empirische Teil präsentiert und diskutiert die Ergebnisse der Analyse. Das Fazit fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen.
Welche Aspekte der Preisbildung werden betrachtet?
Die Arbeit untersucht die Preisbildung an parallelen Aktienmärkten, den Informationsaustausch zwischen den Börsen und den Einfluss der geographischen Lage des Unternehmens auf den Preisbildungsprozess.
- Arbeit zitieren
- Sonja Schneider (Autor:in), 2012, Preisbildung an deutschen Aktienmärkten: Eine empirische Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205769