Belletristische Produktionen von deutschen Autoren über Afrika weisen sowohl populäre als
auch politische Grundmotive auf. Politische Werke vermitteln aufgewogene Informationen
über Afrika und fungieren demnach als Kontrastfolie zur Trivialliteratur,
Unterhaltungsliteratur par excellence (und zu den gängigen Medienberichten), die oft
tradierten Klischees eines romantisierenden, geheimnisvollen Afrikas verhaftet bleibt (Die
weiße Massai, Corinne Hoffman (1999) ; Die Weiße Hexe, Ilona Maria Hilliges (2000).
Die vorliegende Arbeit will Aufschluss über den sozio-politischen Inhalt der deutschen
Afrika-Literatur nach 1960 geben. Aufgrund einer diachronischen sowie synchronischen
Analyse soll festgehalten werden, dass die uns interessierenden Werke im Geiste des
postkolonialen Diskurses entstanden sind. Dabei wird zu zeigen sein, wie ein solches
Bewusstsein zustande kam. Hervorgehoben werden sollen die thematischen Schwerpunkte,
die sich aus der ästhetisch- literarischen sowie den politischen Inhalten der zu untersuchenden
literarischen Aufzeichnungen herauslesen lassen.
Die von mir ausgewählten Werke sind: Janheinz Jahn: Durch afrikanische Türen
(1960); Uwe Timm: Morenga (1978); Peter Weiss: Gesang vom Lusitanischen Popanz
(1967); Thomas Ross: Es ist mir leid um dich mein Bruder Jonathan (1979); Hubert Fichtes:
Psyche (1990); Hans Christoph Buch: Tropische Früchte. Afroamerikanische Impressionen
(1993); Hans Christoph Buch: Kain und Abel in Afrika (2001). [...]
Inhaltsverzeichnis
- Die Rehabilitation der „schwarzafrikanischen“ Kultur in der deutschen Literatur nach 1960
- Belletristische Produktionen von deutschen Autoren über Afrika
- Sozio-politischer Inhalt der deutschen Afrika-Literatur nach 1960
- Analyse ausgewählter Werke
- Kritische Stellungnahme zum kolonialen Vorgang (Morenga & Gesang vom Lusitanischen Popanz)
- Solidarität mit den Kolonisierten (Gesang vom Lusitanischen Popanz)
- Neokoloniale Abhängigkeiten (Gesang vom Lusitanischen Popanz)
- Apartheid und Es ist mir leid um dich, mein Bruder Jonathan
- Kain und Abel in Afrika: Ethnische Konflikte im postkolonialen Afrika
- Kulturkritischer Diskurs und Identitätsfrage
- Kulturelle Entwurzelung und postkoloniale Identität
- Spannungsfeld zwischen Eigenem und Anderem
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den sozio-politischen Inhalt deutscher Afrika-Literatur nach 1960 im Kontext des postkolonialen Diskurses. Die Analyse zielt darauf ab, die Entstehung eines postkolonialen Bewusstseins in der deutschen Literatur aufzuzeigen und die thematischen Schwerpunkte dieser Werke herauszuarbeiten.
- Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit in der deutschen Literatur
- Identitätsfindung der kolonisierten Völker Afrikas
- Kritik an Kolonialismus und Neokolonialismus
- Darstellung der Apartheid in Südafrika
- Ursachen ethnischer Konflikte im postkolonialen Afrika
Zusammenfassung der Kapitel
Die Rehabilitation der „schwarzafrikanischen“ Kultur in der deutschen Literatur nach 1960: Diese Einleitung skizziert die Forschungsfrage und den methodischen Ansatz der Arbeit. Es wird die These aufgestellt, dass die untersuchten Werke im Geiste des postkolonialen Diskurses entstanden sind und ein sozio-politischen Inhalt aufweisen, der die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit und die Identitätsfindung der kolonisierten Völker Afrikas thematisiert. Die Auswahl der analysierten Werke – von Jahn bis Buch – wird begründet.
