„Who is who“, ursprünglich seit Anfang des 20. Jahrhunderts eine Auflistung berühmter Zeitgenossen, ist zum Schlagwort für eine Gruppe von Personen geworden, die durch ihr Handeln einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft geleistet haben, der sie von der Masse abhebt. Die Tatsache, dass Nachschlagewerke dieser Art jährlich veröffentlicht werden, z.B. in Deutschland „Die 1000 größten Unternehmen“ von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, verdeutlicht das allgemeine Interesse an dieser elitären Klasse. Daher ist es kaum verwunderlich, dass die Elitenforschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften bereits zu einem eigenständigen Themengebiet geworden ist.
Dem Interesse daran, was diese Gruppe von den Mitmenschen in der Gesellschaft unterscheidet, wird nicht erst seit dem modernen Zeitalter mit der Tendenz der Individualisierung nachgegangen: schon Niccolò Machiavelli beschrieb im 16. Jahrhundert in seiner Abhandlung „Der Fürst“ jene Eigenschaften, die ebendiesem die Stabilität seiner Herrschaft sichern sollen. Eine Theorie zum sozialen Phänomen „Elite“ nimmt bei der ersten Gesellschaftsanalyse der deutschen Gesellschaft nach 1945, in Ralf Dahrendorfs „Gesellschaft und Demokratie“, bereits ein ganzes Kapitel ein. Der französische Klassiker der Soziologie, Pierre Bourdieu, gehört mit seiner Theorie der „herrschenden Klasse“ und seinem 1982 erschienenen Buch „Die feinen Unterschiede“ bis heute noch zur Pflichtlektüre der Forscher, die sich mit dem Thema Elite beschäftigen. Die Potsdamer Elitestudie von 1995 und die drei Mannheimer Elitestudien von 1968, 1972 und 1981, als Forschungsarbeiten, auf deren empirische Daten sich Wissenschaftler heute berufen, zeigen die Bedeutung dieses Themas für eine Gesellschaft, die sich im Laufe der letzten 200 Jahre in wachsendem Maß ausdifferenziert hat, so dass eine eindeutige Aufteilung in soziale Schichten schwer fällt.
Von wesentlichem Interesse in diesem spezifischen Themengebiet ist neben der Frage nach den Charakteristika von Eliten diejenige nach dem Zugang zu diesen elitären Zirkeln: welche Voraussetzungen sind unabdinglich und - Jahrhunderte nach Feudalismus und Monarchie in Deutschland - welche Rolle spielt die soziale Herkunft? Ganz so einfach ist diese Frage trotz des Vorherrschens demokratischer Grundwerte selbst in westlich geprägten Gesellschaften nicht von der Hand zu weisen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Eliten an sich
- Dichotomisierung der Gesellschaft in Masse und Elite
- Alles eine Frage der Macht
- Elitenpluralismus und Einflussstruktur
- Leistung und Erfolg
- Sozialprofil der Eliten in Deutschland
- Geschichtlicher Abriss
- Eliten in BRD und DDR nach 1945
- Theoretische und demokratische Forderungen
- Vorteile gehobener sozialer Herkunft
- Vergleich des Sozialprofils der Eliten 1981 und 1995
- Bildung, soziale Herkunft und Elitestatus
- Bedeutung von Bildung
- Bildungsexpansion und Folgen
- Bildung und soziale Ungleichheit
- Zusammenhang von Elitezugehörigkeit, sozialer Herkunft und Ausbildung
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, inwieweit die soziale Herkunft den Zugang zur Spitze der Gesellschaft beeinflusst. Ziel ist es, die Bedeutung von Bildung für den Elitestatus im Kontext der deutschen Gesellschaft zu analysieren.
- Definition des Begriffs „Elite“ und seine wichtigsten Merkmale
- Das Sozialprofil der Eliten in Deutschland: historischer Überblick, Situation nach 1945 und aktuelle Entwicklungen
- Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Elitenrekrutierung
- Der Einfluss von Bildung auf die Elitenbildung
- Die Rolle von Macht und Einfluss in der Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird der Begriff „Elite“ eingeführt und die Problematik der Dichotomisierung von Masse und Elite diskutiert. Das zweite Kapitel beleuchtet das Sozialprofil der Eliten in Deutschland und behandelt verschiedene Aspekte der Elitenbildung im historischen Kontext, in der BRD und DDR sowie in der Gegenwart. Kapitel drei analysiert die Bedeutung von Bildung für den Elitestatus, beleuchtet die Bildungsexpansion und deren Folgen sowie den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildung. Dieses Kapitel untersucht auch die Verbindung von Elitezugehörigkeit, sozialer Herkunft und Ausbildung.
Schlüsselwörter
Elitenbildung, soziale Herkunft, Bildung, Macht, Einfluss, Gesellschaft, Deutschland, Sozialprofil, Elitenpluralismus, Bildungsexpansion, soziale Ungleichheit.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Soz. Sabine Lurz (Autor:in), 2002, Elitenbildung. Eine Frage der sozialen Herkunft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20622