Warum nehmen sich Angeklagte einen Anwalt? Wozu werden Steuerberater mit der Erledigung der Steuererklärung beauftragt? Weshalb übertragen Teamleiter ihre Aufgaben an untergeordnete Mitarbeiter? All dies sind klassische Fälle von Delegation. Dabei werden Kompetenzen und Zuständigkeiten zwischen unterschiedlichen Instanzen verschoben. Oft geschieht dies lediglich aus Gründen der Arbeitsteilung. So können sich beispielsweise Manager auf die Führung des Unternehmens konzentrieren und gleichzeitig kann die Arbeitsbereitschaft, Loyalität sowie Entwicklung der Mitarbeiter gefördert werden. In vielen anderen Situationen bleibt den Menschen jedoch nichts anderes übrig, als sich der Unterstützung von Vertretern zu bedienen. Agenten können über spezielle Fähigkeiten und Branchen-Know-How verfügen, eine höhere Verhandlungsmacht besitzen, intelligenter sein als ihre Auftraggeber oder erfahrener im Umgang mit bestimmten Sachverhalten. Durch Delegation verpflichtet sich ein Akteur in gewisser Weise dazu, eine bestimmte Handlung durchzuführen. Diese Art von Selbstbindung kann auch auf den spieltheoretischen Bereich transferiert werden. Hier spricht man dann von strategischer Delegation. Ein Spieler signalisiert somit der Gegenpartei, dass er nicht bereit ist, von seiner Entscheidung abzuweichen.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich vorrangig mit Abwandlungen des in der Spieltheorie oft verwendeten Ultimatumspiels. Im ersten Teil wird verdeutlicht, dass sowohl Sender als auch Empfänger von dem Einsatz eines Agenten profitieren können, solange das gewährte Bezahlungsschema öffentlich beobachtbar ist. Geht diese Transparenz jedoch verloren, kann nicht mehr davon ausgegangen werden, dass Delegation Nutzenvorteile mit sich bringt. Unter bestimmten Umständen kann die Beauftragung eines Vermittlers sogar zu niedrigeren Auszahlungen für den Auftraggeber führen. Abschließend zeigt sich, dass das Ergebnis des Spiels nicht nur in Form von obligatorischer Delegation beeinflusst wird. Allein schon die Option des Akteurs, einen Gesandten einsetzen zu können, hat erhebliche Auswirkungen auf den Ausgang des Spiels.
Der zweite Teil geht auf die Art des Auswahlprozesses des abgegebenen Angebots im Ultimatumspiel ein. Mittels Randomisierung kann aufgedeckt werden, dass die Responder bei einer zufälligen Ermittlung des Aufteilungsbetrags verstärkt bereit sind, schlechtere Angebote zu akzeptieren. Dies gilt jedoch nicht, wenn der Zufallsmechanismus auf eine ungünstige Weise verzerrt ist
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung und Motivation
- Forschungsdesign
- Strategische Delegation in Ultimatumspielen
- Versuchsanordnung
- Ergebnisse
- Faire Prozesse in Ultimatumspielen
- Versuchsanordnung
- Ergebnisse
- Strategische Delegation in Ultimatumspielen
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht das Phänomen der Delegation in spieltheoretischen Modellen, insbesondere im Kontext von Ultimatumspielen. Das Ziel ist es, die Auswirkungen von Delegation auf den Ausgang von Verhandlungen und die Nutzenmaximierung der beteiligten Akteure zu analysieren.
- Der Einfluss von strategischer Delegation auf die Auszahlung von Sender und Empfänger in Ultimatumspielen.
- Die Bedeutung von Transparenz und Beobachtbarkeit des Bezahlungsschemas von Delegierten.
- Die Auswirkungen von fairen Prozeduren und Chancengleichheit auf die Entscheidungsfindung im Ultimatumspiel.
- Die Rolle von Randomisierung bei der Ermittlung von Aufteilungsbeträgen und ihre Auswirkungen auf die Akzeptanzbereitschaft von Respondenten.
Zusammenfassung der Kapitel
- Problemstellung und Motivation: Dieses Kapitel beleuchtet die Bedeutung von Delegation in verschiedenen Kontexten und führt den Leser in das Konzept der strategischen Delegation im spieltheoretischen Kontext ein. Die Arbeit konzentriert sich auf die Anwendung von Delegationsstrategien im Ultimatumspiel.
- Forschungsdesign: Hier werden die beiden zentralen Forschungsfragen der Arbeit vorgestellt. Zum einen soll untersucht werden, ob der Einsatz von Delegierten zu einer Nutzensteigerung führen kann. Zum anderen wird der Einfluss von fairen Prozeduren und Chancengleichheit auf das Verhalten der Teilnehmer in Ultimatumspielen analysiert.
- Strategische Delegation in Ultimatumspielen: Dieses Kapitel beschreibt die Versuchsanordnung und die Ergebnisse von vier Experimenten, die verschiedene Arten von Delegationsmöglichkeiten im Ultimatumspiel untersuchen. Die Experimente analysieren die Auswirkungen von Delegation auf die Auszahlungen der Spieler unter verschiedenen Bedingungen.
- Faire Prozesse in Ultimatumspielen: Der Fokus dieses Kapitels liegt auf dem Einfluss von fairen Prozeduren und Chancengleichheit auf das Verhalten der Spieler. Es wird untersucht, wie sich die Akzeptanzbereitschaft von Respondenten in Ultimatumspielen verändert, wenn die Aufteilung der Punkte durch einen Randomisierungsmechanismus bestimmt wird.
Schlüsselwörter
Strategische Delegation, Ultimatumspiel, Versuchsanordnung, Bezahlungsschema, faire Prozesse, Chancengleichheit, Randomisierung, Akzeptanzbereitschaft.
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Science Peter Konz (Autor:in), 2012, Strategische Entscheidungen - Delegation von Entscheidungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206229