Belletristische Produktionen von deutschen Autoren über Afrika: Dieser Abschnitt analysiert die unterschiedlichen Motive in der deutschen Afrika-Literatur, unterscheidet zwischen politischen Werken, die differenzierte Informationen vermitteln, und der Trivialliteratur, die oft auf Klischees beruht. Die Arbeit positioniert sich als Beitrag zur Analyse des sozio-politischen Inhalts, im Gegensatz zu rein ästhetischen Betrachtungen.
Analyse ausgewählter Werke: Dieser Teil stellt die ausgewählten Werke von Janheinz Jahn, Uwe Timm, Peter Weiss, Thomas Ross, Hubert Fichte und Hans Christoph Buch vor und zeigt die unterschiedlichen Perspektiven und Herangehensweisen der Autoren an die Thematik auf. Es werden verschiedene Aspekte der kolonialen Vergangenheit und deren Folgen im postkolonialen Afrika beleuchtet.
Kritische Stellungnahme zum kolonialen Vorgang (Morenga & Gesang vom Lusitanischen Popanz): Dieser Abschnitt analysiert die scharfe Kritik am Kolonialismus in Uwe Timms "Morenga" und Peter Weiss' "Gesang vom Lusitanischen Popanz". Timm thematisiert die deutsche Kolonialpolitik in Südwestafrika, während Weiss die portugiesische Kolonialherrschaft in Angola und Mosambik kritisiert. Es werden konkrete Beispiele aus den Werken herangezogen, um die brutale Realität des Kolonialismus darzustellen.
Solidarität mit den Kolonisierten (Gesang vom Lusitanischen Popanz): Hier wird die Solidarität Peter Weiss' mit den kolonisierten Afrikanern in "Gesang vom Lusitanischen Popanz" analysiert. Die metaphorische Sprache des Textes und die explizite Bekundung von Weiss' Identifikation mit den Unterdrückten der Welt werden diskutiert und interpretiert.
Neokoloniale Abhängigkeiten (Gesang vom Lusitanischen Popanz): Dieser Abschnitt analysiert Weiss' Auseinandersetzung mit neokolonialen Abhängigkeiten. Es wird gezeigt, wie Weiss die langfristigen Folgen des Kolonialismus aufzeigt und vor deren Fortbestand warnt. Der metaphorische Hinweis auf den anhaltenden Einfluss des Kolonialismus wird im Detail untersucht.
Apartheid und Es ist mir leid um dich, mein Bruder Jonathan: Dieser Teil analysiert Thomas Ross' Roman "Es ist mir leid um dich, mein Bruder Jonathan" als politische Abrechnung mit der Apartheid in Südafrika. Die Darstellung der Lebensbedingungen der Schwarzen in den Townships und die Polemik um den Tod von Steve Biko, der im Roman als Jonathan Mageba dargestellt wird, werden ausführlich erörtert.
Kain und Abel in Afrika: Ethnische Konflikte im postkolonialen Afrika: Dieser Abschnitt behandelt Hans Christoph Buchs "Kain und Abel in Afrika" und zeigt auf, wie der Autor die Ursachen ethnischer Konflikte im postkolonialen Afrika auf die koloniale Vergangenheit zurückführt. Der Ruanda-Konflikt dient als Beispiel, um die langfristigen Folgen des europäischen Kolonialismus aufzuzeigen.
Kulturkritischer Diskurs und Identitätsfrage: Dieser Abschnitt konzentriert sich auf den kulturkritischen Diskurs und die Identitätsfrage der kolonisierten Völker. Frantz Fanons Konzept der kulturellen Entwurzelung wird herangezogen, um die Herausforderungen der Identitätsfindung im postkolonialen Kontext zu erläutern.
Kulturelle Entwurzelung und postkoloniale Identität: Hier wird die kulturelle Entwurzelung der kolonisierten Afrikaner und deren Bemühungen um die Auffindung einer "postkolonialen Identität" diskutiert. Die gegensätzlichen Positionen von Ngugi wa Thiong'o und Wole Soyinka zur Verwendung europäischer Sprachen in der afrikanischen Literatur werden als Beispiel für die Debatte um postkoloniale Identität vorgestellt.
