Der Außenhandel Polens


Bachelorarbeit, 2010

65 Seiten


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1. Politischer und Historischer Kontext der polnischen Wirtschaft
1.1 Ausgangssituation in den 80er Jahren
1.2 Transformation
1.3 Internationale HandelsAbkommen
1.4 Anfangsphase des AUssenhandels

2. Theorien des Aussenhandels
2.1 inter-sektoraler Aussenhandel
2.1.1 Der Ricardianische Ansatz
2.1.2 Spezifisches Faktoren Modell
2.1.3 Heckscher-Ohlin-Ansatz
2.2 Intra-sektoraler Aussenhandel
2.2.1 Horizontaler intra-sektoraler Handel
2.2.2 Vertikaler intra-sektoraler Handel

3. Entwicklung des polnischen Aussenhandels ab 1995
3.1 Exporte
3.1.1 Güterstruktur
3.1.2 Länderstruktur
3.1.4 Besonderheiten der Exportentwicklung
3.2 Handelsbilanz
3.3 Importe
3.3.1 Güterstruktur
3.3.2 Länderstruktur

4. Zusammenfassung

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Literaturverzeichnis
A) Anhang für die SITC-Klassifizierung
B) Anhang mit Schaubildern

1. POLITISCHER UND HISTORISCHER KONTEXT DER POLNISCHEN WIRTSCHAFT

Ziel dieser Arbeit ist es, die in Polen auffindbaren Handelsstrukturen möglichst erklärbar zu machen. Es erscheint aus diesem Grund notwendig die Ausgangssituation der polnischen Wirtschaft in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts kurz vorzustellen. Die Probleme, die zu dieser Zeit in Polen herrschten, mussten in der Phase der Liberalisierung, Transformation und Anpassung gelöst werden. Der Schwerpunkt dieses Teils soll vor allem auf den internationalen Freihandelsabkommen liegen, die Polen im Laufe der 90er Jahre mit verschiedenen Handelspartnern abschloss. Es wird deutlich werden, dass der Handel für einige Gütergruppen früh liberalisiert wurde, während andere Gütergruppen erst viel später frei über die Grenzen hinweg gehandelt werden konnten. Dies wird auch für den deskriptiven dritten Teil von Bedeutung sein. Aus diesem Grund erscheint es notwendig diese Vorbemerkungen zu formulieren.

1.1 AUSGANGSSITUATION IN DEN 80ER JAHREN

Wie alle anderen Planwirtschaften auch, war die polnische durch einen Markt geprägt, der nicht durch das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage zustande kam. Die auf dem Markt herrschenden Preise wurden von einer zentralen Stelle festgeschrieben. Sie sollten die Transaktionen lediglich ermöglichen und die Aggregation erleichtern (Czarny & Śledziewska, 2008). Das Bankensystem war schwach ausgebaut, ein Kapitalmarkt fehlte ganz und das Rechtssystem war auf die Erfordernisse eines freien Marktes nicht eingestellt. Staatseigentum dominierte das Wirtschaftsleben. Spezialisiert war die polnische Wirtschaft auf die schwermetall- und rohstoffverarbeitende Industrie. Der Anteil des internationalen Außenhandels war zu dieser Zeit nicht hoch und konzentrierte sich vor allem auf die Staaten des realen Sozialismus (Belka & Krajewski, 1995). Mit den Importen und Exporten beschäftigen sich die sogenannten „Centrale handlu zagranicznego“ (Außenhandelszentralen), die mit der Ausarbeitung von Zöllen und zwischenstaatlichen Verträgen beauftragt waren (Czarny & Śledziewska, 2008). Mit Voranschreiten der 80er Jahre hatte die polnische Wirtschaft mit einer immer höheren Inflationsrate zu kämpfen, was man an der unten stehenden Tabelle 1 gut sehen kann (Belka & Krajewski, 1995). Mit der Regierung Rakowski 1988, welche versuchte die Probleme im Innern des Landes mit der Notenpresse zu bewältigen, nahm die Inflation ein immer größeres Ausmaß an (Reiter, 1996).

Auch die Wechselkurse wurden von einer zentralen Stelle beschlossen und spielten für die Preise innerhalb Polens keine Rolle; sie waren nicht konvertibel. Die polnische Wirtschaft litt unter einem ständigen Mangel an Devisen. Die Produktionsstätten waren veraltete und arbeiteten nicht effizient. Im Vergleich zu ausländischen Produkten hatte Polen eine schwache Position im internationalen Wettbewerb. Immer wieder mussten die polnische Güterpreise auf dem Weltmarkt gesenkt werden (Czarny & Śledziewska, 2008).

Tabelle 1: Wirtschaftliche Situation Polen in den 80er Jahren

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Kolodko, G. (1991): Stabilizacja inflacji i rynkowa transformacja. Doswiadczenia Polski. In: Kolodko, G.:Polityka finansowa, Stabilizacja, Transformacja. Warsaw, S. 29

industrializers“. Ein bereits hoher Industrieanteil am BIP ließ sich nur schwer mit dem niedrigen Niveau des BIP pro Einwohner, den angewandten Technologien, der Kapitalausstattung pro Arbeitsplatz und dem Ausbildungsstand der Arbeitsnehmer verbinden. Das BIP pro Einwohner und die Kapitalintensität mit der produziert wurde waren deutlich niedriger als bei Länder mit einem ähnlichen Industrieanteil. Das Bildungsniveau dagegen war im Vergleich zu anderen OECD-Ländern nicht viel schlechter (Gabrisch, 1997).

