Die neuen Väter - Diskurs über den Wandel der Vaterschaftsrolle nach Einführung des Elterngeldes in 'DER WELT'


Seminararbeit, 2011

29 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der moderne Vater
2.1 Wandel des Rollenverständnisses
2.2 Idealtypische Konzepte der Vaterschaft
2.3 Umsetzung des neuen Vaterschaftskonzeptes in der Realität
2.4 Zwischenfazit

3. Untersuchungsdesign
3.1. Quantitative Inhaltsanalyse
3.2 Diskursanalyse
3.3 Auswahl der Artikel und Untersuchungszeitraum
3.4 Aufbereitung der Artikel für die Diskursanalyse

4. Auswertung
4.1 Profil der WELT
4.2 Auswertung der formalen Kategorien
4.3 Ergebnisse der Diskursanalyse

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang

1. Einleitung

Im Januar 2007 wurde in Deutschland das Elterngeld1 von der damaligen Familienministerin Ursula von der Leyen eingeführt. Während der sogenannten Vätermonate können Väter Elterngeld beziehen und sich über einen Zeitraum von bis zu zwölf Monaten (mindestens zwei Monate) intensiv um ihr Kind kümmern, ohne allzu hohe finanzielle Einbußen hinnehmen zu müssen. Mit der Einführung des Elterngeldes sollen von Seiten der Politik die institutionellen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, dass sich die Väter ebenfalls aktiv an der Erziehung und Betreuung ihres Kindes beteiligen können. Denn bis dahin hatten nur wenige Väter das Vorgängermodell des Elterngeldes, die Elternzeit, in Anspruch genommen, da der finanzielle Verlust für die Familie größer war, als wenn die Mutter in Elternzeit gehen würde. Dies ist mit der immer noch vorhandenen größeren Entlohnung der Männer in vielen Unternehmen zu erklären.

Bereits vor der Einführung ist eine öffentliche Debatte über die Vor- und Nachteile des Elterngeldes entbrannt. Im Fokus medialer Diskussionen hat dabei die Bedeutung der Vätermonate für Männer bzw. Väter gestanden. Insbesondere eine Frage ist vielfach gesellschaftlich, politisch und wissenschaftlich debattiert worden: Werden sich die Männer darauf einlassen, Aufgaben in der Erziehung und Betreuung des Kindes über einen längeren Zeitraum zu übernehmen?

In der Wissenschaft ist die Meinung gespalten: Dass sich das Selbstbild der Väter in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat, lässt sich in zahlreichen Publikationen verfolgen: Seit etwa dreißig Jahren diskutieren die Forscher über die neue Rollenverteilung der Männer und Frauen (vgl. Klepp 2006), die schließlich zu einem veränderten Verständnis der Männer in ihrer Rolle als Väter führte. Die Männer sind demnach zunehmend bereit, sowohl zeitlich als auch emotional für ihre Kinder da zu sein (vgl. ebd.). Sie wollen sich gemeinsam mit ihrer Partnerin die Betreuung und die Versorgung ihres Kindes teilen und damit aktiv für das Kind da sein (ebd.). In der Wissenschaft wurde in den 1980er Jahren der Begriff der neuen Väter geprägt, um den Wandel gegenüber dem traditionellen Vaterbild benennen zu können.

Diesem Bild des neuen Vaters wird häufig entgegengehalten, dass die Männer zwar durchaus ein Interesse daran hätten, mehr für das Kind da zu sein, dass aber in der Realität die alten Rollenmuster weiterhin dominieren würden (vgl. Jurcyk 2010: 79), u. a. weil die Familien auf das Einkommen der Väter angewiesen sind.

Doch wie sieht es nach Einführung des Elterngeldes aus? Sind die Männer bereit, ihren Beruf für eine begrenzte Zeit aufzugeben, um sich vollständig ihrem Nachwuchs widmen zu können? Da ihnen nun mit dem Elterngeld eine günstige institutionelle Rahmenbedingung gegeben wurde, sich ohne finanzielle Sorgen und ohne Sorge um den Arbeitsplatz um ihr Kind zu kümmern, ist anzunehmen, dass sich mehr Männer für diese Auszeit entscheiden. Diese Annahme lässt sich vor dem wissenschaftlichen Diskurs, dass sich die Einstellungen und Verhaltensweisen der Männer zu einem neuen Vaterschaftskonzept verändert haben sollen, bekräftigen.

