„Der Vorleser“ von Bernhard Schlink:
1. Teil:
Der Roman „Der Vorleser“ von Bernhard Schlink ist ein dreiteiliger Rückblick auf das Leben von Michael Berg, der sich mit 15 in die 21 Jahre ältere Hanna Schmitz verliebt und der, auch nachdem sie eines Tages plötzlich verschwindet, sein Leben lang nicht von ihr loskommt.
Alles beginnt damit, dass sich Michael auf dem Nachhauseweg von der Schule plötzlich übergeben muss und Hanna sich seiner annimmt. Als er weinen muss, weil ihm alles sehr peinlich ist, nimmt sie ihn in den Arm, um ihn zu trösten. Während der Umarmung spürt er ihre Brüste an seiner Brust und riecht ihren frischen Schweiß zum ersten Mal. Bei dieser ersten Berührung merkt man, dass er noch sehr unsicher ist, denn er weiß nicht wohin mit seinen Armen und ist sich seines schlechten Atems vom Erbrechen bewusst. Er beruhigt sich aber, hört auf zu weinen und sie begleitet ihn dann nach Hause.
Es kommt heraus, dass er Gelbsucht hat und er liegt ein halbes Jahr lang krank im Bett. Als es ihm wieder etwas besser geht, schickt ihn seine Mutter mit einem Blumenstrauß zu dieser (da noch) „fremden“ Frau, um sich für ihre Hilfe zu bedanken.
[...]
„Der Vorleser“ von Bernhard Schlink:
1. Teil:
Der Roman „Der Vorleser“ von Bernhard Schlink ist ein dreiteiliger Rückblick auf das Leben von Michael Berg, der sich mit 15 in die 21 Jahre ältere Hanna Schmitz verliebt und der, auch nachdem sie eines Tages plötzlich verschwindet, sein Leben lang nicht von ihr loskommt.
Alles beginnt damit, dass sich Michael auf dem Nachhauseweg von der Schule plötzlich übergeben muss und Hanna sich seiner annimmt. Als er weinen muss, weil ihm alles sehr peinlich ist, nimmt sie ihn in den Arm, um ihn zu trösten. Während der Umarmung spürt er ihre Brüste an seiner Brust und riecht ihren frischen Schweiß zum ersten Mal.
Bei dieser ersten Berührung merkt man, dass er noch sehr unsicher ist, denn er weiß nicht wohin mit seinen Armen und ist sich seines schlechten Atems vom Erbrechen bewusst. Er beruhigt sich aber, hört auf zu weinen und sie begleitet ihn dann nach Hause.
Es kommt heraus, dass er Gelbsucht hat und er liegt ein halbes Jahr lang krank im Bett. Als es ihm wieder etwas besser geht, schickt ihn seine Mutter mit einem Blumenstrauß zu dieser (da noch) „fremden“ Frau, um sich für ihre Hilfe zu bedanken.
Im Nachhinein sagt er, dass er sie selbst bestimmt nie besucht hätte, wenn ihn seine Mutter nicht dazu gedrängt hätte.1
Als er sie dann das erste Mal zu Hause besucht, steht sie gerade in der Küche und bügelt Wäsche. Er beobachtet sie genau und ihm fallen besonders ihre langsamen und konzentrierten Bewegungen auf, er kann die Augen nicht von ihr lassen, wie sie in ihrer ärmellosen Kittelschürze dasteht und ihre Unterwäsche bügelt.
Was sie bei diesem ersten Treffen geredet haben und wie ihr Gesicht aussah, weiß er im Nachhinein nicht mehr, aber ihre Bewegungen und das Aussehen ihres Körpers sind ihm im Gedächtnis geblieben.
Als er gehen möchte, sagt sie er solle kurz warten, sie müsse auch los und würde mit ihm hinuntergehen. Er wartet also im Flur und kann zufällig durch einen Türspalt sehen, wie sie sich in der Küche umzieht, sieht wie sie im Unterkleid dasteht, sich Strümpfe anzieht und kann die Augen nicht von ihr lassen. Er beobachtet genau ihren Körper und ihre Bewegungen und ist fasziniert von ihr. Als sie bemerkt, dass er sie beobachtet, schaut sie ihm direkt in die Augen, er fühlt sich ertappt, wird rot und stürzt fluchtartig aus der Wohnung.2 Später als Erwachsener ist er immer noch so von der Erinnerung an ihre Bewegungen und dem Bild ihres Körpers fasziniert und angezogen, dass er seine Freundinnen die er nach ihr hat bittet, sich die Strümpfe genauso anzuziehen, wie Hanna es getan hat, aber wenn sie das dann machen ist es für ihn nie so, wie bei Hanna, weil die späteren Freundinnen es extra für ihn machen und posieren und Hanna so einfach natürlich und sie selbst war.3
Er versucht dann die folgende Woche nicht an sie zu denken aber das fällt ihm sehr schwer, weil er keine Ablenkung hat, er ist immer noch nicht gesund genug, um wieder in die Schule zu gehen und seine Freunde haben auch nicht immer Zeit für ihn.4
Also geht er zum zweiten Mal zu ihr.