1.2 TRANSFORMATION

1989 kam die erste nicht-kommunistische Regierung seit 45 Jahren mit Tadeusz Mazowiecki als Premierminister und Leszek Balcerowicz als Finanzminister an die Macht. Mit dem Ende des Sozialismus galt es die polnische Wirtschaft zu sanieren, den internationalen Rahmenbedingungen anzupassen und eine makroökonomische Stabilität zu garantieren.

Die Umstrukturierung hin zur Marktwirtschaft erfolgte durch den sogenannten Balcerowicz- Plan, dessen Kernelemente kurz aufgeführt werden sollen. Zunächst einmal wurden die Staatsbetriebe privatisiert. Es ist dabei zu beachten, dass sich der landwirtschaftliche Sektor nach Reformen in den 70er Jahren bereits in privater polnischer Hand befand (Gryczka, 2009), in den allermeisten Fällen aber weiterhin aus kleinstrukturierten Familienbetrieben bestand Das erklärt den bereits 1989 hohen Anteil an Privatwirtschat von 44 Prozent. Auch sollten zum ersten Mal ausländische Anleger auf dem polnischen Markt investieren dürfen (Kasperkiewicz & Starzyńska, 1998). Bisher fehlende Kapital- und Finanzierungsmärkte sollten geschafften werden. Neue Rechtsgrundlagen, um die Restrukturierung der Wirtschaft und das Funktionieren eines Marktes zu ermöglichen wurden festgelegt. Ein neues Steuersystem wurde ausgearbeitet (Belka & Krajewski, 1995).

Die Weltbank und der Internationale Wirtschaftfonds (IWF) errichteten für die Transformation einen Stabilitätsfonds und Programme um der angeschlagenen Wirtschaft die Durchführung der Reformen zu ermöglichen. 1990 wurde das erste Abkommen mit dem IWF unterzeichnet, bei dem es um eine Summe von 710 Millionen US-Dollar handelte. Gegen Einhaltung der vereinbarten Auflagen sollte die Summe vierteljährig ausgezahlt werden. Dies konnte allerdings von Seiten Polens nicht eingehalten werden. Ein zweites Abkommen musste 1991 unterzeichnet werden (Volumen 2,4 Milliarden US-Dollar). Mit dieser Hilfe konnte ein Schuldenanlass beim Club von Paris ausgehandelt werden (Żukrowska, 2000). Vor allem zu Beginn des Transformationsprozesses waren diese Gelder entscheidend. Die ausländischen Direktinvestitionen setzten erst ab Mitte der 90er erkennbar an (Gryczka, 2009).

1.3 INTERNATIONALE HANDELSABKOMMEN

Noch 1988 unterschrieb der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe, welcher mit dem Ende des Ostblocks aufhörte zu existieren, mit der mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) Verträge über eine wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Aber schon im Herbst 1989 sah sich die EWG gezwungen auf die politischen Umbrüche zu reagieren und noch drastischere Mengenbeschränkungen auf die Importe einzuführen. Gleichzeitig wurde Polen Teil des nicht rückzahlungspflichtige Hilfsprogrammes PHARE (Poland and Hungary: Assistance for Restructuring their Economies) und 1991 in das Allgemeine Präferenzsystem (General System of Preferences) der EWG aufgenommen, in dessen Rahmen es bis zum 1. März 1992 beteiligt war (Czarny & Śledziewska, 2008).

Die erste Version des Europaabkommens wurde im Juni 1990 in Brüssel vorgestellt; die offiziellen Verhandlungen zu Wirtschafts-, Handels- und Finanzfragen wurden im Dezember desselben Jahres geführt. Unterzeichnet wurde das Abkommen am 16. Dezember 1991 von Polen und der Europäischen Gemeinschaft und trat 1994 nach der Ratifizierung in Kraft. Ein Teil dessen, das Übergangsabkommen (Interim Agreement), war schon seit dem 1. März 1992 gültig. Am 8. April bewarb sich Polen um den Beitritt in der Europäischen Union und wurde 2004 schließlich Mitglied (Żukrowska, 2000).

Gemäß dem Übergangsabkommen sollte innerhalb der nächsten zehn Jahre eine Freihandelszone für industriell gefertigte Güter geschaffen werden; landwirtschaftliche Erzeugnisse waren im Europaabkommen zunächst nicht vorgesehen. Dieser Übergang folgte zwei Grundsätzen: dem Asymmetrie- und dem „Standstill“-Prinzip. Ersteres bedeutet, dass der schwächere Partner seinen Markt später als der stärkere Handelspartner öffnen darf. Das zweite Prinzip besagt, dass die Konditionen bereits bestehenden Handelsbedingungen nicht verschlechtert werden dürfen (Czarny & Śledziewska, 2008). Trotzdem sah das Europaabkommen mit Artikel 28 eine sogenannte „Restructuring Clause“ vor, welche nur von der polnischen Seite angewendet werden durfte. Bezüglich dieser Klausel durften die Zollsätze vorübergehend erhöht werden, wenn bewiesen werden konnte, dass junge und eher unterentwickelte oder sich gerade neu strukturierende Wirtschaftszweige (infant industries) durch den erhöhten Wettbewerb geschädigt würden (Hagemejer & Michalek, 2008).