Diesen Überlegungen folgend, möchte ich analysieren, wie der Diskurs über den Wandel der Vaterschaftsrolle nach Einführung des Elterngeldes und damit der Möglichkeit, Vätermonate zu nehmen, in den Medien ausgesehen hat. Da den Medien eine wichtige Rolle zukommt, wenn es darum geht, durch Beispiele aus dem Alltag eine gesellschaftliche Wirklichkeit abzubilden und sowohl politische wie auch wissenschaftliche Erkenntnisse zu diskutieren, soll deshalb in der vorliegenden Arbeit analysiert werden, wie die Medien die Vaterrolle um das Elterngeld diskutieren.

Die leitenden Fragestellungen der Analyse lauten:

- Welche Eigenschaften sprechen die Medien den neuen Väter zu?
- In welchem Kontext wird das Bild der neuen Väter aufgegriffen und diskutiert? Die Darstellung der Väter soll am Beispiel2 einer bundesweiten Tageszeitung (DIE WELT) im Rahmen einer Diskursanalyse und einer quantitativen Inhaltsanalyse erfolgen.

Der Aufbau der Arbeit wird wie folgt aussehen: Zunächst wird Wandel des Rollenverständnisses von Vätern überblicksartig dargestellt werden (2.1). Aufgrund der beschränkten Seitenanzahl ist eine ausführliche Diskussion der Väter- bzw. Männerforschung nicht möglich. Aus diesem Grund wird der Schwerpunkt auf die gegenwärtige Forschung gelegt und somit die Entwicklung der Väter- und Männerforschung nur ansatzweise erwähnt. Anschließend wird der in der Wissenschaft definierte Begriff der neuen Väter als idealtypisches Konzept diskutiert und die Eigenschaften und Verhaltensweisen, die die neuen Väter von den traditionellen Vätern unterscheiden, dargestellt (2.2). In 2.3 werden die Ergebnisse von Studien betrachtet, die die Umsetzbarkeit des neuen Vaterschaftskonzeptes in der Realität beleuchtet haben.

Das dritte Kapitel beschäftigt sich zunächst mit der theoretischen Darstellung der verwendeten Untersuchungsmethoden Diskursanalyse und quantitative Inhaltsanalyse. Im Folgenden wird erläutert, welche Artikel untersucht werden und wie die Auswahl dieser Artikel stattgefunden hat. Es wird ein Zeitraum von zwölf3 Monaten untersucht. Da davon ausgegangen wird, dass sich die Medien in ihren Artikeln nach der Einführung im Januar 2007 vermehrt mit der Rolle des Vaters beschäftigt haben, da die Einführung des Elterngeldes und der Vätermonate ein Novum in Deutschland ist und somit sicherlich ein interessantes Thema für die Medien darstellt, beginnt die Untersuchung zu diesem Zeitpunkt. In Kapitel 4 werden die Ergebnisse der Inhaltsanalyse, mit der die Häufigkeitsverteilung der Berichterstattung sowie die Verteilung der Artikel auf Ressorts und journalistische Darstellungsformen analysiert werden sollen, ausgewertet. Im Anschluss daran werden die Diskursstränge im Hinblick auf die Fragestellung analysiert.

