Erst seit dem Dreißigjährigen Krieg setzte sich die Auffassung vom Krieg als Rechtszustand zwischen Staaten in Europa durch und ist in engem Zusammenhang mit der Herausbildung des Territorialstaates zu sehen. Nunmehr hatten allein Staaten bzw. ihre regulären Streitkräfte das Recht, Krieg zu führen. Dies bedeutete gegenüber der Katastrophe des Dreißigjährigen Krieges auch eine Einhegung des Krieges: Er
sollte von nun an nach den kodifizierten Regeln eines immer weiter ausdifferenzierten Kriegsrechts und Kriegsvölkerrechts geführt werden. Eine der wichtigsten Auswirkungen war, dass - zumindest in der politischen und militärischen Vorstellungswelt - im Regelfall nur noch die Streitkräfte des Gegners als legitimes Ziel militärischer Handlungen gelten sollten, nicht aber die Zivilbevölkerung.1 Diese
Einhegung des Krieges war allerdings auf die Beziehungen zwischen europäischen bzw. atlantischen Staaten beschränkt: Bezeichnenderweise galten die rechtlichen Beschränkungen, die nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges in diesem zwischenstaatlichen Kriegskonzept zum Tragen kamen, nicht für die gleichzeitigen Kriege dieser Staaten in ihren Kolonien oder gegen andere, nichteuropäische Völker.2
In dieser Hauarbeit soll untersucht und skizziert werden was die Charakteristika eines regulären Krieges sind. Dem gegenüber stehen die irregulären Strukturen des Partisanenkrieges, welcher sich infolge seiner wechselnden Kampfstrategie nur schwer durch eine Charakterisierung abgrenzen lässt, jedoch von seiner Struktur ist er als asymmetrischer Krieg zu verstehen. Die Vorrausetzungen unter denn er angewandt wird lassen sie an dem Beispiel Vietnam exemplarisch zeigen. Der Vietcong kämpfte gegen die Amerikaner. Hier veränderte sich Taktik und Strategie auf Seiten beider Kriegsparteien, wobei dieser Transformationsprozess ein „reziproken Charakter im Sinne einer militärischen Eskalationstheorie [ist].“3
1 Vgl. Hoch, Martin, Krieg und Politik im 21. Jahrhundert, in: Aus Politik und Zeitgeschichte.
Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament vom 11.05.2001, S.17-25.
2 Vgl. Frey, Marc, Geschichte des Vietnamkrieges. Die Tragödie in Asien und das Ende des
amerikanischen Traumes, München 1999, S.88-95.
3 Arend, Wolfgang, Vietnam: Vom irregulären zum regulären Krieg, in Münkler, Herfried (Hrsg.),
Der Partisan. Theorie, Strategie, Gestalt, Opladen 1990, S.182.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Staatenkrieg
- Partisanenkrieg
- Begriffserklärung
- Die Gestalt des Partisanen
- Der Partisanenkrieg als Element des großen Krieges
- Strategie und Taktik im Vietnamkrieg
- Strategie und Taktik als Elemente der Kriegsführung
- Der Vietcong
- Strategie des Vietcong
- Taktik des Vietcong
- Der Vietcong in den Phasen des Krieges
- Die Vereinigten Staaten von Amerika
- Strategie der USA
- Taktik der USA
- Die Veränderungen der Kriegsführung im Vietnamkrieg
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Charakteristika eines regulären Krieges im Kontext der modernen Staatenbildung in Europa. Im Gegenzug dazu untersucht sie die irregulären Strukturen des Partisanenkrieges, der sich aufgrund seiner variablen Kampfstrategie nur schwer kategorisieren lässt. Der Partisanenkrieg wird als asymmetrischer Krieg betrachtet und am Beispiel Vietnams gezeigt, wo der Vietcong gegen die Amerikaner kämpfte. Die Analyse beleuchtet die Transformation von Taktik und Strategie auf beiden Seiten des Konflikts, die als ein „reziproker Charakter im Sinne einer militärischen Eskalationstheorie“ verstanden werden kann.
- Die Entwicklung des Staatenkrieges im Kontext der europäischen Staatsbildung
- Die Charakteristika des Partisanenkrieges und seine Abgrenzung vom regulären Krieg
- Die Analyse des Vietnamkrieges als Beispiel für einen asymmetrischen Konflikt
- Die Veränderungen von Taktik und Strategie im Vietnamkrieg
- Die Auswirkungen des Partisanenkrieges auf die traditionelle Kriegsführung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die historische Entwicklung des Staatenkrieges ein und zeigt, wie er sich nach dem Dreißigjährigen Krieg als Instrument der Staatenpolitik etablierte. Es werden die Merkmale des modernen Staates und seine Verbindung zur Kriegsführung beleuchtet.
Kapitel Zwei beleuchtet den Partisanenkrieg und seine Definition als eine Form der asymmetrischen Kriegsführung. Es werden die unterschiedlichen Erscheinungsformen des Partisanenkämpfers und seine Wandelbarkeit zwischen regulärem Soldaten und Terroristen diskutiert.
Das dritte Kapitel konzentriert sich auf die Strategie und Taktik im Vietnamkrieg. Es analysiert die unterschiedlichen Herangehensweisen des Vietcong und der Vereinigten Staaten von Amerika und zeigt die Auswirkungen der asymmetrischen Kriegsführung auf beide Seiten des Konflikts.
Schlüsselwörter
Staatenkrieg, Partisanenkrieg, asymmetrische Kriegsführung, Vietnamkrieg, Vietcong, Strategie, Taktik, Eskalation, moderne Kriegsführung.
- Arbeit zitieren
- Conrad Philipp (Autor:in), 2003, Theorie von "Staatenkriege gegenüber Partisanenkriege" am Beispiel des Vietnamkrieg, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20678