Allgemein lässt sich sagen, dass die EWG in den folgenden Jahren weitaus offener war, als die polnische Seite für Güter aus der Europäischen Union. 1992 waren für 40 Prozent der polnischen Erzeugnisse Zölle abgeschafft worden. Im Jahr 1997 waren es bereits 81,4 Prozent. Im Gegenzug war der Handel für europäische Güter 1999 nur zu 2/3 unbeschränkt (Czarny& Śledziewska, 2008).Eine andere Art des Protektionismus kam durch die unterbewertete polnische Währung hinzu, welche die Mengenbeschränkungen und Zölle in ihrer Wirkung noch bestärkte (Żukrowska, 2000).

Tabelle 2: Zeitpunkte der Liberalisierung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Wilhelmsson, Frederik; Trade Creation, Deversion and Displacement of the EU Enlargement Process, 2006

Mit dem Inkrafttreten des Übergangsabkommens 1992 hob die Europäische Gemeinschaft die Zölle für einen großen Teil der Industriegüter auf und senkte ihre Mengenbeschränkungen. Protektionistisch blieben beide Seiten allerdings, wenn es um die sogenannten „sensitive goods“ ging, die arbeits- und rohstoffintensiv produziert werden und 43 Prozent der polnischen Exporte in die

EWG ausmachten. Dazu zählten Eisen, Stahl, chemische Erzeugnisse, Textilien, Schuhwerk und Lebensmittel (Czarny & Śledziewska, 2008). Ab 1996 hatten die polnischen Güter, ausgeschlossen waren weiterhin die „sensitive goods“ und zum großen Teil die Agrarprodukte, freie Zugang zur EU. Diese Beschränkungen lassen sich möglicherweise auf den damaligen Wettbewerbsvorteil Polens in diesen Bereichen zurückführen (Żukrowska, 2000).

Die polnische Wirtschaft öffnete sich mit Gültigkeit des Übergangsabkommens für 1365 Güter aus der EWG, welche 29 Prozent ausmachten und sich im Besonderen auf die Einfuhr von Rohstoffen und Investitionsgüter beschränkten. Ziel war hierbei, das polnische Bedürfnis der Weiterentwicklung zu befriedigen. Beschränkt war der Import von Fahrzeugen und deren Einzelteilen, manchen Ölen, Erdölgasen, Kohle und Koks (Czarny & Śledziewska, 2008). Kurz nach dem Inkrafttreten des Interim Agreement wurden die Zölle für Fahrzeuge von 15 auf 35 Prozent erhöht. Gleichzeitig wurde der EWG allerdings eine Exportmenge von 30000 Fahrzeugen garantiert. Ab diesem Zeitpunkt verbuchte Polen hohe FDI-Zuflüsse des Automobilsektors aus dem europäischen Ausland. Vollkommen frei werden sollte dieser erst 2002 (Hagemejer & Michalek, 2008). 1997 wurden die Handelsbeschränkungen für Äthanol und alkoholische Getränke aufgehoben. Ab 1999 konnten auch Lebensmittel frei nach Polen eingeführt werden (Czarny& Śledziewska, 2008).

Die Lebensmittelbranche wurde durch Polen allerdings weiterhin stark vor der ausländischen Konkurrenz geschützt. Aufgrund des politischen Drucks wurde der landwirtschaftliche Bereich auch gegen die Interessen der Konsumenten und den Gesichtspunkt der ökonomischen Effizienz unterstützt. Die Subventionierung verdoppelten sich fast von 12 Prozent des Zeitraumes 1991 bis 1993 auf 23 Prozent in den Jahren 1997 bis 1999. Diese Unterstützung konnte verschiedenen Mechanismen zugrunde liegen. Es gab garantierte Mindestpreise für Agrargüter, Zölle, Ausfallzahlungen, Exportsubventionen und Kreditbeihilfen. Zu den am meisten abgeschirmten Lebensmittelgütern zählten Getreide, Zucker, Schweinefleisch, Ölsamen und Geflügel. Um die inländische Zuckerbranche zu schützen wurden des Weiteren die Zölle für zuckerhaltige Produkte erhöht. 1999 stiegen die Zölle für 100 Lebensmittelprodukte an; unter anderem Schweinefleisch, dessen Einfuhrzoll von 60 Prozent auf 83,3 erhöht wurde (Hunter & Ryan, 2002).

Das erste Mal wurde die „Restructuring Clause“ im Bereich der Telekommunikation 1994 angewendet. Die Regierung argumentierte, dass Polen diesen Bereich neu aufbauen wolle und nicht mehr von den Einzelteilen der EU abhängig sein wolle. Zwei Jahre später wurde die Klausel auch auf Güter angewendet, die auf raffiniertem Öl basierten. Die Zölle für diese sollten 1999 auslaufen und konnten dank der Klausel bis 2001 weitergeführt werden. 1997 folgte das Anwenden der Klausel auch für die neu zu strukturierende Stahlindustrie; die Zölle sollten bei 9 Prozent bleiben und nicht weiter gesenkt werden. Da sich bis zu diesem Zeitpunkt noch keine Lobbys gebildet hatten, ist anzunehmen, dass diese Entscheidungen aus politischen Überlegungen resultierten. Nur im Jahr 1999 scheint es ein Gelatine-Lobbiist gelungen zu haben, die Klausel auf sein Unternehmensfeld auszuweiten zu haben (Hagemejer & Michalek, 2008).