Schlüsselwörter
Postkolonialer Diskurs, deutsche Afrika-Literatur, Kolonialismus, Neokolonialismus, Apartheid, Identitätsfindung, kulturelle Entwurzelung, ethnische Konflikte, Afrika, Identität, Deutung, Kritik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Die Rehabilitation der „schwarzafrikanischen“ Kultur in der deutschen Literatur nach 1960
Was ist das Thema dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht den sozio-politischen Inhalt deutscher Afrika-Literatur nach 1960 im Kontext des postkolonialen Diskurses. Sie analysiert die Entstehung eines postkolonialen Bewusstseins in der deutschen Literatur und die thematischen Schwerpunkte dieser Werke. Die Analyse konzentriert sich auf die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit, die Identitätsfindung der kolonisierten Völker Afrikas, Kritik an Kolonialismus und Neokolonialismus, die Darstellung der Apartheid und die Ursachen ethnischer Konflikte im postkolonialen Afrika.
Welche Werke werden analysiert?
Die Arbeit analysiert ausgewählte Werke von Janheinz Jahn, Uwe Timm (Morenga), Peter Weiss (Gesang vom Lusitanischen Popanz), Thomas Ross (Es ist mir leid um dich, mein Bruder Jonathan), Hubert Fichte und Hans Christoph Buch (Kain und Abel in Afrika). Die Auswahl begründet sich auf der Relevanz der Werke für die Forschungsfrage.
Welche Themen werden in den einzelnen Kapiteln behandelt?
Die Arbeit gliedert sich in Kapitel, die sich mit der Rehabilitation der „schwarzafrikanischen“ Kultur, belletristischen Produktionen deutscher Autoren über Afrika, einer detaillierten Analyse ausgewählter Werke, der kritischen Stellungnahme zum kolonialen Vorgang (mit Fokus auf Morenga und Gesang vom Lusitanischen Popanz), Solidarität mit den Kolonisierten, neokolonialen Abhängigkeiten, der Apartheid, ethnischen Konflikten im postkolonialen Afrika, dem kulturkritischen Diskurs und der Identitätsfrage sowie kultureller Entwurzelung und postkolonialer Identität auseinandersetzen. Jedes Kapitel beleuchtet spezifische Aspekte der kolonialen Vergangenheit und deren Folgen.
Wie wird der Kolonialismus in den analysierten Werken dargestellt?
Die Arbeit zeigt die scharfe Kritik am Kolonialismus in den untersuchten Werken auf. Es werden die brutale Realität des Kolonialismus, die Solidarität der Autoren mit den Kolonisierten und die langfristigen Folgen des Kolonialismus (einschließlich neokolonialer Abhängigkeiten) analysiert. Konkrete Beispiele aus den Werken illustrieren die dargestellten Thesen.
Welche Rolle spielt die Identitätsfindung in der Arbeit?
Die Identitätsfindung der kolonisierten Völker Afrikas ist ein zentrales Thema. Die Arbeit beleuchtet die kulturelle Entwurzelung und die Herausforderungen der Identitätsfindung im postkolonialen Kontext. Die gegensätzlichen Positionen von Ngugi wa Thiong'o und Wole Soyinka zur Verwendung europäischer Sprachen in der afrikanischen Literatur werden als Beispiel für die Debatte um postkoloniale Identität vorgestellt.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass die untersuchten Werke im Geiste des postkolonialen Diskurses entstanden sind und einen sozio-politischen Inhalt aufweisen, der die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit und die Identitätsfindung der kolonisierten Völker Afrikas thematisiert. Die Analyse zeigt die vielfältigen Perspektiven und Herangehensweisen der Autoren an die Thematik auf und trägt zum Verständnis der deutschen Afrika-Literatur nach 1960 bei.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Postkolonialer Diskurs, deutsche Afrika-Literatur, Kolonialismus, Neokolonialismus, Apartheid, Identitätsfindung, kulturelle Entwurzelung, ethnische Konflikte, Afrika, Identität, Deutung, Kritik.
- Arbeit zitieren
- Lacina Yeo (Autor:in), 2004, Die Rehabilitation "Schwarz-Afrikas" in der deutschen Literatur nach 1960, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20685