2. Der moderne Vater

2.1 Wandel des Rollenverständnisses

Die Väterforschung ist erst seit den 1970er Jahre ein Feld, mit dem sich Wissenschaftler intensiver beschäftigen. Zwar gab es auch vorher schon vereinzelt Publikationen, die in die Väterforschung einzuordnen wären, doch der Anfang der fokussierten wissenschaftlichen Untersuchung der Vaterschaft ist erst später zu verorten. Wie ein Vergleich bei Mühling und Rost (2007: 12) zeigt, ist das Interesse an dieser Thematik in den vergangenen zwanzig Jahren stark angestiegen: Während zwischen 1970 und 1975 gerade einmal vier Publikationen zum Thema Vaterschaft und Väter veröffentlicht wurden, sind es im Zeitraum zwischen 2001 und 2006 bereits 185 wissenschaftliche Veröffentlichungen (vgl. ebd.). Während frühere Publikationen sich auf die Erfassung der Einstellungen von Vätern beschränkten, hat sich die Väterforschung in den vergangenen Jahren dahingehend verändert, dass sie nun vermehrt die Verhaltensebene der Väter betrachtet (Cyprian 2005: 77).

Eine Betrachtung der Ergebnisse der Väterforschung zeigt, dass sich das Rollenverständnis bezüglich des Vaters in den vergangenen vierzig Jahren stark verändert hat. In der Nachkriegszeit wurde der Vater traditionell als „der Ernährer“ der Familie angesehen, als jemand, der seine Familie ökonomisch versorgt, aber die Hausarbeit sowie die Betreuung und die Erziehung der Kinder seiner Frau überlässt (vgl. Gildemeister/Robert 2007: 177; Camus 2001: 25, BMFSFJ 2006: 9, 30). Bis in die 1960er Jahre hat diese familiäre Ordnung mit der strikten Trennung der Rollen und Aufgaben in weiten Teilen der deutschen Bevölkerung den Alltag geprägt.

Beginnend in den 1960er Jahren wandelte sich dieses traditionelle Vater- und Mutterbild allmählich: eine zunehmende Individualisierung, die Partizipation der Frau an Bildung und Beruf, die Aufwertung der Rolle der Frau, die Differenzierung der Lebensbiografien und die Pluralisierung der Lebensentwürfe (vgl. Fedrowitz und Gailing 2003: 24, BMFSFJ 2006: 11, 31) hatten Auswirkungen auf das soziale Leben und führten zu einer Neuordnung der Geschlechterrollen. Insbesondere das veränderte Frauenbild ist ein wichtiger Faktor im Wandel des familiären Ordnung. Während die Frauen zunehmend ökonomisch selbstständiger wurden, weil sie selbst einem Beruf nachgehen konnten, schrumpfte die Bedeutung des Mannes als alleiniger Verdiener und damit Ernährer seiner Familie. Diese Entwicklung hat dazu beigetragen, dass sich das Selbstverständnis der Väter4 veränderte:

„ Diese Situation veranlasste die Männer einerseits, sich verstärkt beruflich zu engagieren, während sie andererseits immer häufiger dazu tendieren, intensive freiwillige Partizipation in der Familie als Kompensation für fehlenden Erfolg in der Arbeitswelt heranzuziehen “ (BMFSFJ 2006: 11).

Im Mittelpunkt der Väterforschung der 1980er Jahre stand deshalb die Beteiligung der Väter bei der Betreuung und Erziehung der Kinder (vgl. Mühling/ Rost 2007: 13f.). Erstmals wurde das Konzept der neuen Väter eingeführt (ebd.). Die Diskussion um die neuen Väter wurde in den 1990er Jahren weitergeführt; neue Konzepte entstanden, alte wurden erweitert (ebd.: 14). Auffällig sei jedoch, so Mühling und Rost (2007: 14), dass sich diese Konzepte „in erster Linie als Ergänzung oder Reaktion auf das klassische Ernährer-Modell verstehen“, es aber bis heute an einer klaren Definition fehle (ebd.).