1992 gründete Polen mit der damaligen Tschechoslowakei und Ungarn das Freihandelsabkommen CEFTA (Central European Free Trade Agreement), welches 1993 in Kraft trat. Drei Jahre später traten Slowenien, Rumänien und Bulgarien bei (Hagemejer & Michalek, 2008). Die Mitglieder verpflichteten sich hierbei, wie auch im Fall des Europaabkommens, zu einer Freihandelszone, die allerdings keine Gütergruppen ausschließen sollte. Da aber Polen mit der Zeit ein immer höheres Handelsdefizit im Bereich der landwirtschaftlichen Güter anhäufte, sträubte es sich letztendlich gegen einen neuen Liberalisierungsschritt im Agrarbereich, der 1997 angestanden wäre. Somit war auch die CEFTA vor allem auf industriell gefertigte Produkte spezialisiert (Czarny& Śledziewska, 2008).

Des Weiteren unterzeichnete Polen auch mit der EFTA (European Free Trade Association) ein Handelsabkommen, das sich ebenfalls auf nicht-landwirtschaftliche Produkte beschränkte. Die EFTA-Mitglieder (Österreich, Finnland, Island, Liechtenstein, Norwegen, Schweiz, Schweden) eliminierten die meisten Importzölle mit Inkrafttreten des Abkommens 1993; Polen dagegen liberalisierte seinen Markt stufenweise bis 1999. Auch hier begrenzte Polen die Einfuhr von Stahl, Petroleumprodukten und Automobilen.

Ab 1995 war Polen dann Mitglied der Welthandelsorganisation und die Beschlüsse der Uruguay Runde wurden verbindlich. Die Tarife für Industrieprodukte mussten in den folgenden sechs Jahren um 36 Prozent reduziert werden; für Agrarprodukte um 20 Prozent bis zum Jahr 2000. Gleichzeitig sollten im Agrarbereich auch die Subventionen um 36 Prozent gekürzt werden (Hagemejer & Michalek, 2008).

Weitere Abkommen wurden mit Israel (1998), den Balkanländern (1999), der Türkei (2000) und mit dem Beitritt zur EU auch mit deren Handelspartnern geschlossen (Czarny& Śledziewska, 2008). Wie sich im Laufe dieser Arbeit zeigen wird, ist die EU zum wichtigsten Handelspartner Polens geworden. Aus diesem Grund wird von einer detailierten Darstellung der letzten Abkommen abgesehen.

1.4 ANFANGSPHASE DES AUSSENHANDELS

Polen verteilte zunächst Subventionen für die Herstellung der Güter, die zu den „sensitive goods“ (landwirtschaftlichen Erzeugnissen und industriellen Produkten mit einem hohen Homogenitätsgrad wie Rohstahl oder Benzin) gezählt werden konnte. Dadurch wurde eine erhöhte Wettbewerbsfähigkeit erreicht. Aufgrund der abgeschlossenen Abkommen und der Haushaltslage wurden diese Subventionen im Laufe des Transformationsprozesses immer stärker gekürzt (Gabrisch, 1997).

Seit 1991 war die Handelbilanz Polens mit den westeropäischen Handelspartnern negativ; wertmäßig wurde aus der EU mehr importiert als exportiert. Der Markt der Gemeinschaft war zwar offener, aber Polen konnte vor allem zu Beginn der Transformation sein Exportpotential nicht ausbauen. Die Produkte entsprachen noch nicht den europäischen Standards und Normen. Hinzu kamen Hürden physischer (verstärkte Grenzkontrollen), technischer (Transportnetz war schlecht ausgebaut) und fiskalischer Art (Unterschiede in der Anrechenbarkeit von Steuern). Auch war die konjunkturelle Lage der EG Anfang der 90er Jahre deutlich schlechter als noch in der zweiten Hälfte der vorherigen Dekade. Ungarn und die Tschechoslowakei hatten zusammen mit Polen das Europaabkommen unterschrieben. Unter ihrer Teilnahme auf dem europäischen Markt erhöhte sich selbstverständlich den Konkurrenzdruck durch die Ähnlichkeiten ihrer Produktionsstrukturen. Ein freier Fluss von Produktionsfaktoren war in dieser ersten Phase auch noch nicht vollommen gegeben; mögliche Chancen in der Herstellung konnten somit nicht ausgeschöpft werden (Czarny & Śledziewska, 2008). Die Importstruktur war dadurch gekennzeichnet, dass vor allem Maschinen fortgeschrittener Technologien, Halbfertigprodukt und Rohstoffe eingekauft wurden, um die Wirtschaft modernisieren zu können. Ihr Anteil an den gesamten Importen betrug die 90er Jahre über meist 65 Prozent. Investitionsgüter stellten 15 Prozente dar. Somit lässt sich sagen, dass 80 Prozent der polnischen Importe für den produzierenden Sektor bestimmt waren (Czarny & Chilimoniuk, 2005).

Bei genauerer Betrachtung des grenzüberschreitenden Austausches von Produktionsfaktoren zwischen der EU und Polen lässt sich zunächst feststellen, dass Polen in den ersten Jahren der Transformation Nettoexporteur im Bereich von unqualifizierter Arbeit war. Im landwirtschaftlichen Sektor war dies von 1989 bis 1992 der Fall; in der Produktion sogar bis 1995. Qualifizierte Arbeit wurde dagegen immer stärker importiert. Dasselbe gilt für den Faktor Kapital, der besonders ab 1995 zunehmend stark eingeführt wurde. Der einzige Produktionsinput, welcher seine Nettoexportposition dauerhaft wahren konnte, war die Kohle. In den ersten sechs Jahren zählten auch Stahl und Kupfer dazu. Als die Kupferpreise ab 1995 sanken und auch Deutschland, als größter Handelspartner, im Baugewerbe schwächelte, sanken die Exporte. Diese Änderungen in der Faktorenentwicklung lassen sich als Änderungen des komparativen Vorteils deuten (Pugacewicz, 2004).

