Die Arbeit stellt den Versuch dar, Husserls Intersubjektivitätstheorie und Heideggers Mitseinsanalytik aus einer vergleichenden Perspektive zu beleuchten. Das reizvolle an diesem Thema besteht darin, die radikalen Ansätze und Entwicklungswege zweier der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts zu thematisieren und im Hinblick auf ihre Berührungspunkte und entscheidenden Divergenzen hin zu untersuchen.
Der Anspruch, den Husserl an sein umfangreiches Werk stellt, besteht in dem Versuch die Philosophie auf radikale Weise auf eine neue Basis zu stellen. In den Logischen Untersuchungen verkündet er den Leitgedanken “auf die Sachen selbst zurückgehen”, was für seinen Assistenten Heidegger ein entscheidendes Prinzip wird. Nur die Phänomenologie kann als Methode zu einer erstrebten Voraussetzungslosigkeit führen. Obwohl Heidegger den phänomenologischen Ansatz in den frühen 1920er Jahren als absolute Ursprungswissenschaft an und für sich bezeichnet und am Programm seines Lehrers nicht zweifelt, werden die Weichenstellungen seiner Entwicklung bis zu seinem Frühwerk Sein und Zeit deutlicher. Explizit kritisiert er Husserl nicht. Sein streben richtet sich auf die Gewinnung einer Ursprungsphilosophie, die konsequenter, überzeugender und ausgearbeiteter sein soll. Husserl misst der Intersubjektivitätstheorie eine grundlegende Stellung in seiner Phänomenologie bei. Sie ist die bedingungslose Seinsgrundlage aus der sich alles Seiende Sinn und Geltung schöpft. Der Solipsismusvorwurf sowie in diesem Zusammenhang auftauchende Schwierigkeiten erfordern eine Ausarbeitung, die sich von einer egologischen zu einer transzendental-soziologischen Phänomenologie wandelt.
Heideggers Kritik im Rahmen seiner Weltlichkeit-Darlegung zielt auf eine Denktradition, deren Anfang auf Descartes zurückgeführt werden kann und die transzendentale Phänomenologie Husserls einschließt. Dass die Welt als ein Relationssystem konstituiert gedacht und erst in einem Denken gesetzt wird, wurde bei Husserl zu einem Höhepunkt ausgearbeitet. Doch Heideggers Analytik distanziert sich von dieser Philosophie des Ichs. Zwar folgt Heidegger in wesentlichen Zügen die Ansätze Husserls, doch seine Überzeugung ist, dass die Intersubjektivitätstheorie einer Egologie verhaftet ist. Als nur vorhandenes ist das Ich ein Subjekt ohne Welt und verliert seine spezifische Faktizität.
Die Arbeit orientiert sich im Wesentlichen chronologisch und bezieht grundlegende Elemente der Systeme beider Denker ein.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Husserl
- Der Weg zur transzendentalen Phänomenologie
- Die Intersubjektivitätstheorie
- Heidegger
- Die Mitseinsanalyse
- Dasein und Subjektivität
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit einem Vergleich der Intersubjektivitätstheorie von Edmund Husserl und der Mitseinsanalytik von Martin Heidegger. Das Ziel der Arbeit ist es, die radikalen Ansätze und Entwicklungswege dieser einflussreichen Denker des 20. Jahrhunderts zu beleuchten und ihre Berührungspunkte sowie entscheidenden Divergenzen zu analysieren.
- Die Entwicklung von Husserls Phänomenologie von den Logischen Untersuchungen zur transzendentalen Phänomenologie
- Husserls Intersubjektivitätstheorie und ihre Bedeutung für die Begründung der Lebenswelt
- Heideggers Kritik an der Philosophie des Ichs und seine Mitseinsanalyse
- Die unterschiedlichen Konzepte von Subjektivität bei Husserl und Heidegger
- Die Bedeutung des phänomenologischen Ansatzes für das Verständnis von Intersubjektivität
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und skizziert die Ziele der vergleichenden Analyse von Husserls Intersubjektivitätstheorie und Heideggers Mitseinsanalytik.
Husserl
Das Kapitel beleuchtet Husserls Entwicklung von einer frühen, psychologischen Theorie der Erkenntnis hin zu seiner transzendentalen Phänomenologie. Es beschreibt die Kritik am Psychologismus und die Begründung der Phänomenologie als Grundwissenschaft der Philosophie. Zudem wird die Bedeutung der Intentionalität und der Lebenswelt für Husserls Denken herausgestellt.
Der Weg zur transzendentalen Phänomenologie
Dieser Abschnitt betrachtet die Entwicklung von Husserls Philosophie im Kontext des wissenschaftlichen Fortschritts und der Verwissenschaftlichung der Gesellschaft im frühen 20. Jahrhundert. Die Arbeit verweist auf die frühen Schriften Husserls und seine Auseinandersetzung mit dem Psychologismus. Es werden wichtige Stationen auf dem Weg zur transzendentalen Phänomenologie aufgezeigt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der Philosophie des 20. Jahrhunderts: Phänomenologie, Intersubjektivität, Mitsein, Dasein, Subjektivität, Lebenswelt, transzendentale Phänomenologie, Psychologismus, Intentionalität, Husserl, Heidegger. Die Arbeit analysiert die grundlegenden Ansätze und Entwicklungswege beider Denker und beleuchtet ihre Berührungspunkte sowie entscheidenden Divergenzen.
- Arbeit zitieren
- Cem Bozok (Autor:in), 2012, Husserls Intersubjektivitätstheorie und Heideggers Mitseinsanalyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205875