Die Ergebnisse der repräsentativen Studie von Fthenakis und Minsel zeigt beispielhaft, dass „wir es gegenüber einem traditionellen Vaterbild bei den befragten Vätern mit einem erweiterten Vaterschaftskonzept zu tun haben“ (2001: 1). Fthenakis und Minsel (2001: 1) haben den Vätern in ihrer Studie Funktionen zugeordnet, um herauszufinden, welches Konzept von Vaterschaft die Männer vertreten. In ihrer Studie zeigen die Autoren, dass sich das bisherige Vaterschaftskonzept, in dem der Vater die „Brotverdiener- Funktion“5 übernommen hat, um die Dimensionen „Soziale Funktion“6, „Instrumentelle Funktion“7 sowie die Bereitschaft, Karrierewünsche einzuschränken, erweitert hat (2001: 1; BMFSFJ 2006: 25). Mit diesen Dimensionen wurden die Erwartungen an die Väter benannt, die sich in den vergangenen Jahren gesellschaftlich formiert haben. Demnach soll es nicht mehr primäre Aufgabe der Väter sein, die Familie ökonomisch zu versorgen; vielmehr sollen sie sich nun an der Erziehung und am Leben ihrer Kinder beteiligen. Wie sehr diese Erwartungen der gesellschaftlichen Vorstellung entsprechen, zeigt die Auswertung der repräsentativen Studie8 von Fthenakis und Minsel (2001: 2): 66 Prozent aller befragten Männer sahen in ihrer Vaterrolle insbesondere die soziale und die instrumentelle Funktion im Vordergrund. Fthenakis und Minsel ordneten sie dem Typ „Vater als Erzieher“ zu. Nur 33 Prozent definierten sich über die Brotverdiener-Funktion („Vater als Brotverdiener der Familie“ (ebd.). Die Autoren der Studie sprechen in diesem Zusammenhang von einer „sanften Revolution“ (ebd.) im deutschen Vaterschaftskonzept.

2.2 Idealtypische Konzepte der Vaterschaft

Sowohl im wissenschaftlichen wie auch im medialen Diskurs werden zwei Konzepte der Vaterschaft, also Typen von Vätern, besonders hervorgehoben und miteinander verglichen: die des neuen9 und des traditionellen Vaters. Beiden Konzepten werden bestimmte Eigenschaften, Einstellungen und Verhaltensweisen zugesprochen, die sie von einander unterscheiden. Da diese Typen jedoch in der Wirklichkeit nie „empirisch rein“ (Richter 2002: 45) vorgefunden werden können, können sie als Idealtypen im Sinne Max Webers (vgl. 1968: 170f.) bezeichnet werden. Idealtypen werden angewendet, um ein „soziales Phänomen verstehen zu können“ (Richter: 2002: 44). Sie sind ein konstruiertes Ideal- und Gedankenbild (vgl. Blatter et al. 2007: 40, Weber 1968: 194), mit dem ein Begriff abgegrenzt werden kann (vgl. Blatter et al. 2007: 41). Idealtypen stellen lediglich eine Annäherung an die Realität dar.

In wissenschaftlichen Publikationen wird auf der einen Seite der traditionelle Vater10 genannt, der als Brotverdiener (Fthenakis/Minsel 2001:1) und als Autoritätsperson (BMFSFJ 2006: 10) innerhalb seiner Familie angesehen wird und der die Betreuung und Erziehung des Kindes seiner Frau überlässt. Das Bild des neuen Vaters hingegen wird vollkommen konträr gezeichnet: Als Folge der gesellschaftlichen Umbrüchen in den 1970er Jahren, haben sich neue Facetten in der Vaterschaft herausgebildet (vgl. Kapitel 2.1).

Da es keine einstimmige Definition der neuen Väter in der Literatur gibt, sollen an dieser Stelle zusammenfassend die Eigenschaften genannt werden, die übereinstimmend in den Publikationen vorzufinden sind: Die neuen Väter kümmern sich aktiv um ihre Kinder und teilen sich sowohl die Hausarbeit als auch die Kindererziehung mit ihren Partnerinnen (vgl. Werneck 1998: 54). Sie akzeptieren die Frauen in der Berufswelt (ebd.: 55) und unterstützen ihre Partnerin durch ihre Mithilfe im familiären Alltag im Beruf bleiben zu können. Sie haben sich von der Gedanken, Autoritätsperson sein zu müssen, abgewendet und zeichnen sich durch eine hohe Solidarität und geringen Materialismus aus (ebd.). Die Beziehung zum Kind ist durch Emotionalität und mehr Verständnis geprägt (vgl. ebd. 56, Matzner 2004: 152). Typisch für die neuen Väter ist zudem deren Wunsch, stärker in das Geschehen der Schwangerschaft und Geburt einbezogen zu werden (vgl. Gauda 1989: 366 zit. in Werneck 1998: 58). Neue Väter sind also mehr denn je motiviert, sich von Anfang an um ihr Kind zu kümmern.