2. THEORIEN DES AUSSENHANDELS

In dieser Arbeit soll versucht werden, die Entwicklung des polnischen Außenhandels nachzuzeichnen und eventuell die sektoralen und geografischen Veränderungen zu erklären. Aus diesem Grund ist es notwendig die bestehenden Theorien des Außenhandels vorzustellen und auf den Fall Polens anzuwenden. Geteilt wird dieser Abschnitt in zwei Theorieblöcke; zum einen in die traditionellen und zum anderen die neueren Theorien.

Die traditionellen Theorien sind in der Lage den inter-industriellen Handel zu erklären. In diesem Fall werden Güter unterschiedlicher Produktionssektoren ein- und ausgeführt. Das bedeutet, dass ein Land beispielsweise Industrieprodukte einführt und sie gegen die eigenen Agrarerzeugnisse tauscht. Charakteristisch ist diese Erscheinungsform für Handelspartner mit differierenden Wirtschaftsstrukturen, was sich in den Pro-Kopf-Einkommen oder dem Technologiestand abzeichnet. Als Ursachen des inter-industriellen Handels werden Preisdifferenzen, die aus den Kostendifferenzen der einzelnen Länder resultieren, angesehen. Wie kostengünstig ein Land die Güter einer Branche produzieren kann und wie groß sein komparativer Vorteil ist, hängt hierbei von den Ausstattungen mit den Produktionsfaktoren zusammen.

In den letzten Jahrzehnten ist allerdings eine neue Art des Außenhandels vermehrt in Erscheinung getreten: der intra-industrielle Handel. Diese Form konnten die traditionellen Theorien unter den gemachten Annahmen nicht hinreichend erklären; neue Theorien haben sich hierzu gebildet. Intra-sektoraler Handel bedeutet, dass es einen simultanen Import und Export von Produkten der gleichen Güterklasse kommt. So werden beispielsweise Industrieprodukte des einen Landes gegen Industrieprodukte des anderen getauscht. Empirisch ist festgestellt worden, dass es zu dieser Art des Handels vor allem bei entwickelten und sich ähnelnden Volkswirtschaften kommt.

Für den Fall Polens als Transformationsland, also einem Land das sich in seiner Entwicklung zwar von den Entwicklungsländern deutlich abhebt, gleichzeitig den Entwicklungsstand der Industriestaaten noch nicht erreicht hat, scheint es notwendig zu sein, beide Theoriestränge vorzustellen.

Ziel dieses Teil ist es nicht, die Theorien ausführlich darzustellen, sondern die jeweiligen Ergebnisse und Schlussfolgerungen zu präsentieren und die daraus zu erwartenden Handelsstrukturen zu präsentieren.

2.1 INTER-SEKTORALER AUSSENHANDEL

Allgemein gehen die traditionellen Theorien davon aus, dass sich Unterschiede in den Handelsstrukturen des Außenhandels durch Unterschiede in der (relativen) Ausstattung von Arbeit, Kapital, Technologien oder anderen Produktionsfaktoren erklären lassen.

2.1.1 DER RICARDIANISCHE ANSATZ

Ricardos Theorie zählt zum Urgestein der Außenhandelstheorie und zeigt wie es auch bei Nichtexistenz eines absoluten Kostenvorteils, wie ihn Adam Smith voraussetzt, zum grenzübergreifenden Handel kommen kann. Dabei wird zunächst von der Existenz eines einzigen Produktionsfaktors ausgegangen; in Ricardos Beispiel ist vom Faktor Arbeit die Rede. Betrachtet werden zwei Länder mit zwei Sektoren und gegebenem Technologiestand und sich daraus ergebender Arbeitsproduktivität. Nach Smith würden sich die Staaten jeweils am absoluten Vorteil orientieren; also auf den Sektor mit der höheren Arbeitsproduktivität spezialisieren. Ricardo dagegen erklärt, dass es auch dann zu einer einseitigen Produktionsspezialisierung kommen kann, wenn der absolute Vorteil in beiden Sektoren herrscht. Entscheidend ist der sogenannte komparative Vorteil; also die geringeren Opportunitätskosten oder günstigeren Faktorpreisverhältnisse des Sektors. Bei Ricardos Ansatz handelt es sich nicht um ein dynamisches Modell; Lernprozesse oder die Adaption einer besseren Technologie werden nicht mit eingeschlossen. Somit ist der technologische Standard eine konstante Größe. Eine Verbesserung der Arbeitsproduktivität ist nicht möglich. Eine weitere Notwendigkeit besteht in der Spezialisierung, die sich mit der Zeit einstellt.

