Bergstürze in den Alpen: mit Beispielen aus dem Ötztal


Praktikumsbericht / -arbeit, 2010

17 Seiten, Note: 2


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition

3. Unterteilung des Bergsturzgebietes
3.1. Abbruchgebiet
3.2. Bergsturzfahrbahn
3.2.1. Streuung
3.3. Ablagerungsgebiet

4. Ursachen und Auslöser
4.1. Grunddispositionen
4.2. Variable Dispositionen
4.3. Auslöser

5. Folgeerscheinungen
5.1. Physisch-geographische Folgen
5.2. Anthropogeographische Folgen

6. Bergstürze im Ötztal
6.1. Köfler Bergsturz
6.2. Tschirgant
6.3. Habichen und Tumpen

7. Quellen

8. Abbildungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: diverse Bergstürze

Quelle: http://www.mascht.com/bergstuerze/map.html

1. Einleitung

Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Physiogeographisches Geländepraktikum“ besteht die Aufgabe eine wissenschaftliche Einzelarbeit zu einem ausgewählten Thema zu schreiben.

Diese Arbeit beschäftigt sich mit Bergstürzen im Ötztal. Zu Beginn der Arbeit wird durch eine Definition von Abele und Ersimann zuerst mal erläutert, was Bergstürze sind. Anschließend folgt eine detaillierte Ausarbeitung zu der Unterteilung des Bergsturzgebietes, den Ursachen und Auslösern und den Folgeerscheinungen. Im Anschluss daran wird etwas näher auf die Bergstürze im Ötztal eingegangen. Dabei wird der Bergsturz von Köfels und der Tschirgant Bergsturz näher erläutert.

Die Arbeit stützt sich größtenteils auf die Publikation von Gerhard Abele – „Bergstürze in den Alpen – Ihre Verbreitung, Morphologie und Folgeerscheinungen“ von 1974. Weiteres wurde auch noch Literatur von Aichinger, Erismann, Louis und Mayer hinzugezogen (siehe Quellen S. 17)

2. Definition

Bergstürze an sich, sind nicht wie das Wort sagt, das Zusammenstürzen von ganzen Bergen, sondern eher ein Sturz vom Berge. Ein Bergsturz betrifft dabei eher nur Teile der Gesteine eines Berges. Dabei ist es schwierig eine genaue Definition festzulegen, da sich Massenbewegungen nach Größe, Ursache, Bewegungsmechanismus, Geschwindigkeit und Grad des Zerfalls sehr stark unterscheiden.

Gerhard Abele verwendet daher in seinem Buch „Bergstürze in den Alpen“ nur zwei Kriterien, nämlich die Größe und die Geschwindigkeit.

Abele setzt bei der Größe folgende Schwelle: Er spricht nur von Bergstürzen, solang diese „größer als 1 Mio. m³ sind oder […] ihr Ablagerungsgebiet eine Fläche von über 0,1 km² bedeckt.“ Alles andere sind laut Abele Felsstürze.

Zusätzlich spricht er nur von Bergstürzen, solange diese in Sekunden oder in wenigen Minuten nieder stürzen. (Abele, 1974, S. 5)

Erismann bemerkt in seinem Buch „Dynamics of Rockslides and Rockfalls“, dass es keine klare Unterscheidung der Bewegungsmechanismen zwischen Bergstürze („Rockfall“) und Felsstürze („Rockslide“) gibt. (Erismann, 2001, S. 9f)

Aus diesen zwei Kriterien ergibt sich laut Abele folgende Definition:

„Bergstürze sind Fels- und Schuttbewegungen, die mit hoher Geschwindigkeit (in Sekunden oder wenigen Minuten) aus Bergflanken niedergehen und im Ablagerungsgebiet ein Volumen von über 1 Mio. m³ besitzen oder eine Fläche von über 0,1 km² bedecken.„ (Abele, 1974, S. 5)

Somit zählen Bergstürze und Felsstürze in der Geomorphologie zu Massenbewegungen mit hoher Geschwindigkeit.

Erismann definiert in seinem Buch Bergstürze nicht mit bestimmten Zahlen wie Geschwindigkeit und Volumen sondern anhand von bestimmten Charakteristika. Bergstürze fallen über ein mehr oder weniger steiles Gefälle mit einer eher hohen Geschwindigkeit und erfahren beim Absturz meistens keinerlei Hindernisse. Durch das Gewicht der Masse erreichen Bergstürze eine sehr hohe Geschwindigkeit, die in manchen Fällen gleich der Erdbeschleunigung sein kann. Durch die Kollision einzelner Teile innerhalb der Sturzmasse gibt es einen eher nur geringeren Zusammenhalt der Masse, wobei es zu einer gewissen Streuung im Ablagerungsgebiet kommt. Somit spricht Erismann von einer größeren Kohäsion bei „Rockslides“ als bei „Rockfalls“ und beschreibt letzteres als „a sum of individually moving elements“. (Erismann, 2001, S. 10) Dabei erwähnt Ersimann, dass Bergstürze eher eine kleine Reichweite in ihrer Ablagerung haben, da sie meistens Hindernisse frontal treffen. (Erismann, 2001, S. 10f) (z.B.: ebene Talfläche, Gegenhang etc.)