Hanna bittet ihn, für sie etwas Koks aus dem Keller zu holen. Er tut ihr den Gefallen, ist dabei aber so ungeschickt, dass er sich total schmutzig macht und weil er so nicht nach Hause kann, säubert sie seine Kleidung und lässt ihm ein Bad ein. Im Bad wird er vom warmen Wasser und der ganzen Atmosphäre erregt und sie nutzt das aus. Nachdem sie ihn abgetrocknet hat, lässt sie das Handtuch fallen und umarmt ihn von hinten, er merkt plötzlich, dass sie auch nackt ist. Er weiß im ersten Moment gar nicht, was er sagen soll und ist überrascht, hat aber auch Angst, dass er ihr nicht gefallen und genügen wird, hat Angst vor dem Küssen und vor dem Berühren. Als sie ihn dann aber einige Zeit einfach nur im Arm hält und er ihren Geruch und ihre Wärme wahrgenommen hat, wird er sicherer, beginnt ihren Körper zu erforschen und sie lieben sich zum ersten Mal.5 Von da an schwänzt er jeden Tag die letzte Stunde Schule, um sie zu sehen und sie entwickeln ein Ritual: erst duschen sie gemeinsam, dann lieben sie sich und dann nach einer Stunde geht Michael wieder, um pünktlich zu Hause zu sein. Hanna ist am Anfang die Dominante in ihrer Beziehung, ergreift Besitz von seinem Körper, befriedigt sich an ihm, bestimmt die Regeln des Rituals und erst nach 6 oder 7 Tagen führen sie das erste richtige Gespräch, indem sie ihm erst ihren Namen verrät und ihn über die Schule ausfragt. Als er ihr sagt, dass er das Schuljahr wahrscheinlich nicht schaffen wird, weil er ja ein halbes Jahr krank war und ihr beichtet, dass er jeden Tag die letzte Stunde schwänzt, um sie zu sehen, wird sie böse und sagt ihm, er solle nicht eher wieder zu ihr kommen, bevor er nicht etwas für die Schule tun würde.6
Von da an arbeitet er sehr hart für die Schule und sie erlaubt ihm somit, sie auch weiter regelmäßig zu sehen, allerdings hätte er gern gehabt, dass sie ihm mehr über sich erzählen würde. Sie erzählt ihm lediglich, dass sie mit 21 zu den Soldaten gegangen ist, nach dem Krieg Straßenbahnschaffnerin wurde, jetzt 36 ist und keine Familie hat.7
Ihre Beziehung ist bis dahin also rein auf das Sexuelle begrenzt und für Michael zählen nur die Schule und Hanna, bis das Vorlesen beginnt.
Er erzählt ihr eines Tages, dass er „Emilia Galotti“ und „Kabale und Liebe“ für die Schule lesen muss und sie bittet ihn, es ist vorzulesen, angeblich weil er eine so schöne Stimme hat, er hat dazu aber erst gar keine Lust. Als er sie dann am nächsten Tag zur Begrüßung küssen will, entzieht sie sich ihm und verlangt erst eine halbe Stunde vorgelesen zu bekommen, bis sie ihn wieder an sich heran lässt. Auch hier zeigt sich wieder ihre Dominanz, denn er akzeptiert das und somit wird ihr Ritual erweitert, erst muss er ihr vorlesen, dann duschen sie gemeinsam, dann schlafen sie miteinander und danach liegen sie noch etwas beieinander.8
Sie verstehen sich gut, bis auf die Tatsache, dass sie die Macht über ihn hat.
Das sieht man daran, dass er bei dem kleinsten Streit sofort alle Schuld auf sich nimmt, kapituliert und sie anbettelt ihm zu verzeihen, obwohl er Recht und nicht die geringste Schuld hat nur, weil er große Angst hat, sie zu verlieren und Panik davor, dass sie sich ihm entzieht, ihn nicht mehr liebt.9
Glücklich sind sie aber trotzdem, denn sie fahren zum Beispiel vier Tage der Osterferien mit dem Fahrrad weg, er bezahlt die ganze Reise, er sucht die Straßen aus, trägt sie als Mutter und Sohn bei den Hotels ein, sucht etwas von der Speisekarte aus, sie will sich angeblich mal um nichts kümmern müssen. Er kann sich dort wie ein Erwachsener fühlen.
[...]
1 Seite 6-7: („Ich schämte mich besonders, als ich mich übergab. ... So ging ich Ende Februar in die Bahnhofstraße.“)
2 Seite 13-16: („Ich erinnere mich auch nicht mehr, ... , rannte die Treppe hinunter und aus dem Haus.“)
3 Seite 17-18: („Jahre später kam ich drauf, ... , im Inneren des Körpers die Welt zu vergessen.“)
4 Seite 19: („Eine Woche lang hatte ich versucht, ... Die Anstrengung hätte ich gebraucht.“)
5 Seite 24-27: („Unten im Keller stehen noch zwei Schütten. ... , daß sie den Schrei mit ihrer Hand auf meinem Mund erstickte.“)
6 Seite 33-37: (Kapitel 1.8)
7 Seite 40: („Ich fragte sie nach ihrer Vergangenheit, ... Was da alles wissen willst, Jungchen!“)
8 Seite 42-44: („Das lag am Vorlesen. ... , war ich vollkommen glücklich.“)
9 Seite 50: („Aber sein Ergebnis ... Aber so oder so hatte ich keine Wahl.“)
- Arbeit zitieren
- Cornelia Berndt (Autor:in), 2002, Zu: "Der Vorleser" von Bernhard Schlink, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2059