Es ist schwierig aus diesen doch sehr einschränkenden Annahmen Aussagen über die möglichen postsozialistischen Handelsstrukturen Polens zu treffen. In der Realität geht die Anzahl der Inputfaktoren über die der Arbeit hinaus. Auch die Annahme der konstant bleibenden Produktivität ist nicht haltbar. Aufgrund dessen ist anzunehmen, dass die Anwendung des Ricardianischen Ansatzes zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis führen kann. Czarny und Lang zeigen dies in ihrer Arbeit für den Fall des polnischen Agrarsektors. Im Vergleich zu den anderen postsozialistischen Beitrittsländern hatte Polen einen klaren komparativen Nachteil in diesem Bereich. Polen konnte nach dem Beitritt trotzdem von den höheren Preisen und Agrarsubventionen profitieren und hat immer noch einen großen Landwirtschaftsanteil (Czarny & Lang, 2002).

2.1.2 SPEZIFISCHES FAKTOREN MODELL

Dieser Ansatz der spezifischen Faktoren geht von einer Vielzahl von Produktionsfaktoren aus; im Unterschied zum oben genannten. Diese Tatsache allein kommt einer realen Wirtschaft sehr viel näher. Unter einem spezifischen Faktor versteht man einen Input, der zwischen den Sektoren immobil ist und der für eine bestimmte Branche charakteristisch ist. Ein gutes Beispiel für die Mobilität eines Faktors ist das Kapital: In eine Sachanlage investiert ist es immobil. Wird es einige Perioden später allerdings veräußerst, wird es in den anderen Branchen wieder anwendbar. Desweiteren haben Sektoren einen für sie spezifischen Input in der Herstellung. Finden sich Kapital und Arbeit in fast allen Sektoren wieder, sind der Faktor Boden vor allem für den landwirtschaftlichen Bereich und der Faktor Humankapital für die innovationsbringenden Sektoren von Nöten. Dieser Ansatz kann als die kurzfristige Version des im nächsten Schritt vorgestellten Heckscher-Ohlin Modells interpretiert werden. Innerhalb von einigen Perioden kann aus einem immobilen Faktor ein mobiler werden; aus dem Faktor „ungelernte Arbeit“ kann Humankapital entstehen. Das Modell führt zu keiner vollkommenen Spezialisierung, sondern lässt lediglich Tendenzen in der Handelsstruktur erkennen. Es werden vor allem die Güter verstärkt exportiert, die mit einem relativ hohen Einsatz des spezifischen Faktors produziert werden.

Somit gilt es die typischen spezifischen Inputfaktoren einer Wirtschaft zu identifizieren. Klassischerweise werden darunter Humankapital, Land, natürliche Ressourcen aber auch der Faktor Umwelt als die Fähigkeit Verschmutzungen zu absorbieren, verstanden (Czarny& Lang, 2002). Allgemein ist das durchschnittliche Niveau des Humankapitals in Polen niedrig. Im Vergleich zu den EU-15-Staaten hat es einen beträchtlichen Anteil von Menschen mit dem niedrigsten Bildungsniveau. Die Gruppe mit den höchsten Bildungsabschlüssen ist dagegen recht klein. 2003 besassen nur 12 Prozent der 16 bis 64 Jährigen einen Hochschulabschluss, während der Prozentsatz in den EU15 Ländern bei durchschnittlich 20 Prozent liegt. 30 Prozent der polnischen Bevölkerung haben einen Berufsschulabschluss und 24 Prozent einen niedrigen höheren Abschluss. Zusammen macht diese Gruppe einen Anteil von 54 Prozent aus; während er in der EU15 durchschnittlich nur 40 Prozent beträgt (Bukowski, 2005). Betrachtet man die Universitätsabschlüsse zu Beginn der Transformationszeit 1989 so sieht man, dass 60 Prozent der Absolventen in einer technischen Fachrichtung ausgebildet worden waren. Lediglich 18 Prozent hatten einen wirtschaftswissenschaftlichen Abschluss. 2001 ist es zu einer starken Wandlung gekommen. Nur noch 33 Prozent haben einen technischen Hintergrund und 28 Prozent einen wirtschaftlichen (Jeong, Kejak, & Vinogradov, 2008). Folgern lässt sich somit, dass Polen in der Zeit der Transformation in sehr kleinem Umfang Güter exportieren konnte, die einen hohen Einsatz an Humankapital erforderten. Bestätigt wird dieses Ergebnis durch einen Bericht der Europäischen Kommission, welcher angibt, dass sich die polnische Wirtschaft in den letzten 15 Jahren vor allem auf die Industriezweige spezialisiert hat, die unter Einsatz von gering- und mittelqualifizierter Arbeit, Güter herstellen. Der Schwerpunkt basierte zu Beginn der Transformation auf den traditionellen rohstoffabhängigen Industriezweigen. Eine Spezialisierung erfolgt nun hin zum mittleren Technologiebereich, was von der Europäischen Kommission durchaus auch kritisch gesehen wird. Andere postsozialistische Länder haben den Sprung in Richtung höherer Technologiezweige geschafft (General Directorate for Economic and Financial Affairs, 2006).