Neue Väter zeichnen sich einigen Studien zufolge (vgl. Überblick bei Matzner 2004: 151) auch durch die Bereitschaft aus, hauptverantwortlich für die Kinderbetreuung zu sein, beispielsweise als alleinerziehender Vater oder Hausmann während der Elternzeit.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Definitionen über die neuen Männer ihren Schwerpunkt auf die Beteiligung der Männer an der Hausarbeit und an der Betreuung sowie Erziehung des Kindes legen.

2.3 Umsetzung des neuen Vaterschaftskonzeptes in der Realität

Die Umsetzbarkeit der Bedürfnisse und der Wünsche der Väter, die aktiv für ihre Kinder da sein wollen, scheitert nicht selten an der Realität. So ist die finanzielle Situation eines Paares oft das entscheidende Hauptargument (vgl. Cyprian 2005: 78, Klepp 2006), weshalb sich ein Vater weniger intensiv um sein Kind kümmern kann als er tatsächlich will. Denn noch immer haben die Väter in den meisten Fällen ein besseres Einkommen als ihre Partnerinnen. Als Ausgleich bringen sich die Väter möglichst viel am Wochenende oder am Abend ein (vgl. ebd.), doch die traditionellen Rollenbilder bleiben in der Gesellschaft dominant: „... die Sicherung des Familieneinkommens [wird] nach wie vor als zentrale Aufgabe von Vätern gesehen“ (BMFSFJ 2006: 33).

Hinzu kommt, dass den Vätern, die bereit sind, für eine begrenzte Zeit aus dem Beruf auszusteigen, um in Elternzeit zu gehen, Vorbilder fehlen. Oft sind sie in ihrem Unternehmen die ersten, die sich eine Auszeit für die Betreuung des Kindes nehmen würden (vgl. Klepp 2006). Diese Männer müssen sich ihre Vaterrolle selbst gestalten (ebd.). Es ist anzunehmen, dass sich manche Männer schließlich gegen die Elternzeit entscheiden, weil sie die Konfrontation mit ihrem Chef und ihren Kollegen scheuen. Denn die Reaktionen auf eine bevorstehende Elternzeit sind in der Regel äußerst ambivalent. Noch immer wird diesem Modell mit Skepsis begegnet (ebd.).

Betrachtet man die Ergebnisse von Studien, die sich mit den Vatertypen beschäftigen, fällt zudem auf, dass nur ein Teil der Väter sich tatsächlich dem „Neuen Vater“-Typus zuordnen lassen: In ihrer Studie haben Zulehner und Volz (1999 zit. in BMFSFJ 2006: 34) ) 1.200 deutsche Männer nach ihrem Selbstbild sowie zu ihren Wünschen nach der Rollenverteilung von Mann und Frau befragt. Die Ergebnisse der Befragung zeigten, dass sich nur 19 Prozent der Männer als „neue Männer“11 identifizieren ließen, egalitäre Rollenstrukturen im beruflichen und familiären Bereich befürworteten und es als bereichernd finden, ihr Kind im Rahmen eines Erziehungsurlaubs12 zu betreuen (vgl. ebd.: 35). 37 Prozent der Männer sind hingegen verunsichert und lehnen sowohl die neue wie auch die traditionelle Männerrolle ab (ebd.).

[...]


1 Das Elterngeld ersetzt seit dem 1. Januar 2007 das frühere Erziehungsgeld und beträgt bei Unterbrechung der Erwerbstätigkeit 67 Prozent des Nettogehaltes (max. 1800 Euro). Wenn nur ein Elternteil das Elterngeld in Anspruch nimmt, wird es bis zu 12 Monate gezahlt, wenn der andere Elternteil mindestens zwei Monate zusätzlich in Elternzeit geht, wird das Elterngeld bis zu 14 Monate gezahlt. Die Familienpolitik will den Vätern damit einen Anreiz verschaffen, die Elternzeit stärker in Anspruch zu nehmen.