Ein Grund für das Losgehen von Bergstürzen ist, dass sich das Gesteinsmaterial bevorzugt an Schwächezonen löst, wie zum Beispiel an bereits vorhandenen Trennflächen wie Klüfte, Spalten etc. Anschließend bewegt sich das Material dann springend oder rollend hangabwärts. Dies geschieht hauptsächlich an steilen Böschungen oder Felswänden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.3: Flimser Bergsturz: größter Bergsturz in den Alpen

Quelle: http://www.mascht.com/bergstuerze/map.html

Dabei kann man zwischen dem Abbruch-, Ablagerungsgebiet und Bergsturzfahrbahn unterscheiden (siehe Kapitel 2)

(Abele, 1974)

3. Unterteilung des Bergsturzgebietes

3.1. Abbruchgebiet

Im Allgemeinen ist es schwierig, das Relief des Abbruchgebiets, wie es vor dem Bergsturz aussah, zu rekonstruieren. Durch den Vergleich der unmittelbar angrenzenden Hänge und durch den Volumenvergleich zwischen dem Liefer- und Abgrenzungsgebiet lässt sich eine näherungsweise Rekonstruktion berechnen.

Wichtig dabei ist die Bestimmung des ursprünglichen Hangwinkel, was jedoch ebenfalls nur ungefähr möglich ist. Der Hangwinkel ist „der mittlere Böschungswinkel des Abbruchsgehänges vor Niedergang des Bergsturzes.“ (Abele, 1974, S. 14)

Abele beschreibt in seinem Buch den Zusammenhang zwischen dem ursprünglichen Hangwinkel, der Form des Abbruchgebietes, der petrographischen Beschaffenheit und dem Volumen der Trümmer. (Abele, 1974, S. 14)

So können bei geringem ursprünglichem Hangwinkel nur solche Bergstürze entstehen, die zuvor von gut ausgebildeten Abgleitflächen geprägt waren. Hingegen gibt es bei größeren Hangwinkeln oft keine Gleitflächen. Gleitflächen sind „Nischen mit Rückwänden und Wände mit Einbuchtungen“. (Abele, 1974, S. 15)

Auch die petrographischen Verhältnisse spielen eine wichtige Rolle. So haben oft kristalline Bergstürze einen geringeren Hangwinkel als Stürze aus den Kalkalpen aufgrund petrographischen und metamorphen Unterschiede.

Überraschend ist jedoch der Zusammenhang zwischen dem Hangwinkel und dem Bergsturzvolumen. Denn Bergstürze bei eher kleinem Hangwinkel weisen ein großes Bergsturzvolumen auf. Dies ist auf Nischen mit Abgleitflächen zurückzuführen, welche hauptsächlich bei kleinen Hangwinkeln auftreten. (Abele, 1974, S. 15)

Das Volumen steht zusätzlich noch in starker Abhängigkeit zu den morphologischen, tektonischen und petrographischen Verhältnissen am Abbruchsgebiet.

Beim niedergehen von Bergstürzen ergeben sich zwei markante Formen im Abbruchgebiet:

Abrisswände, von denen sich der Bergsturz ablöst. Sind meist steil und stark in sich gegliedert.

Abgleithänge oder –fläche, auf diesen die Bergstürze während dem Ablösen oder sogar noch danach abgleiten. Sie besitzen meist ein einheitliches Gefälle.

3.2. Bergsturzfahrbahn

Aufgrund der hohen kinetischen Energie gibt es bei Bergstürzen eine Bergsturzfahrbahn. Diese ist von Bergsturz zu Bergsturz unterschiedlich. Sie ist im eigentlichen Sinne die Strecke auf der sich das Material fortbewegt, also die Strecke zwischen Abbruchs- und Ablagerungsgebiet. Da aber bei manchen Bergstürzen das Material oft schon am Ende des Abbruchsgebietes abgelagert wird, nimmt Abele eine andere Definition für die Bergsturzfahrbahn her: es umfasst die Strecke „vom obersten Anriß bis zum äußersten Ende der Trümmer“. (Abele, 1974, S. 38)

Meistens ist der Verlauf der Sturzbahn gerade, doch besonders bei größeren Bergstürzen kann es vorkommen, dass sie gebogen ist oder Knicke enthält. Dabei gibt es oft eine Tiefenzone zwischen Abbruchs- und Ablagerungsgebiet, d.h. die Lage der Hauptmasse ist meistens vom Abbruchshang getrennt. Besonders die großen Trümmer „stürzen“ entscheidend weiter als die Kleineren.

Die Fahrbahnlänge wird laut Abele maßgebend beeinflusst vom Volumen, dem Höhenunterschied der Fahrbahn und dem Relief der Vorform des Geländes.

Auch die Dauer sowie die Geschwindigkeit eines Bergsturzes sind sehr unterschiedlich. Die Dauer kann von einigen Minuten bis einigen Sekunden reichen.

3.3.1. Streuung

Unter Streuung versteht man „das Flächenverhältnis zwischen Abbruchs- und Ablagerungsgebiet. Sie ist ein guter Indikator für die Formveränderung.“ (Abele, 1974, S. 46) Sozusagen gibt sie den Zerfall der Masse in Einzeltrümmer an. Logischerweise ist meistens das Ablagerungsgebiet größer als das Abbruchgebiet, es gibt jedoch auch Ausnahmen. Bei dem Verhältnis wird die Fläche des Abbruchsgebiets = 1 gesetzt und die Fläche des Ablagerungsgebietes dementsprechend berechnet und angegeben. Auch die Streuung ist wieder Abhängig vom Volumen, der Konfiguration der Abbruchsgebiete, der Vorform und dem Höhenunterschied.

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Bergstürze in den Alpen: mit Beispielen aus dem Ötztal
Hochschule
Universität Wien  (Geographie und Regionalforschung)
Veranstaltung
Physiogeographisches Geländepraktikum
Note
2
Autor
Jahr
2010
Seiten
17
Katalognummer
V205903
ISBN (eBook)
9783656332121
ISBN (Buch)
9783656333043
Dateigröße
1842 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
bergstürze, alpen, beispielen, ötztal
Arbeit zitieren
BA Katharina Jutz (Autor:in), 2010, Bergstürze in den Alpen: mit Beispielen aus dem Ötztal, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/205903

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