1988 wurden 18.7420 qkm der Fläche Polens landwirtschaftlich genutzt, was 58,5 Prozent der Gesamtfläche Polens ausmacht. Gleichzeitig entspricht diese Fläche 30 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche der CEEC-10-Staaten (Central East European Countries) und 14 Prozent der Agrarfläche der EU. Somit lässt sich feststellen, dass Polen mit dem Faktor Boden reichlich ausgestattet ist. Es ließe sich annehmen, dass es in diesem Bereich zu einer starken Exportorientierung kommen würde. Wie allerdings im ersten Teil gezeigt worden ist, schlossen die behandelten internationalen Abkommen den Landwirtschaftssektor nicht sofort in den Freihandel ein. Gekennzeichnet ist die polnische Landwirtschaft auch durch ein im Vergleich zur EU niedrigen Produktivität. Der Getreideertrag am Ende der 90er Jahre lag nur bei 54 Prozent der EU. Bei Milchprodukten waren es 61 Prozent des europäischen Niveaus (Chloupkova, 2002). Erklärt werden kann dies unter anderem durch die starke Fragmentierung des landwirtschaftlichen Sektors. In den meisten Fällen handelt es sich um Familienbetriebe mit kleiner Anbaufläche und einer Selbstversorgungsdynamik. 35 Prozent der Agrarfläche waren 2005 kleiner als 5 ha; 52 Prozent sind kleiner als 20 ha (Bergua, Mackova, & Marquer, 2008).

Zum Bereich der natürlichen Ressourcen ist im ersten Teil gezeigt worden, dass beispielweise der Kohlebau oder die Stahlindustrie in den ersten Jahren der Transformation zu den Nettoexporteuren zählten. Es ist möglich, dass diese Sektoren auch ab 1995 zu den Gewinnern des Freihandels gehören.

2.1.3 HECKSCHER-OHLIN-ANSATZ

Auch in diesem Fall werden für die Herstellung von Gütern viele Inputfaktoren vorausgesetzt. Im Gegensatz zu gerade vorgestellten Ansatz, wird die Existenz spezifischer Faktoren verneint. Die Faktoren sind innerhalb der Sektoren mobil. Entscheidend für eine mögliche Erklärung von Handelsmustern sind die Faktorausstattungen und relativen Intensitäten mit denen hergestellt wird. Das Ausgleichtheorem besagt, dass es im internationalen Handel zu einem Ausgleich der Faktorpreise kommt. Ist ein Land mit einem bestimmten Input reichlich ausgestattet, dann führt das dazu, dass dieser Faktor relativ billig ist. Dann ist das Verhältnis des Faktorpreises zu den anderen Preisen der Inputs niedriger als im Ausland. Güter, die von diesem Input also besonders viel benötigen, werden in diesem Land besonders vorteilhaft produziert werden können. Jedes Land spezialisiert sich vor allem auf die Herstellung des für ihn vorteilhaften Gutes; es erfolgt allerdings keine vollständige Spezialisierung. Die restlichen Güter müssen aus dem Ausland importiert werden; die Nachfrage im Innern steigt. Die Faktorpreise gleichen sich an (Sell, 1991).

Für Prognosen über die Handelsmuster Polens anhand des Heckscher-Ohlin-Ansatzes müssen die reichlich vorhandenen Faktoren identifiziert werden. Wie im Teil mit den spezifischen Faktoren bereits erwähnt, hat Polen im Vergleich zur qualifizierten Arbeit einen hohen Anteil unqualifizierter Arbeit vorzuweisen. Schlussfolgern lässt sich daraus eine mögliche Tendenz zu vermehrten Exporten von Lebensmitteln aus dem Agrarsektor oder aus dem herstellenden Sektor, der bereits weit standardisiert ist. Beispiele hierfür wären Holz- und Metallprodukte, Textilien oder Schuhe. Bereiche, die Innovationsfähigkeit und ein hohes Maß an Technologie mit den dazugehörigen qualifizierten Arbeitern benötigen, werden auch nach 1995 in keinem allzu großen Ausmaß zu erwarten sein. Mit voranschreitendem Grad der Liberalisierung ist es dem Ausgleichtheorem zufolge allerdings möglich, dass sich die Löhne dem westeuropäischen Niveau angleichen. Vorteile daraus ziehen könnte dann vor allem die Masse der ungelernten Arbeiter (Czarny & Lang, 2002). Wie im ersten Teil dieser Arbeit bereits gezeigt, fehlte es Polen immer wieder am nötigen Kapital. Das erklärt die Notwenigkeit der Unterstützung durch den IWF und die ständige Nettoimportposition Polens bis zum heutigen Tag. Dem Heckscher-Ohlin-Ansatz zufolge ist es eher unwahrscheinlich, dass sich Polens Außenwirtschaft auf die Produktion kapitalintensiver Produkte spezialisieren wird. Es ist außerdem darauf hinzuweisen, dass die hier vorgestellte Wettbewerbsfähigkeit auf den „sensitive goods“ beruht. Genau deren Liberalisierung dauerte, wie bereits im ersten Teil beschrieben, aber besonders lang.

Unterstützt werden diese Voraussagen durch die Europäische Kommission. Noch im Jahr 1995 war Polen vor allem noch auf arbeits- und rohstoffintensive Industrien spezialisiert. Der komparative Nachteil befand sich in kapital- und technologieintensiven Sektoren. Ab 1995 kam es zu einer Wandlung. Der Schwerpunkt auf die traditionellen Industriezweige hat abgenommen, obwohl er immer noch ausgeprägt ist. Neu ist, dass nun auch kapitalintensive und „medium-technology“-Sektoren wichtiger werden (General Directorate for Economic and Financial Affairs, 2006).