2 Weil im Rahmen einer Hausarbeit nur ein begrenzter Raum für eine Analyse besteht, soll das Vaterbild beispielhaft anhand der Tageszeitung DIE WELT durchgeführt werden.

3 Die Autorin ist sich bewusst, dass eine längere Zeitspanne sowie ein Vergleich zwischen zwei Zeitungen ein noch umfassenderes Bild des medialen Diskurses bieten würden. Da jedoch der Umfang und der Zeitrahmen einer Hausarbeit deutlich begrenzt ist, wird die Untersuchung begrenzt.

4 Die Autoren der Studie des BMFSFJ (2006: 11) weisen darauf in, dass sich die Rolle des Vaters nicht geradlinig entwickelt hat und dass es falsch sei, anzunehmen, dass sich die Vaterrolle nur in eine Richtung bewege: „Zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte gab es die exakt festgelegte konstante Rolle des Mannes in der Familie“ (ebd.: 12).

5 Mit der Brotverdiener-Funktion wird die Versorgerrolle des Vaters hervorgehoben. Der Vater verdient den Lebensunterhalt für die Familie (Fthenakis/Minsel 2001; BMFSFJ 2006: 25, 31).

6 Soziale Funktion bedeutet, dass der Vater dem Kind Werte vermittelt und seine soziale Kompetenzen fördert (Fthenakis/Minsel 2001; BMFSFJ 2006: 25, 31).

7 Instrumentelle Funktion bedeutet, dass der Vater dem Kind Allgemeinbildung und Wissen vermittelt sowie sich an der Entwicklung und der Erziehung des Kindes beteiligt (Fthenakis/Minsel 2001; BMFSFJ 2006: 25, 31).

8 Es wurden 1058 deutsche Männer/Väter, 735 Frauen/Mütter und 333 Jugendliche befragt. Diese wurden in drei Gruppen aufgeteilt: Ein Teil der Männer und Frauen waren kinderlos. Ein anderer Teil, die werdenden Väter, wurden dreimal befragt: während der Schwangerschaft sowie sechs und zwanzig Monate danach. Eine dritte Gruppe war die der Väter, deren Kinder bereits im Vorschulalter waren(Fthenakis/Minsel 2001: 1).

9 „Neue Väter“ ist vor allem als Oberbegriff zu sehen. Studien differenzieren die neuen Väter je nach Ausprägung noch einmal aus (vgl. beispielsweise Werneck 1998; Fthenakis/Minsel 2001). Die unterschiedlichen Typologien zeigen aber eindeutig die Abgrenzung zu dem traditionellen Vaterschaftskonzept auf.

10 Da der traditionelle Vater im Rahmen dieser Hausarbeit nicht weiter behandelt wird, muss diese kurze Darstellung genügen.

11 19 Prozent ließen sich den traditionellen Männern, 25 Prozent den pragmatischen Männern mit traditioneller Grundhaltung („Frauen sind besser als Männer für die Kindererziehung geeignet“), aber der Bereitschaft, neue Rollenmodelle in den Alltag zu integrieren, zuordnen. (vgl. BMFSFJ 2006: 35).

12 Zum Zeitpunkt der Studie, 1998, gab es noch nicht das aktuelle Elterngeld.

Ende der Leseprobe aus 29 Seiten

Details

Titel
Die neuen Väter - Diskurs über den Wandel der Vaterschaftsrolle nach Einführung des Elterngeldes in 'DER WELT'
Hochschule
FernUniversität Hagen  (Soziologie)
Autor
Jahr
2011
Seiten
29
Katalognummer
V206587
ISBN (eBook)
9783656337478
ISBN (Buch)
9783656338116
Dateigröße
493 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Neue Väter, Inhaltsanalyse, Soziologie, Diskursanalyse, Codebuch
Arbeit zitieren
Denise Fritsch (Autor:in), 2011, Die neuen Väter - Diskurs über den Wandel der Vaterschaftsrolle nach Einführung des Elterngeldes in 'DER WELT', München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206587

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