2.2 INTRA-SEKTORALER AUSSENHANDEL

Intrahandel ergibt sich aus der simultanen Ein- und Ausfuhr von Gütern derselben Industrie oder desselben Sektors. In der Empirie ist es allerdings nicht immer einfach Güter in bestimmte Klassen zu ordnen, sodass diese in ihrer Güterstruktur klar homogen sind. Im deskriptiven Teil dieser Arbeit wird das SITC rev. 3 (Standard International Trade Classification, Revision 3) für die Untersuchung der Handelsmuster benutzt. In breiten Teilen ist diese Nomenklatur in ihrer Güteraufteilung homogen. Von der SITC-Gütergruppe 781 mit dem Namen „passenger motor vehicles except busses“ ist ein hoher Grad an Homogenität zu erwarten; nur PKW werden hinzugerechnet. Betrachtet man allerdings die Gruppe 793 mit dem Namen „ships and boats“ so erkennt man eine breitgefächerte Güterstruktur. In ihr eingeschlossen sind Kanus genauso wie große Frachtschiffe (Pomfret, 1991). Der berechenbare Intrahandel hängt demzufolge vom Aggregationsgrad ab. Auf der „1-digit“- Ebene wird der Anteil des Intrahandels höher ausfallen als auf der „3-digit“-Ebene.

Wie bereits in der Einleitung dieses Teils vorgestellt, zeigen die empirischen Studien, dass es eine Art der Spezialisierung gibt, die mit den traditionellen Theorien und dem komparativen Vorteil nicht erklärt werden konnte. Der Interhandel wird von Intrahandel begleitet und zwar umso stärker je ähnlicher sich die Handelspartner wirtschaftlich sind. Intrahandel erklärt weshalb auch Länder mit ähnlich Faktorausstattungen und Produktionsstrukturen Handel miteinander treiben. Der komparative Vorteil wirkt sich auf die Spezialisierung von ganzen Gütergruppen oder Industrien aus. Beim Intrahandel dagegen kommt es zu einer Spezialisierung der Handelspartner auf Untergruppen desselben Sektors oder derselben Klassifizierung. Vorausgesetzt werden positive Skaleneffekte, die letztendlich zu einem monopolistischen Wettbewerb führen. Eingeschlossen in die Erklärung werden außerdem die Präferenzen der Konsumenten (Krugman, 1981).

In diesem Abschnitt soll der Intrahandel in seiner horizontalen und vertikalen Ausprägung vorgestellt werden, wobei es vor allem die letztere sein wird, die für den Fall Polens von Bedeutung ist.

2.2.1 HORIZONTALER INTRA-SEKTORALER HANDEL

Güter, die zwischen den Staaten horizontal intra-industriell gehandelt werden, gehören nicht nur derselben Klassifizierungsgruppe an, sondern befinden sich auf der gleichen Stufe des Verarbeitungsprozesses oder haben ein gleiches Qualitätsniveau. Viele empirische Studien weisen darauf hin, dass der horizontale Intrahandel umso höher ausfällt, je ähnlicher die beiden Ökonomien in Bezug auf die Einkommen, Konsumpräferenzen, das BIP, das Verhältnis von Arbeit und Kapital oder Entwicklungsstand sind.

Um Aussagen über daraus folgende Handelsstrukturen treffen zu können, müssen Aussagen über die Ähnlichkeit zwischen Polen und seinen Handelspartnern gemacht werden können. Wichtig ist zusätzlich auch der Liberalisierungsgrad der dazugehörigen Güterklassen.

Klare Aussage über Industrien, die sich durch den horizontalen Intrahandel entwickeln könnten, lassen sich leider nicht machen. Dem Ausgleichtheorem des Heckscher-Ohlin- Ansatzes zufolge, werden sich die Einkommen mit der Zeit dem westeuropäischen Niveau annähern. 1998 betrug der polnische Bruttojahresverdienst der Industrie- und Dienstleistungssektoren noch 4157 Euro. Im Vergleich dazu lag dieser in der EU15-Zone bei 28609 Euro. 2006 stieg er in Polen dann auf ein Niveau von 8177 Euro im Jahr an (vergl. EU15: 36123 Euro)1.Die Konsumenten Polens orientieren sich an jenen Westeuropas. Die bisherige Struktur der polnischen Wirtschaft unterschied sich vor allem zu Beginn der Transformation stark von dem stärkeren Partner der EU. Die Automobilbranche gilt mit ihren Skalenerträgen, Produktunterschieden und unvollständigem Wettbewerb als typisches Beispiel einer intra-sektoral tätigen Branche. Es ließe sich somit annehmen, dass es hier zu einem positiven Wachstum kommen könnte (Czarny & Lang, 2002).

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1 Zahlen stammen von Eurostat: http://epp.eurostat.ec.europa.eu/tgm/table.do?tab=table&plugin=0&language=de&pcode=tps00175

Ende der Leseprobe aus 65 Seiten

Details

Titel
Der Außenhandel Polens
Hochschule
Universität Heidelberg Alfred-Weber-Institut für Wirtschaftswissenschaften
Autor
Jahr
2010
Seiten
65
Katalognummer
V205819
ISBN (eBook)
9783656330127
ISBN (Buch)
9783656329947
Dateigröße
2135 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Außenhandel, Polen, SITC, Handelabkommen, Sozialismus, Ricardianische Ansatz, Spezifisches Faktoren Modell, Heckscher-Ohlin-Ansatz, Intra-sektoraler Aussenhandel, Horizontaler intra-sektoraler Handel, Vertikaler intra-sektoraler Handel, Transformation, CEE, SITC-KLASSIFIZIERUNG
Arbeit zitieren
Claudia Stala (Autor:in), 2010, Der Außenhandel Polens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205819

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